Die E-Gitarristen teilen sich in zwei Lager: Auf der einen Seite die Puristen, auf der anderen die Effektverliebten. Sicherlich haben beide Fraktionen ihre unbedingte Berechtigung. Was allerdings die Allermeisten einsetzen, ist das Delay. Verbleibt die Frage, wie du Delay-Pedale richtig einsetzen und die Möglichkeiten rundum ausschöpfen kannst. Schauen wir mal.
Check it: Wie man Delay-Pedale richtig einsetzt
- Raumeffekte im Wandel
- Externe Unterstützung durch Preamps
- Mangelnde Klangneutralität beachten
- Effektloop als Split von Wet und Dry
- Volume- oder EQ-Pedal in den Effekt-Loop
- Pragmatische Nutzung der MIDI-Schnittstelle
Delay-Pedale richtig einsetzen und das Beste rausholen
Es gibt zahlreiche Effekte, auf Pedalboards oder in Multieffektgeräten, bei denen sich die Geister streiten, ob man sie wirklich benötigt. Indes die Vielzahl der erzielbaren Sounds sich bei den allermeisten Gitarreros spätestens im Live-Einsatz ohnehin auf etwa eine Handvoll reduziert, hängt sich die Effektverliebtheit oftmals per se an den eigenen Galgen. Unbesehen dessen ist es natürlich ein unbedingt positiver Ansatz, am eigenen Sound zu arbeiten und zu experimentieren. Ein Effekt, an dem aber eigentlich kein E-Gitarrist vorbeikommt, ist das Delay. Allerdings sollte man Delay-Pedale richtig einsetzen, um wirklich das Beste rauszuholen.
Raumeffekte im Wandel – Features wollen genutzt werden
Tatsächlich sind die Zeiten der absolut rudimentären Delay-Pedale, die lediglich mit höchstenfalls drei Potis für Delay-Zeit, Mix und Repeat ausgestattet waren, ziemlich vorbei. Aktuelle Kameraden der Delay-Abteilung sind mit zahlreichen Features befrachtet und haben kaum noch etwas mit ihren einstigen Vorgängern zu tun. Leider aber werden die gebotenen Möglichkeiten allenfalls selten rundum ausgeschöpft. Dabei steckt nicht selten darin ein immenses Potenzial den eigenen Sound aufzuwerten. Wenn man Delay-Pedale richtig einsetzen will, sollte man sich auch mit dem integrierten technischen Angebot auseinandersetzen, sei das die Modulationssektion, die Expression-Pedal-Kontrolle oder die bei vielen Geräten vorhandene MIDI-Steuerung.
Auf externe Unterstützung durch Preamp setzen
Betonen sollten wir bereits an dieser Stelle, dass die folgenden Tipps lediglich Vorschläge sind, wie du Delay-Pedale richtig einsetzen kannst. Schließlich wird damit dein Sound beeinflusst. Und wie du klingen möchtest, kannst ausschließlich du selbst entscheiden. Schauen wir gleich zu Anfang, wie man den Delay-Einsatz mit weiteren Geräten optimieren kann, bevor wir danach ans Eingemachte gehen. Du kennst das vom Verstärker:
Die klingen immer dann besser und voller, sofern man sie in die Sättigung treibt, also ein wenig weiter aufdreht. Bei Delay-Pedalen gilt eigentlich dasselbe Prinzip. Auch bei diesen Raumeffekten, kann der Ton dadurch optimiert werden, indem man einen Vorverstärker davor setzt, welcher Art auch immer. So kann beispielsweise ein Kompressor, ein Booster oder ein Low-Gain-Overdrive vorgeschaltet werden, wodurch der Ton hörenswert fetter und wärmer wird.
