Das richtige Mikrofon für deine Zwecke: Dynamisch oder Kondensator?

Ab in die Welt der Mikrofone – finde das richtige

| Foto: Shutterstock von TandemBranding

Du brauchst ein Mikrofon, hast aber kaum Erfahrung und benötigst einfach mal ein paar Grundlagen? Hier kommt unser Guide mit hilfreichen Tipps und Infos, damit du dich für das richtige Mikrofon entscheiden kannst:

Check it – dein Guide für das richtige Mikrofon:

  • Blick auf die Familie der dynamischen Mikrofone
  • Willkommen in der Familie der Kondensatormikrofone
  • Stichwort Wandlung
  • Stichwort Phantomspeisung

Es gibt so viele verschiedene Modelle von Mikrofonen, dass du schnell mal den Überblick verlieren kannst. Worauf sollst du achten, welches sind die Unterschiede? Und gibt es die grundsätzliche Regel? Soviel vorweg: Welches das richtige Mikrofon für dich ist, entscheidet sich an deinem Geschmack, deinem Instrument – auch die Stimme ist ein Instrument – und dem Einsatzzweck. Doch starten wir von vorne:

Die beiden wichtigsten „Obergruppen“ der Mikrofonwelt sind auf der einen Seite die dynamischen Mikrophone, andererseits die Kondensatormikrophone. Beide haben ihre individuellen Vor- und Nachteile. Vielleicht sollten wir nicht von „Nachteilen“ sprechen, nennen wir es lieber „Eigenschaften“. Denn auch die vermeintlichen Nachteile können Argumente für das richtige Mikrofon sein.

Oft auf lauten Bühnen eingesetzt, weil weniger Feedback-empfindlich | Foto: Shutterstock von Rawpixel.com

Das richtige Mikrofon: Blick auf die Familie der dynamischen Mikrofone

Es gibt diverse Klassiker unter den dynamischen Mikrofonen, die du auf den allermeisten Bühnen antreffen wirst. Nachgesagt wird ihnen, sie seien robuster als Kondensatormikrofone. Das stimmt. Die interne Membran ist vergleichsweise schwer – und auch schwerfälliger als bei Kondensern.

Allerdings, ganz ehrlich, das könnte man auch leicht mal falsch verstehen. Grundsätzlich ist jedes Mikrofon empfindlich. Fällt dir ein dynamisches Mikrofon aus der Hand auf die Bühne, kann es das überleben. Muss es aber nicht. Immerhin befindet sich darin die besagte Membran. Und ich kenne keine unempfindliche Membran. Dieses „robust“ meint oftmals etwas vollkommen anderes, nämlich die geringere Anfälligkeit für Rückkopplungen und Störgeräusche.

On Stage werden dynamische Mikrofone häufig für die Abnahme von Gesang, Gitarrenverstärkern, auch Drums & Co. eingesetzt. Bevorzugt bei Musikstilen der etwas lauteren bzw. härteren Gangart wie Pop, Rock und was das Publikum sonst noch auf die Tanzfläche oder in den Moshpit zieht. Bist Du Sänger- oder Sängerin, Gitarrero oder Drummer in einer Metal-, Ska oder Trashband, kann das dynamische das richtige Mikrofon für dich sein.

Eigentlich ist der Einsatz auf der Bühne die Königsdisziplin der dynamischen Mikrofone. Stell dir vor, es geht in Sachen Lautstärke und Frequenzen richtig ab. Und dieses Soundgewitter wird nun von sämtlichen Mikrofonen abgenommen und übertragen. Wenn da nicht irgendeine Bremse eingebaut ist, wird der Typ am Mischer locker mal in den Wahnsinn getrieben, zumal sich alles überlagert. Das leicht bremsende – weil im positiven Sinne schwerfälliger reagierende – dynamische Mikrofon kann in solchen Fällen das richtige Mikrofon für dich sein.

