Mitmusiker nerven, könnten diejenigen behaupten, die mit einer Loop-Station spielen und auf ihren Nebenleute einfach nicht mehr angewiesen sind. Dem ist natürlich nicht so, aber wenn man eine komplette Band in Echtzeit selbst einspielen kann, kann das durchaus Spaß machen. Hier ein paar Basics und Überlegungen, wenn du einen Looper kaufen möchtest.
Check it: Looper kaufen für Echtzeit-Overdub-Aufnahmen
- Wie du Overdub-Endlosschleifen produzierst
- Wann der Looper-Hype begann
- Kreative Freiheit als Loop-Künstler
- Worauf du beim Looper-Kauf achten solltest
- Tücken der Feature-Vielfalt bedenken
- Sinnvolle Einbindung ins Setup
- Vernünftig üben, keine Zeit verschwenden
Looper kaufen – von Echtzeitaufnahme und Overdubs
Looper sind vorstellbar als eine Art von digitalen Recordern, die in der Regel per Fuß bedient werden. Mit den Geräten lassen sich eine oder mehrere Audiospuren in Echtzeit aufnehmen, die anschließend als Endlosschleife wieder abgespielt werden können. Ganz plakativ bedeutet das also, dass du erst eine Spur aufnimmst, dann in Echtzeit die nächste darüber spielst, also dazufügst und so weiter und so weiter. Du zeichnest ein Eingangssignal auf, spielst die Aufzeichnung unmittelbar als Schleife (Loop) wieder ab, und kannst die Aufzeichnung mit weiteren Aufnahmen überspielen (Overdub). Die zuvor aufgenommenen Loops bleiben erhalten, sofern du sie nicht wieder löschst.
Geboren kurz nach Millennium mit echtem Hype-Faktor
Die ersten digitalen Looper erschienen zwar bereits in den Neunzigern auf dem Markt, waren aber für Normalmusiker viel zu kostspielig, außerdem höchst kompliziert die bedienen. Die eigentliche Geburtsstunde der Looper war im Jahr 2001, als der japanische Hersteller Boos das erste eigenständige Looper-Pedal auf den Markt brachte. Das Gerät nannte sich RC-20 Loop Station, war mit zwei Schaltern bestückt und stellte eine Loop-Zeit von immerhin schon 16 Minuten bereit. Gesichert werden konnte die Loops auf bereits 11 Speicherplätzen. Das Gerät war eine Sensation und löste einen echten Hype aus.
Endlich Freiheit und volle Kreativität ohne andere Musiker
Erstmals waren die Musiker frei, schnell entdeckten zahlreiche Multiinstrumentalisten und Sänger das Potenzial der Technologie. Immerhin waren sie damit imstande, ihre Performance komplett alleine – ohne weitere Musiker – zu gestalten, Songs live aufzunehmen und zu spielen. Gerade aufgrund der von Spur zu Spur immer extremer werdenden Komplexität der Loop-Songs bei absoluter Gestaltungsfreiheit von simplen Akkordbegleitungen bis hin zu Grooves per Beatbox und geradezu orchestral wirkenden Performances sorgten die mit Loop Station arbeitenden Musiker für großes Staunen bei ihren Zuschauern und Zuhörern. Das tun sie noch immer.
Entstanden als moderne Weiterführung der Bandschleifentechnik
Letztlich waren diese damals modernen Geräte eine Weiterentwicklung der Aufnahmetechnik mit Bandmaschinen. Bereits in den 50er-Jahren nutzte beispielsweise Gitarrist Les Paul – Namensgeber der Gibson Les Paul – zwei Bandmaschinen im sogenannten Overdub-Verfahren, wodurch er sich selbst zu seinen eigenen Tracks begleiten konnte. In den Siebzigern experimentierten dann die damaligen Avantgarde- und Psychedelic-Bands wie Pink Floyd mit der Bandschleifentechnik. Obschon man erst ab 2001 die ersten Looper kaufen konnte, basierten sie somit auf jahrzehntelangen Geschichte, die vom Vorreiter Boss plötzlich innovativ umgesetzt wurde.
