Tuba ist das Instrument des Jahres 2024

Ehrung für die Königin der Blechblasinstrumente

Foto: Shutterstock von Kseniia Mitus

Alljährlich küren die Landesmusikräte das Instrument des Jahres. Intention ist es zumeist, jene in den Mittelpunkt zu rücken, die ein wenig in Vergessenheit geraten sind, und ihnen dadurch zu mehr verdienter Aufmerksamkeit zu verhelfen. Über das Jahr hinweg gibt es dann im ganzen Land Konzerte und andere Formate. Und die Tuba ist das Instrument des Jahres 2024. 

Check it: Tuba ist das Instrument des Jahres

  • Weshalb die Tuba als Königin der Blasinstrumente gilt
  • Welche verschiedenen Bauarten es gibt
  • Was die konische Bauweise bedeutet
  • Wie sich die Anforderungen der Tuba auswirken
  • Warum es vollkompensierte Tuben gibt

Die Tuba ist das Instrument des Jahres – herzlichen Glückwunsch!

Ohne die Leistungen der anderen Blasinstrumente schmälern zu wollen, gilt die Tuba mit ihrem voluminös edlen und wunderschönen Klang als die Königin des tiefen Blechs. Dass sie nun von den Landesmusikräten zum Instrument des Jahres 2024 erklärt wurde, spiegelt ihre herausragenden Qualitäten. Wir sagen herzlichen Glückwunsch und schauen, was sie so besonders auszeichnet.

Das tiefste Blechblasinstrument in verschiedenen Bauarten

Die Tuba dominiert den Tieftonkeller in der Blasmusik und ist dabei das tiefste Blechblasinstrument. Okay, das wusste auch ich, ohne Tuba-Profi zu sein. Und bekanntlich gibt es diverse unterschiedliche Bauformen, Stimmungen und Ausstattungsvarianten, wobei die sicherlich am häufigsten gespielten die Bass-Tuba und die Kontrabasstuba sind. Tatsächlich besteht die Tubenfamilie aus gleich mehreren Mitgliedern mit jeweils eigenen Qualitäten.

Wenn du dich mit der Tuba beschäftigen möchtest, vielleicht auch nur, weil sie das Instrument des Jahres 2024 ist, wirst du neben den bekanntesten Vertretern auf die Doppeltuba, die Subkontrabasstuba, aber auch spezielle Marschinstrumente wie das Helikon, das Sousaphon und die Marschtuba und weitere Modelle treffen. Ich finde diese Abwechslung jedenfalls toll.

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Thomann
Thomann "Little Bear" Bb-Tuba
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Jüngstes Blechblasinstrument im Sinfonieorchester

Interessanterweise gehört die Tuba zu den jüngsten der Blechblasinstrumente. Wenn es auch Vorläufer aus tiefster Vergangenheit gibt, hat die Tuba erstmals im Jahr 1835 das Licht der Welt erblickt. Damals wünschte sich der preußische Musikinspizient Fridrich Wilhelm Wieprecht ein tief und nicht weniger satt klingendes Blechblasinstrument für seinen Musikkorps. Also beauftrage er den damaligen Berliner Instrumenten Gottfried Moritz, er solle doch bitte schön eines erfinden. Als ob das so einfach wäre. Hast du schon mal einfach ein komplett neues Instrument erfunden? Dennoch brauchte es nicht lange von der Idee über den Auftrag bis zur Realisierung. Immerhin wurde die Bass-Tuba in F mit fünf Ventilen noch im selben Jahr zum Patent angemeldet. Rund 20 Jahre später wurde sie zum festen Bestandteil des Sinfonieorchesters. Das war flott!

