Tin Whistle spielen: Charakterstarkes Instrument zwischen Melancholie und Impulsivität

Zauberhafter Flötenklang mit einem Hauch endloser Weite

| Foto: Shutterstock von Uskarp

Wer sich für die irischen Flöten interessiert, hat üblicherweise auch Spaß an der weltweit beliebten irischen Folkmusik. Interessant dabei: Der Einstieg ist relativ einfach, aber die Möglichkeiten zu lernen und bis zur Virtuosität besser zu werden, sind schlichtweg endlos. Hier unsere Tipps, wenn auch du Tin Whistle spielen möchtest:

Check it: Tin Whistle spielen für Einsteiger

  • Korrekte Haltung für optimale Ergebnisse
  • Stell dir vor, du bist eine Lokomotive
  • Kontrollierte Atmung ohne übertriebenen Druck
  • Tonale Einschränkungen und Lösungsmöglichkeiten
  • Wenn die Tin Whistle fröhlich gurgelt

Korrekte Haltung der Tin Whistle

Die korrekte Haltung es Instrumentes ist höchst wichtig, wenn du Tin Whistle spielen möchtest. Richtig ist es dann, wenn du die Flöte in einem geneigten Winkel von etwa 45 Grad von Deinem Mund wegzeigen lässt. Im Gegensatz zu manch anderen Blasinstrumenten kommt bei Rechtshändern die rechte Hand auf den unteren Bereich der Tin Whistle, die linke auf den oberen Bereich. Bei Linkshändern umgekehrt. Schon merken wir, der Tin Whistle ist es im Grunde genommen egal, ob du Links- oder Rechtshänder bist. Es müssen nicht erst spezielle Linkshänder-Instrumente gefertigt werden.

Zeige-, Mittel- und Ringfinger schweben zunächst über den Tonlöchern, die kleinen Finger haben keine musikalische Aufgabe, allenfalls das Stützen des Instrumentes. Diese Aufgabe übernehmen aber hauptsächlich die Daumen, die von unten das Rohr der Flöte halten. Nun senkst du die Finger auf die Tonlöcher, dabei achtest du darauf, immer locker zu bleiben, nicht zu verkrampfen und keinen unnötigen Druck auszuüben. Tatsächlich aber müssen die Finger die Löcher komplett abdecken, damit nicht unbeabsichtigt Luft hindurchfließt.

Vernünftige Haltung ist immer die Grundvoraussetzung | Foto: Shutterstock von Kachalkina Veronika

Simpler Ansatz im Dampflokomotiven-Format

Fehlt noch der Ansatz, der bei der Tin Whistle vergleichsweise einfach ist. Das Mundstück der Tin Whistle – der Schnabel – kommt ein Stück weit zwischen deine Lippen, im Gegensatz etwa zum Saxofon allerdings ohne Kontakt zu deinen Zähnen. Deinem Mund musst du eine spezielle Form geben. Du erinnerst dich daran, als du ein kleines Kind warst und die Geräusche einer Dampflokomotive nachmachen wolltest? Exakt das  ist die Erinnerung, die wir jetzt brauchen. Der Mund wird nach Dampflokomotiven-Art geformt. Du stellst dir vor, do wolltest „Tu (tu, tu, tu,)“ in die Gegend pusten.

Deine Blechflöte hat einen Tonumfang von zwei Oktaven, aber nur sechs Löcher. Wie mit derart wenigen Tonlöchern derart viele Töne zustande kommen sollen, erschließt sich dir nicht auf Anhieb. Hier kommt die Erläuterung. Die beiden unterschiedlichen Oktaven erreichst du durch unterschiedlich starken Anblasdruck. Die untere der beiden erklingt bei einem geringeren Luftstrom, für die Töne der oberen Oktave musst du stärker hineinblasen.

Auf geht’s mit den ersten Tönen bei korrekter Mund-Form

Das willst du selbstverständlich unverzüglich ausprobieren. Kein Problem, du nimmst deine Ausgangsposition ein, was bedeutet, dass du sämtliche Löcher mit den Fingerkuppen vollständig abgedeckt hast. Nun widmest du dich zunächst der unteren Oktave. Grund für die gewählte Reihenfolge ist, dass die tieferen Töne auf der Tin Whistle von Einsteigern leichter anzuvisieren sind. Du bläst unter Einhaltung der erklärten Mund-Form mit einem möglichst gleichbleibenden Luftstrom in das Instrument. Was nun bei komplett abgedeckte Tonlöchern erklingt, ist der tiefste Grundton deines Instrumentes.

Mundstellung à la Dampflokomotive: „Tu“ …? | Foto: Shutterstock von Oksana Kuzmina

Weiter geht’s durch Öffnen weiterer Tonlöcher

Logischerweise willst du weitere Töne auf deiner Tin Whistle spielen. Dafür hebst du im nächsten Schritt den Ringfinger der unteren Hand hoch, dann den Mittelfinger, den Zeigefinger. Nach diesem Prinzip geht’s mit den Fingern der anderen Hand weiter. Mit jedem freigegebenen Griffloch erklingt der nächsthöhere Ton der Tonleiter. Somit hast du dich gerade durch die untere Oktave gearbeitet. Dasselbe Strickmuster gilt für die Töne der oberen Oktave. Mit dem einzigen Unterschied, dass du nun stärker anblasen musst.

