Wir alle kennen sie – Die Jungs von Aerosmith, AC/DC und Axl Rose von der Rockband Guns N’ Roses. Sie alle sind nicht nur für ihre grandiose Bühnenpräsenz bekannt, sondern auch für ihre lange Haarpracht. Doch hast du dir schon einmal aufrichtig die Frage gestellt, wieso?
Wir haben uns mit der Frage beschäftigt und uns dazu auch viele Foreneinträge angeschaut und dabei festgestellt, dass sehr viele Menschen, ob zu der Szene zugehörig oder nicht, oftmals keine Ahnung haben, warum lange Haare zum „Accessoire“ jedes echten Metalfans gehören. Einträge á la: „Mit langen Haaren headbangt es sich einfach besser“, oder „zu faul zum Haare schneiden“ haben uns eher mäßig befriedigt. Aus diesem Grund haben wir tiefer gegraben und sind auf historisch plausible und interessante Erklärungen gestoßen. Nun erstmal back to the roots:
Lange Haare – schon immer ein Symbol
In der westlichen Welt wissen wir heute, dass lange Haare ein Privileg der Frauen sind, wobei Männer eher mit kurz-geschnittenen Haaren assoziiert werden, doch warum tragen dann Anhänger einer so männlichen Musikrichtung lange Haare? Sind echte Metalfans wirklich zu faul zum Frisör zu gehen oder steckt übermäßiger Feminismus und eine starke Solidarität mit den Frauen dahinter? Weder noch. Unsere Haare galten schon immer als Symbol für Männlichkeit, Macht oder den Adel, außerdem kann man sich dank ihnen sichtbar von anderen Gruppen abheben und sich zu einer anderen zugehörig zeigen, was Metalfans ja durchaus tun.
Caesar und die Gallier
Schon im 1. Jahrhundert vor Christus nannte der römische Gelehrte Plinius der Ältere das von den Kelten bewohnten Gallien „das langhaarige Gallien“. Dieses äußerliche Merkmal, mit dem er die Kelten beschrieb sollte jedoch schon bald der Geschichte angehören, denn bei der Eroberung Galliens durch Julius Caesar ordnete dieser an, die stolze Haarpracht der Gallier abzuschneiden – als Zeichen der Unterwerfung. Und warum? Weil die Bewohner des römischen Reiches ihren Bart und ihre Haare eben kurz trugen. Männer mit langen Haaren galten nicht nur als sehr stark, sondern eben auch frei, jene, die sich nichts von anderen vorschreiben lassen und gegen die Kriegspolitik ihres Landes demonstrieren, was uns zur nächsten Bewegung führt – die Hippie- Bewegung.
Mit langen Haaren gegen den Kapitalismus
in den 1960er Jahren in Amerika schlossen sich immer mehr Kids der Hippiebewegung an und ließen sich lange Haare wachsen und welcher konservative Vater wollte seine Söhne schon mit langen Haaren rumlaufen sehen? Diese große Jugendbewegung lehnte Konsum ab und rebellierte gegen den kapitalistischen Leistungsdruck, die klassischen Familienrollen und für den Frieden. Dabei wurden lange Haare zum Symbol des Widerstands – auch gegen die Soldaten, die kurze Haare und patriotische Uniformen trugen. Um ein Statement zu setzen und sich zu widersetzen hob man sich vom Rest der „Spießer“ ab und schuf seine ganz eigene Kleider- und Frisurenordnung. Beliebte Bands waren zu der Zeit die Beatles mit ihren Pilzköpfen, Pink Floyd oder Frank Zappa, weil deren Texte zum Nachdenken anregten und den Geist entfalten ließen – auch sie trugen ihre Haare lang und prägten mit ihrer Kopfbedeckung Generationen.
Heavy Metal als musikalische Gegenbewegung
Rund 10 Jahre nach Entstehung der Hippie-Bewegung, deren Anhänger meist aus wohlhabenden, weißen Familien stammen und von echten sozialen Problemen keinen blassen Schimmer hatten, entstand eine neue musikalische Gegenbewegung – der Heavy Metal war geboren. Während die meist gutbetuchten Jungs und Mädels in ihrem LSD-Rausch gemütlich über den Sinn des Lebens nachdenken konnten, blieb diese Hippie-Welt vielen anderen verwehrt. Heavy Metal wurde immer diverser und von vielen verschiedenen Menschen aus den verschiedensten Schichten gehört. Diese musikalischen und politischen Bewegungen gehören zwar größtenteils der Vergangenheit an, was aber bleibt, sind die langen Haaren als Zeichen der Rebellion und Songs mit politischen Botschaften á la „War Pigs“ von Black Sabbath oder „Refuse Resist“ von Sepultura.
Alles doch nur aus praktischen Gründen?
Vielleicht haben heutzutage Metalfans aus einem Grund die Haare lang: Das Headbangen. Lange Haare sollen einen besonderen Kick verleihen und den Headbanger in eine Art Trance versetzen. Einige berichten sogar davon, dass ihnen richtig schwindlig wird und sie Kopfschmerzen bekommen, wenn sie mit kurzen Haaren loslegen.
Fakt ist aber, dass die langen Haare eine lange Tradition als Widerstandssymbol haben und für Stärke, Freiheit und Abkehr vom Establishment stehen. Heute sind lange Haare ein Zeichen für Gesundheit, Jugend und Natürlichkeit, früher signalisierten sie Protest oder Abgrenzung. Ein anderer Fakt ist, dass es viele Künstler in dieser Szene gibt, die sogar Maßnahmen gegen zu viel Luftzug obenrum ergreifen und Medikamente nehmen, Toupets benutzen oder sogar chirurgische Eingriffe über sich ergehen lassen, um eine volle(re) Haarpracht präsentieren zu können. Doch das ist ein anderes Thema…
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Und wenn dich interessiert, welche Gemeinsamkeiten es zwischen Klassikfans und Metalfans gibt, dann lies‘ diesen spannenden Artikel:
https://www.musikmachen.de/blog/warum-klassikfans-und-metalfans-im-grunde-gleich-sind/