Kondensatormikrofone bilden das Tonspektrum authentischer ab | Foto: Shutterstock von Makarov Aleksandr

Willkommen in der Familie der Kondensatormikrofone

Deutlich authentischer wird das Spektrum der Stimme oder des Instrumentes mit einem Kondensatormikrofon abgebildet. Das Besondere ist die äußerst detailreiche Übertragung der Frequenzen. Ausschlaggeben dafür ist die deutlich dünnere Membran. Überleg‘ mal diesen Punkt: Je dünner eine Membran, umso mehr Töne, Frequenzen und auch Störgeräusche werden übertragen. Bei einem dynamischen Mikrofon ist sie definitiv dicker.

Selbstverständlich, du wünscht dir eine rundum detailreiche Übertragung sämtlicher Frequenzen. Im Liveszenario ist das aber leider nicht immer möglich. Häufig muss man für den perfekten und rückkopplungsfreien Gesamtsound Kompromisse eingehen. Manche Geräusche dürfen und sollen gar nicht übertragen werden.

Oder um es plakativ auszudrücken: Ein qualitatives Kondensatormikro ist so empfindlich, dass es auch Atemgeräusche, das Greifen mit den Fingern und die Umgebungsgeräusche auffängt. Fehlt nur noch, dass die Dinger das Gras wachsen hören. Als Handmikro lassen sie sich kaum nutzen und sind somit für Shouter auf der Bühne selten das richtige Mikrofon.

Kondensatormikrofone fangen aber auch sämtliche Umgebungsgeräusche auf | Foto: Shutterstock von IVASHstudio

Unangenehm werden kann das beispielsweise bei einem OpenAir-Auftritt: Das gute Wetter ist ausgeblieben; es ist ganz schön windig. Von einem dynamischen Mikrofon werden die Windgeräusche weitestgehend unterdrückt. Kondensatormikrofonen nicht. Die saugen alles auf, was sich ihnen anbietet.

Es gibt viele Musiker, für die ein Kondenser auch live das richtige Mikrofon ist. Bei rein akustischen Konzerten, sehr gerne. Und bei klassischen Konzerten ohnehin. Aber auch bei lautstarken Events setzen viele Sänger darauf. Der Grund: Sie fühlen sich damit einfach wohler. Kurios nur, dass sie dann wiederum in ihrer Dynamik soweit runtergeregelt werden müssen, dass du gleich zum dynamischen Mikrofon hättest greifen können. Bisweilen ein Placebo-Effekt.

Wechseln wir mal den Anwendungszweck und begeben uns ins Studio. Hier haben Kondensatormikrofone ganz weit die Nase vorne. Wenn die rote Lampe im Studio leuchtet, gibt es – hoffentlich (!) – keine Umgebungs- und Störgeräusche. Die können also auch nicht aufgenommen werden. Nun wird das Kondensatormikrofon zum Platzhirsch. Im Studio ist es ohne Frage das richtige Mikrofon für dich.

Im Studio sind Kondensator-Mikrofone die Platzhirsche | Foto: Shutterstock von BigFoot2017

Stichwort Wandlung – wie entsteht der Ton?

Also ein Ton ist ja bereits vorhanden, sei das von deiner Stimme, deinem Instrument oder aus den Lautsprechern deines Verstärkers. Okay, aber der soll nun weitergeleitet werden, um ihn anschließend verstärken zu können. Dafür muss er gewandelt werden. Der Schall versetzt die Luft in Schwingungen. Die wiederum setzen die Membran im Mikrofon in Schwingungen.

Jetzt beginnt der eigentliche Prozess des Wandelns. Die Schwingungen der Membran werden in elektrische Energie „gewandelt“. Sie werden zum Pult und anschließend an die Lautsprecher geschickt. Was geschieht, ist nun der umgekehrte Prozess. Aus elektrischer Energie werden hörbare Töne. Also wieder eine Wandlung. Ich glaub‘, mir wird schwindelig.

Das richtige Mikrofon: Unterschiedliche Verfahren bei der Wandlung

Und sorry, jetzt muss es mal einen kleinen Augenblick technisch werden. Nur so lassen sich die grundlegenden Unterschiede von dynamischem und Kondensatormikrofon erläutern: Ein dynamisches Mikrofon ist gewissermaßen das exakte Gegenteil eines Lautsprechers. Gemessen wird die Geschwindigkeit, mit der die relativ dicke Membran schwingt.

