Heavy Metal – zwischen Klischees und Virtuosität

Lebensgefühl, Genres und Instrumente der Metal-Family

Foto: Shutterstock von bodrumsurf

Eines der größten musikalischen Phänomene, gemeinsames Lebensgefühl von gleich mehreren Generationen oder archaischer Vulkanausbruch: Heavy Metal ist kaum in Worte zu fassen. Jeder Kritiker kommt selbst bei professionell geschultem Vokabular an seine Grenzen. Weshalb das so ist, wollen wir genauer wissen.

Check it: Heavy Metal – ein bretthart freundliches Lebensgefühl

  • Wie Metal mit den Klischees spielt
  • Wo die Wurzeln des Heavy Metal liegen
  • Was Hardrock und Heavy Metal unterscheidet
  • Welche typischen Merkmale Heavy Metal aufweist
  • Warum die Stimmung doppeldeutig entscheidend ist
  • Weshalb die Double-Bass ein Kompromiss bleibt
  • Wie eine Genre-Übersicht aussehen könnte

Heavy Metal ist ein verbindendes Lebensgefühl

Wie beschreibt man ein musikalisches Genre, das eine derartige Energie in sich trägt und immer wieder Massen in seinen Bann zieht, obschon es doch sämtlichen Konventionen widerspricht? Eines, das die Kontraste lässig in sich verschmelzen lässt und alle Vorurteile mit einem brachialen Lächeln der Headbanger der Lächerlichkeit ausliefert. Heavy Metal ist mehr als Musik, es ist ein unantastbares Lebensgefühl.

Metalheads stellen sich gegen alle Klischees

Das beginnt bereits mehr als eindrucksvoll bei den Fans des Heavy Metal, die sich Metalheads nennen. Auf den ersten Blick können sie reichlich furchteinflößend wirken. Und schon wird es Zeit, mit eingefahrenen Klischees der Äußerlichkeiten aufzuräumen. Tatsächlich wird in einer amerikanischen Studie sogar behauptet, Metalheads seien die besseren Menschen, weil in der großen Mehrzahl vollkommen aggressionsfrei, durchaus eine gute Portion verrückt, aber bodenständig und eben nicht streitlustig.

Sie wirken furchteinflößend und sind doch so unglaublich freundlich. | Foto: Shutterstock von Zamrznuti tonovi

Wann der Heavy Metal geboren wurde

Die Problematik der zeitlichen Einordnung, wann Heavy Metal aus der Taufe gehoben wurde, sind die fließenden Übergänge. Üblicherweise wird das Jahr 1970 genannt, insbesondere mit den damals veröffentlichten Tonträgern der beiden englischen Bands Black Sabbath und Deep Purple. Darüber, ob der Zeitpunkt so stimmt, gibt es immer wieder freundliche Diskussionen.

Vom Blues über den Hardrock oder wie?

Tatsache ist, dass die Wurzeln des Heavy Metal im Blues und Hardrock liegen. Bereits der Hardrock war als härtete Gangart ein Aufschrei der damaligen nicht mehr ganz so jungen Jugend, rebellisch, unangepasst und nicht selten auch von Eskapaden wie durch Hotelzimmer geschmissene Fernseher geprägt. Dass Bands wie die legendären Deep Purple mit den Gitarristen Ritchie Blackmore zu den Begründen gehören sollen, ist deshalb ein wenig kurios, weil sie als eine der Bands des Hardrock längst einen beachtlichen Ruf genossen.

Charaktergeprägt von Blues-Wurzeln oder Klassik

Einleuchtend wird das allerdings, wenn wir die grundlegenden Unterschiede zwischen Hardrock und Heavy Metal betrachten: Prägend für den Hardrock sind die stark wahrnehmbaren Blues-Wurzeln, indes der Heavy-Metal vielmehr von der Klassik geprägt ist. Nahezu jede Hardrock-Nummer lässt sich irgendwie auf der Akustikgitarre spielen. Beim Metal wird’s schwieriger, zumal das typische Merkmal ist, Parts aneinanderzureihen, die aus Riffs und Grooves bestehen.

Weshalb Deep Purple beide Genres prägte

Und wenn wir nun wieder zum Kuriosum Deep Purple zurückkehren, erkennen wir das die Band irgendwie beiden Stilrichtungen zuzuordnen ist. Keyboarder John Lord kam von der Klassik, Ritchie Blackmore, war ebenfalls von der Klassik geprägt. Immer wieder lieferte die Band aber auch Songs, die sich am Blues orientieren. Zumal die Grenzen ohnehin fließend sind und eher aus der verkopften Theorie kommen, spielt die schubkastendenkende Abgrenzung kaum eine Rolle.

Double-Bass als Markenzeichen des Heavy Metal

Tatsächlich aber war Ian Pace, Schlagzeuger von Deep Purple, laut eigener Aussage nie Anhänger der Double-Bass-Drum. Damit ordnet er sich eher dem Hardrock zu, denn auch die Verwendung des Doppel-Bass-Pedals ist ein häufiges Merkmal des Heavy Metal. Die wird nämlich eigentlich nur im Metal mit seinen Sub-Genres und – Achtung (!) – im Jazz gespielt.

