Lotusflöte spielen – das kontrollierte Huiiiii

Weitaus mehr als ein Gimmick

Foto: Aus YouTube-Video extrahiert - https://www.youtube.com/watch?v=PRmDcGaeXyI

Wenn überhaupt, ist die Lotusflöte eher als Effektinstrument bekannt. Unserer Meinung nach zu Unrecht hegt sie ein Schattendasein, aus dem wir sie gerne befreien würden. Immerhin sind die Einsatzmöglichkeiten schlicht endlos. Hier unsere Tipps, wenn du Lotusflöte spielen möchtest.

Check it: Lotusflöte spielen

  • Besonderer Klang stufenloser Tonhöhe
  • Glissando und Slide
  • Geniales Duo mit Nachbars Katze
  • Zwischen Effekt und Melodie
  • Die speziellen Herausforderungen
  • Kreativer Facettenreichtum

Lotusflöte spielen – stufenlose Tonhöhe

Wenn du Lotusflöte spielen möchtest, bist du keinesfalls auf die Töne einer Tonleiter beschränkt. Anders als bei einer Blockflöte ist erstens das Ende der Kolbenflöte geschlossen; zweitens befindet sich im inneren des Rohres ein beweglicher Kolben, über den du die Tonhöhe veränderst. Und da hier eben keine einzelnen Tonlöcher vorhanden sind, gibt es auch keine Grenzen hinsichtlich der fließenden Tonhöhe.

Vielmehr lässt sich die Tonhöhe durch Bewegen des Kolbens stufenlos variieren. Durch Ausziehen des Zugstabes vergrößerst du den Resonanzraum; entsprechend verkleinerst du den Resonanzraum, indem du den Stab weiter hineinschiebst. Je kürzer die Luftsäule, umso höher ist der Ton – und umgekehrt.

Glissando: Das kontrollierte Huiiiii

Mag der Vergleich auch auf den ersten Blick ein wenig weit hergeholt zu sein, so ist er doch faktisch vorhanden: Aufgrund der stufenlos änderbaren Tonhöhe kannst du wie bei einer Posaune Glissandi auf der Lotusflöte spielen. Tolle Wurst. Und was sind „Glissandi“? Hier kommt die Erklärung. Glissando ist die musikalische Bezeichnung für die „kontinuierliche Veränderung der Tonhöhe beim Verbinden zweier Töne“.

Manche Erklärungen will man einfach nicht hören. Okay, nächster Versuch: Wenn du ohne Unterbrechung kontrolliert von einem Ton zum anderen rutscht, ist die Strecke das Glissando. Diesen Effekt kennt man von Streichinstrumenten und Blasinstrumenten. Besonders anschaulich ist er uns bekannt von der Posaune und eben von der Lotusflöte.

Der Effekt wird vielfach in animierten und Slapstick-Filmen eingesetzt | Bild aus YouTube-Video extrahiert: https://www.youtube.com/watch?v=PRmDcGaeXyI

Lotusflöte spielen – Vorteil und Herausforderung zugleich

Wenn du Lotusflöte spielen möchtest, hält sich der Schwierigkeitsgrad im Vergleich mit anderen Instrumenten sicherlich in Grenzen. Du wirst auf der Kolbenflöte sehr schnell, ja eigentlich sofort, erste Töne spielen können. Die eigentliche Herausforderung solltest du dennoch nicht unterschätzen. Denn gerade die stufenlose Tonveränderung ist für dich ein spezieller Vorteil und zugleich eine echte Schwierigkeit, die du erstmal überwinden musst. Tatsache ist: Du hast keine Orientierungspunkte wie etwa Tasten, Bünde oder Tonlöcher, die dir die richtigen Töne anzeigen. Dir bleiben nur dein Gehör und dein musikalisches Gedächtnis.

Nachbars Kater als nächtlichen Duett-Partner gewinnen

Sobald du das Instrument zum ersten Mal in den Händen hältst, wirst du vermutlich ausgiebig herumjaulen und dich an Nachbars Katze rächen. Tue dir keinen Zwang an, vielleicht könnt ihr beide euch auf ein nächtliches Duett einigen. Dann aber geht es daran, die Töne zu finden und ohne überzogenes Glissando über den beweglichen Kolben korrekt zu treffen. Wenn Dir das auf Anhieb perfekt gelänge, wärst du ein Hypertalent.

Lotusflöte spielen – dauerhaft schräg vergrault auch die besten Buddys

Das heißt, du wirst dich recht ausgiebig mit dem Instrument beschäftigen und üben müssen. Sicherlich ist das Spiel auf der Kolbenflöte kein Hexenwerk, aber es dauert durchaus, bis du intuitiv die richtigen Töne triffst. Exakt das sollte dein Ziel sein. Halte dir nur vor Augen, dass du außer Effekttönen hauptsächlich langanhaltende Töne spielen wirst. Lange schräge Töne, die mit der Überzeugung des Nichtwissenden stoisch gehalten werden, hauen auch dem letzten Zuhörer die Beine weg.

Irgendwann ist auch mal gut mit schräg | Foto: Shutterstock von StoryTime Studio

Töne lokalisieren und von Zufallstreffern verabschieden

Um das zu vermeiden, wirst du zunächst lernen, wo welche Töne sitzen und wie weit du den Kolben dafür reinschieben oder rausziehen musst. Nun könntest du einfach zu einem zufällig gewählten Song aus deiner Mediathek spielen und hoffen, dabei nicht ständig danebenzuliegen. Möglicherweise macht das Spaß; wirklich weiter bringt dich das vermutlich nicht, zumal du nicht wissen wirst, welche Töne du da mehr zufällig getroffen hast.

