Bereits seit Wochen wird klar, dass der Festival-Sommer kaum stattfinden kann. Etliche Mega-Events sind abgesagt. Weitere werden folgen. Angesichts der Entwicklungen der vergangenen Monate war das absehbar und unabdingbar. Für Veranstalter, Dienstleister und Musiker beginnt damit ein weiterer Schritt auf der Durststrecke. Wer hätte sich noch vor Monaten vorstellen können, dass das WOA zum 30. Jubiläum nicht stattfindet?
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Zum ersten Mal seit 30 Jahren: WOA fällt ins Wasser
Die Gesundheit hat oberste Priorität; eine unbedingt sinnvolle Zielsetzung. Diverse Branchen sind durch den Lockdown aufgrund der Covid-19-Pandemie schwer angeschlagen. Zu den wirtschaftlich besonders Betroffenen zählen die Eventbranche, die Kreativen, Künstler, Veranstaltungstechniker, Caterer und wer sonst noch alles üblicherweise mit publikumsträchtigen Veranstaltungen seine Brötchen verdient.
Klar ist allen Beteiligten, dass die Eventbranche zu den letzten gehören wird, die irgendwann wieder hochgefahren werden. Schließlich liegt es in der Natur der Sache von musikalischen Veranstaltungen, dass große Menschenmengen mit Feierlaune angelockt werden und aufeinandertreffen. Exakt das, was in dieser Zeit vermieden werden soll.
Der Festival-Sommer fällt aus
Während von kleinen Clubs bis zu mittelgroßen Event-Locations allesamt auf hoffnungsmachende Nachrichten und Entscheidungen warten, werden Festivals momentan reihenweise abgesagt. Großveranstaltungen dürfen bis zunächst zum 31. August nicht stattfinden. Aufgrund des Infektionsrisikos undenkbar, ein Festival mit Zigtausenden internationaler Besucher durchzuführen. Tatsache ist: Der Festival-Sommer fällt aus.
Noch nicht zu beziffernder Schaden in Millionenhöhe
Und da trifft man auf durchaus beeindruckende Zahlen: Zum ersten Mal seit 30 Jahren wurde das Wacken Open Air abgesagt. In all den Jahren wurde die Erfolgsgeschichte des Mega-Events niemals unterbrochen. Aber jetzt. Absehbar ist, dass der wirtschaftlich entstehende Schaden in Millionenhöhe gehen wird.
Das Festival war seit langer Zeit restlos ausverkauft. Und zwar 21 Stunden nach Öffnung des Ticketverkaufs. Die gesamte Crew war auf Hochtouren mit der Planung und Vorbereitung beschäftigt. Die Festival-Junkies haben auf dieses und diverse andere Kultfestivals hin gefiebert, seit die Tickets im letzten Jahr greifbar waren.
Konkrete Entscheidung war auch wirtschaftlich wichtig
Die Veranstalter haben auf Entscheidungen der Bundes- bzw. Länderregierungen gehofft und gewartet. Nachdem das Veranstaltungsverbot nun ausgerollt worden ist, gibt es wenigstens insofern Planungssicherheit, als dass die Veranstalter sich mit den Versicherern und Rückversicherern auseinandersetzen und gegebenenfalls ihre Ausfälle geltend machen können. Vor diesem Hintergrund ist eine wie auch immer aussehende Entscheidung besser als keine Entscheidung.
WOA nur ein Beispiel von immens vielen
Das WOA ist nur ein Beispiel für viele wie beispielsweise Rock am Ring und Rock im Park, Fusion, Southside, und Hurricane, oder Nature One. Allerdings aufgrund seines Kultstatus und der Größe ein besonders aussagekräftiges. Wer wie lange durchhalten kann, steht irgendwo in den Sternen. Ebenso, welche Folgen das Social Distancing für die gesamte Branche und die Gesellschaft haben wird.
Kommt der befürchtete Domino-Effekt?
Die Festival-Veranstalter konzentrieren sich das ganze Jahr über mit voller Energie auf eben dieses eine Event. Allerdings hängt eine riesige Kette weiterer Beteiligter daran, gewissermaßen die „Zulieferer“ der Großveranstaltungen.
Das beginnt bei den Bands, die sich hier der großen Öffentlichkeit präsentieren, damit als Headliner ihren Ruf festigen oder als Newcomer durchstarten. Bei etlichen Dienstleistern von Veranstaltungstechnik bis Catering sind die Festivals fester Bestandteil ihrer Budgetplanungen, auch Gradmesser ihrer Bedeutung. Bausteine für die Zukunft, die aktuell wie ein Kartenhaus zusammenbrechen.
Insofern bleibt es spannend zu beobachten, wie die Branche nach der Krise aussehen wird. Welche Kräfte lassen sich auf lange Sicht bündeln, wie werden allesamt an einem Strang ziehen? Mit welchen kreativen, kaufmännischen und technischen Ideen wird man sich aus dem Dilemma herausbewegen können? Welche Unterstützungen wird es im kulturellen Sektor geben, in dem Musiker und Techniker gerade den Drahtseilakt erleben, durch das Förderungsraster zu fallen?
Bleibt gesund!
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Ob es ein „Festival to go“ geben wird, bewegt sich im Bereich der vermutlich irrationalen Spekulationen. Andere Wege müssen her. Einer davon, der den Musikern jedoch kaum oder gar kein Geld einbringt: Als kreativen Ersatz in der Zeit des Lockdowns haben etliche Musiker auf den Social-Media-Kanälen Videos gestreamt. Beispielsweise Neil Diamond in diesem Artikel.