Dir ist klar, dass man für ein Ziel auch Zeit investieren muss. Du fragst dich, ob du dazu bereit bist, und möchtest nicht erleben, dass du die frisch begonnene musikalische Reise plötzlich wieder an den Nagel hängst. Verbleibt die Frage, wieviel Zeit du benötigst, bis du Gitarre spielen kannst.
Eigentlich hast du richtig Bock darauf, Gitarre zu spielen. Vielleicht einfach nur ein paar Lieder begleiten, eventuell auch den eigenen Gesang untermalen oder die Songs deiner Helden covern. Möglicherweise reizt dich das Zusammenspiel mit anderen in einer Band und du lebst den Traum von der Big-Bühne. Träumen kann ja nicht verboten sein und irgendwo muss man schließlich anfangen. Na, dann los:
Check it: Wie lange du brauchst, bis du Gitarre spielen kannst
- Greifen lernen – erste Hornhaut bildet sich an den Fingerkuppen
- Beweglichkeit trainieren – Spreiz- und Dehnübungen für die Greifhand
- Koordination der Anschlagshand – Zusammenspiel von Greif- und Anschlagshand
- Spezialthema Plektrum-Spiel – die verlängerte Anschlagshand
- Akkorde einprägen – das musikalische Gedächtnis fördern
- Erste Erfolgserlebniss – musikalische Motivation durch schnelle Lernerfolge
Glaube beim Gitarre-Spielen-Lernen nur der Statistik, die du selbst gefälscht hast
Logo, wie zu nahezu jedem anderen Thema existieren wissenschaftliche Untersuchungen und Statistiken. Zumal Menschen – und Musiker sind auch Menschen – vollkommen individuell und unterschiedlich sind, ist es durchaus fragwürdig, wie man Einzigartigkeit in Statistiken erfassen kann. Ganz nebenbei: Die meisten Statistiken stammen aus Zeiten, in denen die Instrumente bei Weitem nicht so perfekt waren wie heute.
Mittlerweile sind auch Einsteigergitarren dermaßen hochwertig, dass man nicht mehr mit dem Instrument „kämpfen“ muss. Also gehen wir statt dem statistischen lieber gemeinsam den pragmatischen Weg und beleuchten deine Frage nach der notwendigen Zeit für das Gitarre-Spielen:
Lass‘ dich nicht von unnütz verstaubten Sprüchen beeindrucken
Die typischen Sprüche, die einem inflationär um die Ohren gehauen werden, kannst du bestimmt schon nicht mehr hören: „Ohne Fleiß kein Preis“, „Langfristig überholt der Fleißige immer das Talent“ oder „Gitarre-Spielen lernen ist kein Ponyhof“. Einfach weghören, solche Statements sind so sinnvoll wie ein Sandsturm in der Nordsee und bringen uns bei diesen Überlegungen keinen Deut weiter. Bleiben wir lieber bei den Fakten.
Etwas Selbstüberwindung gehört beim Gitarre-Spielen dazu
Anfangs werden deine Finger wenig sensibel sein. Die Griffel der Greifhand müssen erstmal ein Gefühl für den Umgang mit Saiten und Griffbrett entwickeln. Du musst beim Gitarre-Spielen mit den Fingerkuppen fühlen lernen. In den ersten Wochen werden deine Fingerkuppen schmerzen, weil du die Saite auf das Griffbrett drückst und sich das schmerzhaft in den Nerven deiner noch zarten Finger bemerkbar macht.
Der Grund: Du hast an den Kuppen noch keine Hornhaut aufgebaut, die beim Gitarre-Spielen vor eben diesen Schmerzen schützt. Da musst du durch, eine sinnvolle Alternative gibt es nicht. Schließlich kannst du nicht mit Arbeitshandschuhen Gitarre spielen lernen. Du wirst also immer wieder greifen müssen.
Die gute Nachricht heißt: Nicht lange, dann tut’s nicht mehr weh. Dieser Prozess, bis die Hornhaut sich entwickelt hat, dauert je nach Übungsfleiß ein paar Wochen bis Monate, womit wir schon mal den ersten konkreten Anhaltspunkt für den Zeitfaktor herausgearbeitet hätten.
