12 Gründe, weshalb Kinder ein Musikinstrument spielen sollten

Wie Musik zugleich die Persönlichkeit behütet

| Foto: Shutterstock von Ulza

Überall ist die Rede davon, für Kinder sei es gut, ein Musikinstrument zu lernen. Oftmals wird das pauschal als unbezweifelbare Selbstverständlichkeit in den Raum gesetzt. Dann wiederum werden etliche Gründe aneinandergereiht. Erlauben wir uns mal einen Blick hinter die Kulissen. Welche Vorzüge sind real oder scheinen aus Marketinggründen überbetont. Hier kommen einige Gründe, weshalb Kinder ein Instrument spielen sollten:

Check it: Gründe, ein Musikinstrument zu erlernen

  • Kognitive Fähigkeiten, Konzentration und Feinmotorik
  • Gehörbildung, Sprachvermögen und logisches Denken
  • Selbstwertgefühl und soziale Kompetenz
  • Emotionalität, Kreativität und Stressventil

Zahlreiche Gründe, weshalb Kids ein Musikinstrument spielen sollten

Eine allgemeingültige Liste mi Argumenten für oder gegen das Musizieren abzuhaken, wäre schon deshalb absurd, weil sie einerseits niemals komplett sein könnte, andererseits die Individualität jedes einzelnen Menschen – in diesem Fall der Kids – nicht abbilden könnte. Selbstverständlich möchten verantwortungsvolle Eltern ihre Kinder in sämtlichen Belangen fördern, auch musikalisch. Ganz oben auf der Messlatte der Argumente pro und contra muss aber zunächst der Wunsch des Kindes stehen. Hat es überhaupt Bock darauf? Falls nein, auf keinen Fall mit Elterndruck dazu zwingen. Falls ja, kann’s losgehen. Es sprechen viele Gründe dafür:

1. Kognitive Fähigkeiten und Konzentration steigern

Das Leben ist ein kontinuierliches Multitasking. Sämtliche Sinne und Bewegungsabläufe müssen ständig koordiniert werden. Fühlen, Tasten, Hören, Sehen, Augen-Hand-Koordination und mehr; all das läuft bei uns handelsüblichen Menschen zeitgleich ab. Die Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von Lösungsfindung und Informationsverarbeitung.

Und das muss meistens ziemlich schnell gehen. Etliche Wissenschaftler haben zu dieser Thematik im Zusammenhang mit Musik Studien vorgelegt. Das zusammengefasste Resultat lautet: Musikalische Ausbildung unterstützt höhere Geschwindigkeit bei der Lösung von Aufgaben. Im Umkehrschluss wird dadurch die Konzentrationsfähigkeit wesentlich gesteigert.

Konzentrations- und kognitiv fördernd | Foto: Shutterstock von Littlekidmoment

2. Feinmotorik, Koordination

Die Fähigkeit, gezielt Bewegungen mit der Hand, den Fingern oder etwa dem Handgelenk auszuführen, mussten wir alle erst lernen. Angeboren ist uns die feinmotorische Kontrolle nicht. Um uns im Alltag zurechtzufinden, gehören diese Fähigkeiten zu den elementarsten schlechthin. Die Feinmotorik lässt sich gezielt fördern, bei Kindern üblicherweise spielerisch.

So können die Kids beispielsweise kneten, kleben, malen oder Perlen fädeln und vieles mehr. Und unbedingt hilfreich ist es, wenn sie ein Musikinstrument spielen. Die Töne wollen zielgenau gegriffen werden. Und das mit dem jeweils nötigen Feingefühl, immer und immer wieder. Ein Musikinstrument spielen zu lernen, ist der  feinmotorisch fördernde Rundschlag.

3. Gehörbildung und das differenzierte Hörvermögen

Im Normalfall können Kinder weitaus besser hören als Erwachsene. Kinderohren sind noch nicht durch Alltagslärm geschädigt. Das Frequenzspektrum, das sie wahrnehmen, ist noch nicht eingeschränkt. Was Kinder allerdings noch nicht einordnen können, sind die Zusammenhänge bzw. Abstände von Tönen. Das differenzierte Hörvermögen wird erst im Laufe der Zeit ausgebildet. Allerdings nicht automatisch. Das differenzierte Hören ist eine Fähigkeit, die idealerweise durch äußere Anreize gefördert werden muss. Und was könnte dabei zielführender sein als die Gehörschulung, während die Kids ein Musikinstrument spielen?

