Woher kommt unser Musikgeschmack?

...Und wie lange bleibt er uns erhalten?

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Welche Musik wir lieben oder skippen, ist uns nicht angeboren, das haben wir uns nur teilweise selbst ausgesucht. Doch wovon hängt der Musikgeschmack dann ab? Von unserer Herkunft? Familie oder unserem Charakter? Vermutlich ein bisschen von all dem…

Wer/Was beeinflusst unseren Musikgeschmack?

Die Kultur, in der wir aufwachsen ist wichtig für die persönliche Musikprägung.
Das, was unsere Eltern und Geschwister hören, beeinflusst uns, weil wir es tagtäglich hören und diese Musik um uns herum haben. Doch fangen wir ganz klein an: Bereits im Mutterleib sammeln wir unsere ersten Erfahrungen mit Musik, denn schon ab dem 4.Schwangerschaftsmonat ist es dem Ungeborenen möglich Klänge mit seinem Gehör zu erfassen. Wächst du später in einer musikinteressierten Familie auf, kann dies dein eigenes Interesse noch mehr fördern.

In der Pubertät finden wir zu unserer musikalischen Identität, weil wir uns in der Selbstfindungsphase unseres Lebens befinden und herausfinden möchten, wer wir sind, wonach wir streben und zu wem wir dazu gehören möchten, weswegen Jugendliche oft die Musik hören, die andere Jugendliche auch feiern, aber auch die eigenen Geschwister prägen den kindlichen und jugendlichen Musikgeschmack, vor allem, wenn diese schon älter sind und wir uns gerade an ihnen orientieren möchten. Musik spricht zum Einen die Gefühle an, mit denen sich Jugendliche in diesem Alter herumschlagen müssen: Trauer, Euphorie, Herzschmerz, Einsamkeit. Musik ist aber gleichzeitig auch ein toller Rückzugsort für Teenies, die einfach die Welt um sich herum vergessen möchten, um abzuschalten.

Ästhetik-Forscher sind sich darüber einig, dass in dieser Phase die musikalische Selbstfindung und die Herausbildung des Musikgeschmacks abgeschlossen ist und wir von da an nur noch bei dem Genre bleiben, welches uns bis dato am Meisten geprägt hat. Die Erinnerungen, die wir als Jugendliche an Musik haben, bleiben detaillierter in unserem Gedächtnis, auch wenn wir älter werden.

Das bedeutet, wer in den 1950er, 1960er- Jahren zu den Teenies zählte, begeistert sich noch heute für Elvis oder die Beatles. Im Umkehrschluss heißt das Übrigens auch, dass irgendwann in den Altenheimen auch Bushido laufen wird, da ist sich das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik schonmal sicher.

Wird immer dasselbe zu hören nicht auf Dauer langweilig?

Doch! Unser Gehirn ist zwar ein großes Mysterium, aber es hat dafür gesorgt, dass wir einen Ausgleich zwischen Bekanntem und Unbekanntem suchen. Musik stimuliert die Ausschüttung bestimmter Hormone, die denselben Effekt auslösen wie Essen, Sex, Sport und Drogen. Wollen wir beim Musikhören glücklich sein, müssen wir darauf achten, dass wir etwas hören, das wir auf eine Art und Weise wiedererkennen und es mit unserem Musikgeschmack halbwegs übereinstimmt, da wir es beispielsweise in unserer Kindheit oftmals gehört haben. Das Verhältnis zwischen Vertrautem und Neuen sollte daher ausgewogen sein, dann langweilen wir unser Musikgehirn auch nicht so.

Einmal Britney, immer Britney?

…Nicht ganz. Mit den Jahren sind wir wieder offener was neue Musikrichtungen angeht. Das liegt daran, dass wir mehr mit anderen Menschen kommunizieren und interagieren und andere Menschen einen anderen Musikgeschmack aufweisen, als wir. Wir befinden uns nicht mehr auf dem Schulhof, wo alle, mit denen wir abhängen dasselbe Alter haben, sondern uns begegnen im Erwachsenenalter die unterschiedlichsten Charaktere, ob auf der Arbeit, in der Ausbildung, oder durch neue Bekanntschaften allgemein. Diese neuen Menschen, die wir auf unserem Weg treffen, geben unserem alten Musikgeschmack eine neue Richtung, doch im Großen und Ganzen bleibt uns der Musikgeschmack, den wir in der Jugend entwickelt haben, größtenteils erhalten. Es wird auch angenommen, dass sich diejenigen, die sich intensiv mit Musik auseinandersetzen, eher einen breiteren Musikgeschmack entwickeln, weswegen du lieber nicht das nächste Mal mit den Augen rollen solltest, sollte jemand sagen, dass er sogut wie alles hört!

Sag‘ mir, was du hörst…

…und ich sage Dir, wer Du bist.
Wusstest du, dass das wirklich stimmt? Zumindest laut Studienergebnissen der renommierten Cambridge Universität, die besagen, dass die eigenen Charaktereigenschaften mit dem Musikgeschmack matchen. Hierbei werden die Empathiser von den Systemisers unterschieden:
Erstere haben eine Begabung, die ihnen dabei hilft Gefühle zu verstehen, die in Texten und Klängen transportiert werden. Diese Art von Menschen finden sich häufig im Soft Rock oder R’n’B wieder. Die Systemisers dagegen können mit solch einer entspannten, romantischen Musik nicht viel anfangen, da sie sich mehr dafür interessieren, wie diese Musik komponiert wurde. Meistens hören Systemisers anspruchsvolle Werke aus dem Jazz- und Klassikbereich und gelten als weniger intuitiv, aber sehr rational denkend. Wir befinden uns in einem ständigen Wandel, genauso wie die Welt selbst. Wir verändern uns, unsere Umwelt verändert sich, unsere Gefühle, Meinungen, Einstellungen. Wir sind ständig auf der Suche nach Musik, die uns reflektiert und die Art, wie wir denken widerspiegeln soll.

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Du möchtest mal wieder ein Konzert besuchen? Wie diese in unserer neuen Normalität aussehen könnten, zeigen wir dir hier: https://www.musikmachen.de/blog/konzerte-in-der-neuen-normalitaet-wie-koennen-die-aussehen/

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