Beweglichkeit ist wichtiger als Kraft
Zugleich ist es wichtig, die Beweglichkeit der Hand auszubilden, ohne dabei zu verkrampfen oder sich Blockaden anzutrainieren. Ein absoluter Trugschluss wäre es, zu glauben man müsste die Muskeln trainieren. Zu viel Kraft ist beim flüssigen Gitarre-Spielen eher hinderlich. Oder hast du schon mal einen muskelbepackten Gewichtheber, Sumo-Ringer oder Bodybuilder als Sieger beim Iron-Man gesehen?
Der notwendige Druck entsteht übrigens ausschließlich durch die Klammer zwischen Daumen und den greifenden Fingern. Wie lange das dauert bis die Finger locker sind? 10 Minuten täglich vollkommen nebenbei die Finger bewusst einzeln (!) und kontrolliert bewegen. Nach wenigen Tagen bist du eine gehörige Hausnummer weiter.
Und schon meldet sich die zweite Hand zu Wort
Ziemlich zeitgleich gesellt sich die Anschlagshand dazu und will ihre Arbeit aufnehmen. Du lernst die ersten Saiten anzuspielen, idealerweise triffst Du – zunächst mit den Fingern – die Saite, auf der du einen Ton gegriffen hast. Mag sein, das wird jetzt etwas monoton. Aber auch auf diese Anforderung, wenn du Gitarre-Spielen lernen willst, gibt es keine spaßbringendere Antwort.
Du zupfst die gegriffene Saite immer und immer wieder an und hörst dabei genau hin. Wie oft und wie lange? So lange, bis der Ton vernünftig und sauber klingt; das heißt klar, rein und ohne zu schnarren oder sonstige Nebengeräusche. Du hast das geschafft? Dann hast du die nächste Stufe der Gitarristen-Leiter erklommen.
Du bist jetzt imstande, einen Ton zu formen. Zeitfaktor? Ganz ehrlich, auch professionelle Musiker arbeiten immer wieder an sauberen – oder bewusst „dreckigen“ – Tönen. Also ist das einerseits ein lebenslanger Prozess. Aber eben auch eine Frage der zu hoch angelegten Messlatte. Gute Erfolge kannst du bestimmt schon nach wenigen Tagen, vielleicht in ein oder zwei Wochen verbuchen.
Spezialthema Plektrum: Mit dem Fremdkörper eins werden
Falls du nicht Akustik-Gitarre, sondern E-Gitarre spielen möchtest, kommt nun noch der Schritt, das Plektrum vernünftig zu halten. Dieses Kunststoffding, mit dem die Saiten bei der E-Gitarre angeschlagen werden, ist für dich zunächst ein Fremdkörper. Werden soll es gewissermaßen deine „verlängerte Hand“.
Du wirst dich mit diesem Kunststoffteil anfreunden müssen. Also heißt es wiederum simple Töne spielen und sie klingen hören. Problematik ist dabei die Treffsicherheit. Du willst ja nicht alle Saiten auf einmal treffen, sondern eben die eine ganz bestimmte. Und die „Drähte“ liegen verdammt nah nebeneinander.
Bessere Orientierung beim Gitarre-Spielen mit Plektrum hast du, wenn du beispielsweise den kleinen Finger der Anschlagshand abspreizt und dich damit auf dem Gitarrenkorpus (auf dem Schlagbrett) abstützt. Eine andere Möglichkeit ist es auch, den Handballen leicht auf die Gitarre zu setzen.
Es wird musikalisch – erste Akkorde vereinen sich zu einem Song
Haben die Fingerkuppen und auch die Anschlagshand die erste Reifeprüfung bestanden, nimmst du dir ein paar simple Akkorde – von denen gibt es reichlich – und übst nach Griffbild, mit Hilfestellung deines Gitarrenlehrers oder über die How-to-Play-Videos drei Harmonien ein. An dieser Stelle triffst du auf die nächste Schwierigkeit, die dich eigentlich auf Dauer beim Gitarre-Spielen-Lernen begleiten wird:
Exakt jetzt geht es um die Koordination der Finger. Immerhin sollen die nun drei, vier oder alle Saiten – Töne – gleichzeitig greifen. Die Finger sollen sich nahezu intuitiv auf die Saiten setzen, in der jeweils richtigen Position. Und dann geht’s von einem Akkord zum nächsten. Die Finger nacheinander aufsetzen, kann auf Dauer beim Gitarre-Spielen nicht funktionieren, also solltest du dir das gar nicht erst falsch antrainieren.
