Pflichtausstattung für die Bühne: Kabelbinder

Weshalb ihr Kabelbinder immer im Gepäck haben solltet

| Foto: Shutterstock von Golffy

Es gibt einige Hilfsmittel, die vermeintlich unscheinbar sind und dennoch unbedingt zur Bühnenausstattung gehören. Das fängt bei Gaffer-Band an, geht über Lötzinn und Co. und endet beim Kabelbinder noch lange nicht. Warum sind Kabelbinder so unverzichtbar?

Check it: Wofür ihr Kabelbinder auf der Bühne verwenden könnt

  • Ordnungshelfer on Stage
  • Basic-Anforderung: Kabelsalat vermeiden
  • Praktische Zugentlastung
  • Unkomplizierte Rettung bei unerwarteten Problemen
  • Unterschiedliche Ausführungen für individuelle Anwendungen

Der natürliche Feind der aufgeräumten Bühne sind umherliegende oder ungeordnet hängende Kabel. Das gilt sowohl für Instrumenten-, Rack- und PA-Kabel als auch für die Lichtanlage und mehr. Egal, ob ihr euch auf engstem Raum zusammenquetschen müsst oder die Bühne gefühlt viel zu groß ist: Stolperfallen sollen und dürfen nicht entstehen. In den Kabeln auf dem Boden oder an der Traverse darf sich nichts und niemand verheddern. Nur folgerichtig müssen sie gesichert und fixiert werden. Aber wie?

Kabelbinder beweisen seit mehr als 60 Jahren, dass die simplen Lösungen oftmals die effektivsten sind. Das erste Patent wurde bereits am 01. Oktober 1954 in den USA angemeldet. Interessant an der „kabelbindenden Geschichte“: Der Weltmarktführer der Branche sitzt eben nicht Amerika, sondern in Deutschland – genauer gesagt in Tornesch im Landkreis Pinneberg bei Hamburg. Jährlich werden rund um den Globus Millionen Kabelbinder hergestellt.

„Nun gut“, denkst du dir, „mag ja sein, aber was soll ich als Musiker damit?“ Die Antwort: Einerseits bringst du Ordnung in den Kabelsalat; andererseits wappnest du dich damit für die unterschiedlichsten Geschehnisse, die immer dann passieren, wenn man sie am allerwenigsten gebrauchen kann. Sie sind das Netz und der doppelte Boden beim Bühnenaufbau. Hier einige Anwendungen, die ihren Stellenwert für das Bühnengeschehen verdeutlichen:

Kabel an Traversen oder Stativen als sinnvolle Fixierung | Foto: Shutterstock von Whitevector

Zuverlässige Ordnungshelfer

Die Lampen sind an der Lichttraverse oder dem Lichtstativ vorschriftsmäßig montiert, aber die Kabel fliegen noch durch die Gegend. Das sieht ebenso unschön wie unästhetisch und alles andere als professionell aus und schreit nach einer Lösung. Knoten verboten. Ein Fall für ein paar Kabelbinder.

Das Drumset ist komplett mit Mikrofonen und Triggern abgenommen, was zwangsläufig für einen Haufen von Kabeln sorgt. Der Aufbau wird bei ziemlich jedem Auftritt derselbe sein. Bietet sich also an, die Strippen mit Kabelbindern zu einem Strang zusammenzufassen und ausreichend Strecke an den Enden übrig zu lassen.

Wahre Ordnungshelfer | Foto: Shutterstock von Vereshchagin Dmitry

Das Rack muss aufgeräumt sein. Von vorne betrachtet ohnehin; erst recht aber auf der verkabelten Rückseite. Die besondere Herausforderung ist, dass im Rack nur wenig Platz und trotz Taschenlampe meistens schlechte Sicht vorhanden ist. Fehlerquellen wie herausgerutschte Steckverbindung müssen aber im Fall des Falles schnellstens erkannt werden. Das Rack-interne Gewusel bekommst du mit Kabelbindern in den Griff.

Überall dort, wo Kabel auf dem Boden liegen oder frei in der Luft hängen – zumindest dort, wo sie nicht liegen oder hängen sollten – können diese „Stolperfallen“ durch Kabelbinder entschärft werden. Mehrere Kabel nebeneinander könnten auch mit Gaffer zu einem Strang zusammenlegt werden. Nachteil wäre allerdings, dass sie anschließend vermutlich an den zuvor noch umwickelten Stellen kleben würden. Kabelbinder sind da die sauberere Alternative.

Haltsichere Zugentlastung

Kabelbinder sind nicht nur beim Zusammenfassen von mehreren Kabeln die nützliche Wahl der Wahl. Wie erwähnt, können selbstverständlich auch einzelne Kabel damit haltsicher fixiert werden. Eine weitere Anwendung ist die Zugentlastung von Instrumenten-, PA- und Steuerungskabeln.

Wer sein Instrument wie Gitarre oder Bass mit per Kabel spielt, ist ziemlich aufgeschmissen, wenn der Klinkenstecker aus dem Eingang des Amps rutscht, und sorgt lieber gleich mit Kabelbindern für eine vernünftige Zugentlastung.

Wer per Sender spielt, kann mit Klettbindern den Sender am Gitarrengurt fixieren; eine solide Zugentlastung und Sicherung gegen das Herunterfallen im actiongeladenen Bühnenbetrieb gleichermaßen.

