Klassische Musik als charaktervolle Stimme der Zeit

Weshalb die Klassik immer Vorreiter war

Foto: Shutterstock von Sentavio

Die klassische Musik beklagt den mangelnden Nachwuchs und scheint auch hinsichtlich des Publikums bei der jungen Generation zunehmend weniger abgebildet zu sein. Weniger Informierten scheint, sie sei aufgrund des Schöngeistes teils aus der Zeit gefallen. Dabei war insbesondere die Klassik auch ein reflektierendes Spiegelbild ihrer Zeit. Bekanntlich leben Totgesagte länger.

Check it: Klassische Musik von der Entstehung bis heute

  • von der Entstehung der Klassik
  • der berühmteste Komponist aller Zeiten
  • Klassik von gleich mehreren Epochen geprägt
  • Welche kompositorischen Strukturen neu erschaffen wurden
  • Neue Formenstrukturen mit sozialkritischen Hintergrund

Was die klassische Musik so außergewöhnlich macht

Die klassische Musik polarisiert. Manche sind als glühende Anhänger von diesem Genre begeistert, andere wiederum können damit beim aktiven Musizieren herzlich wenig anfangen. Grundsätzlich kuratieren wir bei musikmachen.de unsere Themen mit dem gewollten Blick über den Tellerrand hinaus. Und so widmen wir uns selbstverständlich auch der Klassik. Wir stellen uns die Frage, was die klassische Musik über die Jahrhunderte hinweg so außergewöhnlich macht, wo ihr spezieller Reiz liegt und was sie mit uns anstellt. Die Antworten könnten interessanter nicht sein.

Wie die klassische Musik entstanden ist

Tatsächlich reichen die Wurzeln der klassischen Musik etliche Jahrhunderte weit zurück. Dabei trug sie anfangs einen vollkommen anderen Namen, wurde nämlich – zumindest in Europa – auch als Kunstmusik bezeichnet. Mittlerweile wird als klassische Musik vordringlich in die Epoche zwischen etwa 1730 und 1830 eingeordnet, in der in Europa und federführend in Deutschland unterschiedlichste Stile und Richtungen komponiert und konzertant aufgeführt wurden. Erstmals taucht der Begriff „klassische Musik“ erst im Jahr 1829 auf.

Es war das damalige Aktuell, bereits seit dem Jahr 1829 | Foto: Shutterstock von Marzolino

Mozart ist und bleibt der berühmteste Komponist aller Zeiten

Obschon die Grundlagen mit den musikalische Formen der katholischen Mönchen seit dem 11. Jahrhundert vorhanden waren, wurde die klassische Musik erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wirklich populär. Verantwortlich waren noch heute legendäre Komponisten wie etwa Ludwig van Beethoven, Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart oder Joseph Haydn. Dabei gilt Mozart interessanterweise als der berühmteste Komponist aller Zeiten. Immerhin hat er es auch posthum bis nach Hollywood und die amerikanischen Charts geschafft.

Einfach beeindruckend: Die Komponisten der Klassik

Aber es gab sie reichlich, die Komponisten denen klassische Musik zeitlose Werke zu verdanken hat. Das lässt sich keinesfalls auf eine Handvoll Wunderkinder reduzieren. Zu den bedeuteten Vertretern der Epoche der Klassischen Musik gehörten – und gehören – neben den bereits genannten beispielsweise:

  • Guiseppe Verdi
  • Antonio Vivaldi
  • Felix Mendelssohn-Bartholdy
  • Frédéric Chopin
  • Antonín Dvořák
  • Camille Saint-Saens
  • Clara Schumann
  • Johannes Brahms
  • Claude Debussy
  • Georg Friedrich Händel
  • Franz Liszt, Gustav Mahler
  • Giacomo Puccini
  • Richard Strauss
  • Robert Schumann
  • Franz Schubert
  • Jean Sibelius
  • Pjotr Iljitsch Tschaikowski
  • und viele mehr.