Du kannst dir die Griffweise der Akkorde nicht merken? Doch, du kannst. Vertrau‘ dir selbst. Hier spricht man vom „musikalischen Gedächtnis“. Wenn du einigermaßen konzentriert übst, beherrscht du die ersten Griffe und das Umgreifen von einem Akkord zum nächsten innerhalb weniger Tage bis Wochen. Der nächste Meilenstein auf deinem Weg.
Das Können steigt mit den Anforderungen
Möchtest du komplexere Songs auf und mit deiner Gitarre spielen, wirst du dafür etwas schwierigere Griffe einstudieren müssen. Also Akkorde, bei denen die Finger nicht so dicht wie bisher nebeneinanderliegen. Damit wären wir wieder bei den Fingerübungen. Bedeutend dafür ist die Spreizfähigkeit deiner Finger, denn die Griffe bewegen sich oftmals über zwei, drei Bünde hinaus.
Ach ja, „Bünde“ sind die Flächen auf dem Griffbrett deiner Gitarre zwischen den Metallstäbchen (den Bundstäbchen). Durch Fingerübungen, genauer gesagt „Spreizübungen“, erarbeitest du dir die Fähigkeit, weiter voneinander entfernte Töne zu greifen. Du wirst künftig weitaus entspannter Gitarre spielen. Auch deshalb, weil die Finger sich mehr zutrauen und du ein intuitives Verständnis für die höheren Lagen entwickelst.
Den Moment der Freude erleben
Die Gitarre gilt als eines der am Einfachsten zu erlernenden Instrumente überhaupt. Warum? Weil du beim Gitarre-Spielen einfach schnell erste Erfolge mit simplen Liedern haben kannst. Du greifst und spielst einen Ton, es erklingt etwas. Versuch das mal auf einem Fagott. Pustest du da hinein, erklingt bestenfalls gar nix, im schlimmsten Fall irgendein entenfreundliches Gehupe.
Gitarrenlehrer erleben immer wieder, dass Kids nach einigen Wochen erste Songs auf der Gitarre spielen können, ohne dafür 38 Stunden am Tag geübt zu haben. Ist die erste Koordination von Armen und Händen (und Gehirn) überwunden, tun die Finger nicht mehr weh, zumal sich Hornhaut gebildet hat, ist da dieses entspannte Lächeln in den Gesichtern der Musikschüler zu erkennen. Dieser beeindruckende Augenblick, in dem die Entdeckungsreise auf dem Instrument richtig Freude bereitet.
Der Einstieg ist geschafft – alles Weitere kommt on top
Hast du einmal angefangen, wirst du schrittweise immer besser. Und hier kommt die hoffnungsmachende Nachricht: Bereits, wenn du imstande bist, die ersten Lieder zu spielen oder Songs mit Lagerfeuerromantik zu begleiten, hast du es geschafft. Dies ist der Punkt, an dem Du Gitarre spielen kannst. Es geht um Spaß und Freude an der Musik und an deinem Instrument.
Dass es beeindruckende Flitzefinger und Virtuosen gibt, stimmt. Ist ja auch meistens deren Job. Aber solltest du dich davon abschrecken lassen, vor Ehrfurcht verbeugen und auf ein tolles Hobby verzichten? Nein, ganz sicher nicht. Wir hoffen Du hast nun Lust auf mehr und machst direkt mit den 10 Schritten für Gitarre von music2me weiter.
Wichtig für den Anfang: Leg‘ die Messlatte nicht zu hoch! Kurze Rede langer Sinn: Gitarre-Spielen macht Spaß. Fang einfach an. Rechnest du die Zeiten aus den genannten Gedanken zusammen, kommst du auf irgendwas zwischen drei und sechs Monaten.
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