Gesang aufnehmen: Nützliche Ratgeber

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Heute kümmern wir uns darum, wie du deinen Gesang aufnehmen kannst und wie du dich und deine Band am effektivsten auf die Vocal-Aufnahmen vorbereiten kannst. Vorweg sei gesagt, dass es keine verbindlichen Regeln dafür gibt, denn jede Gesangsaufnahme ist so individuell wie die Stimme des Darbietenden. Dennoch werde ich versuchen, unterschiedliche Aspekte zu beleuchten und entsprechende Empfehlungen zu geben.

Die Wahl deines Mikrofons

Das richtige Mikrofon wäre natürlich dasjenige, welches die Stimme am besten zur Geltung bringt. Da es aber eine unendliche Vielzahl an Mikrofontypen in allen Preisklassen gibt, würde es viel zu lange dauern, alle auszuprobieren. Abgesehen davon ist beim Ausprobieren eurem Sänger bzw. eurer Sängerin wahrscheinlich die Lust am Singen komplett vergangen. Daher solltet ihr euch besser im Vorfeld einige Gedanken über die Mikro-Auswahl machen, denn das spart bei der Aufnahme Zeit und Nerven.

Die Zeit bei der Aufnahme ist nämlich auch nicht unbegrenzt vorhanden, da das Einsingen eine nicht zu unterschätzende körperliche Belastung darstellt, die nicht beliebig lang durchgehalten werden kann. Da geht einem im Verlauf eines Aufnahmetages im wahrsten Sinne des Wortes schon mal „die Puste aus“.

Wie klingt denn zum Beispiel das Mikro, über das live und im Proberaum gesungen wird?

Ist es nur ein preiswerter Notbehelf, oder sind alle im Großen und Ganzen eigentlich mit dem Sound ganz zufrieden?

Ist Letzteres der Fall, spricht nichts dagegen, es auch für die Aufnahmen zu nehmen. Die meisten Live-Mikros sind sogenannte „dynamische Mikrofone“, die sich vor allem durch Robustheit und ein hohes Durchsetzungsvermögen auszeichnen. Kommt es der Stimme insofern entgegen, dass es Schwächen ausbügelt und die Stimme gut aussehen lässt, wäre dies natürlich die preiswerteste Möglichkeit, an ein VocalMikro ranzukommen. Ein bewährter Klassiker dieses Typs ist das Shure SM 58, an dem sich auch viele Mikrofone der Konkurrenz orientieren. Möchtest du deiner Band was besonders Gutes tun, könnt ihr euch ein sogenanntes „Großmembran-Kondensatormikrofon“ zulegen oder für die Dauer der Aufnahmen ausleihen.

Dieser Typ ist der Quasi-Standard in fast allen Tonstudios dieser Welt, weil er zwei Vorzüge hat: Der Sound schmeichelt den meisten Stimmen, und aufgrund seiner großen Membrane ist der Ausgangspegel höher als bei den meisten KleinmembranKon… (man erspare mir, dieses Wort auszuschreiben). Dass der Sound den Stimmen entgegen kommt, bedeutet aber nicht auch, dass diese Mikros klangneutral sind – ganz im Gegenteil: Sie haben sich vor allem deshalb für Gesang bewährt, weil sie je nach Typ für einen Sound stehen, der sich einerseits gut durchsetzt und andererseits gut ins Playback einbetten lässt. Ein sehr bekannter und weitverbreiteter Vertreter ist das Neumann U87, dessen Anschaffungspreis allerdings deutlich im vierstelligen Euro-Bereich liegt. An ihm wiederum orientieren sich zahlreiche Mikrofone anderer Hersteller, und mittlerweile gibt es recht gute Modelle zu moderateren Preisen im dreistelligen Euro-Bereich, die ebenfalls einen guten Job machen.

