Bansuri spielen – auf den Spuren der indischen Bambusquerflöte

Musikalische Entdeckungsreise der besonderen Art

Foto: Shutterstock von Sunil lodhwal

Wir viele andere vor dir bist du von der indischen Kultur und Musik fasziniert und möchtest tiefer in die fernöstlichen Weisheiten eintauchen. Zu den typischen und im kulturellen Kontext unverzichtbaren Instrumenten Nordindiens gehört die sagenumwobene Bambus-Querflöte. Wenn du Basuri spielen möchtest, hier ein paar Tipps und Empfehlungen aus einer anderen Welt.

Check it: Bansuri spielen und die zauberhaften Klänge entdecken

  • Der simple Schein ist trügerisch
  • Höchste Bedeutung im Hinduismus
  • Grifftechnik und Haltungstricks
  • Stimmung und Tonumfang
  • Glissandi, Halb- und Vierteltöne
  • Mehrstimmigkeit durch Mitsingen

Bansuri spielen: Dürfen wir vorstellen?

Bansuri ist eigentlich nicht per se die Bezeichnung für ein einziges Instrument. Vielmehr werden damit unterschiedliche indische Flöten bezeichnet. Üblicherweise handelt sich dabei um Querflöten, üblicherweise in langer Bauform und häufig aus Bambus gefertigt. Die Bansuri ist ein typisches Instrument insbesondere in der nordindischen Musik. Gespielt wird die Bansuri sowohl in der klassischen als auch Volksmusik Nordindiens. Dabei wurde sie tatsächlich bis ins 20. Jahrhundert nahezu ausschließlich als Folkloreinstrument verstanden. Schon sehen wir, auch Kultur unterliegt einem kontinuierlichen Wandel.

Simpler Aufbau und dennoch nicht zu unterschätzen

Die Bansuri ist eigentlich relativ simpel aufgebaut. Das Instrument hat kein Mundstück, lediglich eine Anblasöffnung und die entsprechenden Tonlöcher. Dabei ist das Rohr der Flöte auf der einen Seite geschlossen, auf der von der Anblasöffnung entfernt liegenden Seite offen. In der Regel wird die Bansuri aus unbehandeltem Bambus gefertigt, also aus einem Stück des Rohres. Das Bambusrohr ist zugleich Anblasrohr des Instrumentes. Eingebracht werden je nach Ausführung sechs oder sieben Grifflöcher.

Grifflöcher in einer Reihe angeordnet | Foto: Shutterstock von Tetyana Afanasyeva

Der Schein des simplen Instrumentes trügt

Wenn man Bansuri spielen möchte, könnte man auf den ersten Blick könnte man vermuten, es handele sich um ein sehr reduziertes und somit einfach zu erlernendes Instrument. Der Eindruck täuscht. Wenn du Bansuri spielen willst, solltest du wissen, dass die Flöte zwar diatonisch gestimmt ist, sich aber durch veränderte Anblaswinkel oder das nur teilweise Abdecken der Tonlöcher weitere Halbtöne spielen lassen. Und das verlangt nach viel Übung. Ganz so simpel ist es dann doch nicht. Das aber ist längst nicht alles, was den Zauber der Bambus-Querflöte ausmacht.

Allerhöchste Bedeutung in Kultur und Hinduismus

Die Bedeutung der Bansuri für die indische Kultur und Religion des Hinduismus kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Tatsächlich ist sie nichts Geringeres als die musikalisch manifestierte Verkörperung der indischen Kultur schlechthin. Untrennbar verbunden ist das instrument mit dem Gott Krishna. Der „Kuhhirte mit der Flöte“ ist eine hinduistische Form des Göttlichen; Krishna ist für seine Anhänger die „Inkarnation des Höchsten“. Krishna symbolisiert für Hindus die personifizierte Liebe, den Inbegriff der göttlichen Freude. Und die Bansuri ist sein transzendentes Instrument. Begeben wir uns wieder auf den irdischen Boden.

Grifflöcher in einer Reihe angeordnet | Foto: Shutterstock von Jayesh Sharma-Designer

Unterschied zwischen Langfingern und langen Fingern

Bei einer klassischen Bansuri befinden sich die Tonlöcher grundsätzlich auf einer Linie. Insgesamt besitzt das Instrument sechs Tonlöcher. Gleich vorweg: Für diejenigen, bei denen die Bansuri sich nicht in der Muttermilch befand, ist es verdammt schwer, die Löcher vernünftig zu schließen. Der Abstand zwischen den Tonlöchern ist schlichtweg zu groß. Und zwar auch für diejenigen, die es von ihrem Instrument gewohnt sind, die Finger dehnen und spreizen zu müssen.

