Musikereffekt Vocoder

Roboterstimme und so viel mehr

Wer schon mal was vom Vocoder-Effekt gehört hat, denkt sicher an Roboterstimmen und Schwanenhalsmikrofone. Doch der Vocoder kann viel mehr. Schauen wir uns an, wo er herkommt, wie er funktioniert und was man damit so alles anstellen kann.

Der Vocoder ist ein Effekt, bei dem der Wunsch nach „Schwerter zu Pflugscharen“ tatsächlich mal erhört wurde. Ursprünglich entwickelt wurde er nämlich zu militärischen Zwecken, und nun ist er ein interessanter Effekt, der so manchen Song bereichert. Ziel war es damals, Sprache zu kodieren, als Analogsignal über eine elektrische Leitung zu versenden und am Ziel wieder zu dekodieren. Das war offensichtlich nicht so der Hit, denn durchgesetzt hat er sich beim Militär nicht. Umso mehr konnten Musiker was damit anfangen, denn die Verfremdung von Klängen aller Art ist bei uns seit jeher ja schwer beliebt.

Vocoder Funktionsweise

Zunächst mal benötigt ein Vocoder zwei Eingangssignale, um damit seine Arbeit zu verrichten. Das erste Signal ist das sogenannte Carrier- oder Trägersignal. Dies war bei der Militärversion ein Rauschen, doch beim Musikereffekt kann hier jedes beliebige Signal zum Einsatz kommen. Das Carrier-Signal ist das, was wir bearbeitet am Ende auch hören. Bearbeitet wird es vom zweiten Signal, dem Steuer- oder Modulationssignal.

Beide Signale landen nun im Vocoder, dessen Funktionsprinzip der menschlichen Stimme mit ihren Artikulationsmöglichkeiten nachempfunden ist. Er arbeitet mit Bandpass-Filtern und zerlegt das Signal des Steuersignals in viele Frequenzbänder, die dann in Spannungen gewandelt werden. Das Spektrum des Steuersignal bearbeitet das Carrier-Signal so, dass es dem Schwingungsverlauf des Steuersignals entsprechend erklingt. Das ist zugegebenermaßen etwas vereinfacht, reicht aber aus um zu verstehen, was man mit einem Vocoder anstellen kann.

Den Arturia Vocoder V hörst du unten in den Klangbeispielen | Screenshot: Kaeßmann

Vocoder – Es muss nicht immer mit menschlicher Stimme sein

Ganz bewusst habe eben nur allgemein von einem Steuersignal geschrieben und damit eben nicht gemeint, dass es sich dabei um menschliche Stimme handeln muss. Klar, da kommt der Vocoder her und die bekanntesten Beispiele sind ja auch die synthetischen Stimmen wie sie zum Beispiel von der legendären Band Kraftwerk in Songs wie „Autobahn“ oder „Die Stimme der Energie“ eingesetzt wurden. Doch grundsätzlich kann man jedes Signal zur Vocoder-Steuerung benutzen. Neben Vocals funktioniert alles mit vielen Transienten wie Drums oder andere „knackige“ Sounds sehr gut.

Kurzer Exkurs für alle, die bereits losgelegt haben und sich wundern, warum viele Roboterstimmen bei Kraftwerk so „anders“ klingen und man sie mit dem Vocoder einfach nicht richtig hinbekommt: Die Band hat gerne auch medizinische Sprachcomputer benutzt, die eigentlich für Menschen gedacht sind, die nicht (mehr) sprechen können. Gerade ältere Modelle klangen doch sehr synthetisch und eigneten sich deshalb perfekt für die Roboter-Illusion.

Vocoder und das Schwanenhaltmikrofon – berühmte Geräte

Die „typische“ Bauform eines Vocoders ist ein Tischgerät mit einer kleinen Tastatur und einem Schwanenhalsmikrofon oben drauf. Dass viele Musiker an genau so ein Gerät denken, wenn es um Vocoder geht, liegt an zwei echten Klassikern. Im Jahr 1978 erschien der Korg VC-10, ein Jahr später dann der Roland VP-330. Und die waren nicht nur bezahlbar und machten einen hervorragenden Job, sondern sahen eben exakt so aus.

Dabei gab es damals noch einige weitere Modelle, die großartige Ergebnisse lieferten, aber ganz anders aussahen. Dazu zählen die Modelle Vocoder 3000 und 5000 von EMS oder der Electro Harmonix Vocoder.

Das 90er-Jahre-Effektgerät Ensoniq DP/4 hat einen tollen Vocoder | Foto: Kaeßmann

In den 90er-Jahren war der Vocoder dann so normal geworden, dass er in vielen Multieffektgeräten zwischen Hall, Delay und Chorus zu finden war, etwa im Boss SE-70 oder im Ensoniq DP/4.

