Im Studio lässt sich so vieles hinter verschlossenen Türen zurechtzurren. Die Takes lassen sich endlos wiederholen, bis nach schweißtreibenden Stunden, Tagen oder Wochen endlich alles stimmt. Das wahre Können von Künstlern und Bands zeigt sich bei Live-Gigs – ungeschminkt, konservenfrei und ehrlich. Wir haben für euch einige Acts herausgesucht, die es auch Live auf den Punkt bringen.
Check it: Versierte Livebands und ihr Equipment
- Vollkommen anders als im Studio
- Was über das Live-Erlebnis entscheidet
- Interaktion und musikalische Perfektion
- Nicht streiten – es gibt so viele Heros
- Von Joe Bonamassa bis Måneskin
Live Bands und ihr Equipment
In der Nachbearbeitung können Timing-Probleme und sonstige Unebenheiten ausgeglichen, indem beispielsweise gelungene Takte und Passagen einfach ausgeschnitten und per Copy and Paste an andere Stellen kopiert oder verschoben werden; eingespielte Töne werden mit simplem Mausklick verlängert, verkürzt oder verschoben. Einigermaßen vernünftiges Material vorausgesetzt, entsteht der Sound bei der Nachbearbeitung in der Aufnahmesoftware. Nicht wenige Produktionen werden realistisch betrachtet zu Illusionen. Die musikalisch makellose Perfektion wird den Zuhörern vorgegaukelt. Solche Gaukeleien braucht kein Mensch; diverse Bands bringen das wahre Live-Feeling zu ihren Fans.
Zwischen Interaktion und musikalischer Perfektion
Tatsächlich sind Live-Auftritte eine vollkommen andere Disziplin als Studioproduktionen. Live muss alles auf den Punkt gespielt und abgeliefert werden. Live kann nicht jeder. Immerhin verbleibt die Frage, was eine gute Live-Show ausmacht. Ist es ausschließlich die musikalische Qualität, die Virtuosität auf den Instrumenten? In manchen Genres durchaus, in den meisten Fällen geht es zugleich um die Bühnenausstattung, die Performance und die Interaktion mit dem Publikum.
Leicht nachvollziehbar, dass so manche Lampe Fieber oder so mancher Künstler Lampenfieber hat. Von manchen Bands, die perfekte Studioaufnahmen eingespielt haben, ist man live ernüchtert bis enttäuscht. Irgendwie fehlt da was oder hört sich sogar krumm und schief an.
Liveerlebnisse und erinnerungsträchtige Konzerte
Und dann gab und gibt es jene, die live erst richtig zu Höchstform auflaufen und sich ihren Platz auf dem Olymp der besten Bands sichern. Wir haben ein paar der Heros für euch herausgesucht, die mit ihrem Können und ihrer Bühnenpräsenz geradezu Garanten für erinnerungsträchtige Konzerte sind und versuchen dabei zugleich einen Blick auf deren Equipment zu werfen. Denn auch das vermittelt oftmals einen Eindruck von Sound und Live-Performance.
Es gibt so viele, die in diese Galerie gehören
Klar ist, dass es sich bei dieser Auflistung der „besten Live-Bands“ erstens keinesfalls um eine Rangfolge handelt. Schließlich haben kein Recht, zu einer derart vermessenen Wertung. Zweitens ist und bleibt es eine genreübergreifende Geschmacksfrage und kein Ausschlussverfahren. Sicherlich gehören Bands wie Muse, Aerosmith, Deep Purple, U2, Foo Fighters, und die Rolling Stones, AC/DC, The Beatles, Nine Inch Nails, Motorpsycho, Prince, David Bowie, Earth Wind & Fire. zu den Alltime-Favorites. Sorry, aber wir können nicht alle nennen. Und das Attribut „die beste Live-Band“ zu vergeben, wollen wir uns nicht anmaßen.
