Viele musikalische Einsteiger sind höchst motiviert. Voller Enthusiasmus spielen sie sich Hirn und Finger wund. Das ist zwar beachtlich, aber definitiv nicht der Sinn der Sache. Die große Frage bleibt: Wie soll man richtig Gitarre üben? Hier unsere Tipps.
Effizienz beim Gitarre-Üben für schnelle Lernerfolge
- Keine zu hohen Etappenziele stecken
- Nicht überfordern
- Techniken schrittweise einstudieren, nicht alles auf einmal
- Präzision vor Schnelligkeit
- Zeit geben, Zeit lassen
- Mit Wohlfühlsound spielen
- Kombi aus Internet-Angeboten und Musikschule
Die immer und immer widergekäute Weisheit lautet: „Gerade am Anfang ist es wichtig, Fehler zu vermeiden.“ „Okay, mag sein“, denkst du dir. Allerdings hilft dir das nicht die Bohne weiter. Schließlich kannst du zu Beginn nicht wissen, was beim Gitarre-Üben ein Fehler und was richtig ist. Damit wären wir also wieder zurück am Anfang. Dann wollen wir mal konkreter werden.
Beim Gitarre-Üben keine zu unerreichbaren Etappenziele stecken
Die erste Grundregel lauet: Willst du Gitarre üben, solltest du dich keinesfalls überfordern. Musik soll Spaß machen und nicht zum Kampf und Krampf mit dem Instrument oder gar dir selbst werden. Alles, was zu schnell oder zu schwierig ist, du aber trotz bislang noch zurückhaltendem Level trainierst, bringt dich nicht voran. Stattdessen werden solche Dinge zu dauerhaften Stolpersteinen.
Sinnvoller als gleich nach den hochgesteckten Sternen zu greifen ist es, wenn du dich an einen machbaren Stufenplan hältst. Jede einzelne Technik, auch wenn sie dir anfangs auch langweilig vorkommen mag, hat ihren Sinn. Sie alle bauen aufeinander auf. Und da gibt es schlichtweg nichts, das weniger oder mehr wichtig wäre als das andere. Nicht grundlos gibt es Lernkonzepte, in denen der Schwierigkeitsgrad beim Gitarre-Üben vorsichtig angehoben wird.
Ein häufig gemachter Fehler ist, dass Gitarrenschüler viel zu schnell viel zu viel auf einmal umsetzen wollen oder sollen. Klar, du bist ambitioniert bis in die Fingerspitzen. Möglicherweise willst du die Songs deiner Bühnenhelden nachspielen und dich nicht erst lange mit den Basics rumärgern. Du darfst sicher sein: Wenn du erst vernünftig die Grundlagen trainiert, kannst du deine Lieblingssongs später viel einfacher und schneller umsetzen.
Der Faktor Zeit beim Gitarre-Üben
Das heißt auch, nimm dir beim Gitarre-Üben Zeit. Und das gleich im mindestens doppelten, wenn nicht sogar dreifachen Sinn: Der schlimmste Kontrahent von schnellen Lernerfolgen ist der, dass zu schnell aufs Gaspedal gedrückt wird. Möchtest du eine Melodielinie nachspielen, dann mach das nicht in Originalgeschwindigkeit oder möglichweise noch schneller. Ganz im Gegenteil: Slow Motion ist angesagt.
Trainierst du betont langsam, sitzen die Töne weitaus besser. Erst wenn du damit zufrieden bist, kannst du das Tempo schrittweise steigern. Der ausschlaggebende Punkt ist der: Beginnst du derart langsam im wahrhaftigen Schnecken-Groove, bist du imstande, die gesamte Hand- und Körperhaltung zu kontrollieren und auch die Töne so dynamisch zu spielen, wie es dann im Endergebnis klingen soll.
Umgekehrt wird eben kein passender Schuh daraus. Etwas in Originaltempo immer wieder falsch zu spielen und genauso regelmäßig bei einer schwierigen Passage aus der Kurve zu fallen, manche Töne vermutlich gar nicht zu treffen, macht keinen Sinn. Du kannst allenfalls hoffen, dass du auch den letzten Ton noch zum Leben erweckst. Wahrscheinlicher ist, dass dein Spiel undifferenziert und schlampig wird.
Die beiden Kontrahenten beim Gitarre-Üben: Automatismus und Konzentration
Der zweite Aspekt ist die Dauer deiner Übungszeit. Effektiv auf der Gitarre üben bedeutet, einen paradoxen Spagat zu machen. Ohne Konzentration geht gar nichts, aber die Fingersätze und Bewegungsabläufe müssen dir in Fleisch und Finger übergehen, sogar zum Automatismus werden. Das verlangt nach monotonem Wiederholen. Und Automatismus ist nun mal das exakte Gegenteil von Konzentration. Ein Problem tut sich auf.
Eifrig spielst du immer wieder dieselben Läufe und hoffst, irgendwann funktioniert das, ohne dass du auch nur einen Restgedanken daran verschwenden musst. Einige Minuten, dann lässt deine Konzentration logischerweise nach. Spätestens ab diesem Augenblick zeigen die Übungen keinen Lerneffekt mehr. Gitarre-Üben musst du aber immer als das Zusammenspiel deiner Finger mit deinem Gehirn und auch deiner Stimmung verstehen.
Gib dem Kopf Gelegenheit zu atmen – Pausen einlegen
Was in erschöpften oder unkonzentrierten Augenblicken in deinen Fingern abläuft, kommt in der Birne nicht mehr an. Einfach weiterzumachen, wäre pure Zeit- und somit Energieverschwendung. Das will sagen: Was bringt dir der tausendmal geübte Fingersatz für eine Tonleiter, wenn du ihn am nächsten Tag wegen Synapsen-Exitus wieder vergessen hast?
