Tatsächlich gibt es die kuriosesten Tage, die alljährlich gefeiert oder zumindest begangen werden. Lediglich einer davon ist der Heul-den-Mond-an-Tag, der Howl at the Moon Day. Insbesondere die Amerikaner leiten damit am 26. Oktober die Woche vor Halloween ein und lassen damit ihrem inneren Wolf freien Lauf. Ob die Stimme unseres überzeugten Nachwuchsbarden Schröder dafür ausreicht?
Was bisher geschah:
Schröder hat sich endlich entschlossen, seinen Eltern von seinen Sangeskünsten zu beichten. Die Eltern sind entsetzt. Aber der schräge Schröder lässt sich von seiner Überzeugung nicht abbringen:
„Mutter, Vater, ob es euch nun passt oder nicht: Ich bin ein Sänger!“
„Du kannst doch gar nicht singen.“ Schröders‘ Vater brachte es auf den Punkt. „Du hast dich immer geweigert, dir die Polypen entfernen zu lassen.“
Schröder sah das anders. Und zum Beweis setzte er gleich mit dem ersten Lied an. Sollte irgendwas Bekanntes sein, man will sein Publikum ja nicht gleich mit zu schwerer Kost überfordern.
„Mein Vater war ein Wandersmann …“, begann er seine Melodie zu trällern, wobei es mehr ein Sprechgesang war, weil Schröders‘ Stimme nun mal nicht mehr hergab.
„Was für‘n Lied soll das sein?“, fragte sein Vater.
„Ach Karl-Heinz,“ sagte die Mutter „das erkennt man doch sofort. Das ist doch dieses Lied von Walter Scheel: »Hoch auf dem gelben Wagen.“
»Nicht ganz« dachte Schröder und startete einen weiteren Versuch. Vielleicht darf´s was von Rex Gildo sein, den kennen seine Eltern bestimmt noch:
„Hossa, hossa … !“ fing er an zu singen.
„Mensch, Junge, schrei‘ doch nicht so!“, sagte seine Mutter „Und außerdem, was heißt hier »Hossa«? Ich bin doch kein Pferd.“
Naja, es war wohl so, dass die Alten nicht jedes Stück kennen konnten, aber er ließ sich nicht entmutigen. Und schon schrubbte er den nächsten Gassenhauer:
„Highway To Hell“. brüllte Schröder mal was Klassisches von AC/DC.
Das schien Schröders‘ Vater zwar nicht zu überzeugen, aber zumindest zu einer Entscheidung zu zwingen:
„Junge, du bist mein Sohn, und du wirst immer mein Sohn bleiben. Das sollst du wissen. Und meinetwegen kannst du sein, was du willst. Das bleibt dir überlassen. Aber solange du die Beine unter meinen Tisch steckst, wird hier nicht so rumgejault.“
Irgendwie schien der Vater vergessen zu haben, dass Schröder mittlerweile 32 Jahre alt war und seit zehn Jahren nicht mehr zuhause wohnte. Schröder sparte sich einen Kommentar. Der Vater wurde pragmatisch:
„Also gut, wer weiß sonst noch davon?“ fragte er, mit diesem Mal-unter-uns-Pastorentöchtern-Unterton.
„Nur der Pastor.“
„Gerade der …“, meinte Schröders‘ Mutter voller Entsetzen. „Jetzt weiß ich auch, warum der mich am letzten Sonntag in der Kirche so merkwürdig angeguckt hat.“
Schröders‘ Mutter begann leise zu schluchzen.
Da kam dem Vater die rettende Erleuchtung, um mit didaktischem Fingerspitzengefühl die Situation zu entspannen. Gerade eben hatte er selbst seinem Sohn noch das Gejaule verboten. Aber halt! Immerhin ist doch heute der 26. Oktober. Überall sind Menschen damit beschäftigt, den Mond anzuheulen.
Vielleicht könnte sein Sohn sich mit seiner noch etwas fragilen Stimme nützlich machen. Schröder hätte seine Freude und kein Mensch würde versuchen, ein bestimmtes Lied zu erraten. Aber auf ganz elegante und tierfreundliche Weise würden möglicherweise die echten Wölfe im Wald Reißaus nehmen. Wir werden berichten.
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