Tatsächlich ist die Tuba das jüngste Blech im Sinfonieorchester | Foto: Shutterstock von shin28

Lippenspannung für Tonhöhe, Anblasdruck für Lautstärke

Das besondere Prinzip war die konische Bauweise des Rohres mit stark erweiterter Mensur in einem Verhältnis von bis zu 1:20 gemessen vom Mundstück bis zum Schallstück. Gleichzeitig ist das Rohr – je nach Modell – so ungefähr zwischen 3,50 bis 5,50 Meter und mehr lang. Damit brauchen Tubisten, so nennen sich Tubaspieler,  eine gehörige Portion Luft, um aus dem Instrument Töne zu bekommen. Allerdings könnte man diesen Punkt auch leicht verkehrt interpretieren. Die Töne werden keinesfalls durch brachiales Reinpusten erzeugt. Vielmehr ist es ein Zusammenspiel von stimmigem Anblasdruck, vibrierenden Lippen und eben der für die Tonhöhe verantwortlichen Lippenspannung. Und ja, so viel weiß ich auch: Das gilt für viele Blasinstrumente, bei der Tuba gibt’s halt nur von allem ein bisschen mehr …

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Thomann
Thomann "Junior" Bb-Tuba
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Anspruchsvolles Melodiespiel auf der Tuba braucht Zeit und Übung

Die andere Variante ist es, die Tuba als eigenständiges Melodieinstrument zu spielen. Häufig zu sehen ist das zum Beispiel im Jazz und immer wieder auch in weiteren musikalischen Stilrichtungen. Damit verfolgst du einen komplett anderen Ansatz. Du entfernst dich von der reinen Rhythmik und begibst dich auf solistische Pfade. Wäre doch zu schade, diese Möglichkeiten nicht vollends auszuschöpfen, wenn du ambitioniert Tuba spielen möchtest.

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Thomann EB 882S Superior Eb-Tuba
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Beim solistisch melodischen Spiel wirst du nicht nur noch mehr Luft und Ansatz benötigen, sondern auch den gesamten Tonraum nutzen wollen. Dafür musst du auch bei schnellen Linien präzise und intonationssicher auf der Tuba spielen. Dir dafür die Voraussetzungen zu schaffen, ist ein langwieriger und immer fortdauernder Prozess. Aber jeder einzelne schöne Ton zählt und steigert deine Freude auf dem Instrument. Ich habe mit einem mir bekannten Tubisten gesprochen, der gerade das an seinem Instrument schätzt. Auch wenn er immer wieder mal in einem Spielmannszug „nur“ den Bass spielt.

Die Tuba ist beileibe ein äußerst vielseitiges Instrument

Auf den ersten Blick könnte man vermuten, dass die Tuba zwar schön klingt, aber in ihren Möglichkeiten recht plump und eingeschränkt ist. Fall bloß nicht auf den ersten Eindruck rein, der ist ein Trugschluss. Exakt das Gegenteil ist der Fall: Das Instrument ist außerordentlich vielseitig. Zum Einsatz kommt die Tuba in den unterschiedlichsten Musikstilen und Genres. Das beginnt – dachtest du dir sicher schon – bei der traditionellen Blasmusik, reicht über die klassische Musik (auch klar) und endet beim Jazz, Pop, R’n’B & Co. noch lange nicht – hättest du damit gerechnet? Nur wenn du selbst ein bisschen mehr Ahnung von der Tuba hast, oder? Außerdem glänzt die Tuba eben nicht nur als begleitendes Bass-Instrument, sondern wird auch solistisch gespielt oder eben im gemeinsamen melodischen Kontext.

Die Tuba lässt sich besonders vielseitig einsetzen | Foto: Shutterstock von lev radin

Hohe Anforderungen wegen Gewicht und Dimensionen

Möglichweise musste die Tuba deshalb ein wenig darauf warten, zum Instrument des Jahres erklärt zu werden, weil sie zwar als Schüler-, aber nicht als klassisches Einsteigerinstrument bezeichnet werden kann. Für die musikalische Früherziehung oder junge Anfänger mit der Schultüte in der Hand ist sie – noch – komplett ungeeignet. Erst im jugendlichen Schüleralter kann das passen, sofern die Körpermaße stimmen. Eine ausgewachsene Tuba bringt nämlich locker mal um die zehn Kilo und mehr auf die Waage, und selbst die leichteren Student-Modelle wiegen immer noch knapp acht bis neun Kilo. Puh, die muss man auch und gerade als Kind erstmal stemmen können.

