Wenn Erwachsene bereuen, kein Instrument mehr zu spielen

Das Gefühl der verpassten Chancen

Foto: Shutterstock von Krakenimages.com

Ozzy Osbourne bereut es. Also nicht etwa die Nummer mit der Fledermaus, der er angeblich den Kopf abgebissen hat. Erstens stimmt die Story nicht so, wie sie immer durch die Gegend tönt. Und zweitens meinen wir sowas Banales gerade nicht. Vielmehr bereut er, nie ein Instrument gelernt zu haben. Und so geht es laut einer Studie vielen. Und dann gibt es jene, die bedauern, das Musikmachen aufgegeben zu haben.

Wenn Erwachsene bereuen kein Instrument mehr zu spielen

Durchgeführt wurde nunmehr eine Studie, die sich mit dem vorherrschenden Gefühl des Bedauerns beschäftigt, das Erwachsene im späteren Leben spüren, die in der Kindheit oder in den nachfolgenden Jahren mit dem Instrumentalunterricht aufgehört haben oder auch niemals ein Instrument erlernt hatten. Die daraus gezogenen Schlüsse sind sicherlich gut gemeint. Doch gut gemeint ist eben oftmals das Gegenteil von gut gemacht.

Die Frage nach dem Warum – zwei verschiedene Gruppen

Interessant wird es, wenn wir die Details und Gründe betrachten. Eine der Fragen, die sich auf Anhieb in den Mittelpunkt drängen: Weshalb haben die „Ex-Musikschüler“ oder Ex-Musiker aufgehört und ihr Instrument an den vielzitierten Nagel gehängt? Diese beiden Gruppen müssen wir gesondert betrachten, zumal sie grundlegend andere Beweggründe benennen, weshalb sie sich vom Musikmachen verabschiedet haben.

Aufgegeben aus Mangel an Zeit oder Disziplin

Da wären also zunächst diejenigen, die begonnen hatten ein Instrument zu lernen. Einer der häufigsten Gründe, weshalb aufstrebende Musiker aufgegeben haben, ist der Mangel an Disziplin oder Zeit. Ebenso gibt es die Fälle, bei denen schlichtweg das Interesse nachgelassen hat. Immer wieder taucht auch die Begründung auf, dass manche im Kindesalter von ihren wohlmeinend förderfreudigen Eltern zum Lernen eines Instruments bedrängt bis gezwungen wurden. Letztlich warnen wir bereits seit Jahren davor, Kids den Wunschtraum der Eltern aufzudrücken, die vermutlich selbst die Chancen verpasst hatten. Nur wenn die Faszination an der Musik und einem Instrument bei den Kindern selbst vorhanden ist, werden sie dauerhaft motiviert Freude daran haben.

Eigentlich war es dein Wunschtraum; der Alltag hat dich eingeholt | Foto: Shutterstock von seto contreras

Wenn demotivierende Lehrer die zarte Pflanze genknickt haben

Weitere Gründe für den frühzeitigen Abbruch sind beispielsweise demotivierende Lehrer oder dass Gefühl aufgrund von Schwierigkeiten mit der Fingerfertigkeit oder Atemtechnik auf der Stelle zu treten und nicht mehr weiterzukommen. Dabei wird deutlich, wie zart die Pflanze des Musizierens ist und dass man diese einzigartige Verbindung von haptischen Musikmachen, der Emotionalität und dem Selbstvertrauen der Musikschüler unbedingt mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl behandeln muss. Welche Gründe auch immer für den Abbruch verantwortlich sind; klar ist bei allen, dass eine gute Portion Enttäuschung übrigbleibt. Ein Gefühl des Versagens, das man so sicherlich nicht gerne mit sich herumtragen mag.

Bitter, wenn man sich das Musizieren nicht leisten kann

Umso bitterer ist es, wenn das musikalische Hobby aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten nicht mehr stattfinden kann. Leider gehört auch die nicht vorhandene Reibung zwischen Daumen und Zeigefinger zu den häufigen Gründen für das musikalische Ende. So fehlte vielfach die Möglichkeit, weiterhin Musikunterricht zu nehmen. Tatsächlich ist und bleibt das eine bittere Pille unserer Zeit. Wer weiß, wie viele genial begabte Kids kein Instrument lernen, weil sie oder deren Eltern es sich schlichtweg nicht leisten können.

