Es quietscht, es knarzt und du suchst geradezu verzweifelt nach einer Lösung gegen den unerwünschten Nebengeräuschsalat auf der akustischen Gitarre. Bereits beim Aufsetzen der Finger auf die Saiten und somit auch der Berührung der Saiten mit den Bundstäbchen entstehen Geräusche, die live und erst recht bei Aufnahmen zu hören sind. Die willst du nicht haben. Ein paar Tipps, mit denen du Akustikgitarre sauber spielen wirst:
Check it: Sauberes Spiel auf Konzert- und Westerngitarre
- Die physikalisch materialbedingte Problematik
- Eine nicht anspruchslose Anforderung
- Der neuralgische Quietschkandidat
- Finger abheben, präzise und behutsam greifen
- Saiten mit den Fingern streicheln
Akustikgitarre sauber spielen – zwischen Problematik und Wunschvorstellung
Die Problematik ist eine physikalische und materialbedingte. Wo verschiedene Materialen mechanisch aufeinandertreffen, entstehen zwangsläufig Geräusche. Erst recht bei Metall auf Metall. Denken wir dabei an die Basssaiten der Konzertgitarre im Zusammenspiel mit den Bundstäbchen. Bei der Westerngitarre betrifft das sogar alle sechs Saiten. Wollen wir das Geheimnis lüften, wie wir Akustikgitarre sauber spielen möchten, müssen wir uns allerdings weiterer „Materiealien“ bewusst werden:
Die Finger der Greifhand bilden einen weiteren Widerstand. Das beginnt bereits bei den Rillen der Fingerkuppen. Noch problematischer wird es, wenn die Gitarristen in langatmigen Übungsstunden für eine ausgiebige Hornhaut auf den Fingerkuppen gesorgt haben. Die kommt zwar deutlich dem insbesondere anfangs schmerzfreieren Spielen entgegen, erhöht aber zugleich den Widerstand, der sich dann üblicherweise etwa bei Legato-Passagen unüberhörbar bemerkbar macht. Verbleibt die Frage, wie wir diese Problematik in den Griff bekommen, wenn wir Akustikgitarre sauber spielen wollen.
Nebengeräusche zu eliminieren ist nicht einfach
Soviel vorab: Alle denkbaren Nebengeräusche zu eliminieren, ist nicht einfach. Weder als Fortgeschrittener oder gar Profi und schon gar nicht als Einsteiger. Aber es ist eine Thematik, mit der man sich bereits frühzeitig beschäftigen sollte, denn die Resultate können beachtlich sein. Und der Gesamtklang kann – gerade bezogen auf die Schüler- oder Konzertgitarre – sehr viel schöner sein. Hat doch was, wenn die eigentliche Musik nicht permanent von mechanischen Spielgeräuschen beeinträchtigt wird. Das will sagen: Rechtzeitig den wahrhaften Ton zu üben, lohnt sich unbedingt.
Unterschiedliche Sichtweisen in Sachen Klangästhetik
Und damit wir das Verständnis-Chaos komplett machen, an dieser Stelle gleich noch eine Vorbemerkung: Sowohl bei der Konzertgitarre wie auch bei der Steelstring-Gitarre gibt es etliche Musiker, die das Quietschen beim Lagenwechsel, auch die Geräusche beim Aufsetzen oder Abheben der Finger und vieles mehr keinesfalls als störend empfinden. Vielmehr nutzen sie diese quietschenden und teils perkussiven Nuancen sogar als Stilmittel. Du musst also nicht zwingend vollkommen nebengeräuschfrei spielen. Allemal sinnvoll ist es aber es zu beherrschen.
Neuralgischer Quietschkandidat – der Führungsfinger
Ein häufiger Kandidat für das berüchtigte Quietschen ist der Führungsfinger der Greifhand. Er bildet das Fundament bei der Führung durch die Lagen und soll üblicherweise beim Verschieben über die Bünde hinweg keinesfalls die Saiten verlassen. Wie soll man Akustikgitarre sauber spielen, wenn der Führungsfinger – normalerweise der Zeige- oder Mittelfinger – über die Saiten und Bünde rutschen, ohne den Kontakt zu verlieren?
Nun, es gibt unterschiedliche Herangehensweisen und Möglichkeiten. Eine davon ist es – machbar zumindest auf der Konzertgitarre – den Lagenwechsel nicht über die metallischen Basssaiten, stattdessen über die Nylonsaiten durchzuführen. Dadurch werden schonmal eindeutig weniger Quietschgeräusche erzeugt. Eine Variante, die allerdings – abhängig vom jeweiligen Musikstück und Fingersatz – nicht immer durchzuführen ist.
Kombination mehrerer „Geräuschunterdrücker“
Schon erschleicht uns die Vermutung: Für ein vernünftiges Ergebnis werden wir wohl einige Tricks miteinander kombinieren müssen, was die Angelegenheit zugegebenermaßen nicht einfacher macht. Schauen wir uns weitere an, die behilfliche sein können, wenn wir Akustikgitarre sauber spielen wollen.
Nächste Möglichkeit: Finger beim Lagenwechsel anheben
Eine weitere Variante ist es, die Finger beim Lagenwechsel anzuheben. Ein Ansatz, der zunächst der gewohnten Spielweise widerspricht, aber durchaus erfolgversprechend sein kann. Wir erinnern uns: Das Quietschen tritt am häufigsten auf den Basssaiten auf. Wenn wir nun also versuchen die Lagenwechsel hauptsächlich mit dem Führungsfinger über die Nylonsaiten zu machen, und dort, wo wir aufgrund des Fingersatzes auf die Basssaiten nicht verzichten können, den Finger anheben, kombinieren wir zwei Techniken miteinander. Die Wahrscheinlichkeit der Nebengeräusche wird um eine gute Portion reduziert.