Wir sind gespannt, welche Acts euch live am meisten beeindruckt haben, freuen uns auf eure Vorschläge und werden diesen Artikel mit euren Tipps gerne erweitern. Hier kommen 10 Vorschläge:
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Joe Bonamassa
Er gilt als die aktuelle Ikone unter den Blues- und Bluesrock-Gitarristen: Joe Bonamassa hat es längst auf das Niveau von Gitarrenzauberern wie Steve Morse gebracht. Der Ausnahmegitarrist scheint sich gerade im Live-Szenario besonders wohlzufühlen. Die Gigs sind bodenständig, erdig, ehrlich. Seine Parts liefert er mit unfassbarer Perfektion ab.
Was die Wahl seiner Gitarren angeht, arbeitet Joe Bonamassa seit vielen Jahren treu mit Gibson zusammen. Die Marke hat ihm schon etliche Signature-Modelle auf den Leib geschnitten. So befinden sich in seinem Setup beispielsweise eine ES-335 J.B. Signature sowie eine Collector’s Choice Historic Les Paul, die seiner eigenen Signature 60er Les Paul mit Bigsby-Vibrato nachempfunden ist. Bei den Amps setzt er üblicherweise auf Marshall, etwa mit dem Marshall Vintage 50 und dem JCM 2000.
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Dream Theatre
Seit Jahrzehnten überzeugt Dream Theathre mit hochklassigen Leistungen; großartige Musiker, jeder für sich und auch gerade im Zusammenspiel. Faszinierend, wie schnell die Musiker spielen können und das immer auf den Punkt. Hinzu kommen eine großartige Lightshow, tolle Videoeffekt auf einer Leinwand. Und bekanntlich wird John Petrucci von vielen als einer der virtuosesten Rockgitarristen der Welt bezeichnet; eine lebende Legende mit einem ziemlichen Impact in der Gitarrenwelt.
John Petrucci spielt hauptsächlich die Signature Gitarren von Music Man, die mit seinem Namen verziert sind. Das Gitarren-Brand hat für ihn bereits mehrere Modell entworfen, die perfekt zu seinem rasanten Stil passen. Bekannt ist er auch für den Einsatz der Wah-Effekte, so mit dem Dunlop John Petrucci Cry Baby Wah.
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Rage Against the Machine
Rage Against The Machine war ein der prägendsten Bands der 1990er-Jahre. Die Bandmitglieder haben sich immer auch politisch mit sozialen und persönlichen Themen geäußert. Zack de la Rocha, Tom Morello, Tim Commerford und Brad Wilk drücken ihre Einstellungen in harten Rocksongs mit einer Kombination aus Rap und Gesang aus. Tom Morello hat sich als Gitarrist mit seiner Spieltechnik und dem Einsatz von Gitarreneffekten auf höchstem Niveau unter den Saitenkünstlern einen festen Platz erarbeitet. Und sie touren noch immer und locken Tausende von Fans in Hallen und Open-Air-Stadien.
Tom Morello ist bekannt für sein umfangreiches Pedalboard, aus dem er immer wieder die unglaublichsten Klänge zaubert. Darauf befinden sich beispielsweise ein Boss TR-2 Tremolo, ein Crybaby Wah von Jim Dunlop, ein Digitech-Whammy und diverse Ibanez-Effekte. Hinzu kommen das 50-Watt Marshall JCM 800 2205 Top aus den frühen 80ern und die Signature-Stratmodelle, von denen Fender ihm gleich mehrere verordnet hat.
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Toto
Die Qualitäten von Toto mit Gitarrenheld Steve Lukather und in der Urbesetztung mit den Brüdern Steve und Jeff Porcaro haben immer wieder neue Maßstäbe im Tour-Geschäft gesetzt. Lediglich eine der Besonderheiten war, dass die Gründungsmitglieder bereits frühzeitig anerkannte und vielgebuchte Studiomusiker waren. Diese Perfektion brachten sie schließlich auch auf die Bühne. Dabei war allen voran Steve Lukather auch immer darauf bedacht, neben seinen abgefahrenen Gitarrensoli auch den Sound authentisch auf die Bühne zu transportieren.
