Nachhaltigkeit in der Musikinstrumentenherstellung – ökologisch und ressourcenschonend

Verantwortlicher Zeitgeist im Instrumentenbau

Foto: Shutterstock von Boscaeta

Die Nachhaltigkeit und der schonende Umgang mit den natürlichen Ressourcen gehören zu den bestimmenden Themen unserer Zeit. Auch die Musikinstrumentenbranche steht vor der Herausforderung, sich umweltschonend aufzustellen. Dabei war Nachhaltigkeit in der Musikinstrumentenherstellung lange Zeit kaum ein Thema. Schauen wir, was ist und was sich geändert hat.

Nachhaltigkeit in der Musikinstrumentenherstellung für unsere Umwelt

Der Musikinstrumentenbau blickt auf eine extrem lange Geschichte, bestehend aus Innovation und Kreativität. Begonnen bei den ersten als solche bezeichneten Musikinstrumenten wie den Schalenhalslauten, den Naturflöten und vielen weiteren, entstanden später zwischen Gitarren und Klavieren, Schlagzeugen, Blas- und Streichinstrumenten faszinierende Kunstwerke, die sowohl von Musiker als auch von Musikliebhaber geschätzt wurden und werden.

Instrumentenbau traditionell eher ökologisch schädlich

Allerdings ist die Herstellung von Musikinstrumenten traditionell mit erheblichen ökologischen Auswirkungen verbunden, die von der Entwaldung für den Holzbedarf bis hin zur Verwendung von schädlichen Chemikalien reichen. Nunmehr stehen Hersteller und Forscher gleichermaßen vor der Herausforderung, der Nachhaltigkeit in der Musikinstrumentenherstellung zu entsprechen. Die Umwelteinwirkungen sollen und müssen deutlich reduziert werden. Zwar ist die Musikindustrie im Vergleich mit anderen Branchen verschwindend klein. Dennoch sind die Herstellungsverfahren und verwendeten natürlichen Rohstoffe in ihrer Größenordnung nicht zu unterschätzen.

Der Wald als Ökosystem muss unbedingt erhalten bleiben | Foto: Shutterstock von remotevfx.com

Suche nach umweltfreundlichen Materialien

Nur folgerichtig suchen die Hersteller nach umweltfreundlichen Materialien für den Bau von Musikinstrumenten. Und längst ist die Nachhaltigkeit in der Musikinstrumentenherstellung kein Fremdwort mehr. Traditionell werden viele Instrumente aus Holz hergestellt, was zu massiver Entwaldung beigetragen hat. Die Verwendung einiger gerade exotischer Holzarten wie beispielsweise Rio-Palisander ist seit langer Zeit verboten. Die Hersteller suchen vermehrt nach alternativen Materialien wie Bambus, das schnell nachwächst und eine zumindest ähnliche Klangqualität wie Holz bietet. Ebenso wird mit recycelten Materialien experimentiert, so etwa mit Kunststoffen und Metallen, um einerseits Ressourcen zu schonen und auf der anderen Seite den zwangsläufig anfallenden Abfall zu reduzieren.

Entwicklung nachhaltiger Produktionsmethoden für Musikinstrumente

Ebenso konzentrieren Forscher sich auf die Entwicklung nachhaltiger Produktionsmethoden für Musikinstrumente. Versucht wird beispielsweise, durch den Einsatz von Energie- und Wassersparmaßnahmen in den Produktionsanlagen den ökologischen Fußabdruck erheblich zu reduzieren. Dabei soll der Einsatz von erneuerbaren Energien wie Solar und die Optimierung von Produktionsprozessen dazu beitragen, den Energieverbrauch zu senken und zugleich die Emissionen zu verringern. Darüber hinaus werden fortschrittliche Technologien wie der 3D-Druck oder die computer- und softwaregestützte Fertigung eingesetzt, wodurch die Materialverschwendung bei gleichzeitiger Effizienzsteigerung minimiert werden soll.

