Von zentraler Bedeutung ist die richtige Atemtechnik auf der Mundharmonika. Die Besonderheit im Gegensatz zu den meisten anderen Instrumenten ist, dass die Töne sowohl beim Ein- als auch Ausatmen erzeugt werden. Viel Luft benötigst du bei korrekter Umsetzung nicht. Aber die Atmung sollte kontrolliert sein. Schauen wir, wie du Atemrhythmus und Melodieführung beim Harp-Spielen koordinierst:
Check it: Atemtechnik auf der Mundharmonika
- Grundsätzliche Atmung: Costo-Abdominalatmung
- Fehler vermeiden für den satten Harp-Ton
- Verkrampfungen und Barrieren vermeiden
- Vorausschauendes Luftmanagement
- Schnelle Passagen durch Nasenatmung unterstützen
Die grundsätzliche Atemtechnik auf der Mundharmonika
Die richtige Atemtechnik auf der Mundharmonika ist die sogenannte Zwerchfell- oder Bauchatmung, wodurch dann auch die Zwerchfellstütze entsteht. Allerdings wird die – anders als bei Sängern oder anderen Blasinstrumenten – mit einer Art Hechelatmung kombiniert. Wollten wir es verkomplizieren, könnten wir das als Costo-Abdominal-Atmung bezeichnen. Lassen wir den Unsinn, wir sind Musiker.
Das Zwerchfell ist kuppelförmig wie ein Regenschirm oder Regenbogen und trennt die Brust- und Bauchhöhle voneinander. Und dieses „Trennfell“ hat zwar nichts mit kuscheligem Fell zu tun, sondern ist nichts Geringeres als dein wichtigster Atemmuskel. Senkt sich das Zwerchfell, atmest du ein. Dehnt es sich nach oben, wird die Luft wieder aus der Lunge gedrückt.
Zwerchfell nicht direkt beeinflussbar: Eine Ganzkörperaufgabe
Dabei kannst du das Zwerchfell selbst nicht direkt beeinflussen. Stattdessen atmest du auf Umwegen, nämlich über die Bauch-, Brust- und Rückenmuskulatur. Und weil diese Zwerchfellatmung so wichtig ist, machen wir für die Atemtechnik auf der Mundharmonika zunächst mal ein paar Atemübungen. Bei angehenden Sängern gehören diese Übungen zum selbstverständlichen Handwerkszeug. Es geht dabei um das bewusste Erlebeben von Körperfunktionen:
Ein wenig Atemtraining, um die Stütze zu erfahren
Du legst dich entspannt auf den Rücken, legst dabei eine Hand auf den Bauch, die andere auf die Brust. Nun atmest du bewusst in den Bauch. Während die Hand auf dem Bauch sich anhebt, soll die auf der Brust sich nicht bewegen. Ist der Ballon – die voluminöse Lunge – voll, wird die Luft wieder kontrolliert, gleichmäßig und gestützt ausgeatmet. Deine Stütze ist das Zwerchfell. Die einfachste Form der „Stütze“ ist es, die Einatmungshaltung beizubehalten, indem du den Brustkorb weitgestellt hältst.
Fehler vermeiden für den satten Ton auf der Mundharmonika
Womöglich bist du mit dem Klang der Mundharmonika nicht zufrieden. Irgendwie klingt das alles zu dünn, angestrengt und wenig rund. Du glaubst, die Lösung sei, noch kräftiger hineinzublasen und stärker zu ziehen. Was du damit erreichst, ist, dass du dich vollkommen verspannst. Außerdem wird der Klang nicht runder und fetter. Du klemmst dir lediglich selbst und der Mundharmonika die Schwingungen ab.
Der atmende Resonanzraum bist du selbst
Austische Schwingungen benötigen immer auch ein Leitmedium, einen Raum, in dem sie sich entwickeln können. Dein Resonanzraum ist nicht etwa ein Hohlraum in der Harp. Der satte und voluminöse Ton entsteht in deinem Rachen-, Mund- und Halstrakt. Stelle dir vor, dass du nicht an der Harp ziehen oder in sie hineinblasen sollst, sondern leicht und locker durch die Mundharmonika atmest. Wichtig zu beachten ist die Luftsäule vom untersten Teil des Bauches über die Lunge und den Rachenraum bis zum Instrument. Sogar ein leichtes Abknicken von Kopf und Nacken nach hinten, könnten diese Säule unterbrechen.
Immer schön ruhig bleiben, nicht verkrampfen
Dabei soll deine Atmung ruhig sein und – wie erwähnt – aus dem Zwerchfell kommen. Keinesfalls geht es darum, die Luft staubsaugergleich anzusaugen und anschließend wie ein nachbarschaftlich ungeliebter Laubbläser wieder in die weite Welt zu pusten. Zu den häufigsten Fehlern beim Mundharmonikaspielen gehört es zu stark zu atmen und in der Folge zu verkrampfen. Halte dir vor Augen, dass du auf dem Instrument spielen und nicht gegen die Mundharmonika ankämpfen willst.