Die Lösung ist simpel, obschon sie dir wie eine selbstangezogene Handbremse vorkommen dürfte: Pausen einlegen! Gitarre üben lieber dreimal 20 Minuten mit Verschnaufpausen, als eine Stunde am Stück. In „homöopathische“ Portionen aufgeteilt. Du merkst, du wirst zum „ganzheitlichen“ Gitarristen.
Und weiter geht’s auf der Zeitreise: Das Timing
Und wir sind mit dem Zeitfaktor noch nicht am Ende. Irgendwann wirst du mit anderen Musikern zusammenspielen wollen. Da ist das exakte Spielen der Töne und die Länge der Noten immens bedeutend. Was du für dich allein irgendwie hinschustern kannst, funktioniert mit anderen gemeinsam nicht mehr, falls das Timing nicht stimmt. Um das gar erst passieren zu lassen, solltest du mit einem Metronom Gitarre üben. Nicht permanent, das kann auch nerven. Aber immer wieder mal.
Ein Metronom ist ein Gerät, dass absolut präzise den Takt angibt. Je nachdem, auf welche Geschwindigkeit du es einstellst. Gibt es in unterschiedlichen Größen, sowohl in analoger Ausführung mit einem hin und her pendelnden Zeiger – ähnlich einer Uhr – als auch als digitalen Begleiter. Nicht zu vergessen, dass du dir unkompliziert eine App auf dein Smartphone laden kannst. Sogar Dr. Google bietet mittlerweile eine Online-Variante, die sich direkt über den Browser anwählen lässt. Das Online-Tool ist nicht gerade komfortabel oder umfangreich. Aber es funktioniert.
Wohlfühlsound beim Üben auf der Gitarre
Als E-Gitarrist tust du dir einen echten Gefallen, wenn du gleich mit dem für dich angenehmen Sound übst. Erfahrene Musiker kennen das: Sound ist nicht das Wichtigste; notfalls lässt sich auch auf einer nicht angeschlossenen E-Gitarre üben. Doch dein Wohlfühlklang, welcher das auch immer sein sollte, gibt dir ein angenehmeres Spielgefühl. Einfach mal ausprobieren.
Gitarrensaiten immer im Bestzustand halten
Akustik-Gitarristen haben dieses Problem nicht; zumindest, wenn die Saiten einigermaßen frisch sind und das Instrument gestimmt ist. Doch gerade hier gelangen wir zu einer weiteren Bremse, die aus dem Weg geräumt werden will: Die Gitarrensaiten dürfen nicht angeranzt oder gar angerostet sein. Die solltest du immer topfit halten, entsprechend nach dem Spielen abwischen und säubern.
Und bei Gelegenheit müssen sie, auch wenn’s Geld kostet, gewechselt werden. Willst du Gitarre üben, sind die Saiten die Basis für dein blockadefreies Spielgefühl und die gute Intonation. Auch dafür sind letztlich die Finger verantwortlich. Damit die nicht bereits während der Übungssessions die Ungereimtheiten der Saiten korrigieren, müssen die Saiten frisch und sauber aus dem Drahtgewand blicken.
Unendlicher Materialfundus im Internet
Klar, im Zeitalter des Internets wird es immer einfacher, ein Instrument quasi ohne fremde Hilfe zu lernen. Gitarre üben, ohne dass dir regelmäßig jemand auf die Finger glotzt. Einmal wöchentlich zum Musiklehrer zu rennen, ist möglich, aber nicht mehr zwingend nötig. Könnte man leicht denken.
In den unendlichen Weiten der digitalen Welt findet sich tonnenweise Lernmaterial von Online-Schulungen über How-to-play-Videos bis zu schriftlich ausgearbeiteten Songs in jeglicher Form. Nie war das Angebot so riesig wie heutzutage. Theoretisch kannst du also vollkommen allein ausgiebig auf der Gitarre üben und Schritt für Schritt besser werden. Klingt verlockend, geradezu das musikalische Einsteigerparadies. Bizarre Welt, nur du, deine Gitarre und dein Notebook oder Tablet. Eine verschworene Gemeinschaft.
Gitarre üben: Kontrollieren und kontrollieren lassen
Und ja, grundsätzlich sind Online-Schulen und Lehrvideos eine super Sache. Vor allem auch deshalb, weil sie dir eben jederzeit zur Verfügung stehen. Hast du irgendeinen Part, eine Melodiepassage, Akkordfolge oder sonst was vergessen, brauchst du beim Gitarre-Üben nicht bis zur nächsten Stunde in der Musikschule warten. Alles schön und gut, damit stehen die schon mal sämtliche benötigte Informationen zur Verfügung.
Die Schwierigkeit beim Gitarre-Üben auf Solopfaden ist allerdings, dass dich niemand vernünftig kontrolliert, die Fingerhaltung, möglicherweise den Fingersatz korrigiert. Und du selbst bist befangen. Du würdest dich ja niemals offen ins Gesicht sagen, dass du beispielsweise das Plektrum nicht korrekt hältst. Allein schummelt es sich so schön.
Sehr effektiv kann allerdings – gerade am Anfang – eine Kombination aus beidem sein. Du kannst dir jede Menge Material aus dem Web holen und damit Gitarre üben. Und sinnvollerweise zeigst du dann in der Musikschule, einem Gitarrenlehrer oder einem bereits versierten Musiker deine Fortschritte.
Du willst loslegen und suchst nun die passende Gitarre? Schau doch mal in unsere aktuellen Empfehlungen für Konzertgitarren, Westerngitarren und E-Gitarren!
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