Weshalb dürfen eigentlich alle anderen Bandmitglieder on Stage durch die Gegend rennen, nur der Keyboarder nicht? Das fragen sich Musiker und Hersteller bereits seit Jahrzehnten und entwickeln durch mobile Keyboards wie Keytar und Umhänge-Synthies flexible Lösungen. Damit es auf der Bühne richtig abgeht:
Check it: Mobile Keyboards als Show-Element
- Als Keyboard für Action auf der Bühne sorgen
- Schluss mit dem Versteckspiel hinter Keyboardburgen
- Verabschieden von monotoner Statik
- Vom Keyboardständer an die Rampe
- Ein paar beliebte Beispiele für mobile Keyboards
Wie mobile Keyboards für Action auf der Bühne sorgen
Wenn sich auf der Bühne nichts bewegt, kann man auch gleich vor dem Fernseher sitzenbleiben. Was wir sehen wollen, ist letztlich eine Show und da darf und muss es durchaus rund gehen. Zumindest wenn wir uns nicht im klassischen Bereich bewegen. Und mal ganz ehrlich, wenn der Keyboard wir angewurzelt an einer Stelle sitzt oder steht, kann das bei allem künstlerischen Können ziemlich dämlich aussehen.
Für den Bewegungsspielraum sorgen mobile Keyboards unterschiedlichen Ausführungen als MIDI-Controller, Umhänge-Synthesizer mit integrierter Klangerzeugung, Keytar-Controller und diversen weiteren Bauformen. Also, aufstehen und losgerockt. Weshalb diese Domäne immer nur den anderen Musikern überlassen?
Als die Keyboarder laufen lernten
Wer sich auf der Bühne am meisten bewegt, wird am meisten beachtet. So ist es nun mal. Die musikalische Rock- und Pop-Bühne ist kein behagliches Wohnzimmer, auch kein Ort, an dem filigran-virtuose Höchstleistungen über die Publikumsgunst entscheiden. Die Gesangs- und Saitenakrobaten stehen im Mittelpunkt und ernten den meisten Ruhm. Immerhin turnen sie an vorderster Bühnenseite über die Bretter, die den Spaß bedeuten. Und dann kam die Zeit, in der die Keyboarder laufen lernten.
Man kann’s auch übertreiben mit dem Versteckspiel
Mag sein, mancher Bassist verpennt die Möglichkeit, ausgiebig in der Menge zu baden, weil er sich direkt am Drummer zu orientieren hat, obschon er die Möglichkeit zur Show-freudigen Bewegung durch mobile Instrumente hätte. Was aber machen die Keyboarder? Oftmals versteckt hinter einem kompletten Keyboard-Burg, sind diese besonderen Bühnenprotagonisten für das Publikum zuweilen nicht mal sichtbar. Man kann’s auch übertreiben mit dem Versteckspiel.
Die Statiker müssen irgendwie in Bewegung gesetzt werden
Tatsache ist, dass die Keyboarder im Live-Szenario oftmals die unbeweglichsten aller Musiker sind. Was sollen sie auch tun, den kompletten Gerätepark können sie sich kaum um die Schultern schnallen, von der Verkabelung ganz zu schweigen. Können sie nicht? Können sie doch! Na ja, selbstverständlich nicht sämtliche Keyboards, Synthies, Expander und sonst was alles.
Aber weshalb sollten sich die Tastenkünstler nicht auch an der offensiven Show beteiligen? Immerhin gibt es bereits seit Jahrzehnten mobile Keyboards, die einfach nur vernünftig in das Gesamtsystem eingebunden werden müssen. Bezeichnet werden diese Kandidaten als „Keytar“, eine Wortschöpfung aus Keyboard und Gitarre.
Vom Keyboardständer weg an die Rampe
Klar ist, dass mobile Keyboards – in welcher konkreten Bauweise auch immer – im Normalfall nur eine Tastatur haben, auf einer Körperseite hängen und insofern auch nur mit einer Hand gespielt werden können. Die andere Hand benötigst du, um das Instrument zu halten und teils ein paar Zusatzfunktionen wie den Pitch-Bend zu bedienen.
Eigentlich würde in solchen Situationen an der Rampe kein Mensch von dir verlangen, dein komplettes Soundspektrum zu liefern. Du lieferst es trotzdem, zumal der Controller oder Synthie möglicherweise über eine eigene Klangerzeugung verfügt oder eben mit deiner Burg verbunden ist.
Roland AX-Edge Black – Umhänge Synthie mit Klangerzeugung
Ein durchaus interessanter Vertreter aus der Abteilung mobile Keyboards kommt mit dem AX Edge Black von Roland. Der beliebte Synthie ist ausgiebig bühnenerprobt und zeichnet sich dabei durch umfangreiche Funktionalität und optimale Soundausbeute aus. Integriert sind 320 Programme und mehr als 500 Preset-Sound für Keytarists, außerdem 29 verschiedene Part-Multi-Effekte, EQ und dieselbe Anzahl an Programm-Multi-Effekten. Sogar ein Vocoder mit Mikrofoneingang ist mit an Bord.