Double-Fußmaschine für rasante Tempi. | Foto: Shutterstock von Perkus

Eine Frage der Sichtweise und der Zeit

Die Einordnung in die Heavy-Metal-Schublade ist nicht wirklich einfach. Es quellen immer ein paar Socken hervor, die eher in eine andere Schublade oder die Waschmaschine gehören. Heutzutage werden Bands wie The Who, Led Zeppelin, Deep Purple & Co. eher dem Rock, insbesondere dem Hard Rock zugeordnet.

Erste Bands des Heavy Metal mit Pionierstatus

Als erste „wirkliche“ Heavy Metal Bands werden Judas Priest, Motörhead, Saxon, Iron Maiden, Metallica, Slayer, Megadeth, Anthrax, Pantera, Dio und die Scorpions – speziell aus der Zeit mit Gitarrist Michael Schenker – angesehen. Und selbstverständlich dürfen wir Black Sabbath nicht vergessen, die einen deutlich dunkleren und schwereren Sound spielten, damit große Erfolge erzielen und zu den Pionieren des Heavy Metal zählen.

Das Szenario ist auf alle Fälle düster, die Gedanken sind es eher nicht. | Foto: Shutterstock von ChrisJamesRyanPhotography

Woher der Name Heavy Metal stammt

Selbst die Herkunft der Bezeichnung des Genres ist nicht vollkommen geklärt. Die gängige Meinung ist, dass Der Begriff aus dem Song „Born To Be Wild“ von Steppenwolf stammt. Dort heißt es in einer Zeile des Songtextes „Heavy Metal Thunder“. Andere gehen davon aus, dass man lediglich für eine Umschreibung für Musik suchte, die härter als Hard Rock war, und deshalb auf „hart und aus Metall“ kam. Es gibt diverse weitere verkopfte Thesen.

Über die typischen Instrumente im Heavy Metal

Die wichtigsten Instrumente im Heavy Metal sind ganz klar die E-Gitarre, der E-Bass und das Schlagzeug. Allerdings je nach Sub-Genre mit durchaus spezieller Ausprägung. Klar, der Showeffekt spielte eigentlich immer eine prägende Rolle. Die Gitarren waren und sind häufig kantig, eckig und zackig mit markanten Hörnern. Das Finish ist meistens schwarz, weil es zufällig gerade keine dunklere Farbe gab. Jedoch nur bei denen, die eine düstere Stimmung erzeugen wollen.

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Das mehrdeutige Stichwort der Stimmung

Und damit hätten wir uns auch das nächste entscheidende Stichwort selbst zugeschmissen, eine echte Überleitung: Stimmung! Inzwischen ist Heavy Metal längst in zahlreiche weitere Subgenres aufgespalten. Vermutlich kaum jemand ist imstande, alle davon aufzuzählen. Wir auch nicht.

Tatsache aber ist, dass in manchen der Genres die eben bereits genannte „düstere Stimmung“ transportiert wird. Bei den Instrumenten bedeutet das, dass die Gitarren und Bässe oftmals tiefergestimmt sind und die Drummer mit Bass-Drums zwischen 20‘‘ und 26‘‘ Zoll, spezieller Stimmung und Doppelpedal arbeiten.

Der ewig Kompromiss beim Spiel mit Double-Bass

Die speziellen Anforderungen beim Spiel der Bass-Drum mit Doppelpedal sind, auf der einen Seite ausreichend Attack zu haben, auf der anderen Seite ausreichend Fundament hinsichtlich der tiefen Frequenzen zu liefern. Das ist beim Heavy Metal tatsächlich ein Problem: Je größer der Kessel, umso tiefer der Ton; leider ist auch die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Bass-Drum Matsch produziert. Außerdem wird der Attack geringer. Mehr Attack und weniger Matsch, außerdem ein besseres Spielgefühl liefern kleine Kessel, jedoch auch weniger Druck. Es bleibt ein ewiger Kompromiss.

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Schubladendenken ade: Untypische Instrumente im Heavy Metal

Wenn wir typische Instrumente des Heavy Metal aufzählen, ist nur naheliegend, dass es auch untypische gibt. Klar, wenn man sich die Marke Heavy Metal auf die Kutte näht, ist das ja kein Ausschlussverfahren. Bereits Black Sabbath hat sich nicht an falsche Konventionen gehalten. Am Anfang des Songs „The Wizard“ hat der Maniac Ozzy Osbourne ein inzwischen legendäres Mundharmonika-Solo gespielt.

Die Nine Inch Nails – Vorreiter des Industrial Metal – setzten bei ihrer Hymne „God Break Down The Door“ denkwürdiger Weise das Saxophon ein. Und ein Blick nach Japan zeigt, dass etwa die „Wagakki Band“ die japanische Bambusflöte „Shakuhachi“ beim Folk-Metal verwendet. Andere Kulturen, andere „Metalle“.

