Elektronische Erweiterungen für klassische Musikinstrumente

Verschmelzung von Tradition und Innovation

Foto: Shutterstock von Burdun Iliya

Der puristische Klang ist das Argument schlechthin für klassische Musikinstrumente. Und so sind die Geister denn auch höchst geteilter Meinung, ob man die Kandidaten mit elektronischen Erweiterungen für klassische Musikinstrumente auf die elektrifizierte Reise schicken sollte. Im Orchester sicher nicht; da kann man gleich seine Papiere holen. Aber die musikalische Welt ist weitaus größer.

Check it: Klassische Musikinstrumente elektronisch erweitert

  • Authentizität klassischer Musikinstrumente
  • Erweiterungen von Tonabnahme bis zu Effekten
  • Die sinnvolle Tonabnehmer- und Mikrofonwahl
  • Bewahrung der Klangintegrität
  • Beispiele für Klangerweiterungen
  • Und was sonst noch geht

Die besondere Authentizität klassischer Musikinstrumente

Klassische Musikinstrumente wie die Violine, das Fagotte oder die Querflöte blicken allesamt auf eine lange und nicht minder bewegte Geschichte. Sie sind die Grundlage für viele Meisterwerke der klassischen Musik und haben dabei eine besondere kulturelle Bedeutung. Ihre jeweils einzigartigen Klänge als auch die Art und Weise, wie sie gespielt werden, haben Musiker und Zuhörer gleichermaßen über Jahrhunderte hinweg fasziniert.

Dabei haben sie sich als typische Naturinstrumente im Laufe der Zeit ihre besondere Authentizität und Klangintegrität bewahrt, ihren Charme behalten und natürlichen Klang in den Mittelpunkt gestellt. Diese und weitere Instrumente aus dem traditionell klassischen Segment waren die Garanten für klanglich unverfälschten Purismus in oftmals höchster Perfektion. Aber soll es ausschließlich dabei bleiben?

Das Symphonieorchester ist ein in sich geschlossenes Instrument | Foto: Shutterstock von Igor Bulgarin

Elektronische Erweiterungen für klassische Musikinstrumente auf dem Vormarsch

In den letzten Jahrzehnten hat die Entwicklung elektronischer Musikinstrumente und Effekte eine neue Ära der Klangmöglichkeiten eröffnet. Ein Thema, dass vordringlich in der Popularmusik der Vergangenheit bereits frühzeitig nicht mehr wegzudenken war und ist. Auch vor den klassischen Kandidaten haben diese Entwicklungen glücklicherweise nicht haltgemacht. Weshalb auch, es ist ja nicht so, dass man das Instrument damit zerstört, vielmehr werden die Möglichkeiten erweitert.

So wurden etwa diverse elektrische und elektronisch Erweiterungen für klassische Musikinstrumente entwickelt, die es den Musikern ermöglichen, ihren Sound zu erweitern und neue Ausdrucksmöglichkeiten zu entdecken. Die Türen der großen Orchester wurden für solche Erweiterungen noch nicht wirklich geöffnet, zumal die zelebrierten Kompositionen solche innovativen Entwicklungen in der Regel nicht vorsehen. Aber wer hat behauptet, dass die Musiker sich nur in einer einzigen Formation auf eingetreten Pfaden bewegen. Die Planstelle im Orchester hält nicht davon ab, darüber hinaus musikalische Freude zu haben und genreübergreifend zu experimentieren.

Mit den elektrifizierten Instrumenten lassen sich mühelos Grenzen überschreiten | Foto: Shutterstock von Africanstar

Im Zusammenspiel mit anderen hauptsächlich Mikrofone und Tonabnehmer

In kleineren Besetzungen geht man zwar kaum den Weg von elektronischen Klangveränderungen mit entsprechend neuen Ausdrucks- und Interpretationsmöglichkeiten, profitiert aber zumindest von der verstärkenden Peripherie wie Pickups und Mikrofonen als elektronische Erweiterungen für klassische Musikinstrumente. So werden etwa Pickups beim Cello eingesetzt, um den Klang abzunehmen und über das Pult, Verstärker, die PA und entsprechende Lautsprecher in angemessener Lautstärke auch in größeren Konzertsälen und bei weiteren Auftritten hörbar zu machen.

Wie alle anderen akustischen Instrumente lassen sich auch die Streichinstrumente mit einem oder mehreren Mikrofonen und einer Verstärkeranlage verstärken. Um den hochwertigen Klang wirklich gut abzunehmen und zu übertragen benötigt man allerdings zwingend gleichermaßen hochwertige Mikrofone oder anders konzipierte Tonabnehmer. Die Tonabnahme wird wie bei einer E-Gitarre zum Teil der gesamten Signalkette. Wird hier der qualitative Signalfluss unterbrochen, ist keinem geholfen.