Zweckentfremdeter Retter in der Bühnennot

Du hast bei der Probe zwar dein Mikrofon dabei, aber den Mikrofonhalter mitsamt Reduziergewinde vergessen? Kein Problem, übergangsweise greifst du zu ein paar Kabelbindern und fixierst das Mikro damit. Für die Dauer der Probe ist das haltsicher genug, damit das Mikro nicht schmerzhaft auf den Boden ballert und anschließend keinen Pieps mehr übertragen will.

Der Gitarrengurt rutscht immer wieder vom Gurtpin deiner Klampfe. Die Gitarre droht mit Sturzflug. Einen Straplock kannst du in der Kürze der Zeit nicht montieren. Wie auch, du hast ja nicht mal einen dabei. Der Kabelbinder ist der Helfer in der Bühnennot. Einfach durch die Öffnung des Gurtes ziehen, die Gurtöse über den Gurtpin und anschließend den Kabelbinder nach Herzenslust festziehen. Sieht nicht besonders geil aus. Aber Hauptsache, es hält.

Die Bretter, die die musikalische Welt bedeuten, sind gerade in kleinen Clubs oder bei Zeltveranstaltungen oftmals ganz schön wackelig. Sobald es richtig zur Sache geht, können Kleinteile schon mal vom Verstärker oder sonstigen Ablagen springen. Mit Kabelbindern können die Kleinteile – wie zum Beispiel das Stimmgerät – vor dem heldenhaften Freitod gerettet werden.

Bodenständige Probleme der besonderen Art

Auch bei ganz bodenständigen Problemen können Kabelbinder helfen. Diese Schwierigkeiten „Marke Loriot“, die wir alle lieber nicht erleben wollen. Leider passieren sie dennoch. Das ist nun mal so. So will beispielsweise im exakt falschen Augenblick der Reißverschluss deiner Hose nicht mehr schließen. Der Kabelbinder bewahrt dich vor der zu erwartenden Peinlichkeit.

Die Hosentaschen sind voll mit allen möglichen beim Auftritt störenden Dingen. Deine scheinbar unüberwindliche Schwierigkeit: Du kannst das ganze Sammelsurium nicht einfach aus den Taschen räumen und irgendwo herumliegen lassen. Sind schließlich Wertsachen mit dabei. Schon ahnst du die Lösung: Ein Kabelbinder ersetzt das Schlüsselbund. Du kannst diverse Utensilien einfach aufreihen und anschließend an geeigneter Stelle aufhängen.

Übrigens: Wenn der Bassist mal wieder kriminell falschspielt, kann man ihn mit ein paar Kabelbindern mühelos entmündigen und für einen überschaubaren Zeitraum an seinen Verstärker fesseln. Auch die Klampfe des Gitarristen kann man ruckzuck mit Kabelbindern am Gitarrenständer fixieren und die Band damit kurzzeitig vor dem nächsten infernalen Highspeed-Solo retten. Wir weichen vom Thema ab.

Einmal-Kabelbinder als simpelste Ausführung | Foto: Shutterstock von Den4ikSTUDIO

Unterschiedliche Ausführungen für verschiedene Anwendungen

Kabelbinder gibt es in diversen Ausführungen. Eine Artenvielfalt, wie man sie der Tierwelt wünschen würde. Nachteil einiger Kabelbinder ist, dass sie nur einmal verwendet werden können. Allerdings gibt es etliche Kabelstränge, die lediglich einmal und dann dauerhaft zusammengefasst werden.

Ordnungshelfer im Rack | Foto: Shutterstock von JIPEN und Yellow Cat

Angeboten werden weitere praktische Alternativen: Klettkabelbinder könnt ihr für Verbindungen verwenden, bei denen weniger Zugkraft benötigt wird. Gut nutzen lassen die sich bei Netzteilen auf dem Pedalboard, um den Kabelsalat zu verkürzen. Gut auch, damit die Kabel von den Satelliten- zu den Bassboxen an der Verbindungsstange fixiert werden sollen. Wiederverschließbare Softbinder eignen sich ebenfalls dafür, den Kabelsalat im Zaum zu halten.

Selbst die wiederverschließbaren „Luxus-Modelle“ kosten kaum Geld. So findet ihr im Baumarkt eures Vertrauens Kabelbinder wie den Wraptor, der je nach Größe mit 40 bis 90 kg belastet werden kann, sogar einen Tragegriff mit integriertem Loch zum Aufhängen besitzt und nach Benutzung vollkommen simpel wieder geöffnet werden kann.

Benötigte Zugkraft beachten

Grundsätzlich achtet ihr darauf, welche Zugkraft mindestens benötigt wird. Und versteht die Kabelbinder als das, was sie sind und sein sollen: Hilfsmittel. Selbstverständlich sind sie zum Fliegen von Boxen oder Scheinwerfern vollkommen ungeeignet. Also gar nicht über solche Kuriositäten nachdenken. Für wirkliche Lasten schreiben die Normen und Verordnungen andere Haltemittel vor.

Nebenbei erwähnt, sind Kabelbinder nicht lediglich eine Heimwerker- oder DIY-Lösung, ganz im Gegenteil. Verwendet werden sie auch in der industriellen Fertigung, beispielsweise in Fahrzeugen oder Waschmaschinen halten sie Kabelstränge zusammen. Also eine vollkommen übliche und solide Angelegenheit.

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