Musikerkrankheiten sind eine immer wiederkehrende Thematik in Foren und medialen Beiträgen. So auch die Pilze im Instrument von Holz- und Blechbläsern. Das Kuriose: Viele Blasmusiker wissen über die Risiken Bescheid, allenfalls eine winzige Prozentzahl derer eliminiert die Sporen rechtzeitig und regelmäßig. Dabei könnte alles so einfach und gesundheitsfreundlich sein. Ein Blick hinter die pilzigen Kulissen.
Check it: Tipps für die Musikergesundheit
- Pilze sieht man am Anfang nicht
- Ganz sicher keine Verharmlosung
- Antikörperbildung ist keine Ursachenbekämpfung
- Instrument regelmäßig desinfizieren
- Zubehör und Koffer nicht vergessen
Pilze im Instrument – die meistens unsichtbare Gefahr
Wir alle sind uns dessen bewusst, dass die regelmäßige Pflege und Reinigung von Blasinstrumenten höchstbedeutend ist. Schließlich lernt man das in der Musikschule schon bevor man überhaupt die ersten Melodien flüssig spielen kann. Nur in picobello geputztem Zustand wird das Instrument seine optimale Leistung bringen und sich mit langer Lebensdauer bedanken. Alle sichtbaren Rückstände werden weggewischt, doch die größere Gefahr stellen die unsichtbaren Verunreinigungen dar: Pilze im Instrument. Und die bilden sich zuweilen schneller als man gucken bzw. atmen kann.
Hilfreiche Tipps und unmissverständliche Warnungen
In der Öffentlichkeit dazu geäußert hat sich ein Experte, der es wissen muss, der Musikmediziner Prof. Dr. med. Dipl-Mus. Hans Christan Jabusch. Jabusch lehrt an der Hochschule für Musik Dresden die Grundlagen der Physiologie und Psychologie des Musizierens und Übens. Ebenso betrachtet und bewertet er das Thema der Reinigung des Instrumentes, also das bei Blasmusikern so immens bedeutende Thema der Hygiene und Instrumentenpflege. Er hat sinnvolle Auswertungen, hilfreiche Tipps, allerdings auch unmissverständlich Warnungen zum Thema der Pilze im Instrument im Gepäck.
Wenn Pilze im Instrument zur Streitthese werden
Die Branche ist sich nicht so ganz einig über die Aussagen von Musikmediziner Prof. Dr. med. Dipl.-Mus. Hans-Christian Jabusch zum Thema der Pilze im Instrument. So einigen der Bläser sind die Warnungen nicht deutlich und prägnant genug. Dabei weist der Mediziner unverhohlen darauf hin, dass das Desinfizieren von Holz- und Blechblasinstrumenten besonders wichtig ist, allerdings nur etwa jeder Zehnte das auch in sinnvollen Abständen macht. Hätten wir doch am besten alle in Medizin promoviert.
Eine falsch verstandene Entwarnung
Manche finden es grenzwertig, dass Hans-Christian Jabusch – ihrem Verständnis nach – Entwarnung gibt, zumal es bei dem „pneumatischen Austausch“ mit dem Instrument um konkrete Gefahren für den menschlichen Organismus geht. Vermutlich aber liegt die Betonung auf „ihrem Verständnis nach“. Denn so hat er sich keinesfalls wirklich ausgedrückt. Eigentlich ganz im Gegenteil. Das vermutliche Missverständliche – wenn man denn unbedingt etwas missverstehen will – ist die Aussage zum Tod eines Dudelsackspielers, wobei er medial reduziert klarstellt, dass es sich „(…) dabei um einen einzigen Fall handelt.“ Der besagte Sackpfeifer sei zu spät zum Arzt gegangen, woraufhin jegliche Hilfe zu spät kam.