Hier eine Empfehlung auszusprechen, ist fast nicht möglich, da viele der preiswerten Modelle einer hohen Serienstreuung unterliegen, will sagen: Selbst Modelle der gleichen Baureihe klingen zum Teil recht unterschiedlich, wenn aus Kostengründen keine strenge Endkontrolle stattfindet, bei welcher Mikros außerhalb der Toleranzen aussortiert werden müssten. Kleinmembranmikros haben aus bautechnischen Gründen sogar Vorteile gegenüber den Kollegen mit den großen Membranen, sie haben aber oft auch weniger Output. Singt euer Sänger bzw. eure Sängerin also recht leise, müsste das Signal unter Umständen so stark verstärkt werden, dass Rauschen mit ins Spiel kommt. Wird hingegen richtig kräftig ins Mikro geröhrt, solltet ihr ruhig mal ausprobieren, wie sich die OverheadMikrofone eures Drummers als Vocal-Mikro machen.

Ob dynamisch oder Kondensator, beide Typen besitzen meist die sogenannte Nierencharakteristik. Sie hat den Vorteil, dass von hinten auf die Mikrokapsel eintreffende Signale gar nicht oder nur abgeschwächt aufgenommen werden; steht man beim Singen also nicht in einer Gesangskabine, sondern im gleichen Raum wie die Abhörmonitore, kann man auf Wunsch auch auf einen Kopfhörer verzichten, sofern man das Mikro so aufstellt, dass sich die Boxen hinter dem Mikro befinden.

Als Nachteil kann der Nierencharakteristik aber angelastet werden, dass sie je nach Abstand zum Mikro die Bässe stärker oder schwächer aufnimmt – dies ist der sogenannte „Nahbesprechungseffekt“. Geübte Sänger wissen ihn bewusst einzusetzen, um beispielsweise leise oder hoch gesungenen Phrasen mehr Fülle zu verleihen. Aber dies erfordert viel Geschick und Erfahrung, da natürlich mit zunehmenden Bässen bei nahem Abstand auch der gesamte Pegel zunimmt, wodurch unangenehme Pegesprünge auftreten können, die durch entsprechende Gesangstechnik kompensiert werden müssten. Ist also nicht jedermanns Sache.

Der richtige Abstand

Am besten hält man beim Singen einen immer gleichen Abstand vom Mikrofon ein (welches natürlich auf ein Mikrofonstativ geschraubt und nicht angefasst wird, damit keine Greifgeräusche auf die Aufnahme kommen); eine gute Handbreit Abstand zum Mikro hat sich da bewährt. Zappelt dein Sänger bzw. deine Sängerin ständig vor dem Mikro rum, weil nur so das richtige Feeling aufkommt, bleibt fast nur übrig, ein Mikro mit Kugel-Charakteristik zu nehmen (Beruhigungsmittel lassen die Stimme belegt klingen, und Handschellen können auf der Aufnahme unangenehm klappern …) Es nimmt den Schall von allen Seiten gleichmäßig gut auf und besitzt vor allem keinerlei Nahbesprechungseffekt.

Eine Verwendung außerhalb einer wie auch immer gearteten Gesangskabine kommt dann allerdings nicht mehr in Frage, weil eben auch der Schall hinter dem Mikro genauso laut aufgenommen wird wie der Gesang. Ein weiterer Vorteil ist die Verwendung eines Achter-Mikros für die Aufnahme von Backing-Vocals, wenn sich mehrere Leute ums Mikrofon scharen müssen. Sie müssen dann nicht dicht gedrängt vor dem Mikro stehen, sondern könnten sich sogar im Kreis aufstellen (beim gemeinsamen Einsingen ist Sichtkontakt untereinander zudem recht nützlich), und die verschieden lauten Gesangspegel durch entsprechenden Abstand zum Mikro kompensieren. Als Nachteil kann man einem Achter-Mikro eigentlich sonst nur noch sein seltenes Vorkommen bzw. seinen relativ hohen Preis vorhalten, denn meist ist die Achter-Charakteristik eine zusätzlich schaltbare Option bei einem Großmembr… (… ihr wisst schon).

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