Korpusformen der Westerngitarre und ihre Besonderheiten

Auswirkung auf Sound und Lautstärke

| Foto: Shutterstock von Mindscape studio

Die Steelstring-Gitarre gehört nach wie vor zu den beliebtesten Instrumenten schlechthin. Aus unterschiedlichsten Musikstilen von Country bis Pop und mehr ist sie nicht wegzudenken. Zugleich ist sie das Instrument, für die Songbegleitung, ob daheim, mit Freunden oder am Lagerfeuer. Wir begeben uns auf die Spur der unterschiedlichen Korpusformen der Westerngitarre und deren Bedeutung für Sound und Lautstärke.

Check it: Korpusformen der Westerngitarre

  • Nicht nur eine Frage der Ästhetik
  • Die Dreadnought als voluminöser Klassiker
  • Concert und Grand Concert
  • Auditorium und Orchestra

Korpusformen der Westerngitarre zwischen Sound, Bespielbarkeit und Ästhetik

Für den Klang der Akustikgitarre sind neben der qualitativen Herstellung Faktoren wie die verwendeten Hölzer, das Bracing der Decke und weitere Bauteile ausschlaggebend. Das Naturinstrument will und soll schwingen und ein möglichst hohes Sustain liefern.

Zu den entscheidenden Argumenten gehören auch die verschiedenen Korpusformen der Westerngitarre. Die haben deutliche Auswirkungen auf den Klang, die praktikable Bespielbarkeit und selbstverständlich auch auf die Optik. (Anmerkung der Redaktion: Ja, lieber Autor, selbstverständlich hat unterschiedliches Aussehen auch Auswirkungen auf die Optik. Wir tun mal so, als hätten wir das nicht gesehen.) Sound und Ästhetik sind Geschmackssache. Und nicht nur deshalb gibt es unterschiedliche Varianten. Versuchen wir ein wenig Licht ins Dickicht zu bringen:

Dreadnought – Pionier, Klassiker und am häufigsten gespielt

Die Dreadnought ist die am häufigsten gespielte unter den Korpusformen der Westerngitarre. Diese Form lässt sich mit ihren Maßen und dem ausgewogenen Gewicht gut am Körper oder auf dem Bein halten. Entwickelt wurde die erste Gitarre mit solchem Korpus 1916 von niemand Geringerem als der legendären Firma Martin. Bis dahin waren Akustikgitarren kleiner. Und so erklärt sich auch der Name, der von einem großen Schlachtschiff der Royal Navy adaptiert wurde. Für damalige Verhältnisse sehr groß; nach heutigen Maßstäben der Standard schlechthin.

Ziel der Entwicklung war es eine durchsetzungsfähige Gitarre mit druckvollen Bässen bei hoher Transparenz der Mitten, Höhen und Obertöne zu konstruieren. Und das ist zweifellos gelungen. Dreadnought-Gitarren klingen wuchtig, laut und voluminös. Ihre speziellen Argumente sind die Bassstärke und die Ausgewogenheit über den gesamten Frequenzbereich. Nicht zu vergessen, dass sie für Strumming und Fingerpicking äußerst vielseitig sind. Hier mit der Harley Benton Custom Line CLD-15MCE ein Beispiel.

Beispiel für eine Dreadnought – hier mit Cutaway | Foto: von Thomann
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Harley Benton Custom Line CLD-15MCE
Harley Benton Custom Line CLD-15MCE
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Jumbo – die mit dem dicken Bauch

Gefühlt scheint die Jumbo deutlich größer als die Dreadnought. Was definitiv größer ist, ist der Bauch, was sich auch auf das Spielgefühl auswirkt. Etwa im Sitzen hat der Arm der Anschlagshand eine größere Strecke zu überwinden. Das muss keineswegs negativ sein, eben nur gefühlt anders. Die Schultern der Gitarre können je nach Hersteller, größer, identisch oder sogar kleiner als die einer Dreadnought sein.

Der Korpus ist imposant. Und so zeichnet die Jumbo sich auch durch ihren voluminösen Klang aus. Ihre Qualitäten beweist diese Bauart etwa als Strumming-Begleitinstrument für die Singer-/Songwriter-Abteilung. Vielfach bevölkert sie auch die Country- und Westernbühnen. Passt so gut zum Country-Hut. Wie etwa die Gretsch G5022CWFE Falcon Rancher.

Beispiel für eine Jumbo, auch hier mit Cutaway | Foto: von Thomann
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Gretsch G5022CWFE Falcon Rancher
Gretsch G5022CWFE Falcon Rancher
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Concert (O) – kein, kompakt und Blues-prädestiniert

Dann gibt es in Gitarristen- bzw. Instrumentenbauerkreisen bei Korpusformen der Westerngitarre die Unterscheidung der der „O“. So die kleine Concert, die mit einem „O“ bezeichnet wird. Diese Gitarre kommt dem Wunsch der Gitarristen nach einem kompakten leicht zu transportierenden Instrument entgegen. Dabei ist sie nicht zwangsläufig eine Travel- oder Parlour-Gitarre.