Allerdings ist das höchstens die eine Kehrseite der Medaille. Hebst du den Führungsfinger an, wirst du ihn anschließend auch wieder aufsetzen müssen. Welch banale Erkenntnis. Daraus entstehen wiederum andere neuralgische Nebengeräusche, sofern du den Finger nicht wirklich ebenso präzise wie behutsam aufsetzt. Haben wir also lediglich einen Störenfried gegen den anderen ersetzt? Nicht wirklich, denn:
Behutsam und präzise Greifen mit Druck bis zum Kipppunkt
Das eigentliche Geheimnis, wenn du Akustikgitarre sauber spielen möchtest, ist eben das behutsame Greifen. Kein Grund, mit der Gitarre zu kämpfen; unnötig, zu viel Kraft auf die Saiten auszuüben. Das ist ein nicht zu unterschätzender und übungsintensiver Balanceakt, der dich mit deinem Instrument sehr eng zusammenwachsen lässt. Einerseits musst du die Saiten ausreichend kräftig niederdrücken, um das berüchtigte Schnarren zu vermeiden. Auf der anderen Seite sollst du sie nur soweit aufs Griffbrett drücken, bis die Töne voluminös und nebengeräuschfrei erklingen. Nur stark wie unbedingt nötig; zugleich so vorsichtig wie möglich.
Erleben wirst du dabei einen Kipppunkt, immerhin führen deine Finger gerade einen sensitiven Drahtseilakt durch. Diesen Punkt zu finden, wird dir im Laufe der Zeit – hoffentlich – in Fleisch und Blut übergehen. Es ist nichts Geringeres als die Synergie aus Präzision und Sensibilität. Dein Klang kann auf diese Weise enorm profitieren.
Er wird entspannter, homogener und harmonischer. Gewissermaßen ein genialer Nebeneffekt, wenn du Akustikgitarre sauber spielen möchtest. Wie gesagt, ist das für Einsteiger nicht simpel umzusetzen. Doch die Herangehensweise bedeutet, eben nicht mit dem Instrument zu kämpfen. Exakt der richtige Ansatz, um anfängliche Verspannungen zu vermeiden.
Hornhautbildung bei Konzertgitarre vermeiden, weil unnötig
Das möglichst kraftreduzierte Greifen bringt einen weiteren Vorzug mit sich: Im Gegensatz zur oftmals propagierten These der ach so wichtigen Hornhaut, ist die für das Spiel auf der Konzertgitarre nicht wirklich nötig. Vielmehr produziert die Hornhaut an den Fingerkuppen aufgrund ihrer Härte leicht nachvollziehbar unnötige Nebengeräusche. Spielst und greifst du behutsam bis zum Kipppunkt, wird sich nur eine geringe Hornhautschicht bilden. Möchtest du Akustikgitarre sauber spielen, ist auch die nicht vorhandene Hornhaut ein maßgeblicher Teil der Lösung.
Bei Konzertgitarristen kann das zu einem sauberen und ästhetischen Ton beitragen. Für Western-, Stahlsaiten und Fingerstyle-Gitarristen hingegen ist es ziemlich sinnentleert, auf Hornhaut zu verzichten. Das würde unnötige Schmerzen und sicherlich auch Blasen verursachen. Auch werden die Nebengeräusche als Stilmittel von Genres wie Country, Ragtime und mehr verstanden. Im Mittelpunkt stehen hier die präzise Grifftechnik und der Lagenwechsel bei zuvor durchdachtem Fingersatz.
Finger nicht abheben, stattdessen die Saiten streicheln
Konzert- als auch Stahlsaiten-Gitarristen können einen weiteren Trick anwenden, wenn sie Akustikgitarre sauber spielen wollen. Damit werden die Nebengeräusche nicht vollkommen verstummen, aber zumindest maßgeblich leiser: Die Finger werden nicht vollständig von den Saiten abgehoben, aber auch nicht vollständig über die Saiten „geschliffen“. Sie berühren die Saiten nur leicht und werden dafür etwas seitlich angesetzt. Das heißt, die Verbindung bleibt bestehen; die Saiten werden lediglich gestreichelt.
Mit den richtigen Saiten auf den geräuschfreien Weg begeben
Unbedingten Einfluss auf die mehr oder minder ertönenden Nebengeräusche haben selbstverständlich auch die gewählten Saiten. Hauptsächlich bei Stahlsaitengitarren kannst du die Ergebnisse durch geschliffene Saiten verbessern. Für Konzertgitarren gibt es unterschiedliche Ansätze, so etwa beschichtete Konzertgitarrensaiten. Eine mikroskopisch dünne, feuchtigkeitsabweisende Beschichtung auf den drei umwickelten Saiten beeinflusst weder den Ton noch das Spielgefühl, reduziert aber die Nebengeräusche und kommt zugleich der Langlebigkeit zugute. Hier zwei Beispiele:
- Daddario XTC46 Hard – Produktseite auf thomann.de.
- Harley Benton Superior Classic Coated NT – Produktseite auf thomann.de.
Erfolgversprechend können auch Saiten aus Carbon bzw. mit Carbon-Beschichtung sein:
- Daddario EJ45FF – Produktseite auf thomann.de
- Hannabach Goldin 725MHT – Produktseite auf thomann.de
Hinsichtlich der für dich optimalen Saiten wirst du ein wenig testen und ausprobieren müssen. Eine allgemeingültige Aussage lässt sich hier kaum treffen, zumal das Resultat mit deiner Spielweise und deinem individuellen Spielgefühl zusammenhängt. Doch auch durch die Bestückung mit den richtigen Saiten kannst du Quietschen und Knarzen reduzieren und Akustikgitarre sauber spielen.
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