Die Qualität einer Gitarre entscheidet sich an diversen Faktoren. Gerade als Einsteiger stehst du allerdings vor der Schwierigkeit, dass du viele Details kaum beurteilen oder bewerten kannst. Schlichtweg deshalb, weil dir die Erfahrungs- und Vergleichswerte fehlen. Wir reichen dir ein paar Tipps an die Hand, mit denen auch du zum „Gitarren-TÜV“ wirst:
Check it: Qualität einer Gitarre beurteilen:
- Verarbeitung: Penible Sichtkontrolle
- Mechaniken: Stimmstabilität im Belastungstest
- Sauber polierte Bünde: der Haptik-Check
- Die Bundstäbchen im Fingernageltest
- Bundreinheit im Fließbandtest
- Oktavreinheit mit Stimmgerät prüfen
Cooles Design: Lediglich ein subjektives Qualitätskriterium
Selbstverständlich, eine Gitarre darf und soll natürlich geil aussehen. Bei E-Gitarren ist es oftmals die affenstarke Lackierung oder die außergewöhnliche Form. Akustische Gitarren zeigen ihre Schönheit eher durch das spezielle Holz mit sichtbarer Maserung, Struktur usw. Dann gibt’s vielleicht noch das attraktive Binding, stylische Einlagen auf dem Griffbrett und weitere optische Vorzüge. Das ist super. Eine Aussage zur Qualität einer Gitarre ist das allerdings nicht.
Verarbeitung – maßgeschneidert oder massenproduziert
Dass es deutliche Unterschiede bei der Qualität einer Gitarre gibt, ist schon angesichts der unterschiedlichen Herstellung nachvollziehbar. Zahlreiche Instrumente werden in filigraner Handarbeit gefertigt, andere kommen aus industrieller Produktion. Unterschiede gibt es auch in der Ausstattung der Herstellungswerke, auch hinsichtlich der Herstellungsländer. Und klar, eine maßgeschneiderte Gitarre aus dem Custom Shop ist mit höchster Wahrscheinlichkeit hochwertiger als ein Massenprodukt.
Marken können Qualitätsgaranten sind – nicht blenden lassen
Aber Achtung, lass dich nicht von großen Markennamen blenden. Die Bekanntheit einer Gitarrenmarke ist nicht automatisch der Garant für perfekte Verarbeitung. Immer wieder hat es in den vergangenen Jahrzehnten die eine Überraschung gegeben. Auch die, dass manche No-Name-Instrumente auf den Markt wollten und nur aufgrund einer unglaublich guten Verarbeitung eine Chance hatten.
Penible Sichtkontrolle – erstmal genau hinschauen
Ob das Instrument wirklich gut verarbeitet ist, kannst du auch als Noch-Laie leicht erkennen, wenigstens äußerlich. Mach eine Blickkontrolle. Schau Die sämtliche Teile an. Ist die Lackierung sauber oder eher schlampig gemacht? Sind irgendwelche unschönen Lack- oder Leimtropfen vorhanden? Das kannst du meistens mit bloßem Auge erkennen oder ausschließen.
Stimmstabile Mechaniken: Konkretes Qualitätsmerkmal
Freude wirst du nur dann an deinem Instrument haben, wenn es die Stimmung vernünftig hält. Wesentliche Bausteine dafür sind die Mechaniken – die Stimmwirbel. Die Saiten deiner Gitarre stehen unter Zug. Nicht zu unterschätzen, welche Kräfte da miteinander klarkommen müssen.
Diesen Zugkräften müssen die Stimmmechaniken sich wirkungsvoll entgegensetzen und nicht nach den ersten gespielten Tönen wieder nachgeben. Andernfalls würde nach wenigen Augenblicken alles wieder krumm und schief klingen. Idealerweise sind die Mechaniken gekapselt.
Belastungstest: Saiten hochziehen und Stimmung kontrollieren
Ob die Qualität einer Gitarre auch in diesem Punkt stimmt, auch das kannst du leicht in Eigenregie überprüfen. Stimme die Gitarre durch, spiele ein paar Töne oder Akkorde. Greif die Saiten mit der rechten Hand – sofern du Rechtshänder bist – und ziehe sie hoch, gerne mehrmals. Anschließend sollten sie höchstenfalls geringfügig nachgegeben haben. Die Stimmung muss stehen.
Die heutigen Instrumente sind auch in den mittleren und unteren Preislagen im Normalfall mit relativ vernünftigen Mechaniken ausgestattet. Da wirst du kaum eine qualitative Enttäuschung erleben. Sollten sie dennoch nicht halten oder teilweise „durchdrehen“: Finger weg.