Stattdessen hängt das von der Länge der Mensur ab. Bei Taylor beispielsweise beträgt die Mensur 630 mm, wodurch die Tragfähigkeit und Durchsetzungsfähigkeit der Gitarre erhalten bleibt. Andere Concert (O) Modelle haben eine Länge zwichen 385 und 484 mm, wodurch sie handlicher als ihre größeren Familienmitglieder sind.

Dadurch grenzen diese Modelle sich durch ihre klangliche Besonderheit ab. Der Sound ist sauber definiert und weniger Bass-lastig. Aufgrund des geringeren Volumens ist die Concert zwangsläufig weniger laut. Ihr bevorzugtes Zuhause ist der Blues. Beliebt ist das Instrument auch bei Studioaufnahmen, zumal sie ein sehr präzises Klangbild liefert und dabei mit schneller Ansprache überzeugt.

Grand Concert (OO) – weil es lauter werden musste

Die musikgeschichtliche Folge dessen, dass die Musiker in größeren Locations hörbar gemacht werden mussten, war die Grand Concert, das Instrument, das auch mit „OO“ bezeichnet wird. Das erste Modell betrat 1871 die Instrumentenwelt. Mit einer Länge von 49,8 cm war sie spürbar größer – und damit folgerichtig auch lauter – als ihre Vorgängerin. Immer noch aufgeräumt in den Bässen, aber bereits ein Kompromiss zwischen klein und groß.

Was damals wenig interessierte, heutzutage aber ein bedeutendes Argument ist, war das geringe Feedbackverhalten. Die Grand Concert ist gewissermaßen die Blaupause für die elektroakustischen Kameraden. Genau dort ist es wichtig, das Feedback bis auf das verbleibende Restrisiko zu reduzieren. Geeignet eignet sich für Picking, Fingerstyle, Strumming und Songbegleitung gleichermaßen. Schau dir zum Beispiel mal die Harley Benton Custom Line CLP-15M an.

Beispiel für eine Double O | Foto: von Thomann
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Harley Benton Custom Line CLP-15M
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Auditorium (OOO) – die Kleine mit rasanter Ansprache

Steht der Spielkomfort für kleinere Menschen im Vordergrund, ist die Auditorium die geeignete Lösung. Dies ist unter den Korpusformen der Westerngitarren die kleinste Vertreterin. Wobei sich das eigentlich gar nicht vornehmlich an der Größe des Korpus‘, stattdessen am Übergang von Hals und Korpus entscheidet. Der befindet sich bei der Auditorium üblicherweise am 12. Bund. Die Domäne hat diese Bauform auch bei schnell zu spielenden Passagen. Die „OOO“ überzeugt durch äußerst schnelle Ansprache.

Die Triple O ist nur dezent größer als die Double O. Beide zeichnen sich durch die bequeme Bespielbarkeit aus. Dabei punktet die „OOO“ mit definiertem Sound, insbesondere deshalb weil sie sich im Gegensatz zur Dreadnought oder Super-Jumbo in den Bässen zurückhält. Auch hier mit der Recording King RO-318 Adirondack ein Beispiel dazu.

Beispiel für eine Triple O | Foto: von Reecording King (Herstellerbild)
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Recording King RO-318 Adirondack
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Orchestra – identische Korpus-Dimensionen, abweichende Hälse

Der Korpus selbst unterscheidet sich zwischen der Orchestra und der Triple O kaum bis gar nicht. Unterschiedlich hingegen sind die Maße des Halses, der sowohl länger als auch breiter ist. Leicht nachvollziehbar, dass sich das auf spürbar auf die Bespielbarkeit auswirkt. Allerdings nicht nur darauf. Stattdessen ist die Orchestra auch lauter und zeichnet sich ihren höhenbetonteren Klang aus. Resultat ist, dass sie vergleichsweise offen klingt.

Logo, die Aufzählung ist nicht komplett, die Gitarrenwelt ist vielfältig

Diese Auflistung ist nicht vollzählig. Es gibt zahlreiche weitere Modelle, etwa spezielle Folk-Gitarren, die Gitarren von Ovation mit Roundback oder eben auch Sondermodelle. Die Gitarrenbauer sind glücklicherweise bei ihrer Suche nach dem Besonderen noch lange nicht satt. Das ist unbedingt gut so und wird uns allen sicherlich noch viel musikalische Freude bescheren. Dennoch hoffen wir, dass wir euch zumindest einen groben Überblick liefern konnten.

Du interessierst dich für weitere Details der Akustikgitarre? Dann geh mit uns auf Auf Spurensuche nach dem Grund für das halbe Dutzend Saiten. Hier unser Artikel zum Thema „Warum hat eine Gitarre 6 Saiten“.

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