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Recyceln statt entsorgen – wiederverwertbare Instrumente

Ein keinesfalls unbedeutender Aspekt in diesem Zusammenhang der Nachhaltigkeit in der Musikinstrumentenherstellung ist das Recycling von Musikinstrumenten. Selbstredend werden manche Musikinstrumente im Laufe der Zeit beschädigt oder schlichtweg unbrauchbar. Wenngleich die Instrumentenwelt sich immer ein wenig versucht, sich als „künstlerische“ Ausnahmedisziplin hinter dem Radar zu verstecken, ist es natürlich auch in dieser Hinsicht wenig sinnvoll, mit dem Finger nur auf andere zu zeigen. Vielmehr laufen diverse Bestrebungen, nicht mehr nutzbare Instrumente nicht einfach wegzuschmeißen. Hersteller und Musikgeschäfte bemühen sich um Programme zur Rücknahme und Wiederverwertung von Instrumenten. Der Sinn dahinter ist es, wertvolle Materialien zu recyceln und diesem sehr speziellen Rohstoffzyklus erneut zuzuführen, anstatt sie auf Deponien verrotten zu lassen. Tatsächlich haben auch in der Musikinstrumentenbranche einige Unternehmen bereits Initiativen gestartet, um Instrumente zu reparieren, Teile zu recyceln und gebrauchte Teile wiederzuverwenden.

Nicht alles muss gleich entsorgt werden, ganz im Gegenteil | Foto: Shutterstock von Giancarlo Polacchini

Ein Thema das Hersteller und Konsumenten gleichermaßen angeht

Klar ist, dass solche Bemühungen nicht alleine den Herstellern überlassen werden können. Immerhin lautet die übliche Weisheit, dass schlussendlich nur das produziert wird, was die Konsumenten auch kaufen. Vor diesem Hintergrund wird es künftig umso wichtiger sein, dass Musiker und Verbraucher ebenfalls zur Nachhaltigkeit in der Musikinstrumentenherstellung beitragen. Die Reparatur von beschädigten Instrumenten durch versierte Instrumentenbauer auch über das normal übliche Maß hinaus kann ein wichtiger Baustein dafür sein, die Lebensdauer von Instrumenten zu verlängern und die Nachfrage nach neuen Musikinstrumenten in einem wirtschaftlich gesunden und gleichermaßen umweltverträglichen Rahmen zu halten.

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Und selbstverständlich ist auch die Politik gefordert

Wie in nahezu sämtlichen anderen Branchen auch, kann die Förderung der Nachhaltigkeit in der Musikinstrumentenherstellung kein Alleingang sein. Würden nur ein oder zwei Marken sich dem Green-Deal-Gedanken verpflichtet fühlen, wären sie damit aktuell und künftig vermutlich kaum wettbewerbsfähig. Die durchaus sinnvolle Zielsetzung könnte unbeachtet im musikalischen Feinstaub verpuffen. Vielmehr ist eine ganzheitliche Herangehensweise gefordert, bei der sämtliche Beteiligten kohärent zusammenarbeiten.

Fördergelder branchenübergreifend sinnvoll einsetzen

Das betrifft sowohl die Hersteller und Konsumenten, aber auch Regierungen, Branchenverbände als auch Forschungseinrichtungen. Ein Gitarrenbauer allein ist finanziell kaum imstande, die Entwicklung neuer umweltfreundlicher Materialien und Technologien voranzutreiben. Stattdessen sollten Regierungen Fördergelder für solche Projekte bereitstellen, die anschließend branchenübergreifend zum Einsatz kommen können. Ziel ist es, dass möglichst viele Unternehmen die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Musikinstrumentenherstellung erkennen und sich im Idealfall dazu verpflichten, umweltfreundliche Produktionsprozesse und Materialien zu implementieren.