Preamps wie Kompressor und Co. sind nicht klangneutral
Der Vorteil der somit als Preamp vorgeschalteten Geräte ist, dass sie das durch das Delay laufenden Signal leicht boosten. Und da wir Gitarristen ja alle soundverliebte Gefühlsmenschen sind, die auf durchsetzungsfähige Töne stehen, sorgt die Kombination für eine gute Portion mehr Spielfreude, die sich unmittelbar auf die Finger übertragen wird. Dabei bedenken solltest du zugleich, dass die Booster und Co.sich auch bei einstellbarem Equalizer keinesfalls klangneutral verhalten. Tatsächlich bedeutet das nichts Geringeres, als dass du hier verschiedene Kombinationen ausprobieren solltest, So gibt es etwa Geräte, die hauptsächlich die Mitten boosten, andere sind im Bereich der Höhen besonders stark.
Der ganz pragmatische Vorteil, wenn mit Vorverstärkern gearbeitet wird, ist, dass das Signal erstens voller, kräftiger und zugleich dynamischer ertönt, außerdem rauschfreier weitergeleitet werden kann. Dass der optimale Eingangspegel dabei höchste Bedeutung hat, ist eine Selbstverständlichkeit. Letztlich ist das nicht anders als bei einem Mischpult, bei dem der Gain der Eingangskanäle eingepegelt wird. Ein zu schwaches Signal bedeutet im Zweifelsfalls ein hohes Rauschen; ein zu hohes Eingangssignal verzerrt; beides darf nicht passieren. So auch mit dem Signal, das vom Vorverstärker an das Delay-Pedal weitergegeben wird.
Für Freunde von klassischen Delay-Sounds
Eine solche Herangehensweise ist übrigens keineswegs neu. Vielmehr gab und gibt es diverse Delay-Pedale mit integriertem Preamp. Zahlreiche Vintage-Delays mit integriertem Preamp bevölkerten bereits vor Jahrzehnten den Markt. Zu den Legenden schlechthin gehört beispielsweise der Deluxe Memory Man von Electro Harmonix, der wirklich Massen von Gitarristen begeistert hat. Sein vermutlich prominentester Anwender dürfte The Edge sein, dessen Gitarre-Spiel die Möglichkeiten des analogen Pedals in beeindruckender Weise anreißt.
Effektloop als Split von Wet und Dry nutzen
Diverse aktuelle Delay-Pedale verfügen über einen integrierten Effekt-Loop. Doch ganz ehrlich: So selten wie das Potenzial dieser Loops von den Gitarristen genutzt wird, hätten die Hersteller sich dieses Feature auch gleich schenken können. Dabei ist die Idee dahinter wirklich vielversprechend. Zunächst kann man über diesen Einschleifweg dem Delay-Signal weitere Modulationseffekte beimischen. Das allerdings ist eher eine Grundfunktion, wenn man Delay-Pedale richtig einsetzen will. Ebenso kannst du den Effekt-Loop mit einem zweiten Gitarrenverstärker verbinden, wobei das Delay-Signal an den zweiten Amp geleitet wird, das trockene Signal über den normalen Ausgang an den ersten Verstärker geht.
Sound mit Delay-Pedal als Splitter orchestrieren
Du greifst das Signal demnach separat ab. Tolle Wurst, und was soll das? Nun, der Vorteil ist, dass du das Delay-Signal nun ganz nach Belieben eigenständig bearbeiten kannst. Deiner kreativen Soundsuppe, sind dabei keinerlei Grenzen gesetzt. Und der Effekt kann im wahrsten Sinne des Wortes bombastisch klingen. Stell dir vor, du hast auf der einen Seite das trockene und somit deutlich identifizierbare Signal von Gitarre und Amp; auf der anderen Seite, das nach Belieben verzerrte, mit Reverb orchestrierte, oder durch Chorus und sonstige Kapriolen angereicherte Delay-Signal. Allein über den Effekt-Loop als Splitter lässt sich also bereits eine große Portion Sound aus dem Gerät kitzeln. Wenn du Delay-Pedale richtig einsetzen willst, kümmerst du dich sinnvollerweise auch um die gesamte Peripherie.
