Abseits der hierzulande üblicherweise genutzten Instrumente finden wir nichts Geringeres als die gesamte Bandbreite der weltweiten Kultur. Exotische Instrumente laden zu einer kreativen Entdeckungsreise ein. Das Unbekannte bekannt zu machen, finden wir interessant. Schauen wir uns gemeinsam das Balafon an:
Check it: Balafon – Bauart, Ursprung und Besonderheiten
- Den musikalischen und kulturellen Horizont erweitern
- Bauweise zwischen gestern und heute
- Balafon-Musik klingt erfrischend anders
- Tonumfang und Stimmung
- Kultureinflüsse und Besonderheiten
Mit dem Balafon über den weniger bekannten Tellerrand geblickt
Alle Instrumente sind irgendwann durch eine findige Idee an irgendeinem Ort entstanden. Mit ihren Wurzeln spiegeln sie die Kultur des jeweiligen Landes wider. Und die ist nun mal kunterbunt. Bisweilen ist uns kaum bewusst, wie eingeschränkt der eigene Blickwinkel auf die Vielfalt dieser Welt ist. Nur logisch, immerhin denken wir alle im Korridor unserer alltäglichen Erlebnisse.
Da bleibt es nicht aus, dass etliche Instrumente durch unser westliches geprägtes Mainstream-Raster fallen. Kaum ist es in Worte zu fassen, welche musikalischen Facetten, vielschichtig-kreativen Möglichkeiten und ausdrucksstarken Emotionen wir deshalb schlichtweg übersehen. Lasst uns unseren musikalischen Horizont mit einem afrikanischen Traditionsinstrument erweitern: dem Balafon.
Balafon-Bauweise zwischen gestern und heute
Beim Balafon handelt es sich um ein Xylophon mit Klangstäben aus Holz. Soweit noch nicht ungewöhnlich. Anders als beim uns bekannten Xylophon sind allerdings beim Balafon Kalebassen untergehängt, die als Resonanzkörper dienen und eine beträchtliche Lautstärke ermöglichen. Gefertigt werden die Kalebassen zumeist aus ausgehöhlten Kürbissen.
In die Kürbisse werden wenige fingerdicke Löcher gebohrt, über die nun wiederum eine Membran geklebt wird. Und spätestens jetzt wird’s wirklich exotisch: Für die Membran wurden ursprünglich Spinnweben oder die Flügel von Fledermäusen verklebt. Die Globalisierung hat auch an den entlegensten Ecken dieser Welt viel verändert. Heutzutage wird auch beispielsweise Zigarettenpapier als Resonanzmembran genutzt.
Wieso diese Bauweise so vorbildlich erfinderisch ist? Nun, sobald der Balafon-Spieler mit seinem Holzschlegel auf die Klangstäbe schlägt, beginnen die Membranen ebenfalls zu schwingen, woraufhin ein begleitendes Schnarren ertönt. Vorstellen können wir uns das etwa wie den schnarrenden Teppich einer Snare-Drum oder eines Cajons.
Für die Konstruktion der Balafone kommen Materialien direkt aus der Natur zum Einsatz. So besteht der Rahmen aus gespaltenem Bambus. Zusammengehalten werden Rahmen, Klangstäbe und Kalebassen mit Streifen aus Ziegenhaut. Man nimmt, was die Natur und der Alltag so hergeben. So werden beispielsweise die Schlegel aus Hartholz gearbeitet und deren Enden werden mit dem Gummi eines Gummibaums oder mit Gummistreifen aus dem Schlauch eines Reifens umwickelt.
Heutzutage werden Schlegel auch aus industrieller Fertigung und anderen Materialien angeboten. Zum Einsatz kommt für den Schlegelkopf beispielsweise Filz, wobei du zwischen verschiedenen Härten wählen kannst. Gut geeignet sind diese Schlegel mit ihren klangerzeugenden Eigenschaften für Stabspiele, Schlitztrommel und auch Balafon. Ein Beispiel von der Marke Schlagwerk findest du auf dieser Produktseite thomann.de.
Balafon-Musik klingt außergewöhnlich und faszinierend
Die auf und mit dem Balafon gespielte Musik klingt für unsere westlichen Ohren erfrischend anders. Die Gründe dafür vielfältig. Ganz besonders geprägt ist die westafrikanische Musik davon, dass die Musiker wirklich aufeinander hören, wodurch gefühlt eine sehr direkte Gemeinsamkeit entsteht.