Allein wird die MI-Branche das Ziel nicht schaffen | Foto: Shutterstock von sjgh und nikolae

Vorbildlich am Beispiel von GEWA music aus dem deutschen Musikwinkel

Musik soll dazu beitragen, die Welt zu einem schöneren und lebenswerteren Ort zu machen. Diesem verantwortlichen Motto haben sich auch einige Unternehmen der Musikinstrumentenindustrie längst verschrieben, so beispielsweise GEWA music aus Adorf, aus der Region des renommierten Musikwinkels, dem Zentrum der handwerklichen Instrumentenherstellung in Deutschland. Bereits seit 1925 werden bei der GEWA im Vogtland Instrumente und Zubehör gefertigt und vertrieben. Dabei steht bereits seit geraumer Zeit das Bewusstsein für Qualitäts-, Umwelt-, Gesundheits- und Sozialstandards in den Leitsätzen des Unternehmens. Die neueste Strategie nennt sich GEWA Responsibility und steht für mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen, für Kundinnen und Kunden sowie gegenüber nachfolgenden Generationen.

Standards werden auch von Zulieferbetrieben eingefordert

Diesem hohen Anspruch wird GEWA music mit den firmeneigenen Produktionen gerecht und ist dabei bestrebt, dieselben Standards bei Zulieferern nicht nur einzufordern, stattdessen konkret umzusetzen. Nach eigener Aussage bedeutet GEWA Responsibility, als gutes Vorbild voranzugehen. In diesen Tenor reiht sich auch ein weiteres Statement mit der Bezeichnung „We engineer music“ ein, das für ausgesuchte Materialien und Technologien, modernste Herstellungsverfahren sowie die Sicherstellung von Wissensweitergabe stehen soll. Tatsächlich existieren bereits jetzt diverse Unternehmen innerhalb der MI-Branche, die sich dem ökologischen Gedanken verschrieben haben. Mag sein, das hat mit der üblicherweise reflektierten Denkart von Musikern zu tun. GEWA music hat sich ganz konkrete Maßnahmen zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks auf die firmeneigene Fahnenstange geschrieben, die wir gerne beispielhaft benennen wollen.

  • Vermeidung umweltschädlicher Chemikalien
  • Fortwährender Ausbau in die Verwendung wasserbasierter Lacke
  • Einhaltung strenger Grenzwerte bei Produktionsabwässern
  • Verwendung nachhaltig produzierter, europäischer Hölzer
  • Auswahl an Textilien und Verpackungsmaterial nach ökologischen Gesichtspunkten
Lediglich ein Vorbild von mittlerweile vielen | Foto: Shutterstock von musikmachen.de

Tradition bedeutet Verantwortung und Vorbildfunktion

Die Instrumentenhersteller im Vogtland, dem sogenannten Musikwinkel Deutschlands, blicken inzwischen auf eine mehr als 300-jährige Geschichte im Instrumentenbau zurück. Die GEWA stellt seit rund 100 Jahren Streich- und Zupfinstrumente sowie hochwertige Instrumentenkoffer her. Hinzu kommen digital basierte Instrumente wie etwa E-Pianos und E-Drums. Mit soviel Tradition als handwerklichem Rückenwind hat man zwar einerseits leicht reden, wenn es um die Umstellung von Produktionsprozessen für Nachhaltigkeit in der Musikinstrumentenherstellung geht; auf der anderen Seite aber auch eine ganz besondere Verantwortung und Vorbildfunktion.

Fokus auf Instrumenten aus europäischer Fertigung

Dabei setzt GEWA music insbesondere auf Instrumente aus europäischer Fertigung. Der Vorteil: Bau und Auslieferung erfolgen unter klimatisch gleichbleibenden Bedingungen. Etwaige Probleme aufgrund verzogener oder nicht fachgerecht getrockneter Hölzer treten allenfalls sehr selten auf. Im Ergebnis wird dadurch die Menge der Ausschussware extrem gering gehalten. Und logo: Selbstverständlich ist die Nachhaltigkeit in der Musikinstrumentenherstellung weitaus besser, wenn die Rohprodukte nicht erst durch mehrere Klimazonen transportiert werden müssen. Gitarren aus Adorf legen von der Produktion bis zum Verkauf durchschnittlich ein Strecke von 1.400 km zurück, vergleichbare Instrumente aus Asien mindestens 10.000 km.