4. Sprachvermögen fördern durch Musik

Interessant in diesem Zusammenhang ist die Frage, in welcher Stelle des Gehirns Musik verarbeitet wird. Also nicht unbedingt die Frage, sondern die Antwort. Herausgefunden wurde, dass Musik in Hirnregionen verarbeitet wird, die mit denen der Sprachverarbeitung teils identisch sind. Tatsächlich bedeutet das, dass Kinder, die eine Musikinstrument spielen und entsprechend gefördert werden, zugleich in ihrer Sprachentwicklung unterstützt werden. Ein Zusammenhang, der übrigens auch im Umkehrschluss gilt. Nachgewiesen wurden diese Zusammenhänge bereits vor geraumer Zeit in einer Studie von Kognitions- und Neurowissenschaftlern in Leipzig.

5. Logisches Denken ist bei der Musik unbedingt gefragt

Obschon wir in die Musik all unsere Gefühle stecken, sei das melancholisch oder rebellierend, ist sie zunächst mal ein berechenbares, mathematisches Konstrukt. Töne, Harmonien, Akkordfolgen als auch die Takte und Rhythmen folgen musiktheoretischen Zusammenhängen. Und diese jeweiligen Spezialdisziplinen müssen eben auch immer wieder in diese benannten Zusammenhänge gesetzt werden. Emotionen schön und gut, aber die Basis dafür ist schlichtweg Logik.

Zu wissen, welche Akkorde zueinander passen können, welches Tonmaterial für welchen Klang sorgt, welche Noten im Kontext des Songs einfach nur grauenhaft klingen würden und vieles mehr entspringt ausschließlich logischem Denken. Durchdacht strukturierte musikalische Lösungen entwerfen zu können, ist eine auf unterschiedlichste Alltagssituationen übertragbare Fähigkeit.

Bei der Musik müssen ständig logische Lösungen gefunden werden | Foto: Shutterstock von Mark Nazh

6. Soziale Kompetenz und Kommunikationsfähigkeit durch Gemeinsamkeit

Selbstverständlich kann man im vielzitierten stillen Kämmerlein auf dem Musikinstrument spielen. Auf Dauer macht das keinen Spaß. Vielmehr werden die Kids in der Musikschule, irgendwann vielleicht im Schulorchester oder mit der ersten Band gemeinsam mit Gleichgesinnten musizieren. Das Wichtigste dabei ist es, aufeinander zu hören.

Kein noch so simples Lied kann gut klingen, wenn alle ihren eigenen Senf zum Besten geben. Vielmehr geht es dieses wunderbare Gefühl der Gemeinsamkeit. Dabei werden die Kinder sich gegenseitig helfen, statt voneinander abzuschotten. Sie werden sich gegenseitig motivieren, miteinander kommunizieren – ob mit Worten oder Melodien – und auch dadurch ganz automatisch ihre soziale Kompetenz schärfen.

Aufeinander zu hören, heißt, einander zu helfen | Foto: Shutterstock von Liderina

7. Emotionales Potenzial wecken

Wir wünschen uns von unseren Kindern, dass sie Probleme nicht in sich hineinfressen. Ebenso wichtig ist es uns, dass sie zu empathischen und sensitiven Menschen heranwachsen. Es gibt es viele Gründe, wegen derer Kinder ihre tiefsten Emotionen lieber in ihr eigenes Seelengefängnis sperren. Vielleicht haben sie es von ewig beherrschten Erwachsenen schlichtweg nicht anders gelernt. Mag auch sein, dass sie sich in den irrwitzigen Zeiten von Mobbing und Co. nicht trauen, die seelischen Türen zu öffnen. Die Musik kann ihnen die gefühlte Sicherheit geben. Wenn Kinder ein Musikinstrument spielen, können sie Gefühle auf diesem treuen Freund ausdrücken, die sie andernfalls möglicherweise nicht aussprechen würden.

8. Kreativität fördern – für viele ein Lebenselixier

Die Kreativität ist die Triebfeder, mit der Neues geschaffen wird. Ob in der Kunst, Technik, im sozialen Miteinander, wo auch immer. Kreativ zu sein, bedeutet etwas Eigenständiges und bis dahin Unbekanntes zu erschaffen. Und sei das auch nur in Nuancen. Ein unbedingt wunderbares Gefühl, letztlich einer der Hauptgründe, weshalb wir Musiker diesen nicht immer einfachen Lebensweg gehen. Jedes kreative Ergebnis ist nichts Geringeres als Ausdruck der Persönlichkeit. Diejenigen, die ein Musikinstrument spielen, stehen sämtliche Möglichkeiten offen, sich mit ihrem Inneren frei zu entfalten.