Stücke auf dem Balafon können etliche Minuten bis Stunden lang sein. Die Musiker fingen legen einfach los; ein konkretes Ende ist selten festgelegt. Gespielt wird zu allen möglichen Veranstaltungen wie Hochzeiten, Taufen und vielem mehr, wobei das herzlich wenig mit Kommerz zu tun hat. Auch hier wieder erkennbar ist, welchen Zusammenhalt die Musik einer Dorfgemeinschaft gibt. Hört und schaut einfach mal hin; das macht wirklich Spaß:
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Offizieller Clip Djarabikan Balafon
Trance auf westafrikanisch?
Wirklich durchkomponierte Melodien gibt es eher selten; vielmehr geht es um eine Symbiose von Klang und Rhythmus mit wiederkehrenden melodischen Clustern. Und selbst wenn getragene Stücke gespielt werden, klingen die Töne durch die individuelle Klangfärbung immer ein wenig fröhlich.
Insbesondere wenn man sich die Tänzer anschaut, dürfte man vielleicht behaupten, Balafon-Musik sei Trance auf westafrikanisch und das ausschließlich mit Naturinstrumenten. Das ist selbstverständlich Unfug, zumal die westafrikanische Musik mit dem Balafon bereits seit über 700 Jahren besteht und mit elektronischer Verstärkung nicht das Geringste zu tun hat.
Tonumfang und Stimmung im Zusammenhang mit musikalischer Hierarchie
Üblicherweise besitzt ein Balafon zwischen 12 und 21 Klangstäbe mit einem Tonumfang von zweieinhalb bis dreieinhalb Oktaven. Das größte Balafon stellt sogar vier Oktaven zur Verfügung. Die Stimmung weicht von der hierzulande üblichen diatonischen oder chromatischen Stimmung ab; wenngleich auch nur in Nuancen. Die meisten Balafone sind pentatonisch gestimmt, also mit einer 5-Ton-Leiter, die allerdings tonal nicht absolut identisch mit der hierzulande bekannten Pentatonik ist.
Zudem gibt es heptatonische Instrumente – vergleichbar mit unserer üblichen diatonischen Tonleiter. Und hier gibt es eine kuriose, weil sehr traditionelle Besonderheit: Die Hierarchie der Balafon-Musiker ist nicht unwesentlich, denn auf solchen Instrumenten spielen dürfen nur die sogenannten Griots. Was aber sind „Griots“? Für die Erklärung müssen wir ein wenig tiefer in die afrikanische Kultur greifen:
Das ungeschriebene Gedächtnis: Griots und das Balafon
Ein Griot ist ein professioneller Geschichtenerzähler und Musiker. Jedes westafrikanische Dorf hatte – und hat meistens noch immer – einen Griot. Seine Aufgabe ist es, die traditionellen Geschichten zu bewahren. Griots sind das ungeschriebene Gedächtnis ihres Dorfes und der Menschheit.
Griots werden in ihr Musikerdasein hineingeboren. Sie lernen und üben von kleinster Kindheit an. Sie waren Berater der Könige; und auch heute beschäftigt jeder Geschäftsmann, gewissermaßen als traditionelles Statussymbol mindestens einen Griot.
Erste Aufzeichnung zum Balafon stammen aus dem Jahr 1352; ein Mythos verweist sogar darauf, dass das Instrument zum ersten Mal im 13. Jahrhundert in Mali auftauchte. In Mali und Guinea wurden in dem Balafon besondere Kräfte gesehen, die auf den Spieler übergehen und ihm oder seinem Dienstherrn entsprechende Macht verleihen sollten.
Bezeichnung Weltmusik nur teilweise korrekt
Begrifflich werden exotische Instrumente oftmals der Weltmusik zugeordnet. Das allerdings ist nur teilweise korrekt. Bei Weltmusik geht es nicht ausschließlich um den Ursprung, stattdessen steht die Bezeichnung bereits für die musikalische Verschmelzung verschiedener Kulturen. Letztlich ist das der Ausdruck für einen Crossover, eine Mischform aus westlichen und nicht-westlichen Musikstilen mit den jeweils spezifischen Instrumenten. Unmittelbar zusammen hing und hängt das mit der Globalisierung.
Kulturelle Impressionen aus einem krisengeschüttelten Land
Mali steht als krisengebeuteltes Entwicklungsland mit politischer Instabilität, militärischen Auseinandersetzungen und dramatischem Nahrungsmangel immer wieder im öffentlichen Fokus. Vor diesem Hintergrund ist es schön, auch mal von einer anderen, einer wunderbaren Seite des Landes erzählen zu dürfen. Menschen rücken sich umso näher, je mehr man von ihnen weiß. Und so geben Ensembles aus Mali längst auch weltweite Konzerte, bei denen exotische Instrumente wie das Balafon im Mittelpunkt stehen.
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Falls wir dein Interesse für Instrumente abseits des festgefahrenen Mainstreams interessiert, schau doch mal auf unseren Artikel zum Thema „10 bizarre Instrumente, die du gesehen haben musst“.