Illegalen Holzeinschlag und Waldvernichtung nicht zulassen

Ein ewiges Thema im Kontext der Nachhaltigkeit in der Musikinstrumentenherstellung sind der illegale Holzeinschlag und die Waldvernichtung. Das bezieht sich keinesfalls allein auf die Rodung von Wäldern – im Worst-Case unter Artenschutz stehenden Holzarten -, sondern auch den Verkauf, Handel und Transport solcher Hölzer. Hochbedeutend ist in diesem Zusammenhang die Verwendung von einheimischen Hölzern wie Fichte und Ahorn aus kontrollierter Forstwirtschaft, außerdem von Hölzern, die eben nicht durch das CITES-Übereinkommen unter strengem Schutz stehen, deren Rodung und Export demnach verboten ist.

Kein Konsum um jeden Preis

Dabei geht man noch einen entscheidenden Schritt weiter, zumal die Umsetzung im Sinne der Nachhaltigkeit in der Musikinstrumentenherstellung bis hierhin selbstkritisch als nicht zu Ende gedacht empfunden wird. Vielmehr mag man sich nicht dem Prinzip des „Konsums um jeden Preis“ unterordnen, bemüht sich um Instandhaltung der Instrumente. Defekte Produkte sollen möglichst wieder zum Leben erweckt werden. Falls dies nicht mehr möglich ist, werden sogar noch brauchbare Einzelteile für etwaige zukünftige Reparaturen einbehalten. Eines der erklärten Ziele der GEWA lautet, Produktlebenszyklen wertzuschätzen und den Produkten – sofern möglich – ein zweites Leben zu schenken. Glücklicherweise gibt es außer GEWA music eine weitere Unternehmen, die sich der Nachhaltigkeit in der Musikinstrumentenherstellung verschrieben haben.

Saxophon- und Klarinettenblätter von eigenbewirtschafteten Feldern

Zu diesen Vorzeigeunternehmens zählt beispielsweis diverse Anbieter von Blättern für Holzblasinstrumente. Vielfach wird Schilfrohr verwendet, das auf unternehmenseigenen Feldern und Plantagen beispielsweise in Frankreich kultiviert wird. Die Reeds zeichnen sich durch ein sehr gutes Ansprech- und Schwingungsverhalten aus und sind zugleich ein Statement für die Nachhaltigkeit in der Musikinstrumentenherstellung. Gerade Verbrauchsmaterialien wie Blättern oder Saiten sind natürlich aufgrund der gesamten Menge dafür prädestiniert, neue und zukunftsweisende Wege zu gehen.

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Weltweit erste und einige Blätter aus biologischem Anbau

So verkauft D’Addario Woodwinds die weltweit ersten und einzigen Saxophon- und Klarinettenblätter aus biologischem Anbau. Die Marke D’Addario Organics umfasst Blätter, für deren Anbau, Kultivierung, Reinigung und Herstellung keinerlei Pestizide, Herbizide, Chemikalien oder synthetisch Düngemittel verwendet werden. Die Blätter sind nicht nur einheitlich und hochwertig, sondern stammen aus zertifiziert biologischem Anbau. Ebenso werden die klassischen Kunststoffhalter durch eine umweltfreundlicher Alternative aus Pappe ersetzt. Vermieden werden damit mehr als 30.000 kg Plastikabfall jährlich. Die weltweite Umstellung soll bis zum Jahr 2025 abgeschlossen sein.

Tatsächlich ist die MI-Branche bereits vergleichsweise weit

Wie gesagt, es gibt etliche weitere Bemühungen um die Produktionsumstellung für die Nachhaltigkeit in der Musikinstrumentenherstellung. Ganz sicher ist nicht jede Branche derart engagiert, was dieses Thema angelangt. Wir finden, im Branchenvergleich ist die MI-Branche (MI steht für Musikinstrumente) bereits jetzt vorbildlich. Die Verbraucher werden mit ihrer Akzeptanz nachziehen müssen. In anderen Branchen ist das umgekehrt.

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Hersteller-Website GEWA: https://www.gewamusic.com/de

Auch interessant: „Welche Instrumentengruppen es gibt – ein lückenbewusster Überblick“.

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