Die richtige Tonabnehmerwahl für den idealen Klang treffen

Der Vorteil von Piezo-basierten Tonabnehmern oder Kompressions-Tonabnehmern liegt in der geringen Rückkopplungsanfälligkeit, zudem sind sie ohne große Veränderungen am Instrument selbst einzubauen und können. Der immanente Nachteil allerdings ist, dass der rein natürliche Klang des Instrumentes verloren geht. Dies ist der Hauptgrund dafür, dass Systeme mit Mikrofonen und Vorverstärkern deutlich bevorzugt werden. So gibt es als elektronische Erweiterung für klassische Musikinstrumente beispielsweise spezialisierte Tonabnehmersysteme mit sehr kleinen, integrierten Mikrofonen, die äußerlich nicht mal als solche zu erkennen sind. Die Entscheidung kann nur jeder für sich selber treffen.

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Bewahrung der Klangintegrität

Eine der größten Herausausforderungen bei der Integration elektronischer Erweiterungen in klassische Musikinstrumente besteht darin, die Klangintegrität zu bewahren. Klassische Instrumente haben einen einzigartigen Klang, der von vielen Musikliebhabern geschätzt wird. Wenn elektronische Erweiterungen hinzugefügt werden, ist es wichtig sicherzustellen, dass dieser ursprüngliche Klang des Instruments nicht verfälscht wird. Das erfordert eine sorgfältige Abstimmung und Anpassung der elektronischen Komponenten, um eine natürliche und organische Klangqualität zu gewährleisten. Ehrlichkeitshalber aber muss man betonen, dass absolute Authentizität schlichtweg nicht möglich ist. Es bleibt immer ein Kompromiss.

Natur pur ist das Argument der klassischen Instrumente | Foto: Shutterstock von Happy Lenses

Zusammenspiel mit anderen Musikern

Ein weiterer Aspekt, der berücksichtigt werden muss, ist das Zusammenspiel mit anderen Musikern. Wenn ein klassisches Instrument mit elektronischen Erweiterungen verwendet wird, kann dies zu einer Herausforderung werden, da andere Musiker möglicherweise nicht über die gleiche technologische Ausrüstung verfügen. Wichtig aber ist, dass die elektronischen Erweiterungen nahtlos in das Ensemble eingebunden werden können, ohne den Gesamtklang und die Balance der Musik zu beeinträchtigen. Auch hier eine Aussage der Ehrlichkeit: Solange elektronische Komponenten in der Klassik nicht zum Standard werden, bleiben die Erweiterungen eher den grenzübergreifenden Genres vorbehalten.

Kreativität und neue Möglichkeiten

Bei allen Herausforderungen bieten elektronische Erweiterungen für klassische Musikinstrumente viele spannende Chancen. Musiker können ihren künstlerischen Horizont erweitern und neue kreative Ausdrucksmöglichkeiten entdecken. Durch den Einsatz von Effektgeräten, Loop Stations und anderen elektronischen Werkzeugen können sie neue Klanglandschaften erforschen und ihren Sound individualisieren. Dies kann zu einer erfrischenden und innovativen Interpretation klassischer Musik führen und das Publikum in neuen und unerwarteten Weisen ansprechen. Hoffen wir, dass das Publikum für Neues entsprechend aufnahmebereit ist.

Beispiele für elektronische Erweiterungen in der Praxis

In der Klassik sind Erweiterungen durchaus ein heißes Eisen. Das Publikum der traditionellen Orchester besteht größtenteils aus nostalgischen Puristen, die eine Klangverfälschung grundsätzlich ablehnen. Eine solche Verfälschung kann aber nicht erst durch Effekte entstehen, stattdessen bereits durch das gewählte Tonabnehmersystem. Abgesehen vom reinen Naturinstrument selbst erfolgt die authentischste Abnahme und Übertragung auch heutzutage noch immer über Mikrofone. Dabei gibt es solche Modelle, die speziell auf den Frequenzbereich des Instrumentes abgestimmt sind.

Klar ist allerdings auch hier, dass es sich um wirklich hochwertige Mikrofone und Vorverstärker handeln muss. Da kann die hochkarätige Violine noch so wertvoll und klangvollendet sein; wenn minderwertige Tonabnehmer oder Mikrofone zum Einsatz kommen, wird dem Naturklang mühelos der Garaus gemacht. Also bitte nicht am falschen Ende sparen. Streichmusiker setzen auf Mikrofone mit Preamps, auf Piezo- oder Kontakttonabnehmer, auf NFX oder Schertler-Wandler.