Einfach ein Instrument in die Band geschmuggelt
Looper-Pedale werden von unterschiedlichsten Musikern verwendet. Begründet liegt das schon in der Natur der Sache, zumal sich darauf ja eben auch komplette Bandbesetzungen einspielen lassen. Es gibt schlichtweg endlos viele Funktionen, die ein Looper übernehmen kann. So lässt sich digital und vor allem in Echtzeit eine Begleitband produzieren, eine Echte Domäne der Multiinstrumentalisten, wobei die Instrumenten Spur für Spur übereinander geschichtet werden. Unbedingt beliebt sind Looper bei Singer-/Songwritern; auch und gerade bei Gitarristen haben diese Geräte in den letzten Jahren verstärkt an Popularität gewonnen. So beispielsweise bei denen, die in einer Band mit Gitarre, Bass und Drums spielen und während ihrer Solo-Parts einfach eine Rhythmus-Gitarre per Loop in den Song schmeißen.
Schlachtschiffe mit geradezu unfassbaren Funktionen
Seit Veröffentlichung der RC-20 Loop Station im Jahre 2001 haben Boss und zahlreiche weitere Hersteller regelmäßig neue Looper-Pedale konzipiert. Die Geräte lassen sich simpel als musikalisches Notizbuch, zum Üben oder für hochkomplexe Arrangements im Overdub-Verfahren nutzen – und zwar mit geringstem Aufwand. Wenn du einen Looper kaufen möchtest, profitierst du bei aktuellen Geräten von diversen Features wie integriertem Mixing, umfassenden Steuerungsoptionen und einer in der Regel hohen Aufnahmekapazität von oftmals mehreren Stunden. Hinzu kommen beispielsweise Loop-Effekte, integrierte Drum-Kits und Preset-Rhythmen in verschiedenen Variationen. Technisch aufwendigere Looper bieten umfangreiche Bearbeitungsmöglichkeiten der Spuren, Tap Tempo, Effektprozessoren, Timestretching (ändern der Abspielgeschwindigkeit ohne Änderung der Tonhöhe) und Speicherplätze für selbsterstellte Loops.
Looper kaufen – worauf du achten solltest
Nicht jeder Looper ist für sämtliche Situationen geeignet und oftmals ist es auch nicht zwingend nötig, auf das jeweilige Schlachtschiff der Marken zu setzen. Wenn du einen Looper kaufen willst, solltest du zunächst überlegen, wofür genau du ihn einsetzen wirst und welche Funktionen du dafür benötigst. Hast du vor, komplexe Produktionen abzuliefern oder willst du einfach nur deinen Spaß haben.? Möchtest du damit üben oder mit dir selbst um die Wette spielen? So ziemlich alles ist denkbar, aber selbstverständlich werden erstens der Preis und zweitens die Komplexität oder eben Einfachheit der Bedienung deine Entscheidung beeinflussen.
Features können einen auch locker mal überfordern
Widmen wir uns dem Letzteren zuerst, der Bedienbarkeit. Klar ist, dass viele vorhandene Funktionen immer auch dafür sorgen, dass die Bedienung schwieriger und komplizierter wird. Und hier sprechen wir immerhin von Aufnahmetechnik, die per se schon nach einer guten Portion Fachwissen verlangt. Bei Loop Stations wie dem Boss RC-500, erst recht dem für Loop-Künstler, Multiinstrumentalisten, Vokalisten und weitere Künstler konzipierten Boss RC-505 MKII, – der Premium Looping-Station – sind derart viele Funktionen integriert, dass du dich damit wirklich erstmal ausgiebig auseinandersetzen musst. Immerhin sind solche Geräte die Live-Improvisationsflaggschiffe, da lässt man sich nicht lumpen.