Die Schublade ist längst prall gefüllt; und doch haben alle denselben Ursprung. | Foto: von Shutterstock.AI

Der Versuch einer aufzählenden Übersicht

Und spätestens jetzt sind wir auch an dem Punkt angelangt, dass sich im Laufe von Jahrzehnten etliche Subgenres des Heavy Metal herausgebildet haben. Es sind wirklich endlos viele, wir werden sie nicht annähernd alle aufzählen und beschreiben können. Aber hoffentlich schaffen wir einen rudimentären Überblick.

Heavy Metal

Schwere Beats, übersteuerte Gitarren und einprägsame Riffs prägten bereits den Hardrock. Daraus entwickelte sich etwa um 1970 der Heavy Metal mit eher klassischen Komponenten, der inzwischen als Mutter aller Metal-Genres gilt. Zumal sich inzwischen etliche weitere Genres gebildet haben, wird er heutzutage als klassischer oder traditioneller Metal bezeichnet.

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Doom Metal

Im Gegensatz zum hohen Tempo von Deep Purple und Led Zeppelin sorgte Black Sabbath mit weitaus geringerer Geschwindigkeit für eine düstere Stimmung. Gewürzt wurde das mit teils okkulten Texte und mystischen Themen. Damit galt die Band um Ozzy Osbourne und Tony Iommi als Begründer des Doom Metal.

Black Metal

Black Metal hat sich aus dem klassischen Heavy Metal und dem damals noch jungen Thrash Metal gebildet. Dabei handelt es sich um eines der extremsten Genres. Kreischende Shouts treffen auf schmerzende Blast-Beats, schlechten Sound und höhenbetonte Gitarren. Die Texte bleiben fragwürdig, zumal sie sich bei Satanismus, Gewaltverherrlichung und Misanthropie – dem Menschenhass – bedienen.

Death Metal

Im Death Metal ist alles irgendwie extrem. Entstanden Mitte der 80er aus dem Thrash Metal, ist der Sound hart, teils dissonant; die Gitarren sind tiefer gestimmt und das Tempo ist rasant. In den Texten werden Themen von Satanismus und Gewaltbeschreibungen, Krieg, Folter, Horror oder auch Okkultes aufgegriffen.

Thrash Metal

Der Thrash Metal war gemeinsam mit dem Glam Metal eine der beiden großen Entwicklungen des Metal in den USA. Das Genre entstand Mitte der 80er-Jahre. Im Gegensatz zum Glam Metal steht die Härt und rasante des traditionellen Heavy Metal im Mittelpunkt.

Melodic Death Metal

Der Melodic Death Metal, entstanden in Skandinavien Mitte der 1990er-Jahre) ist geprägt von zumeist klarem und hellem Sound. In der Regel handelt es sich dabei um eine Kombination des typisch schwedischen Death Metal mit den Elementen anderer Sub-Genres. Zu den wichtigsten Vertretern gehören beispielsweise Children of Bodom, Arch Enemy oder Amon Amarth

Progressive Metal

Ebenfalls in den 80er-Jahren entstand Progressive Metal. Besonders prägend ist die Mischung aus Metal-Aggression und brachialen Gitarrensounds mit experimentellen, aus der Klassik adaptierten Kompositionen bei äußerst komplexen Songstrukturen. Die Musiker müssen aufgrund der hochgradigen Komplexität auf ihren jeweiligen Instrumenten extrem versiert sein.

Power Metal

Der Begriff des Power Metal existiert eigentlich erst seit 1993, populär wurde er erst ab 1997 mit der schwedischen Band „Hammerfall“. Der Band wird zugeschrieben „die Retter des klassischen Metal“ in Europa zu sein. Die Markenzeichen des Power Metal: extremes Tempo, markante Melodien, hohe Stimmen und vor allem eine positive Grundstimmung. Im Power Metal kommen häufig auch Keyboards zum Einsatz.

Glam Metal

Irgendwie entstand so ziemlich alles in den Achtzigern, so auch Glam Metal. Indes die Stilistik sich durch melodische Elemente auszeichnet und dabei auf Heavy Metal, Hard- und Punk-Rock, Pop und mehr zurückgreift, geht es im Glam Metal immer auch um das schrille Outfit mit ausgefallener Kleidung und toupiert gestylten Frisuren. Sogar Bon Jovi wird als Power Metaler bezeichnet. Wer hätte das gedacht?

Symphonic Metal

Der Name beschreibt es bereits: Bei Symphonic Metal sprechen wir von einer Kombination aus Metal und klassischen Elementen. Da treffen zuweilen Extrem aufeinander, so beispielsweise klassischer Operngesang auf Growls. Im Symphonic Metal wird es bombastisch und episch. Nicht selten entstehen die Gigs oder Aufnahmen in der Zusammenarbeit der Metal Band mit dem Symphonie-Orchester.

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