Gemunkelt wird deshalb, es gäbe in Europa zwar etliche Langfinger, aber kaum Menschen mit wirklich langen Fingern zu geben. Das ist natürlich Nonsens. Klar ist aber, dass es immer gut ist, ein Instrument frühzeitig zu erlernen. Einen Spagat lernt man nicht mehr, wenn die mürben Knochen schon dreißig Jahre und mehr auf dem Buckel haben.

Grifftechnik mit Fingerflächen statt Fingerkuppen

Nehmen wir das Beispiel einer 6-löchrigen Bansuri. Die oberen drei Löcher werden mit Zeige-, Mittel- und Ringfinger der einen Hand abgedeckt. Die unten liegenden Tonlöcher von oben nach unten mit dem Zeige-, Mittel- und kleinen Finger der anderen Hand. Den Ringfinger kannst du beiseitelegen, abschrauben oder einfach nicht beachten. So zumindest sieht das bei der Bansuri mit sechs Löchern aus. Lediglich eine Besonderheit der Griffweise ist, dass die Löcher üblicherweise nicht mit den Fingerkuppen geschlossen werden, stattdessen mit der fleischigen Fingerfläche.

Die Tonlöcher werden flächig abgedeckt | Foto: Shutterstock von Tetyana Afanasyeva

Simpler Trick für die Haltung der Bansuri

Die Bansuri ist lang, für viele zu lang, selbst für groß gewachsene Menschen. Bereits die Haltung ist nicht ohne. Also Haltung nicht im Sinne von Füttern, sondern im Sinne von Festhalten. Das resultierte schon aus der Tatsache, dass die Grifflöcher ziemlich weit vom Anblasloch entfernt sind. Nun gut, letztlich ist eine Querflöte. Allerdings kann die Bansuri nicht wie eine herkömmliche Quer- oder Blockflöte mit den Händen ausbalanciert werden. Ein Trick muss her.

Bansuri wird sinnvollerweise geschultert

Zugegeben, der Trick ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, funktioniert aber ganz gut. Die Flöte wird quer gehalten und mit dem Ende, das dem Anblasloch am nächsten liegt, auf der Schulter abgelegt. Die Schulter wiederum ziehst du ein Stück weit vorne und neigst sie zugleich in Richtung deines Mundes. Schon dient sie als Stütze für das Instrument, gewissermaßen wie eine Brücke oder wie Scharnier ohne Schrauben.

Diatonisch gestimmt in verschiedenen Tonlagen erhältlich

Gestimmt ist die Bansuri im Normalfall diatonisch mit Ganz- und Halbtonschritten. Dabei gibt es das Instrument in verschiedenen Tonlagen. Üblich sind Ausführungen in D-Dur, F, G, A und weitere. Der vermutlich häufigste Vertreter ist die Bansuri in D. Traditionell kommen aufgrund der ruhevollen Klänge eher die tiefer gestimmten und somit auch längeren Bansuris zum Einsatz. Wenn du Bansuri spielen möchtest, kannst du nach individuellen Klangvorlieben wählen.

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Thomann Nataraj Bansuri Pro Flute D
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An die Stütze denken, damit die Flöte sich nicht verabschiedet

Wie auch bei anderen Flöten üblich, erklingt der jeweils niedrigste Ton, sobald sämtlich Löcher geschlossen sind. Das heißt, um von den tiefen zu den hohen Tönen zu gelangen, werden nacheinander die Finger von den Tonlöchern genommen. Und sobald sämtlich Finger ihren angestammten Platz verlassen haben? Fällt die Flöte auf den Boden. Jedenfalls dann, wenn wir außer der Schulter keine weitere Stütze vorgesehen haben. Aber du hast vorgesorgt und stützt die Flöte zwischen Daumen und Zeigefinger der einen Hand und mit dem Daumen oder kleinen Finger der anderen.

Der Charme der indischen Musik | Foto: Shutterstock von fireFX

Durch Fokussierung in die nächste Oktave

Obschon die Bambusquerflöte nur wenige Tonlöcher hat, lassen sich doch mindestens zwei Oktaven darauf spielen. Für den Oktavwechsel wird der Anblaswinkel mit dem Mund verändert. Dabei ist es nicht nötig, den Anblasdruck zu erhöhen und stärker in das Instrument zu blasen. Vielmehr veränderst du deine Lippen so, dass der Luftstrom enger, fokussierter und konzentrierter wird. Die Griffweise bleibt gleich und dennoch erklingt der Ton in der nächsthöheren Oktave. Die Anblastechnik ist wesentlicher Bestandteil, wenn du Bansuri spielen lernst.