Die Elektrifizierung der Violine

Inzwischen haben diverse Hersteller elektrische Violinen oder Celli im Angebot. Bei diesen Instrumenten wird üblicherweise auf den Korpus als Resonanzkörper verzichtet. Vielmehr wird der Klang unmittelbar über die elektronischen Bauteil inklusive des Pickup-Systems entwickelt. Großer Wert wird auf die gewohnte Bespielbarkeit des Halses gelegt, der mit ovaler Form keinerlei Abstriche gegenüber einem Naturinstrument haben sollte. Die elektrischen Violinen oder Celli ist das Aussehen durchaus futuristisch, zumal sie in der Regel zwar über keinen Korpus aber über einen kunstvoll und in vielen Fällen geradezu kunstvoll designten Rahmen verfügen.

Das Gewicht nimmt aufgrund der Elektronik zwar eigentlich zu, aber durch den nicht vorhandenen Korpus wird das wieder ausgeglichen, sodass das Realgewicht in etwa dem einer akustischen Violine entspricht. Zahlreiche Stars wie David Garret haben die Qualitäten und Vorzüge der elektrischen Violine mittlerweile der breiten Masse vorgeführt. Tatsächlich handelt es sich dabei um komplette und nicht minder ausgereifte Instrumente und eben nicht mehr um elektronische Erweiterungen für klassische Musikinstrumente.

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MIDI-Controller und mehr für Streichinstrumente

Und das Ganze geht auch auf anderer Ebene noch einen entscheidenden Schritt weiter. Durch den Einsatz von MIDI-Controllern können Streicher elektronische Klänge erzeugen und steuern. Spieltechnisch unkompliziert können sie mittels Bogen oder Fingerbewegungen elektronische Samples und Synthesizer-Klänge spielen, woraus eine gerade faszinierende Synergie aus akustischem Instrument und Klangsynthese durch elektronischer Erweiterungen klassischer Musikinstrumente führt.

Vor Augen und Ohren halten sollten wir uns, dass aufgrund des naheliegenden Frequenzspektrums mit der Violine nahe sämtlich Effekte ausprobiert werden können, die eigentlich für die E-Gitarre oder akustische Gitarre konzipiert sind. Zugegeben, Experimentierfreude kann man auch übertreiben, womit wir wieder bei der Akzeptanz der Elektronik im Zusammenhang von Naturinstrumenten sind. Aber warum nicht? Es können sich spannende und geradezu knisternde musikalische Erlebnisse daraus ergeben.

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Einsatz von Effektgeräten beim Klavier

Längst haben Pianisten begonnen, Effektgerate wie Hall oder Modulationen auf ihren Klavieren anzuwenden, um ihre Soundmöglichkeiten zu variieren und atmosphärische Effekte zu erzeugen. Im Orchester werden solch elektronische Erweiterungen für klassische Musikinstrumente kaum Verwendung finden. Dort steht weiterhin der reine Klang des Konzertflügels im Mittelpunkt.

Sobald die Instrumente allerdings genreübergreifend „in die freie Wildbahn“ geschickt werden, eventuell auch in Räumen mit zunächst suboptimaler Akustik gespielt werden, sind solche Raumeffekte überaus sinnvoll. Nicht zu vergessen, dass auf diese Weise neue kreative Möglichkeiten der Interpretation klassischer Musikstücke eröffnet werden.

Die Kehrseite elektronischer Erweiterungen für klassische Musikinstrumente

Tatsächlich können die elektronischen Erweiterungen von Tonabnehmern bis zu Effektgeräten und mehr den Musiker ein großes Spektrum an Vorteilen und erweiterter Spielmöglichkeiten bieten. Außer Frage steht allerdings auch, dass diverse zumindest potenzielle Nachteile beachtet werden müssen. So gehört eben auch zur Wahrheit das die Effekte und Verstärkungen zulasten des natürlichen und traditionell erwünschten Klangs gehen; der wirklich ursprüngliche Klang – eigentlich das Hauptargument der klassischen Instrumente – geht zumindest teilweise verloren.

Ebenso gehört zur Wahrheit, dass die Musiker per se von der Funktionalität der Zusatzausstattung als auch der Stromversorgung abhängig werden. Gleichwohl muss man dabei den Kostenfaktor bedenken. Zusatzausstattung bedeutet eben immer auch zusätzliche Kosten. Und die solltet ihr nicht unterschätzen. Elektronische Komponenten inklusive der Peripherie können ganz schön an der Reibung zwischen Daumen und Zeigefinger zerren.

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Auch interessant: „Elektrische Violine spielen – ein Klassiker wird modern“.

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