Man könnte der Meinung sein, dass das Thema Brandschutz beim Konzert ausschließlich Mega-Konzerte und professionelle Veranstaltungs-Locations betrifft. Dem ist beileibe nicht so. Auch als Newcomer-Band sollte euch die Sicherheit der Gäste wichtig sein. Immerhin seid ihr die Gastgeber und dazu, dass alle zufrieden und körperlich unversehrt den Auftritt genießen, kann jeder seinen Teil beitragen. Schauen wir, welches Euer Teil sein könnte.
Check it: Brandschutz beim Konzert
- Fluchtwege bleiben frei
- Bandbanner aus schwer entflammbarem Material
- Feuerlöscher sind keine Garderobenhaken
- Hitzeentwicklung der Scheinwerfer bedenken
- Pyrotechnik gehört nicht in Laienhände
- Die meisten Brände entstehen nach dem Konzert
Brandschutz beim Konzert: Fluchtwege und Brandschutztüren bleiben frei
Ihr kommt mit euren Verstärkern, Instrumenten und Cases angerauscht. Schon jetzt heiß auf den Abend, beginnt ihr mit dem Aufbau. Und die Kisten, Cases und Co. müssen irgendwo landen. Leicht nachvollziehbar ist es, dass ihr keine Lust auf lange Wege habt. Also stellt ihr sie irgendwo in einen Gang, möglicherweise noch vor eine Tür, die ja im Moment ohnehin keiner benötigt. Sicherlich ist das einleuchtend, dass das der grundsätzlich verkehrte Ansatz ist.
Die Fluchtwege müssen zwingend freigehalten werden. Schließlich ist es ihr Zweck, dass man im Notfall darüber ins Freie gelangen kann. Fluchtwege retten Leben, falls wirklich mal was passiert. Nun stellt euch vor, die Hütte brennt, aber die Gäste und ihr selbst könnt nicht raus, weil ihr zu bequem wart, die Kisten vernünftig wegzuräumen. Das wollte ihr nicht erleben.
Plakative Band-Visitenkarte aus schwer entflammbarem Material
Übrigens beginnt der Brandschutz bereits bei eurem Bandbanner als auch beim Bühnenhintergrund. Das Bandbanner dürft ihr bei Veranstaltungen im öffentlichen Raum unter der Voraussetzung aufhängen, dass es sich um schwer entflammbares Material handelt. Tatsächlich gibt es diverse Veranstalter, die darauf aus Gründen der Betriebsstätten-Sicherheit achten und sich ein entsprechendes Zertifikat von den Musikern oder den betreffenden Technikern vorlegen lassen. Ein solches Zertifikat könnt ihr bereits beim Kauf bekommen. Und das solltet ihr bei Auftritten auch immer mitführen.
Andernfalls kann es euch passieren, dass der Veranstalter oder Inhaber der Location euch das Aufhängen eurer plakativen Visitenkarte untersagt. Gerade im Zusammenhang mit Strom, Spannung und teils heißen Scheinwerfern ist das schwer entflammbare Material ein wichtiger Aspekt für den Brandschutz beim Konzert. Theoretisch könntet ihr Materialien auch mit Flammschutzmitteln schwer entflammbar machen. Das ist zwar auch schon ein positiver Schritt nach vorn; allerdings fehlt das Zertifikat. Das Gleiche gilt übrigens für die Bühnenvorhänge, beispielweise für den Stoff, mit dem ihr den hinteren Bereich der Bühne abhängt. Auch der muss zwingend schwer entflammbar sein. Im Handel bekommt ihr dafür beispielsweise Molton, der für Veranstaltungszwecke geeignet ist.
Feuerlöscher nicht zweckentfremden und frei zugänglich lassen
Natürlich hoffen wir in unserer Vertrauensseligkeit immer, dass es nicht brennt und kein Feuerlöscher benötigt wird. Zuweilen müssen wir uns eingestehen, dass wir in dieser Hinsicht viel zu sorglos sind. Feuer, das nicht brennt, sieht man nicht. Eigentlich ist es dann auch kein Feuer. Aber wenn die ersten Funken lodern, wird’s schnell dramatisch. Aus winzigen Ursachen wir einem kleinen Funken aufgrund eines Kurzschlusses in einem der elektrische Geräte können im Worst Case echte Katastrophen entstehen.
Feuerlöscher sind keine Requisiten, die ihr zweckentfremden könntet. Die müssen an dem dafür vorgesehen Platz bleiben, und können nicht einfach mal runtergenommen werden. Vielmehr müssen sie unbedingt freigehalten werden, was ihr wiederum bereits beim Aufbau der Anlage bedenken müsst. Was auch immer ihr an der Stelle platzieren wollt, welchen Ständer auch immer ihr davorstellen wollt. Lasst es und sucht euch einen besseren Platz. Die Feuerlöscher bleiben frei. Im Fall eines Falles muss der unverzügliche Zugriff gewährleistet bleiben.