9. Stressventil für die so wichtige Entspannung

Zuweilen fällt uns Erwachsenen kaum auf, in welcher permanenten Reizüberflutung die Kinder leben und welch unablässigem Druck sie dabei ausgesetzt sind. Das beginnt eben nicht erst bei der Schule mit vollgestopftem Unterrichtsplan, Noten und Zeugnissen. Vielmehr ist es äußerst anspruchsvoll und anstrengend, den Erwartungen der Eltern, der Freunde, Lehrer und vielen mehr zu entsprechen. Im Kindergartenalter und davor will die Welt entdeckt werden.

Spätestens im Grundschulalter sollen die Kids sich in fremdbestimmten Normen zurechtfinden und werden dabei ständig bewertet. Der Tagesablauf ist oftmals derart getaktet, dass sie kaum noch Zeit haben, einfach Kind zu sein. Das Resultat ist der pure Stress. Ein Ventil muss her, damit dieser Druck sich nicht weiter auflädt. In der Musik können die Kinder Entspannung finden, einfach musikalisch durchatmen

10. Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein als Grundstock des Lebens

Im Kindesalter wird der Grundstein für das Urvertrauen gelegt. Das Vertrauen in die umgebenden Menschen, aber auch in sich selbst. Kinder als auch Erwachsene mit mangelndem Selbstwertgefühl stehen nicht selten auf wackligen Beinen im Leben. Eine vernünftige Portion Selbstbewusstsein gehört dazu, um nicht in Unsicherheit zu versinken. Kinder, die ein Musikinstrument spielen, können per se etwas Besonderes; etwas, dass eben nicht jeder kann.

Eine Fähigkeit, die ihnen auch immer wieder bewundernde Blicke von Freunden, Mitschülern, Eltern einbringt. Nicht zu vergessen, dieses so bedeutsam mutmachende Erlebnis, eigen- und selbstständig etwas Komplexes gelernt zu haben. Schritt für Schritt mit vielen Erfolgserlebnissen zum berechtigten Selbstwertgefühl. Exakt so soll es sein.

11. Selbstreflektion als wichtige Fähigkeit individuell nachzusteuern

Dabei hat kein Mensch behauptet, man müsse wie ein Bulldozer mit permanent ausgefahrenen Ellbogen seinen Alltag meistern. Immerhin sprechen wir von Selbstbewusstsein und nicht von Arroganz. Man muss wissen, was man kann, und auch, was man nicht kann. Dafür muss man zunächst einmal wissen, wer man ist. Nur wer zuweilen imstande ist, aus der Vogelperspektive auf sich selbst zu schauen, kann die geeigneten Stellschrauben seiner Persönlichkeit nachjustieren. Wer ein Musikinstrument spielen kann, befindet sich per se in einem unablässigen Prozess der Selbstreflektion. Schließlich wird nicht nur gespielt, sondern zeitgleich auch hingehört, ob alles richtig klingt.

12. Eigenverantwortung, Struktur und Resilienz

Einher geht mit dem Selbstvertrauen und der Selbstreflektion zugleich die Entwicklung der Eigenverantwortung. Ein Musikinstrument zu spielen bedeutet immer auch, außer auf das gepflegte Instrument auf sich selbst zu achten. Das beginnt bei der vernünftigen Körperhaltung, geht weiter über die zeitlich nicht übertriebenen Übungseinheiten und endet bei der Vorbereitung auf die nächste Unterrichtsstunde noch lange nicht.

Das bedeutet, dass die Kids lernen, sich selbst und ihrem Alltag eine Struktur zu geben, sich selbst nicht überfordern und sich zugleich nicht überfordern zu lassen. Eine unterbewusst aufgebaute Fähigkeit, die ihnen in ihrem Leben immer helfen wird. Durchhalten, auch mal mit Missgeschicken umgehen können und mit sinnvollen Verhaltensweisen darauf reagieren können: Die Rede ist von der behütenden Resilienz.

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Auch interessant: „Welches Instrument soll ich lernen – dein Ziel: In einer Band spielen“.

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