Spitzmund-Technik für Atemtechnik weniger wichtig
Lange Zeit wurde empfohlen, mit gespitzten Lippen zu spielen, wodurch weniger Luft durch den Mund dringt und die Lunge dadurch sozusagen Luft sparen würde. Die lange bevorzugte Methode der Spitzmundtechnik ist allerdings mittlerweile ziemlich überholt. Problematik dabei ist, dass sie zu Verkrampfungen der Mundpartie führen kann, außerdem den Ton oftmals negativ beeinflusst und zugleich etwaige grundlegende Fehler der Atemtechnik auf der Mundharmonika kaschieren kann. Sicherlich ist es sinnvoll die Spitzmund-Technik zu erlernen. Für die Atmung spielt sie eine untergeordnete Rolle.
Spezifische Atemanforderungen beim Mundharmonika-Spiel
Die Atemtechnik beim Mundharmonika-Spielen unterscheidet sich grundlegend etwa von der beim Flötenspiel. Grund sind die abwechselnden Zieh- und Blas-Töne und verschiedenen Spieltechniken. Indes du bei typischen Blasinstrumenten darauf achtest, dass dir ausreichend Luft für die zu blasenden Töne zur Verfügung steht, können insbesondere die gezogenen Töne, bei denen du automatisch einatmest, zum gewöhnungsbedürftigen Problem werden.
Vorausschauende Spielweise und Luft-Management
Spielst du Melodien, die tonbedingt nicht das abwechselnde Ein- und Ausatmen ermöglichen, kann es leicht passieren, dass die Lunge sich prall füllt, bis du nicht mehr einatmen kannst, oder du andererseits keine Luft mehr für die nächste Töne zur Verfügung hast.
Mit etwas Übung wirst du lernen, die Songs vorauszudenken und an den geeigneten Passagen Luft abzulassen bzw. einzuatmen. Lernen wirst du dafür, bereits zuvor zu wissen, an welcher Stelle des Songs du separat ein- oder ausatmen kannst. Präventivmaßnahme der musikalischen Art. Bezeichnet wird dieser nicht zu unterschätzende Kniff auch als Ausgleichsatmung.
Bei schnellerem Spiel die Nasenatmung hinzuziehen
Bislang war die per se die Rede von der Atmung über den Mund. Insbesondere bei schnellerem Spielen mit häufigen rhythmischen Wechseln und rasanten Wechseln von gezogenen und geblasenen Tönen kann man damit an seine konditionellen Grenzen kommen und beispielsweise hyperventilieren.
Bei hoher Beanspruchung ist es deshalb ratsam, wenigstens zeitweise oder punktuell gleichzeitig auch durch die Nase zu atmen. Dass wir in körperlich anstrengenden Situationen zeitgleich durch Mund und Nase atmen ist ein völlig normaler Vorgang. Muss man sich nur erst mal bewusst machen. Die Umsetzung dieser Atemtechnik auf der Mundharmonika solltest du separat trainieren.
Dein individueller Luftbedarf im persönlichen Faktencheck
Es gibt zahlreiche Übungen, die sich auf das Bewusstmachen von Zusammenhängen beziehen. Ein typisches Anfängerproblem ist, dass mit viel zu viel Luft gearbeitet wird. Man glaubt, dass man für ausreichend laute Töne sehr viel Kraft aufwenden muss. Auch dies ist ein Fehlverständnis. Jeder Oboist würde im Vergleich mit der Atmung bei der Mundharmonika vermutlich laut auflachen.
Wie wenig Atemluft du einsetzen musst, erfährst du, wenn du einen Ton erst ganz leise spielst und dann immer lauter spielst. Idealerweise machst du das mit Zieh- und Blastönen. Sitzt die Übung, machst du sie umgekehrt, also erst volle Pulle und dann bis zum gehauchten Ton immer leiser werdend. Die Resultate werden dich höchstwahrscheinlich verblüffen.
Wenn ich wieder klein wär‘ – Neugeborene atmen noch richtig
Lernen können wir dabei von den Allerkleinsten. Säuglinge atmen üblicherweise von Geburt an richtig, eben über die Kontraktion des Zwerchfells, wodurch die Lunge sich automatisch mit Atemluft füllt. Erst im Laufe der Jahre wird die Atmung immer flacher, zumindest bei Ungeübten. Bei vielen Menschen schleicht sich die reine Brustatmung ein.
Insbesondere bei den weniger Sportlichen und denjenigen, die sich nicht beispielsweise als Musiker, Schauspieler, Sprecher oder in sonstigen Bereichen bewusst mit dem Thema beschäftigen. Diese Oberflächlichkeit musst du als ambitionierter Mundharmonika-Spieler ablegen. Und wieder können wir es bei aller Liebe zum Instrument und nur auf den so bedeutenden Punkt bringen: Das Instrument bist du selbst, die Mundharmonika ist dein Werkzeug, das du immer besser zu bedienen lernen wirst.
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Wenn Du noch am Anfang stehst, aber von den Möglichkeiten der Mundharmonika – ob chromatisch, diatonisch oder als Blues-Harp – fasziniert bist, könnte dieser Artikel für dich interessant sein: „Mundharmonika lernen: Erste Schritte“.
Aufgrund meines Alters 83J. alt.,bin Amateur – Flötenspieler in f, möchte ich meine Lunge kräftigen.
Ich bin 82 Jahre alt, komme auch von der Flöte. Wegen der Arthrose in den Händen, habe ich oft Schmerzen beim Musizieren. Nun suche ich nach einem Instrument, das für meine Hände besser geeignet ist. Ich mag den Klang der Mundharmonika und würde sie gerne erlernen.