KORG RK-100S 2 Red
Auch Korg hat mit mit dem RK-100S 2 ein mehr interessantes Keytar auf dem Markt. Ausgestattet ist der moderne Umhänge-Synthesizer mit 37 anschlagsdynamischen Minitasten und zwei Ribbon-Controllern. Zudem bietet er eine achtstimmige Polyphonie, einen 16-Band-Vocoder, Oszillatoren, Rauschgenerator, insgesamt 200 Preset-Sounds und selbstverständlich auch den Mikrofon-Eingang.
Alles vorhanden, was du für deinen Showeinlagen am Bühnenrand benötigst. Und dennoch kannst du auf sämtliche Soundoptionen mühelos zurückgreifen. Ach ja, der RK-100S bringt ein zurückhaltendes Gewicht von gerademal 3,15 kg auf die Waage. Das schaffst du, ohne in die Knie gezogen zu werden. Versuchen das mal mit deiner Keyboard-Burg und häng‘ dir vielleicht noch den Keyboardständer um den Hals.
Alesis Vortex Wireless 2
Die übliche Problematik bei Keytar-Modelle bleibt die Verkabelung. Je nach Modell gibt es dabei unterschiedliche Ausführungen. Nur bei wenigen kann man außer auf den Stromanschluss auch auf das Datenkabel verzichten. Die Saitenakrobaten kennen das. Mit einem Kabel am Verstärker ist man noch lange nicht frei. Aber für diese Herausforderung gibt es Lösungen.
Beim Vortex Wireless 2 von Alesis handelt es sich um einen ziemlich rudimentären Keytar-Controller, der in Sachen Funktionalität auf das Wesentliche begrenzt ist. Letztlich aber ist alles vorhanden, was du im Live-Einsatz benötigst, wie beispielsweise die 35 anschlagsdynamischen Tasten mit Aftertouch. Das herausstechend pragmatische Feature aber ist der im Lieferumfang enthaltene drahtlose USB-Empfänger. Mach dich auf unkomplizierte Weise kabelfrei und rase schon mal dem Gitarristen hinterher. Showtime.
Keine Missverständnisse aufkommen lassen
Um Missverständnissen vorzubeugen: Bei zahlreichen Modellen, die sich als mobile Keyboards bezeichnen lassen, handelt es sich eigentlich nicht im eigentlichen Sinne um Keyboards, sondern um Controller. Über die Tastatur werden sind zwar die Töne und Harmonien spielbar. Vielfach wird darüber aber entweder nur der Synthie-Bass oder die eingängige Melodie oder Hook-Line gespielt. Hinsichtlich der Sounds greifen mobile Keyboards auf die Expander oder die Sounds der Keyboards in der Burg zurück.
Viele Namen für die gleiche Zielsetzung
Die Idee, auch den Tastenkünstlern auf der Bühne ausreichen Bewegungsfreiheit zu verschaffen ist nicht wirklich neu. Für mobile Keyboards haben sich jedoch im Laufe der Jahre und Jahrzehnte unterschiedliche Bezeichnungen etabliert, die sich wiederum am jeweils aktuellen Stand der Technik orientieren.
Man nannte sie Umhänge-Keyboard, dann Remote-Keyboards; inzwischen spricht man von Umhänge-Synthesizern oder eben als typische Adaption aus Keyboard und Gitarre von Keytars. Allesamt haben nahezu ausschließlich ein Ziel. Den Keyboard vom unbeteiligten Bühnenrand wegzuholen und ihn Showband-like aktiv in das Bühnengeschehen mit einzubinden.
Trotz Mobilität immer noch Herr im Technologiepark
Die nicht zu unterschätzende Herausforderung ist die, dass der Keyboard weiterhin Herr über seinen Technologiepark bleiben muss, wofür das Gerät hinsichtlich der Anschlüsse, der Software aus auch der weiteren Zugriffsmöglichkeiten umfassend kompatibel sein muss. Sicherlich kann der Zugriff nicht derart komfortabel sein, wie bei den eigentlichen Masterkeyboards.
Es ist und bleibt ein Kompromiss, den es sich aber wirklich einzugehen lohnt. Diese Controller haben als mobile Keyboards vieles, aber eben nicht alles. Nur ist das eben auch nicht nötig. Es geht um die punktuelle und situative Show.
Optisch alles andere als grau-schwarze Mauerblümchen
Gerade weil es hier um einen visuellen Faktor als Bereicherung des Bühnenszenarios geht, ist es natürlich auch hochwichtig, dass die Dinger sich mit einer ansehnlichen und bühnentauglichen Optik präsentieren. Ist euch schon mal aufgefallen, dass nur die wenigsten Keytars im monoton langweilen Schwarz designt sind.
Zugegeben, sie sind keine designtechnischen Kunstwerke aus malerischer Meisterhand. Aber sie bringen eine Portion Farben mit, exakt dorthin, wo sie sein soll. Im Mittelpunkt der Bühne und im direkten Blickfeld eurer Fans. Und selbst wenn sie nicht rot, blau oder sonst was, sondern schlichtweg weiß sind, ist das die Farbe, in der sich die Strahlen der Scheinwerfer optimal reflektieren können. Ach, Weiß ist ja gar keine Farbe. Dumm gelaufen. Trotzdem sieht es geil aus.
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