Klassische Musik geprägt von mehreren Epochen

Dabei ist auch die Klassische Musik geprägt von diversen Epochen. Die wichtigsten oder zumindest berühmtesten davon sind die Barockmusik aus der Zeit von etwa 1600 bis 1750, gefolgt von der Wiener Klassik, die auf den Zeitraum von ca. 1770 bis 1830 datiert werden kann, sowie Klassische Musik der Romantik und Spätromantik, die sich vom 19. bis zum frühen 20. Jahrhundert erstreckte. Leicht nachvollziehbar gibt es auch hier Einzel- oder Orchesterstücke, die ganz besonders beliebt sind. Die „Hitparade“ der klassischen Musik zeichnet sich allerdings durch eine beeindruckende Eigenschaft aus, die in der heutzutage so schnelllebigen Musik nicht mehr ansatzweise zu erkennen ist: Weshalb das so erwähnenswert ist: Ehrlich liebe Musikergemeinde, ich – der Autor – hatte die Bedeutung rund 60 Jahre nicht verstanden.

Langlebige Popularität sondergleichen

Die Dauer der Popularität ist weitaus länger, nämlich bei manchen Werken seit Jahrhunderten ungebrochen. Das muss ihnen erst mal jemand nachmachen. Aktuelle Chart-Hits sind zumeist nach wenigen Wochen, wenn nicht sogar Tagen in der Vergessenheit versunken. Nehmen wir nur Vivaldis vier Jahreszeiten. Komponiert wurden die im Jahr 1723. Aufgeführt wird das Werk noch heute regelmäßig. Schöne Grüße an die schnelllebige Popkultur.

Noch heute werden die „Vier Jahreszeiten“ regelmäßig aufgeführt | Foto: Shutterstock von Igor Bulgarin

Was in der klassischen Musik erfunden wurde

Gerne möchte man glauben, die Klassische Musik habe die typischerweise zum Einsatz kommenden Instrumente erfunden. Das wäre schön, ist aber beileibe nicht so. Vielmehr existieren die Streichinstrumente wie die Violine, Bratsche, Violoncello und Kontrabass ebenso bereits zuvor wie auch die Holz- und Blechblasinstrumente sowie die Schlaginstrumente und weiteren Instrumente wie Harfe, Cembalo oder später das Klavier. Klar ist aber, dass die für die Anforderungen optimiert und teils eben kompatibel für Symphonieorchester, Kammerorchester, Ensemble oder Solospiel gebaut wurden.

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Kompositorische Strukturen neu erfunden

Tatsächlich durch die Klassische Musik erfunden wurden allerdings drei Arten von Kompositionen, die es so bis dahin noch nicht gab. Das war zunächst die Sonate; Musik die mit ihren speziellen Strukturen für mehrere Instrumente geschrieben wurde, gefolgt von der Sinfonie für die Orchesteraufführung, dem Oratorium und schlussendlich dem Konzert, also der Komposition für die komplette Orchesterbesetzung. Und in dem Zusammenhang entwickelte sich die Oper, die sich von den strengen Regeln der Barockmusik mit ihrer horizontalen Struktur bei zeitgleich übereinander gelegten Melodien abgrenzte.

Der gewollte Abschied von den endlosen Verzierungen des Barock

Indes innerhalb des Barock streng die Kompositionsprinzipien der Polyphonie verfolgt wurden, erfolgte durch die Klassische Musik ein kreativer Befreiungsschlag. Plötzlich war man nicht mehr derart festgezurrt; die Abwechslung von Homophonie und Polyphonie wurde zur eben nicht mehr derart manifestierten Selbstverständlichkeit. Auch verabschiedete man sich von den nicht enden wollenden Verzierungen innerhalb des Barock zugunsten eine eher schlicht gehaltenen Melodieführung.

Von den übertriebenen Verzierungen des Barock hatte sich die Klassik verabschiedet | Foto: Shutterstock von Shay Yacobinski

Neues Formenprinzip mit dem Sonatenhauptsatz

Ebenso wurde ein neues Formprinzip zum Standard der Klassik, nämliche die sogenannte Sonatenhauptsatzform. Aufgestellt, entwickelt und verarbeitet werden in der Sonatenhauptsatzform innerhalb von drei bis vier Sätze Motive und Themen in einer bestimmten Form und Struktur. Das Resultat sind starke emotionale Kontraste, mit denen die Motive immer wieder aufs Neue interpretiert werden. Für die Klassische Musik ist diese abwechslungsreiche motivische Arbeit ein echtes Alleinstellungsmerkmal.