Bünde – Anfassen und Abtasten erlaubt und erwünscht
Die Bünde müssen vernünftig poliert sein. Einerseits eine Frage des Spielgefühls, andererseits auch eine konkrete Aussage über die Qualität einer Gitarre. Auch das ist ein Aspekt, den du als bislang noch Instrumental-Unerfahrener gut beurteilen kannst. Nach einer ersten Sichtkontrolle ertastest du die Bünde. Streiche drüber und fühle, ob dir irgendwelche Unebenheiten auffallen.
Kantenfreie Bundstäbchen: Der Fingernageltest
Einen nächsten Blick widmest du den Bundstäbchen. Die dürfen an den jeweiligen Enden keinerlei Kanten aufweisen und müssen entsprechend sauber gearbeitet sein. Fährst du mit dem Fingernagel den Rand des Griffbrettes ab, sollten du keine Bundstäbchen spüren. Da sollte nichts überstehen oder scharfkantig sein.
Andernfalls könntest du dir im wahrsten Sinne des Wortes die Finger blutig spielen. Für die Hersteller ist es kein Problem, hier vernünftig zu arbeiten. Dennoch gibt es die berühmten „Montags-Gitarren“, durchaus auch innerhalb einer Charge.
Bundreinheit – Fließbandtest übers ganze Griffbrett
Nein, Bundreinheit bedeutet nicht, dass die Bünde perfekt geputzt sein müssen. Es geht nicht darum, dass sie glänzen, als kämen sie gerade frisch aus der Spülmaschine. Unter Bundreinheit versteht man, dass die gegriffenen Töne klingen, ohne zu schnarren oder sonstige Kapriolen zu machen. Auch diese Kontrolle kriegst du als Einsteiger eigenständig hin. Dafür musst du keine komplexen Harmonien oder Solo-Riffs spielen. Vielmehr ist das gewissermaßen eine monotone Fließbandtätigkeit:
Du greifst und spielst jeweils Einzeltöne. Und zwar alle! Von einem Ende des Griffbretts zum anderen. Das machst du nacheinander auf allen sechs Saiten und hörst bei jedem Ton hin, ob da alles vernünftig schwingt. Ist das nicht der Fall, existiert hier ein konkretes Problem.
Allerdings ist es eines, das sich in den allermeisten Fällen beheben lässt. Oftmals ist das lediglich eine Einstellungssache. Einen Pluspunkt in Sachen Qualität einer Gitarre gibt es für mangelhafte Bundreinheit jedenfalls nicht.
Oktavreinheit muss präzise gegeben und einstellbar sein
Sauber stimmen lässt sich eine Gitarre nur, wenn die Mensur penibel gearbeitet ist. Unter der Mensur versteht man den Abstand der frei schwingenden Saite zwischen Sattel und Steg. Überprüfen kannst du das, indem du die Saite im 12. Bund – dort, wo sich meistens die beiden Markierungen auf dem Bund befinden – zunächst per Flageolett anspielst:
Über dem Bundstäbchen des 12. Bundes berührst du die Saite leicht mit der Fingerkuppe, spielst sie an und nimmst du Finger sofort wieder hoch. Als nächstes drückst du die Saite im selben Bund aufs Griffbrett und spielst sie an. Die beiden Töne müssen exakt identisch sein.
Besser ein Stimmgerät für aussagekräftige Ergebnisse nutzen
Idealerweise machst du diesen Test mit einem Stimmgerät. Schließlich sprechen wir hier von „exakt identisch“ und nicht von ungefähr. Die Kontrolle mit dem Stimmgerät ist vermutlich deutlich zuverlässiger als deine (noch) nicht so umfassend geschulten Ohren.
Was du hiermit überprüfst, ist die Oktavreinheit. Hintergrund ist der, dass eine Gitarrensaite den Tonumfang von zwei Oktaven hat. Im 12 Bund werden die beiden Oktaven geteilt. Stimmt die Oktavreinheit nicht, kannst du herumexperimentieren, wie du willst. Das Instrument lässt sich nicht perfekt stimmen.
Auch die Oktavreinheit lässt sich in Maßen einstellen
Insbesondere E-Gitarren sind meistens mit Reitern ausgestattet, mit denen die Länge der Mensur sich feinjustieren lässt. Einfacher ausgedrückt: Die freischwingende Saite kann in geringem Umfang verkürzt oder verlängert werden. Bedenken musst du jedoch, dass der vorhandene Weg wirklich nicht viel Spielraum bietet und der Ausdruck „Feintuning“ wirklich ernst gemeint ist.