Keine Verharmlosung, lediglich eine Feststellung
Eine Verharmlosung der Pilze im Instrument ist in seiner Aussage keinesfalls zu erkennen. Immerhin sind die gesamten Zwischenfälle und individuellen Indikationen weder ausgeschlossen noch verbleiben sie im meinungsvernebelten Dunkeln. Vielmehr betont Jabusch die Bedeutung der Reinigung, sogar, dass ein bloßes Reinigen der Mundstücke bei der Instrumentenpflege nicht ausreichend sei, zumal es im gesamten Instrument zu Schimmelpilzbildung kommen könne. Zwar komme es bei Blech- und Holzbläsern vergleichsweise selten zu einer Beeinträchtigung der Gesundheit. Unbesehen dessen seien über die reine Instrumentenreinigung hinaus regelmäßige Hygienemaßnahmen dringend wichtig.
Die Studien sind besorgniserregend bis erschreckend
Bereits 2019 hatte eine französische Gruppe 40 Holzblasinstrumente auf Pilzbefall untersucht. Mit dem Resultat, dass bei den allermeisten Pilze im Instrument nachgewiesen wurden. Ebenso wurden die Musiker selbst untersucht. Das erstaunliche bis besorgniserregende Ergebnis: Bei den Holzbläsern hatte sich Antikörper im Blutserum gebildet. Und zwar solche, die sich gezielt gegen die jeweils speziellen Antigene der am Instrumente nachgewiesenen Pilzarten richten. Und somit wieder die Gesundheit schützen. Sicherlich sind in solchen Fällen schwerwiegende körperliche Erkrankungen kaum zu erwarten, zumal der Körper offensichtlich sich selbst zu schützen imstande ist.
Antikörperbildung ist keine Ursachenbekämpfung
Problematisch aber ist und bleibt, dass diese Pilze sich überhaupt entwickeln, und dass in einer Ausprägung, die den Körper zur Bildung von Antikörpern gewissermaßen auffordern. Nur, das Instrument selbst ist unschuldig. Die Musiker müssen rechtzeitig sinnvolle und nicht minder wirksame Hygienemaßnahmen ergreifen. Ein Aspekt übrigens, der unserer Meinung nach in jeder Musikschule und auf jedem Konservatorium unbedingt thematisiert werden sollte. Im Kontext der Hygienemaßnahmen geht es eben nicht nur um die Reinigung, die sich ja eher auf das Instrument selbst bezieht. Es geht um Desinfektion. Und da sind die Musiker unwissentlich oder wider besseren Wissens offenbar recht nachlässig.
Dürftig, um es vorsichtig auszudrücken
In einer von Professor Jabusch eigenständig durchgeführten repräsentativen Studie hatte er insgesamt 245 Holz- und Blechbläser nach deren Vorgehensweise bei der Instrumentenpflege befragt. Auch bei diesen Ergebnissen kann man spätestens zwischen den Zeilen lesen, dass den Bläsern zwar das Instrument selbst wichtig ist, nicht aber die eigene Gesundheit, zumal sie ihr Instrument nach jedem Spielen trocknen, mehr nicht. Noch weniger die Blechbläser, die ihr Instrument einfach nur Abtropfen. Die Reinigungsintervalle? Dürftig, um es zurückhaltend auszudrücken. Lediglich die Holzbläser reinigen ihr Instrument einmal wöchentlich, die Blechbläser machen das noch seltener. Das Risiko der Pilze im Instrument ist ihnen also kaum bewusst, erst recht nicht, mit welcher rasanten Geschwindigkeit sich diese winzigen Pilzsporen bilden können.
Biotop im Wasserglas: Das lebt, was da drin ist
Holzbläser nutzen in der Regel Wasser zum Anfeuchten der Rohrblätter. Dieses Wasser wird in einem Glas oder sonstigen Behälter bereitgestellt. Rund ein Drittel der Musiker wechselt das Wasser nach jeder Benutzung oder zumindest einmal täglich. Aber Achtung, jetzt wird’s eklig: Rund ein Drittel der Holzbläser wechselt das Wasser seltener als einmal am Tag. Leider wird dabei vergessen, dass die Keime, Bakterien und Pilze selbstredend auch im Wasser schwimmen, sich dort fröhlich tummeln und darauf warten, sich ungehindert zu vermehren.