Durchaus mit sozialkritischem Hintergrund entstanden

Im vollkommenen Gegensatz zur barocken Musik war die Klassik auch durch die ideale der Aufklärung geprägt. Die damaligen Vorstellungen der adeligen Herrscher als auch der Kirche wurden zunehmend in Frage gestellt. Verstärkt gab es in der Epoche der Klassik die Komponisten, die sich in ihren Werken durchaus kritisch mit dem Zeitgeschehen beschäftigten und ihre Gedanken in ihren Kompositionen und Aufführungen zum Ausdruck brachten. Obschon man das heutzutage möglicherweise verklärt anders sehen möchte, herrschte nicht immer rosarote Stimmung. Vielmehr gab es bei der einen oder anderen Aufführung den einen oder anderen Eklat; erst recht aus dem Grund, da es sich vielfach um adelsfinanzierte Auftragskompositionen handelte, bei denen manche Komponisten sich ihre kritischen Gedanken nicht verbieten ließen.

Suche nach gesellschaftlicher Sinnhaftigkeit und Humanität

Durch die klassische Musik wollten und sollten die Menschen vernunftgeprägt eigenverantwortlicher werden, wobei insbesondere die Französische Revolution einen wichtigen Anstoß für das Umdenken der Menschen mit den Idealen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit als Abgrenzung gegen die Herrschaft des Adels lieferte. Das spiegelt sich in der im Vergleich zur Barockmusik deutlicheren Rationalität und dem Willen, mit der Musik als Werkzeug etwas verändern zu wollen.

Musik der frei denkenden Menschen mit sozialen Prinzipien

Eines der herausstechenden Beispiele ist etwa die berühmteste Oper von Mozart: die Zauberflöte. Das Werk zeichnet die Ideale der Vernunft und Humanität, auch im Kontext des Freimaurerbundes. Mozart gehört selbst diesem Bund an. Die Freimaurer verstanden und verstehen sich als ethischer Bund freier Menschen mit den fünf Grundidealen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Schon erkennen wir: Klassische Musik war keineswegs unpolitisch.

Durch Hintergrundwissen verstehen: Klassik ist so vieles mehr

Dass die Klassische Musik beispielsweise Instrument erfunden habe, ist so nicht wirklich korrekt. Manche wurden weiterentwickelt, doch die meisten gab es in irgendeiner Form bereits zuvor. Das wäre gerade deshalb auch ziemlich verwunderlich, zumal die Musik in dieser Epoche ja keinesfalls aus dem Nichts entstanden war, stattdessen aus dem Vorhandenen erwuchs. Tatsächlich neu waren die Kompositionsstrukturen, die Abkehr von zu viel einengenden Vorgaben und die Interpretationsvarianten bei zugleich der Pflege der Motive. Hochbedeutend war aber der gesellschaftliche Kontext damaliger Zeiten. Das Bürgertum wandte sich mit seiner Kunst gegen den Adel und den Klerus, eine mutige Herangehensweise, die es bis dahin kaum gegeben hatte. Und exakt dieser Punkt wird heutzutage viel zu oft unterschätzt.

Offen sein für die klassische Musik und Parallelen entdecken

Wer sich mit der klassischen Musik erstmals auseinandersetzt, beispielsweise eher einen Zugang vom Rock, Pop oder Blues sucht, ist sich der Tatsache kaum bewusst, dass diese Epoche gerade auch gesellschaftlich eine Menge bewirkt hat. Man hört hin, beurteilt den Zauber der Klänge, die einem entweder gefallen oder nicht. Höchstwahrscheinlich ist man beeindruckt vom handwerklichen Können der Musiker als auch davon, wie die Komponisten es verstanden, Klänge ineinander verschmelzen zu lassen.

Klassische Musik war gesellschaftspolitisch ganz sicher nicht stumm

Tatsächlich aber ging es um weitaus mehr. Innerhalb der musikalischen Entwicklungen der vergangenen Jahrhunderte bedeutete Klassische Musik immer auch eine gute Portion Revolution. Erst klammheimlich, dann offen und dann laut wie die Posaunen von Jericho. Etwa Ludwig van Beethoven war irgendwann taub und nicht minder griesgrämig. Aber wie hätte er auch fröhlich sein können? Immerhin gab es gesellschaftliche Missstände, die er anprangerte, auch nachdem sein Gehör ihn bereits verlassen hatte.

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Die konzertante Musik ist ein hochqualitatives Genre, das den Musiker so einiges abverlangt. Auch interessant: „Orchestermusiker werden – Traumjob oder pure Unsicherheit“.

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