Mit dem Potenzial, sich den Rücken auszurenken

Das ist übrigens auch der Grund dafür, dass die Tuba in der Regel im Sitzen gespielt wird. Und selbst dann wird noch eine gute Portion Kraft benötigt, um sie vernünftig zu halten, ohne sich dabei die Wirbelsäule zu verrenken und die Arme auszureißen. (Ich hab’s ausprobiert und weiß, wovon ich schreibe.) Das ist zwar insofern ein wenig paradox, weil sie einst für den Einsatz in – marschierenden – Militärkapellen aus der Taufe gehoben wurde. Tatsächlich aber dauerte es seit ihrer Geburt nicht lange, bis marschtauglich leichtere Instrumente wie das Sousaphon, das Helikon oder die Marschtuba erfunden wurden. Bis dahin hatten die marschierenden Tubisten vermutlich längst platte Füße und verbogene Schultern.

Da muss man schon kräftig genug sein | Foto: Shutterstock von SMAJC

So lang wie ein bis zwei Riesenschlangen

Würde man die konische Röhre der Tuba ausrollen (Macht das bitte nicht, gibt in der Regel nur Ärger!), wäre bereits die Tuba in F als kleinstes Modell etwa 3,5 Meter lang. Das ist schon mal rund eineinhalb Mal so lang wie eine ausgewachsene männliche Boa Constrictor. Mail meines Lektors: Der Zoo hat angerufen und will seine Schlange plus Maßband zurück!

Und die B-Kontrabass-Tuba – die Doppeltuba – käme im ausgerollten Zustand sogar auf rund 5,5 Meter Länge, also länger als zwei der Riesenschlangen. Obwohl, die Boa kann auch bis zu 5,5 Meter Körperlänge erreichen. Dann wäre die beiden ungleichen Kameraden wieder auf Augenhöhe. Wie kommt es nur, dass die Vorfahrin der Tuba „Schlange“ genannt wurde? Kein Scherz, die steht heutzutage im Metropolitan Museum in New York.

Bewegte Geschichte unterschiedlicher Bauweisen

Hinsichtlich ihrer Ausstattung und Bestückung haben die Tuben – bis sie nunmehr zum Instrument des Jahres 2024 erklärt wurden – eine bewegte Entwicklung mitgemacht. Das erste Instrument aus dem Jahr 1835 hatte fünf Ventile. Inzwischen werden Modelle mit drei oder vier, fünf oder sechs und sogar bis zu sieben Drehventilen gefertigt. Daraus ergeben sich selbstredend unterschiedliche Griffweisen, über die manche der Töne besser erreicht werden können. Ausschlaggebender aber ist, dass auf diese Weise die etwas problematische Intonation erleichtert wird.

Beim vierten Ventil handelt es sich um die Kompensation

Dafür ein Beispiel: Wenn eine Tuba mit insgesamt vier Ventilen ausgestattet ist, spricht man üblicherweise von „3+1“-Ventilen. Die dahinterstehende Bedeutung ist, dass es sich beim vierten Ventil (+1) um eine Kompensationsventil handelt, mit dem sich die korrekte Rohrlänge für manche Töne ausgleichen lässt, andere können ohne Kompensationsventil gar nicht gespielt werden. In Musikerkreisen ploppen immer wieder Diskussionen darüber auf, ob man besser ein gutes Instrument mit drei Ventilen oder ein weniger gutes mit vier Ventilen spielen sollte.

Kompensiert oder nicht – keine wirklich leichte Entscheidung

Aus Laienperspektive würde man auch hier denken: Was soll die Frage, natürlich ein gutes Instrument mit vier Ventilen, also mit Kompensation. Nur ist die Antwort darauf nicht ganz so einfach und pauschal eindeutig. Denn auch von versierten Instrumentenbauern wird immer wieder darauf hingewiesen, dass jedes zusätzliche Ventil den Luftdurchfluss und somit auch den Klang des Instrumentes verändert. Je weniger Ventile, könnte man daher sagen, umso offener der Klang. Die Entscheidung bleibt somit eine Gratwanderung zwischen stimmiger Intonation, komfortabler Spielweise und optimalem Klang. Nicht zu vergessen, dass vollkompensierte Tuben aufgrund der komplexeren Bauweise normalerweise auch etwas teurer sind.

Wir finden jedenfalls, dass die Wahl der Tuba als Instrument des Jahres 2024 unbedingt verdient ist und nicht hätte besser ausfallen können.

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