Hitzeentwicklung der Lichtanlage bedenken
Die Lichttechnik hat in den vergangenen Jahrzehnten wahre Quantensprünge hingelegt. Eine Thematik, die auch für den Brandschutz bei Konzerten eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Unbedingt positiv ist die Einführung der LED-Technologie. Mit LEDs bestückte Scheinwerfer haben nur eine geringe Hitzeentwicklung und sollten insofern keine Risiken mit sich bringen. Nur wird dabei leicht vergessen, dass oftmals auch konventionelle Scheinwerfer etwa mit Entladungslampen im Einsatz sind. Und die werden verdammt heiß.
Schon anhand der Tatsache, dass solche Scheinwerfer nach dem Betrieb erstmal abkühlen müssen, ist leicht vorstellbar, dass bei solchen Komponenten ein hohes Risiko einer Brandentstehung gegeben ist. Die Scheinwerfer dürfen nicht auf entflammbare Stoffe gerichtet werden und müssen in ausreichendem Abstand zu Stoffen als auch Personen montiert werden. Wer mit Laser-Technik arbeitet, weiß ohnehin, dass es hier spezielle Vorschriften gibt und der Betrieb von starken Lasern nur mit einer entsprechenden Ausbildung erlaubt ist. Auch das ist ein Teil vom Brandschutz bei Konzerten.
Pyrotechnik & Co. ist eine Disziplin für Fachkundige
Special Effects und Pyro-Technik sind für manche der Burner in ihrer Show. Nur gilt dasselbe wie bei Lasertechnik. Die Effekte dürft ihr ohne eine entsprechende Ausbildung nicht im öffentlichen Raum – eure Bühne ist ein öffentlicher Raum – abfeuern. Und wenn ihr eine entsprechende Ausbildung absolviert habt, heißt das noch immer nicht, dass ihr funkensprühende, feuerspeiende Effekte einsetzen dürft. Abhängig ist das u.a. von der jeweiligen Location und vor allem der vorherigen Absprache mit dem Veranstalter.
In vielen Fällen wird er den Pyro-Einsatz nicht genehmigen und euch darauf hinweisen, dass Pyro, offenes Feuer und Co. in der Location grundsätzlich verboten sind. Vielleicht findet er die Effekte selbst auch cool. Aber er hat gar keine andere Wahl, sondern entspricht damit der für ihn maßgeblichen Versammlungsstätten-Verordnung. Unter der Voraussetzung der vorhandenen Fachkunde, existieren Möglichkeiten, sich mit der Feuerwehr abzustimmen. Damit betreten wir aber eindeutig den hochprofessionellen Bereich. Vergesst auf keinen Fall, die Rauchmeldeanlage abzuschalten. Andernfalls steht die Feuerwehr mit Lalü Lala ohnehin in kürzester Zeit vor der Tür.
Kurioserweise entstehen die meisten Brände nach dem Konzert
Eine Kuriosität und Tatsache gleichermaßen ist es übrigens, dass die meisten Brände nicht während, sondern nach dem Konzert entstehen. Während des Auftrittes wurde auf größtmögliche Sicherheit geachtet, sämtliche Vorschriften auch hinsichtlich der Brandschutzbeauftragten und Security wurden eingehalten; angesichts der zahlreichen Anwesenden war das Risiko zwar vorhanden, aber deutlich beherrschbar. In der professionellen Veranstaltungstechnik weiß jeder um die Brisanz der Thematik und selbstverständlich ebenso, wo der nächste Feuerlöscher hängt.
In der Location wird ohnehin nicht geraucht, wer den Drang nach Nikotin verspürt muss eben an die entsprechend ausgewiesene Stelle oder gleich nach draußen. Und dann ist die Halle plötzlich leer, Musiker oder Techniker greifen zur letzten Zigarette, die Backstage-Aschenbecher sind längst überfüllt und qualmen fröhlich vor sich hin. Die nicht gelöschte Glut in überquellenden Aschenbechern ist eine massive Gefahr. Vernünftiger Brandschutz beim Konzert und vor allem auch danach schreibt sich eindeutig anders.
Einsteigerbands sollten sich mit den Brandschutz beim Konzert beschäftigen
Schon klar, der Brandschutz beim Konzert ist eher eine Thematik für professionelle Veranstaltung, für den Bereich, den ihr als Band vielleicht erst anvisiert, aber noch nicht erreicht habt. Dennoch solltet ihr euch frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzen und euch darüber informieren, worauf ihr jetzt und später achten müsst. Feuer hat ja nun mal die Eigenschaft, dass die Entstehung eigentlich vorhersehbar ist. Es gibt einfach einige Dinge, die man keineswegs tun sollte, und dann wieder solche, die man unbedingt machen sollte. Etwaige Risiken zu minimieren und eben keine Glutnester entstehen zu lassen, ist eine Frage des Gemeinwohls. Und Musik verbindet uns doch letztlich alle.
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