Letztlich ist das kein Hexenwerk, wie ja auch die zahlreichen Multieffektgeräte bereits beweisen. Die Frage ist nur, ob du überhaupt Bock darauf hast. Vielleicht willst du nur ein bisschen loopen und deinen Spaß haben, dann genügen kompakte Loop-Pedale wie etwa das DITTO vollkommen. Bei vielen Multieffektgeräten ist übrigens ein Looper bereits integriert. Die sind von ihrer Funktionalität allerdings zumindest mit den eigenständigen, großen Loopern nicht wirklich zu vergleichen, was sich bereits aus der geringeren Aufnahmekapazität ergibt.
Klangqualität im Fokus
Die gesamten Audio-Signale laufen durch den Looper, damit wird er zum überaus entscheidenden Teil der Signalkette. Nur folgerichtig muss er eine hochgradige Klangqualität zur Verfügung stellen, wobei er ja letztlich nicht klingt, stattdessen nur aufnimmt und wiedergibt. Demnach geht es also um die Qualität der verbauten Komponenten und in diesem Zuge vordringlich um die Auflösung und Rechengeschwindigkeit. Wenn du einen digitalen Looper kaufen willst, sollte der zumindest mit 16 Bit arbeiten. Inzwischen gibt es auch Geräte mit einer 32-Bit-Auflösung. Du solltest ganz genau hinhören, ob der Looper den Klang verfälscht oder eben nicht. Tatsächlich aber inzwischen die meisten Geräte so hochkarätig konfektioniert, dass man in diesem Punkt allenfalls selten Probleme haben dürfte.
Verkabelung unmittelbar zwischen Instrument und Amp
Wenn du einen Looper kaufen möchtest, solltest du wissen, wie er angeschlossen wird: Sofern du Gitarrist bist, kommt der Looper in der Regel zwischen Gitarre und Verstärker. In der Signalkette ist es empfehlenswert, den Looper an die letzte Stelle zu setzen, damit eben auch alle Effekte mit aufgenommen werden. Würde der Looper vorgeschaltet, würden die oftmals soundentscheidenden Effekte eben nicht mit auf der Aufnahme landen. Dieser Aufbau der Verkabelung betrifft selbstverständlich keinesfalls nur Gitarristen, sondern gilt für schlichtweg alle Instrumente inklusive der Vocals. Ob man die Effekte umgeht oder nicht ist natürlich auch eine Frage der Anwendung. Bei Studioproduktionen kann das ganz anders aussehen.
Mit dem Looper erstmal üben
Das klingt alles irgendwie erstens nach dem Paradies der Möglichkeiten und zweitens unglaublich simpel. Wirklich einfach ist das Spielen mit dem Looper allerdings nicht. Die Herausforderung ist nicht geringer als im Studio, die Parts müssen sauber und präzise eingespielt werden, umso wichtiger als ja die folgenden Aufnahmen darüber geschichtet werden. Zwangsläufig bedeutet das, dass die jeweiligen Passagen des Songs sitzen müssen. Alles, was irgendwie dahingeschlampt wird, ist eben auch auf der Aufnahme zu hören. Zwar kann die Spur simpel wieder gelöscht werden, doch das kostet reichlich Zeit und Nerven. Lieber gleich korrekt einspielen.
Wichtig ist es dabei, sich an das Timing zu halten; allein das ist ja schon – wie vom Metronom bekannt – durchaus mit diversen Tücken besetzt. Was an Timing-Schwäche im Live-Szenario mit zugedrückten Augen auch mal umspielt werden kann, verzeiht der Looper nicht. Und wo wir schon am Ende beim Thema „Live“ sind, zum Abschluss noch ein Tipp: Schau dir Live-Videos von Ed Sheeran an, was er auf der Bühne mit seiner Stimme, einer Gitarre und eben einem Looper macht. Besser geht’s kaum!
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