Wird dein Instrument im Laufe der Zeit Einflüssen wie trockener Heizungsluft ausgesetzt oder du transportierst sie bei Kälte oder Feuchtigkeit, kann sich das Holz von Hals und Korpus leicht verziehen. Immerhin ist Holz ein Naturmaterial. Wenn du nachjustieren musst, benötigst du ein wenig Spielraum. Beim Kauf einer Gitarre sollten die Wege der Saitenreiter nicht schon vollkommen ausgeschöpft sein. Andernfalls hätten sie bereits zu Beginn eurer Freundschaft ihren Sinn verloren.
Schwingungsverhalten und Gesamtsound
Bei E-Gitarren wird es durchaus komplex, das Schwingungsverhalten zu beurteilen. Immerhin ist der Ton ein Gesamtkonstrukt aus der Elektronik und dem Holz der E-Gitarre mitsamt der notwendigen Peripherie wie dem Verstärker. Je nachdem, welchen Sound du magst und welche Musik du spielen möchtest, solltest du neben dem Holz – so das überhaupt benannt wird und sichtbar ist – großen Wert auf die Tonabnehmer legen.
Vermutlich wirst du hauptsächlich zwischen Single Coils und Humbuckern wählen. Wichtig am Anfang ist, dass die Pickups auch bei höherem Output kein überzogenes Eigenrauschen an den Tag befördern. Man spricht davon, dass die Pickups gut abgeschirmt sein müssen, möglichst geringe Einstreuungen zulassen und keine Eigengeräusche produzieren.
Akustikgitarren haben ursprünglichere Qualitätsunterschiede
Bei akustischen Gitarren drängt sich der Eindruck auf, es sei simpler, eine Aussage über die Qualität einer Gitarre zu treffen, als bei ihren elektrifizierten Kameraden. Ist ja nur Holz, könnte man meinen. Nein, so ganz einfach ist das definitiv nicht.
Zugegeben, bei Akustik-Gitarren liegt der Fokus eher auf dem verwendeten Holz und der Verarbeitung als auf irgendwelchen Komponenten wie Elektronik und Pickups. Aber allein die haben es schon wirklich in sich. Denn hier geht es wirklich um den Eigenklang eines Naturinstrumentes.
Instrumente vergleichen: Bei einer akustischen Gitarre erlebst du das Schwingungsverhalten unmittelbar und direkt. Um das überhaupt hören und bewerten zu können, solltest du mehrere Gitarren nacheinander anspielen. Einfach hinhören, wie voluminös, obertonreich oder bassbetont der Klang sich entwickelt.
Gesperrt oder massiv: Korpus-Qualität der akustischen Gitarre
Der Korpus einer Akustikgitarre ist maßgeblich für den Klang verantwortlich. Exakter ausgedrückt: das verwendete Holz und dessen Verarbeitung. Boden, Zarge und Decke können aus massivem oder laminiertem – gesperrtem – Holz gearbeitet sein, oftmals ist es auch eine Kombination von beidem.
Ein Qualitätsmerkmal einer akustischen Gitarre ist es auf alle Fälle, wenn zumindest die Decke aus Massivholz besteht. Das bedeutet in den meisten Fällen auch einen höheren Preis, der sich allerdings in Sachen Klang und Lebensdauer durchaus rechtfertigt.
Massivholz entwickelt seinen Klang im Laufe der Zeit
Umso besser, wenn auch Zarge und Boden aus Massivholz bestehen. Dieses Holz entwickelt sich im Laufe der Zeit; die Gitarren können eingespielt werden. Das kann eine Aussage für die Hochwertigkeit und Qualität einer Gitarre sein, muss es aber nicht zwangsläufig. Es ist ein erster Anhaltspunkt. Die sogenannten „gesperrten Instrumente“ sind in der Regel preisgünstiger und können dir auch bereits gute Klangergebnisse zum günstigen Preis liefern. Vorausgesetzt, die Verarbeitung ist okay.
Balance – Ausgewogenheit des Gewichtes
Ein ganz pragmatisches Qualitätsmerkmal ist es, dass die Gitarre gut ausbalanciert sein sollte. Hier sprechen wir gerademal nicht vom Ton, vielmehr wirklich von der Gewichtsverteilung. Wenig Sinn macht es, wenn die Klampfe kopflastig ist und dadurch permanent einseitig nach unten drängt. Das würde dich beim Spielen behindern. Die Greifhand müsste unablässig dagegen arbeiten. Testest du eine Gitarre aus, mach das sinnvollerweise nicht nur im Sitzen. Nimm einen Gitarrengurt und hänge dir das Instrument über die Schultern.
Das war sehr aufschlußreich! Vielen Dank.
Was sind denn gute Gitarrenhölzer? Welche schwingen gut oder bereiten einen guten Klang? Wie heißen diese Hölzer?
LG
Katrin