Wohlausgewogener Anblasdruck gegen Schweigen und Quietschen

Was einfach klingt, verlangt jedoch ein ausgewogenes Fingerspitzengefühl. Sorry, nicht falsch verstehen, es geht nicht um die Fingerspitzen, sondern um die Atemtechnik. Genauer gesagt, um den stimmig dosierten Luftstrom. Bläst du zu zart hinein, kommt entweder gar kein Ton oder er fängt an zu flattern. Mit dem starken Anblasen wiederum willst du nur die obere Oktave erklimmen. Drückst du zu stark, sind quietschende Töne nahezu unvermeidbar. Zwischen diesen beiden unerwünschten Extremen musst du den goldenen Mittelweg finden, wenn du klangangenehm Tin Whistle spielen willst.

Tin Whistle ist tonal eingeschränkt, es gibt Lösungen

Eine pragmatische Problematik der Tin Whistle ist, dass die Blechflöte hinsichtlich der Tonarten eingeschränkt ist. Möchtest du von anderen Instrumenten begleitet Tin Whistle spielen willst, müsst ihr euch vorher vergewissern, ob eure Instrumente sich auf eine Tonart verständigen können. Bei beispielsweise einer Tin Whistle mit Stimmung in „D“ kannst du neben der Grundtonart noch gut die Tonarten „G“ und „A“ erreichen. Für Neunmalkluge: Also die der Subdominante und Dominante.

Andere Tonarten sind grundsätzlich möglich; aber da wird es maßgeblich anspruchsvoller. Umsetzbar wird das durch Spieltechniken, die sich eher an Fortgeschrittene richten. So lassen sich einige Töne etwa dadurch erzielen, dass Löcher – üblicherweise das oberste – nur halb mit der Fingerkuppe abgedeckt werden. Immer langsam, soweit sind wir noch nicht.

Mehrere Tonarten umsetzbar; zusätzliche Halbtöne erst später | Foto: Shutterstock von pwrmc

Immenses Spektrum von Spielmöglichkeiten und Herausforderungen

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Allenfalls der Anfang kann einfach sein. Fortgeschrittene Spieltechniken sind demgegenüber teils sehr komplex, was bei der Erzeugung tonleiterfremder Halbtöne beginnt und über die Trennung der Töne in speziellen Grifffolgen weitergeht. Diese zum Teil sehr komplexen Griffe mit entsprechend notwendigen Wechseln im rasanten Spiel sind äußerst anspruchsvoll. Wenn du Tin Whistle spielen möchtest, sollte die bewusst sein, welche immenses Spektrum dein neues Hobby innehat.

Korrekte Atemtechnik wichtig für das entspannte Spielen auf der Tin Whistle

Wie bei sämtlichen anderen Instrumenten auch ist die richtige Atemtechnik hochbedeutend, wenn du Tin Whistle spielen willst. Du willst keinen atemaufwändigen Dudelsack, sondern Tin Whistle spielen, der Atemaufwand ist deutlich geringer und sollte nicht übertrieben werden. Wegkommen musst du dabei aber von der allzu flachen Brustatmung, stattdessen musst du wieder atmen wie ein Baby, nämlich natürlich und möglichst tief in den Bauch hinein. Beim Einatmen bleibst du unbedingt locker. Stell dir vor, du würdest gähnen. Resultat ist, dass sich das sogenannte Zwerchfell entspannt. Genau dort wollen wir hin. Also nicht wir, sondern dein Atem.

Keine Angst, der atmet nur | Foto: Shutterstock von Vaclav Sebek

Das Zwerchfell als kontrollierte Stütze deiner Atmung nutzen

Das Zwerchfell ist eine Platte unterhalb deiner Lunge, die du nicht wie einen Muskel aktiv beeinflussen kannst. Allerdings mit den umgebenden Regionen, also dem Bauch, der leicht nach vorne tritt und damit das Zwerchfell nach unten drängt. Ebenso über die Brust- und Rückenmuskulatur und vor allem: mit der aufrechten Körperhaltung. Durch die Kombination aus Zwerchfell- und Brustatmung erzielst du eine Stütze beim Ausatmen. Wenn du nunmehr darauf achtest, dass die Spannung im Bauchraum sehr kontrolliert nachlässt, steht dir weitaus mehr Luft für die ebenso kontrollierten Töne zur Verfügung, wenn du Tin Whistle spielen willst.

Wenn die Flöten nur noch gurgelnd blecherne Töne von sich gibt

Wo Speichel über den Atem in ein Blasinstrument gelangt, sammelt er sich nicht nur an, sondern stört auch Ton und Bespielbarkeit. Bekannt ist das zum Beispiel von der Trompete oder dem Saxofon, bei denen sich in den Rohren immer wieder Speichel und Kondenswasser ansammelt. Über entsprechende Klappen am Korpus wird das wieder abgelassen. Flöten sind für solche Ansammlungen weitaus unempfindlicher, zumal keine langen gekrümmten Rohre am Instrument vorhanden sind.

Wenn du Tin Whistle spielen möchtest, kann dir das dennoch passieren. Der neuralgische Punkt ist der Schnabel der Flöte. An dieser Stelle kann sich durchaus Speichel sammeln. Deine Ohren werden das schnell bemerken, die Flöte gurgelt fröhlich vor sich hin, der Ton verliert an Fülle und Wärme; es klingt nur noch scheppernd blechern. Die simple Lösung ist, dass du die Schnabelöffnung komplett bedeckst und gleichzeitig in das Mundstück bläst, als ob du normal Tin Whistle spielen würdest. Wenn du jemanden nicht magst, hältst du das Instrument genau in seine Richtung. Aber lass dich nicht erwischen.

Wir wünschen dir reichlich Spaß beim Spielen deiner Tin Whistle. Vielleicht trifft man sich mal in den Highlands oder auf dem nächsten Mittelaltermarkt.

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