Volume-Pedal oder EQ-Pedal in den Effekt-Loop
Bleiben wir zunächst bei der Peripherie, nämlich bei einem simplen Volume-Pedal. Wenn du ein solches Pedal in den Effektloop des Delay-Pedals schaltest, kannst du darüber unkompliziert das Feedback des Delay steuern. Einer der Gitarristen, die das bis zur Perfektion auf die Spitze getrieben haben, ist Steve Morse, der mittlerweile leider ehemalige Gitarrist von Deep Purple. Über das Volume-Pedal wird in diesem Fall nicht die Lautstärke des Original-Signals gesteuert. Vielmehr geht es um das Signal im Effekt-Loop. Alternativ könntest du auch ein EQ-Pedal im Effekt-Loop verwenden, wenn du Delay-Pedale richtig nutzen möchtest. Manche Delays haben eine Equalizer-Sektion mit an Bord. Aber erstens macht das EQ-Pedal das Handling weitaus komfortabler und zweitens werden die Klangvariationen damit um ein Vielfaches erweitert.
Wo das Delay auf das Pedalboard gehört
Tatsächlich gibt es keine allgemeingültig verpflichtende Gebrauchsanweisung über die Reihenfolge der Effekte auf dem Pedalboard. Bewährt hat sich allerdings die Faustregel, dass das Delay grundsätzlich an die vorletzte Stelle gehört, nämlich nach dem ganzen anderen Brimborium, aber vor dem letztlich verfeinernden Reverb. Dabei solltest du allerdings deiner Experimentier-Freude freien Lauf lassen. Es gibt nichts Gutes, außer, man tut es. Die klanglichen Unterschiede, die sich daraus ergeben, wo du das Delay-Pedal platzierst, sind immens.
Und damit wären wir wieder bei der eingangs und mehrfach erwähnten Geschmacksfrage. Natürlich musst du grundsätzlich immer das Rausch- und Nebengeräuschverhalten im Blick behalten. In dieser Hinsicht ist das Delay-Pedal selbst allerdings vergleichsweise pflegeleicht. Die anderen Komponenten wie Kompressor, Overdrive und Co. neigen mehr dazu ein Rauschen zu produzieren.
Pragmatischer Zugriff per MIDI
Verbleibt die Frage nach dem Zugriff und im harten Bühnenalltag, wenn du Delay-Pedale richtig einsetzen willst. Das gute Ding liegt dir zu Füßen. Im Normalfall hast du dann noch einen oder mehrere Fußschalter am Gerät, aber für detaillierte Änderungen, etwa bei unterschiedlichen Songs oder Parts, müsstest du dich niederknien und an den Potis drehen. Dafür hast du weder die Zeit noch ausreichend Hände. Die müssen am Instrument bleiben. Vorteilhaft und pragmatisch sind MIDI-fähige Delay-Pedale. Dabei lassen sich via MIDI sowohl die Delay-Geschwindigkeit, die Lautstärke und beispielsweise auch die EQ-Einstellungen regeln. Due kannst dir deinen Delay-Mix in verschiedenen Variationen zusammenstellen und diese dann per simplem MIDI-Fußtritt abrufen. Delay-Pedale mit MIDI-Ausstattung können die unterschiedlichsten Parameter steuern. Und dabei geht es eben nicht nur um das Abrufen von wenigen Presets. Vielmehr kannst du Expression Pedale zwischenschalten, die deine klanglichen Möglichkeiten um ein Vielfaches erweitern.
Möglichkeiten ausschöpfen, es lohnt sich
Nun könntest du dir für jeden gewünschten Sound das nächsten Effektpedal kaufen. Ob du damit glücklich wirst und das Pedal-Board irgendwann überhaupt noch tragen kannst, darf zumindest bezweifelt werden. Sicherlich sinnvoller ist es, die gebotenen Möglichkeiten und Features der Delay-Pedale richtig einzusetzen und vollends auszuschöpfen. Das Delay ist so bedeutsam für deinen Gesamtsound, dass du das vorhandene Potenzial lieber vollends ausschöpfen und das Gerät aus seinem stiefmütterlich behandelten Einsatz herausholen solltest. Wenn du einmal zu experimentieren angefangen hast, wird sich dir schnell die volle Faszination des Effekts eröffnen. Wir wünschen dir viel Spaß dabei. Es lohnt sich zweifellos.
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