Anders beim Kondensatormikrofon. Die Membran ist üblicherweise hauchdünn. Nötig für die Wandlung ist nun noch eine Gegenelektrode. Klingt kompliziert, ist aber in den meisten Fällen „nur“ eine Metallplatte. Trifft nun der Schall von Stimme oder Instrument auf, bewegt sich die Membran und permanent gemessen wird der Abstand zwischen Membran und Gegenelektrode.

Einen Unterschied wirst du auch im Preis entdecken. Kondensatormikrofone sind üblicherweise teurer als ihre dynamischen Kameraden.

Stichwort Phantomspeisung

Grundsätzlich jedes Kondensatormikrofon braucht eine Stromversorgung. Manche haben die Möglichkeit, einen Akku oder eine Batterie einzusetzen. Andere wiederum bekommen den benötigten Saft über die sogenannte Phantomspeisung. Diese Spannung muss Mischpult aktiviert werden. Allerdings stellen insbesondere im Einsteigerbereich nicht alle Pulte diese Möglichkeit zur Verfügung.

Also musst du erstens überlegen, ob euer Mischer damit ausgestattet ist. Falls nein, kommt eine Zusatzausgabe auf dich zu, nämlich für einen Phantomadapter. Funktionierende Modelle kannst du schon im Preisbereich zwischen etwa 30 bis 150 Euro bekommen. Ist vielleicht nicht allzu viel, aber bei der dynamischen Variante kriegst du dafür schon das gesamte Mikrofon.

Ein weiteres Problem bringt die Phantomspeisung am Pult mit sich: Es gibt Mikrofone, die dadurch beschädigt werden könnten. So auch manche der dynamischen Mikrofone, insbesondere die schon betagteren Vertreter.

Außerdem wird eine aktivierte Phantomspeisung riskant, wenn du ein Kondensatormikrofon mit einem Akku betreibst. Auch hier besteht die Gefahr eines Kurzschlusses durch die Zusatzspannung über das Kabel. Die Faustregel lautet deshalb: Phantomspeisung aus, solange sie für das richtige Mikrofon nicht konkret benötigt wird.

Übrigens werden dynamische Mikros auch von Moderatoren oder Rednern gerne verwendet. Der Grund ist oftmals der geringere Preis. Auch der geringe Aufwand, zumal keine Phantomspeisung nötig ist. Wer hingegen Stimme oder Instrument in vollem Umfang abbilden möchte, der findet das richtige Mikrofon eher unter den Kondensator-Mikes.

Richtcharakteristik

Um Missverständnissen von vornherein vorzubeugen: Die Unterschiede von Kondensator- oder dynamischem Mikrofon haben zunächst nichts mir der Richtcharakteristik zu tun. Diese Richtung, aus der das Mikrofon den Schall aufnimmt, wie eng oder weit begrenzt der Winkel ist, ist mitentscheidend für „Feedback oder Nicht-Feedback“.

Dafür gibt es bei beiden Mikrofon-Arten unterschiedlichste Modelle. Das beginnt beim kleinsten Lavalier-Mikrofon geht über Overheads beim Schlagzeug und geht bis zur Orchester- und Saalmikrofonen und mehr. Für nahezu jeden Einsatzzweck gibt es auch ganz individuell das richtige Mikrofon mit passender Richtcharakteristik. Über dieses Thema unterhalten wir uns in einem späteren Artikel.

Auch hat die Unterscheidung der Typen keinerlei Aussagekraft über die Größe. Bist du zum Beispiel Geiger, kann ein sehr kleines Kondensatormikrofon, das du direkt am Instrument befestigen kannst, das richtige Mikrofon sein. Ebenso gibt es geradezu riesige Modelle aus beiden Welten.

Bricht man den Hauptunterschied aufs Wesentliche hinunter, geht es ausschließlich und die Empfindlichkeit. Wieviel darf sein? Wieviel soll sein? Womit wir wieder beim Ausgangspunkt, dem Einsatzzweck, gelandet wären.

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