Referenzinstrument oder Smartphone-App nutzen

Weitaus sinnvoller ist es zumindest für den Anfang, auf ein Referenzinstrument zurückzugreifen und von dort die Töne als Vergleich abzurufen. Idealerweise nutzt du dafür ein Klavier, ein Keyboard oder sonstiges Tasteninstrument. Falls dir eine solche Möglichkeit nicht zur Verfügung steht, kannst du auch eine App nutzen und dir über das Smartphone die Töne vorgeben lassen.

Du spielst die Töne auf der Tastatur und wirst sie anschließend – möglichst zeitgleich – auf der Lotusflöte spielen. Kurioserweise ist das ein permanenter Stimmvorgang. Was du gerade stimmst, bist du selbst. Du trainierst nichts geringeres als dein Gehör. Zugleich bekommst du ein Gefühl für die Abstände der Töne zueinander.

Tonabstände teils im Millimeterbereich

Genau diese Abstände bewegen sich bei manchen der Zugflöten teils im Millimeterbereich und sind aus diesem Grund der neuralgische Punkt, wenn es um die einigermaßen saubere Intonation geht. Und der Ausdruck „einigermaßen“ ist hier sehr bewusst und durchaus absichtlich gewählt. Auch bei erfahrenen und bestens ausgebildeten Musikern wird es mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit tonal niemals hundertprozentig perfekt sein. Das aber ist kein Problem, sondern vielmehr der spezielle Reiz, wenn du Lotusflöte spielen wirst.

Das geht auch mit absoluter Perfektion | Bild aus Video extrahiert: https://www.youtube.com/watch?v=z2J2a3UMubM

Blasinstrument mit geringem Luftbedarf

Insbesondere Blechbläser sind es gewohnt, mit viel Luft und entsprechendem Anblasdruck zu arbeiten. Trompete und Co. erfordern einen vernünftigen Ansatz und eine kontrollierte Atmung und erweisen sich dabei als körperlich anstrengende Atemluftfresser. Wenn gelernte Bläser auf der Lotusflöte spielen, ist es tatsächlich Übungssache, weniger Luft und Druck aufzuwenden. Immerhin spricht die Flöte recht empfindlich an, weshalb das Risiko des Überblasens immer vorhanden ist. Das will sagen: Bei zu viel Druck fängt die Lotusflöte an zu fiepen. Das soll sie nicht, schließlich handelt sich um eine Flöte und nicht um eine Pfeife.

Angenehmer Grundklang in unterer und mittlerer Lage

Um wirklich ausdrucksvoll auf der Lotusflöte spielen zu können, muss das Instrument einen vernünftigen Grundklang haben. Das ist weder selbstverständlich noch immer gewollt. Wird die Flöte reinweg als Effekt verwendet, steht ja eher das bewusst nervige Gejaule im Mittelpunkt.

Für deine Zwecke sollte das Instrument im unteren und mittleren Bereich warm und sonor klingen und dir in den Höhen immer noch ausreichend Spielraum lassen. Sobald die Luftsäule im oberen Bereich immer enger wird, lässt sich der Anspruch an den angenehmen Klang allenfalls mit Einschränkungen widerspiegeln. In irgendeinen sauren Apfel muss man zuweilen beißen.

Ausschließlich Gimmick oder ernsthaftes Instrument

Die Lotusflöte tritt in der moderneren Musik eigentlich nur als Effektinstrument auf. Und so wird sie auch immer wieder in animierten Filmen, zur Untermalung von Slapstick-Filmen oder Videos genutzt. Dabei handelt es sich eigentlich um ein typisches „Sowohl als auch“-Instrument. Ja, du kannst nervige, lustige oder stimmungsvolle Effekte auf der Lotusflöte spielen.

Du kannst beispielsweise ein Theremin und sogar Vogelstimmen oder Nachbars Katze imitieren. Aber es ist eben auch möglich, Phrasen und komplette Melodien auf dem Instrument zu spielen. Es gibt sogar klassische Kompositionen, etwa das Violinkonzert von György Ligeti oder Stücke von Karlheinz Stockhausen, in denen die Zugpfeife mit konkreter Melodieführung zum Einsatz kommt.

Von Bikini Bottom bis zu absoluter Genialität

Tatsächlich aber gibt es endlos viele Beispiele für den kreativen Umgang mit dem so sehr speziellen Instrument. Ganz offenbar regt es mit seinen Klangmöglichkeiten zu extremer Kreativität an. In der SpongeBob-Episode „Flötentöne“ treibt Thaddäus die gesamte Unterwassergemeinde in den Wahnsinn. Bis er nach einem Sturz die Flöte verschluckt und nur noch flötend sprechen kann.

Absolut genial ist das Spiel des brasilianischen Musikers und Filmemachers Joe Penna, der in einem seiner Clips eine mehr als beeindruckende Coverversion des Queen-Hits „Bohemian Rhapsody“ liefert. Gerade unfassbar. Seine Version ist auf YouTube Stand März 2022 bereits über 5,5 Millionen Mal geklickt worden. Schon merkst du, dass es sich eben nicht um Kinderspielzeug handelt. Vielmehr kannst du echt abgedrehte Sachen auf der Lotusflöte spielen. Mit steigenden Fähigkeiten sind deiner Kreativität im wahrsten Sinne des Wortes keinerlei Grenzen gesetzt.

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Selbstverständlich muss eine Lotusflöte auch gereinigt werden; hier einige Tipps am Beispiel der Blockflöte: „Blockflöte reinigen – wie du es richtig machst“.

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