Das Herzstück von Steve Lukathers Live Equipment sind zwei Bogner Ecstacy-101B Halfstacks, die Speaker in den 4x12er-Boxen sind Celestion Vintage 30. Die Gitarre, die er zu 99 Prozent bei Live-Auftritten spielt: seine Music Man Signature „Steve Lukather.
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Pink Floyd
Die psychedelisch-intellektuelle Musik von Pink Floyd überzeugte seit ihrer Gründung im Jahr 1965. Die Shows mit Multi-Media-Choreographie im 360 Grad Winkel waren Meilensteine der Show- und Bühnentechnik. Dabei waren sie schon immer bekannt für ihre außergewöhnlichen Live-Shows. Die Band gehört eindeutig zu den größten der Musikgeschichte schlechthin, hatte und hat geniale Musiker in ihren Reihen und hat sich – gerade in Person von Roger Waters – immer auch politisch eingemischt. Es gibt wohl niemanden, der „Another Brick In The Wall“ nicht kennen würde. Sobald Gilmour ansetzt, erklingt eines der berühmtesten Soli aller Zeiten.
David Gilmour liebt seine „Black Strat“, die kurioserweise vor dem Kauf 1970 gar nicht schwarz war, sondern sunburst und im Laden einfach übergepinselt wurde. Roger Waters als Kreativkopf und Bassist der Band spielt seit jeher einen Fender Precision Bass. Keyboarder Richard Wright nutzte unter anderem das Hammond-Kultmodell C3, das er zeitweilig sogar zu seinem Lieblingsmodell erklärte. Nick Mason wieder ist seit 1970 Paiste-Schlagzeuger, verwendete unter anderem das handgehämmerte 20‘‘ Signature Ride Becken Dark Energy MK2.
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Eagles
Pure Perfektion liefern die Eagles auf ihren Konzerten ab. Wer die Gelegenheit hat, diese legendäre Band zu erleben, genießt Live-Musik mit höchster, geradezu studiotauglicher Qualität. Die Sammlung der Hits von Hotel California bis zu New Kid in Town ist immens und dabei sind die Gitarrenpassagen ebenso komplex gestrickt wie die Instrumentierung und der Gesang. Kaum vorstellbar, dass Joe Walsh, Don Henley und der bereits 2015 verstorbene Glen Frey irgendwie mal danebenlangen. Glen Frey wurde ersetzt und noch immer zeigt die Mega-Band ihre musikalischen Qualitäten. Bei den Eagles steht die perfekte Musik im Mittelpunkt und weitaus weniger die gigantische Show.
Joe Walsh spielt u.a. Duesenberg Signature Gitarren wie seine Duesenberg Alliance Series Joe Walsh GB. Ein Semi-Hollow Modell mit Sustain Center Block und 1 Duesenberg HSC Single Twin und 1 Duesenberg Little Toaster Humbucker. Außerdem zaubert er seinen Sound oftmals durch den Einsatz des Real McCoy Custom RMC Joe Walsh Wah.
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Queen
Die Mega-Band Queen lebt von den zahlreichen Hits aus den 70er- und 80er-Jahren. Bereits damals waren die Musiker Vorreiter und selbsterklärte Perfektionisten zugleich. Bei den Auftritten durfte nichts vom Band kommen; sämtliche Abläufe von der Performance über die Lightshow bis hin zu den Sounds waren bis ins letzte Detail durchdacht. Zufälle gab es nicht. Nichts durfte vom Band kommen. Queen gehörte damals zu den spektakulärsten und besten Live-Bands und ist auch ohne den musikalischen Rattenfänger und Front-Ikone Freddie Mercury noch immer Garant für mitreißende Shows auf höchstem Niveau. Brian May wurde von Total Guitar in einer Umfrage zum besten Gitarristen aller Zeiten gewählt.