Aktuelle Vocoder und Synthesizer damit

Der Vocoder ist mal mehr, mal weniger in Mode, doch weder aus der elektronischen Clubmusik noch dem Pop jemals wieder komplett verschwunden. Und so ist es nicht verwunderlich, dass es auch aktuell einige Synthesizer und Effektgeräte gibt, die nicht ganz zufällig an die legendären Geräte der 70er erinnern.

Korg MicroKorg

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Korg microKORG
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Der älteste unter den Neulingen ist der am längsten in Serie gebaute Synthesizer aller Zeiten, der Korg MicroKorg. Schon seit 2002 ist das erste Modell unverändert auf dem Markt und erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Kein Wunder, denn neben wirklich hervorragenden virtuell-analogen Synth-Sounds gibt’s einen integrierten Vocoder – und das Schwanenhalsmikrofon wird direkt mitgeliefert!

Roland VT-4

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Roland VT-4
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Nachdem Roland den legendären VP-330 als limitiertes Boutique-Gerät VP-03 wiederaufleben lies, greifen Liebhaber dieser Marke nun auf den Roland VT-4 zurück. Darin gibt’s u. a. Pitch Shifting, Harmonizer und eben auch Vocoder-Effekte.

Arturia MicroFreak

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Arturia MicroFreak
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In der aktuellen Version hat Arturia dem MicroFreak auch eine Vocoder-Funktion spendiert. Einzig das passende Mikrofon muss man zusätzlich erwerben – sofern man auf den Schwanenhals steht und wer bitte tut das nicht? Ansonsten ist alles drin und dran bei diesem Hybrid-Synthesizer mit seinem kleinen Touch-Keyboard.

Behringer Vocoder VC-340

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Behringer Vocoder VC340
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Das ist doch …? Nein ist es nicht, sondern der Klon von Behringer. Nachdem das Original von Roland nur sehr schwer auf dem Gebrauchtmarkt zu bekommen ist und wie oben schon geschrieben auch der digitale Nachbau von Roland nicht mehr hergestellt wird, kommt hier eine interessante und Behringer-typisch auch günstige Alternative. Wie sein Vorbild hat auch dieser Vocoder ein eingebautes String Ensemble sowie ein 10-bandiges Filter.

Boss VO-1

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Boss VO-1 Vocoder
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Wer es lieber sehr kompakt mag, kann für den Vocoder-Effekt auch auf ein Pedal zurückgreifen. Der Boss VO-1 hat neben dem Vocoder auch gleich Talk-Box-, und Choir-Mode mit dabei. Und Boss kann eben auf die jahrzehntelange Erfahrung der Mutterfirma Roland bauen. Ganz wichtig: Dieses Pedal funktioniert nicht nur mit Gitarre, sondern mit jedem Instrument mit 6,3-mm-Klinkenkabel!

Vocoder-Klangbeispiele

Klar, jetzt wollen wir auch was hören. Fangen wir an mit etwas, dass wir sonst eigentlich nicht machen: Wir nehmen ein fertiges Beispiel. Aber Einsteigern vom Vocoder zu erzählen, ohne ihnen die „Stimme der Energie“ von Kraftwerk vorzuspielen, geht einfach nicht. Hier also eins der berühmtesten Vocoder-Beispiele in der Geschichte der Musik.

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Mehr Informationen

Und nun zu einem selbst gemachten Beispiel: Der oben erwähnte Korg microKorg mit drei verschiedenen Aufnahmen. Die Sprachverständlichkeit dieses Vocoders ist auch bei mehrstimmigen Akkorden immer noch hervorragend. Möchte man eine „Alien-“ oder „Roboterstimme“ erzeugen, reicht meist ein einziger Carrier-Ton.

Und noch ein weiteres Beispiel, diesmal aus dem Vocoder V von Aturia, der Bestandteil der Arturia V Collection ist. Hier hörst du, dass es nicht immer eine menschliche Stimme sein muss, die als Modulator herhält. Auch ein Drumbeat kann tolle Effekte erzielen. So bearbeitet erhält der Beat eine völlig neue Klangfarbe, bleibt aber rhythmisch. Entweder als zusätzlicher Effekt unter der originalen Version oder direkt als neuer Beat kommt das klasse. Am Anfang hörst du den Original-Sound, dann wird der Vocoder dazugeschaltet.

Vocoder – Fazit

Du siehst: Ein Vocoder ist ein vielseitig einzusetzender und mächtiger Effekt, der längst nicht nur mit menschlicher Stimme funktioniert. Probier es selbst mal aus und schicke verschiedene Modulator-Signale in einen Vocoder. Wir sind gespannt, was du damit anstellst!

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Arturia V Collection 9 Download
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