Instrumentenkoffer ist eine wahre Brutstätte
Pilze im Instrument haben nun mal das Bestreben, sich nicht nur zu vermehren, stattdessen sich auch zu verbreiten. Das heißt, sie werden sich nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag gelangweilt im Instrument festkrallen. Wer sich gegen Pilze im Instrument und darüber hinaus schützen möchte, sollte dringend auch an die unmittelbare Umgebung denken, an das Zuhause des Instrumentes, sofern es nicht gerade im Einsatz ist: den Instrumentenkoffer. Wie das Instrument selbst sollte auch der erstens regelmäßig gereinigt und zweitens mit der gleichen Pedanterie desinfiziert werden. Gleiches gilt für das Zubehör, das sich im Koffer befindet. Na ja, zwischendurch mal ein wenig aufzuräumen könnte auch nicht schaden.
Reinigungsutensilien müssen gereinigt werden
Und sogar die Reinigungsutensilien müssen gereinigt werden. Ein fusselfreies Tuch, mit dem das Instrument abgewischt wird, trägt nach dem Abwischen natürlich die Keime auf sich. Wenn es dann selbst wieder getrocknet ist, ist es noch lange nicht keimfrei. Wenn der alte Lappen nach Tagen dann wieder benutzt wird, mutiert er nicht zum Hygienehelfer, sondern zum kontaminierten Pilzträger. Das heißt unter dem Strich, dass Tücher ab und zu bei mindestens 60° C in die Waschmaschine wandern oder ausgetauscht werden, nicht waschfähige Utensilien regelmäßig desinfiziert werden. Es geht eben nicht nur um Pilze im INstrument, stattdessen auch um solche, die sich in seiner unmittelbaren Nähe bilden können.
Aufmerksam sein, auch wenn die Kirche im Dorf bleibt
Klar solltet ihr die Kirche im vielzitierten Dorf lassen, sicherlich kann man aus ganz pragmatischen Gründen nicht nach jeder Reinigung ein neues Reinigungstuch oder neue Durchziehwischer aus dem Hut zaubern. Ebenso gehört aber zur Wahrheit, dass nichts wirkungsvoll reinigen kann, was selbst nicht mehr sauber ist. Das würdet ihr im normalen Alltagsleben schließlich auch nicht machen. Ein Geschirrhandtuch ist irgendwann verschmutzt und durch. Gewaschene Teller lassen sich damit nicht mehr sauber abtrocknen; erst recht nicht, wenn der Hund erstmal ausgiebig darauf rumgekaut hat. Dann wandert es in die Wäsche, ein frisches Tuch muss her.
Blasmusiker als Sonderfälle bei Lungenfachärzten
Lungenfachärzte werden übrigens hellhörig, wenn sie hören, dass der Patient ein Blasinstrument spielt. Natürlich sind die Mediziner dann nicht alarmiert, schließlich ist das Spielen eines Blasinstrumentes grundsätzlich gut für die körperliche Konstitution, die Lungentätigkeit, die Atmung und die Sauerstoffzufuhr in den Blutkreislauf und das vegetative Nervensystem. Kein Mensch will hier ein sinnentleertes Schreckensszenario konstruieren. Aber sie wissen, worauf sie zu achten haben, wenn die Patienten von Atemnot, häufigem Husten, Asthma und ähnlichen Symptomen berichten.
Einfach eine Reinigungsroutine entwickeln
Die grundlegenden Maßnahmen sind in wenigen Punkten aufgezählt. So solltet ihr das Blasinstrument erstens nach jedem Spielen ausgiebig trocknen. Sollte das wie bei manchen Blechbläsern nicht möglich sein, wird es zumindest penibel abgetropft. Die Pflege ist ohnehin eine Pflichtaufgabe, wobei ihr das Instrument regelmäßig reinigt, lange bevor es unschöne Stellen ansetzt. Der Frühjahrsputz findet nicht nur im Frühling, sondern mehrmals jährlich, etwa alle drei bis sechs Monate, statt. Hochbedeutend gegen Pilze im Instrument ist es, das Schätzchen turnusmäßig einmal wöchentlich zu identifizieren und dabei auch den Koffer und das Zubehör nicht zu vergessen. Und um es noch mal plakativ zu betonen: Der Wasserbehälter zum Befeuchten von Rohrblättern wird mindestens einmal täglich ausgetauscht.
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