Verantwortlich für den unverwechselbaren Gitarrensound von Queen ist die Gitarrenlegende Brian May himself. Der beruht auf der besonderen Bauweise seiner selbstgebauten Gitarre „Red Special“ in Kombination mit seiner speziellen Spieltechnik mit dem singenden Klang. Auf der Bühne setzt er immer auf eine Wand von VOX AC30 Amps, kombiniert mit einem Treble Booster.
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Rammstein
Die Show von Rammstein ist schlichtweg nicht mehr zu überbieten, mit ihren Bühneneffekten haben sie selbst die Altrocker von Kiss lange überflügelt. Wer den perfekten Live-Auftritt reinweg an der Show bemisst, wird kaum noch etwas Gigantischeres erleben können. „Tiefe Brunnen muss man graben, wenn man klares Wasser will“. Ein Live-Auftritt der Härte-Giganten ist immer ein Erlebnis. Und neben ihrer Show bringen die Musiker um Till Lindemann es auch musikalisch immer auf den Punkt.
Gitarrist Paul Landers konnte lange Zeit mit Tech21 an dem für ihn perfekten Multieffektpedal arbeiten. Das Fly Rig beinhaltet einen Clean-Kanal als Verkörperung des reinen Wassers, außerdem einen Booster- und einen Zerr-Kanal, mit denen das musikalische Feuer entfacht wird. Der gesamte Sound soll ohne Amp direkt über den Floor-Multieffekt kommen.
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Kraftwerk
Kraftwerk gelten als EDM-Vorreiter. Lange vor Daft Punk, Techno & Co. haben sie einen eigenen Sound-Kosmos geschaffen. Von Anfang an haben die beiden Gründer Ralf Hütter und Florian Schneider für Aufsehen gesorgt. Die Konzerte waren durchaus skurril, so ganz anders, gewissermaßen aus der Zukunft entliehen. Aber gerade deshalb trafen sie genau den Nerv der Zeit. Sie gingen neue, eigenständige Wege, verfremdeten nicht nur vollkommen neuartige Klänge, sondern auch Stimme und Gesang.
Dafür verwendeten sie u.a. verschiedene Vocoder, die ihren Ursprung im Militär hatten und eigentlich dafür konzipiert waren, Sprache erst zu codieren und beim Empfänger wieder zu entschlüsseln. Kraftwerk verzerrten Stimmen zu Synthesizern und kreierten daraus ganze Chöre. Die Vocoder-Modelle von Roland und EMS sind heute kaum noch zu finden. Dafür braucht man schon eine gehörige Portion Glück „Auf der Autobahn“.
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Måneskin
Gerade aktuell sorgt die italienische Band Måneskin für Furore. Seit ihrer Teilnahme an der Castingshow X-Factor und den Siegen mit „Zitti e buoni“ beim Sanremo-Festival und Eurovision Song Contest 2021 sind die Römer und die dänische Bassistin permanent auf Tour und fackeln dabei jedes Mal ein Feuerwerk der Dynamik ab. Gerade erst 2015 gegründet, lässt sich logischerweise noch nicht viel wirklich Nachhaltiges von der Band prophezeien. Das Potenzial aber ist immens. Für ihre Produktionen sind sie innerhalb kürzester Zeit mit Platin ausgezeichnet worden. Live ist die Band mit Sänger Damiano David, Gitarrist Thomas Raggi, Bassistin Victoria De Angelis und Drummer Ethan Torchio einfach mitreißend.
Victoria spielt einen Danelectro 58 Longhorn Bass, zwischenzeitlich auch einen Fender Jazz Bass sowie einen Precision. Den Danelectro bevorzugt sie aufgrund des geringeren Gewichts und der kürzeren Short-Scale-Dimension. Ihr Hauptverstärker ist eine Ampeg SVT-VR Head mit einem 8x10er Ampeg Cabinet.
Diese Aufzählung kann nicht vollkommen sein
Klar ist, dass diese Aufzählung lediglich einen winzigen Auszug darstellen kann. Wir freuen uns auf und hoffentlich auch über eure Vorschläge, wen wir hier unbedingt in unsere Liste aufnehmen sollten.
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