Hobbymusiker als Retter in der Krise

Musik als emotionaler Strohhalm in rauen Zeiten

Foto: Shutterstock von maximmmmum und NEGOVURA31

Seit Jahren folgt eine Krise auf die noch gar nicht überstandene andere. Deutliche Einbußen musste die Event- und Live-Branche hinnehmen. Allerdings nicht die immens große Szene der Hobbymusiker. Die wurden in den akut krisenbehafteten Zeiten sogar noch mehr. Rund 14,3 Millionen Menschen machen in ihrer Freizeit Musik. Für die Branche sind die Hobbymusiker die Retter in der Krise. Für die Musiker ist die Musik der emotionale Strohhalm, der offenbar zu den Grundbedürfnissen zählt.

Seit Jahren folgt eine Krise auf die noch gar nicht überstandene andere. Deutliche Einbußen musste die Event- und Live-Branche hinnehmen. Allerdings nicht die immens große Szene der Hobbymusiker. Die wurden in den akut krisenbehafteten Zeiten sogar noch mehr. Rund 14,3 Millionen Menschen machen in ihrer Freizeit Musik. Für die Branche sind die Hobbymusiker die Retter in der Krise. Für die Musiker ist die Musik der emotionale Strohhalm, der offenbar zu den Grundbedürfnissen zählt.

Schlecht besuchte Konzerte sind teurer als keine Konzerte

Spätestens seit Beginn des Pandemiegeschehens Anfang 2020 ist diese Welt auf den Kopf gestellt. Im Verlauf der Corona-Lockdowns und Kontaktbeschränkungen gehörte die Event-Branche zu den am stärksten Gebeutelten. Die Hoffnungen waren groß, dass Konzerte eines Tages wieder richtig durchstarten würden. Doch die tatsächlichen Auswirkungen wurden erst später schmerzhaft deutlich. Während der Corona-Zeiten konnten Musiker keine Konzerte geben. „Nach Corona“ sind Konzerte zwar wieder möglich. Doch weiterhin fehlt das zahlende Publikum. Konzerte werden massenhaft abgesagt, weil die Vorverkäufe nicht annähernd ausgebucht sind. Schlecht besuchte Konzerte sind für Veranstalter und Künstler teurer als keine Konzerte.

Eigentlich traute man sich kaum noch live zu atmen

Dabei hatte die Corona-Pandemie selbstverständlich auch Auswirkungen auf den Musikinstrumenten- und Equipment-Handel. Die Wahrheit liegt wie so oft im Detail: Bei allem, was mit Live-Beschallung zu tun hat, etwa Beschallung, Verstärker oder Boxen ging der Umsatz in 2020 um satte 30 Prozent zurück. Ähnlich war der Negativtrend bei Blasinstrumenten. Die Diskussion über die Aerosole traf die Blech- und Holzbläser ins Mark. Eigentlich traute man sich kaum noch ansteckend auszuatmen. Die Branche verzeichnete bei Blasinstrumenten einen Umsatzverlust von rund 20 Prozent.

Umsatzloch eindrucksvoll durch Hobbymusiker gestopft

Der professionelle Equipment-Markt krankte gewaltig. Das Umsatzloch wurde jedoch eindrucksvoll wieder gestopft, nämlich durch die Vielzahl von Hobbymusikern. Die stieg in der Zeit zwischen 2020 und heute geradezu rasant an. Zahlreiche Menschen hatten sich offenbar den sorgenvoll monotonen Zwangsstillstand mit Musik vertrieben. So nutzten etliche die Gelegenheit, ein Musikinstrument zu lernen. Dabei sorgten die Neueinsteiger, Wiedereinsteiger und auch bereits gestandenen Hobbymusiker insbesondere bei der E-Gitarre und den Tasteninstrumenten wie Digitalpianos, Home-Keyboards oder Synthies für einen regelrechten Boom. Die Verkaufszahlen von Saiten- und Tasteninstrumenten stiegen zeitweilig um bis zu 30 Prozent.

Saiten- und Tasteninstrumente sorgten für einen echten Boom | Foto: Shutterstock von Champ008

Hobbymusiker und Newbies gingen on Air

Ebenso erlebte das Produktions-Equipment wie Recording-Hardware, Studio-Monitore als auch DJ-Equipment einen Run. Was im öffentlichen Raum nicht mehr funktionierte, wurde in den privaten Bereich verlegt. Der Recording- und Streaming-Trend wurde zu einer großen Welle. Professionelle Studios waren ohnehin ausgestattet. In diesem Segment konnten keine nennenswerten Zuwächse erwartet werden. Vielmehr mussten einige Studiobetreiber ihr Equipment mangels Masse sogar verkaufen. Doch die Hobbymusiker und selbstproduzierenden Newbies richteten sich zu Hause mit den entsprechenden Setups ein und gingen online. Tatsächlich hatten die musikbegeisterten Amateure einer kompletten Branche den Hintern gerettet.

Angesichts der Inflation schrumpft das Geld in der Tasche

Dann kamen die unsäglichen multiplen Krisen wie der unerträgliche Krieg in der Ukraine, die Energiekrise und die rasant kletternde Inflation. Die Verbraucher hatten und haben immer weniger Geld für die notwendigen Dinge des Alltags in der Tasche. Nur folgerichtig könnte man vermuten, dass für Hobby, Freizeit und Luxus weniger Geld ausgegeben wird. In den Bereichen Luxus und Freizeit trifft das durchaus zu. Immerhin sind auch aus diesem Grund Konzerte weniger besucht. Man spart, wo man kann.

Man spart, wo man kann. | Foto: Shutterstock von Suriyawut Suriya

Amateure als Stütze der musikalischen Gesellschaft

Tatsache ist aber, dass Musikinstrumente offensichtlich als eine Art Lebenselixier begriffen und eben nicht als Luxus, auf den man eine Weile verzichten kann oder muss. Die Zahlen haben in 2022 wieder angezogen. Und für das Jahr 2023 wird sogar Rekordzahlen erwartet, die die jährlichen Verkäufe der vergangenen zehn Jahre deutlich übertreffen. Oder um das noch mal in Zahlen auszudrücken: Laut statista wird für das Jahr 2023 im Bereich der Musikinstrumente eine Umsatzsteigerung von 14,2 Prozent erwartet. Dabei stammen die allermeisten Musiker aus dem Bereich der Amateure.

Aber Musik bedeutet nicht Luxus, sondern Grundbedürfnis. | Foto: Pexels von Brett Sayles

Musikmachen gehört offensichtlich zu den Grundbedürfnissen

Für uns ist das ein weiterer Beleg dafür, dass Musikmachen zu den bedeutendsten und verbindenden Freizeitbeschäftigungen schlechthin gehört. Die Krisen reißen nicht ab und sind an Dramatik kaum zu überbieten. Nichtsdestotrotz setzen Menschen auf die Musik und erleben diese unvergleichliche Magie der Klänge, des gemeinsamen Musizierens und der dem innewohnenden Möglichkeit mit Musik Emotionen ausdrücken zu können. Musik macht einfach Spaß und den will man sich auch nicht durch die überaus realen Probleme dieser Welt nehmen lassen. Ganz offensichtlich kann Hobbymusik retten – eine gesamte Branche und das eigene Lebensgefühl. Musik ist weitaus mehr als ein Strohhalm in rauen Zeiten.

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Gerade Blasmusikvereine waren aufgrund der Aerosol-Diskussion im Krisenmodus. Aber die Verbände sind gestärkt aus der Krise hervorgegangen: „BDB als wirkungsstarker Dachverband – Blasmusik ist cool“.

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