Chromatik, Glissandi, Halb- und Vierteltöne durch Fingerverschiebung

Aber nicht falsch verstehen, der Töne sind keinesfalls nur auf die Tonlöcher begrenzt. Vielmehr kannst du sogar chromatische und noch weitere Töne auf der Bansuri spielen. Dazu gehört sicherlich einige Übung, bis du die Töne kontrolliert hervorzauberst. So kann man auch Töne und Zwischentöne dadurch erreichen, indem die Tonlöcher eben nicht vollends, sondern nur halb oder zu einem gewissen Teil geschlossen werden. Indem du die Finger über den Tonlöchern verschiebst, kannst du den Ton sogar sliden, also Glissandi spielen. Allemal ein cooler und sehr meditativer Effekt.

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Bei halbgeschlossenen Löchern wird der Ton luftiger

Es geht also darum, das jeweilige Tonloch nicht komplett zu schließen, sondern gewissermaßen nur zu einem Teil abzudecken. Das lässt sich auf unterschiedliche Weise umsetzen. Wirklich feste Regeln gibt es dafür nicht. Was du allerdings feststellen wirst und für dein kreatives Spiel ausnutzen kannst, ist, dass der erklingende Ton dadurch noch ein wenig „luftiger“ wirkt. Wenn du Bansuri spielen möchtest, wirst du weitere Effekte erlernen:

Beeinflussung von Klang und Tonhöhe durch veränderten Anblaswinkel

Damit sind die Möglichkeiten, den Ton in Höhe und Klang zu verändern, beileibe noch nicht erschöpft. Vielmehr kannst du bei der Bansuri auch mit dem Anblaswinkel arbeiten. Der Winkel ist entscheidend für die Tonhöhe, je steiler du anbläst, umso tiefer wird der Ton. Das kannst du wiederum effektvoll nutzen, zumal der Winkel sich fließend verändern lässt. Das Resultat sind die Glissandi-Töne, diese tonalen Wellenbewegungen, die dieser Musik ihren speziellen orientalischen Touch verleihen.

Die Königsdisziplin auf der Bansuri: Töne mitsingen

Besonders abgefahren wird es durch eine Spielweise, die eigentlich nicht mehr viel mit dem Instrument selbst, sondern mit dir selbst zu tun hat, wenn du Bansuri spielen möchtest. Zum direkten Spiel auf der Bambusquerflöte kommt deine Stimme hinzu. Während du die Töne spielst, kannst du sie zugleich mitsingen. Dadurch ändert sich schon mal der Klangcharakter.

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Die eigentliche Königsdisziplin ist es aber, zeitgleich auf der Flöte einen Ton zu spielen und einen anderen zu singen. Dadurch erreichst du beeindruckende Zweiklänge. Du könntest beispielsweise den Grundton spielen und die Quinte singen. Du könntest den Grundton singen und darauf aufbauend die Terz, die Quinte und diverse Verzierungen spielen. Du wirst förmlich spüren, wie mit dieser Technik die indische Sonne aufgeht. Singend Bansuri spielen ist echt abgefahren und zeigt mehr als deutlich die komplexen Klangmöglichkeiten des zuweilen unterschätzten Instrumentes.

Nicht verwechseln: Du bist kein Schlangenbeschwörer

Ganz nebenbei erwähnt: Die Bansuri hat nichts mit der Flöte der Schlangenbeschwörer zu tun. Das musikalische Hilfsmittel dieser speziellen Entertainer, die mit einer Flöte vor einer Kobra rumwedeln und dabei hoffentlich nicht gebissen werden, ist die Pungi. Das Instrument ist mit als Rohrblattinstrument mit zwei Blasröhren und Windkapsel weitaus komplexer. Ein plakativer Vergleich fällt schwer; vielleicht könnte man die Pungi irgendwo in der Mitte zwischen Klarinette und Fagott einordnen. Schlangen lassen sich nicht beschwören; das ist lediglich ein Taschenspielertrick. Aber dein tolles Spiel auf der Bansuri lässt sich durchaus beschwören. Einfach üben und immer besser werden, es lohnt sich.

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Andere Länder, andere Instrumente: „Brasilianische Saiteninstrumente: Auf geht’s mit Choro, Pagode und Samba“.

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