Bitter, wenn man sich das Musikmachen nicht leisten kann | Foto: Shutterstock von Zdenek Sasek

Welche Musiker den Abbruch am meisten bedauern

Detailliert wird in der vermeintlich repräsentativen Studie aufgelistet, welche der ehemals angehenden Musiker, den Abbruch am meisten bedauern. So soll das Bedauern bei den ehemaligen E-Gitarristen am höchsten sein, wobei mehr als die Hälfte von ihnen sich wünschten, sie hätte nicht damit aufgehört.

Die Gründe sind vielfältig. Indes manche betrübt darüber sind, ihre Rockstar-Ambitionen an den Nagel gehängt zu haben, vermissen andere, in der Garage oder im Proberaum zu jammen. Gleich an nächster Stelle folgen die Ex-Akustikgitarristen. 51 Prozent wünschten, sie hätten weitergemacht, nicht viel weniger sind es mit 48 Prozent bei den Klavierspielern.

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Zweifel, ob die repräsentativen Zahlen belastbar sind

Spätestens hier sorgt die Interpretation der Zahlen und Aussagen durchaus für Zweifel an ihrer Belastbarkeit. Denn: Durchgeführt wurde die Analyse von YouGov, einer – Achtung, ein wenig Ehrfurcht bitte – „(…) globalen Data & Analytics Group, die sich auf internetbasierte Forschung und Umfragen spezialisiert hat.“ Tatsächlich basiert die Datenerhebung auf einer repräsentative Umfrage. Befragt wurden sagenhafte 3.000 US-Bürger, sehr repräsentativ. Zur Einschätzung: Aktuell gibt es in den USA rund 340 Millionen Menschen. Das Resümee bezieht sich auf die Aussagen von 0,00088 Prozent der US-Bürger, natürlich über sämtliche Altersgruppen hinweg.

Irgendwie scheint die Aussagekraft etwas mangelhaft | Foto: Shutterstock von Zdenek Sasek

Aussagekraft hinsichtlich der Instrumente eingeschränkt

Und schon stellt sich die Frage nach Wahrscheinlichkeit und Trefferquote. Wie wahrscheinlich ist es bei einer Gruppe von lediglich 3.000 Personen, dass alle Instrumente und Instrumentengruppen in relevanter und somit vergleichbarer Anzahl vertreten sind? Und wenn sich darunter nun mehr zufällig mehr Ex-Gitarristen und Tastenkünstler als beispielsweise Trompeter oder Querflötisten befinden, wie verlässlich kann man aus der Konstellation dann ableiten, welche von ihnen es „(…) am häufigsten bedauern“ mit dem Musikmachen aufgehört zu haben?

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Glaube nur der Statistik, die du selbst gefälscht hast

Außerdem erschließt sich der Grund nicht, warum und wie rechnerisch festgestellt wird, welche Instrumentalisten den Abbruch am meisten bedauern, und was damit ausgedrückt werden soll. Stellen wir die Aussagen auf den umkehrschließenden Kopf, würden wir eher vermuten, dass unter den Befragten mehr ehemalige Gitarristen und Klavierspieler waren als beispielsweise Blasmusiker. Und das wäre nicht weiter verwunderlich. Die meistgespielten Instrumente in Deutschland sind das Klavier bzw. das Keyboard und die Gitarre. Und schon sind wir wieder bei der belastbareren Aussage angelangt: „Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe.“

Unterschiedliche Länder, verschiedene Resultate

Ebenso problembehaftet ist der Umstand, dass die Resultate der Studie nun medial so in den Fokus gerückt werden, als seien sie länderübergreifend allgemeingültig. Befragt wurden US-Amerikaner. Amerika ist zwar ein riesengroßer Fleck auf der globalen Landkarte, aber eben auch nur einer. Und wie sich beispielsweise das Verhältnis der Instrumente zueinander darstellt, sieht in anderen Ländern ganz sicher anders aus. Der Blick über den musikalischen Tellerrand sollte nicht mit der amerikanischen Gießkanne verwässert werden.

Weshalb fangen die Abbrecher nicht einfach wieder an?

Tatsächlich werfen die Ableitungen aus der Befragung für uns mehr Fragen als Antworten auf. In vorderster Linie zum Beispiel diese: Wenn doch derart viele es bedauern, aufgehört zu haben; weshalb fangen sie nicht einfach wieder an. Schließlich ist es nie zu spät, ein Instrument zu lernen oder wieder zu lernen. Gerade diejenigen, die früher bereits die ersten Schritte gemacht hatten, könnten doch jetzt – da sie reflektierter auf das Thema schauen können – geradezu mühelos an ihre ehemaligen Anfänge anknüpfen.

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Eine Frage der Zielsetzung und der Intention

Logischerweise kann nicht jeder zum Elton John oder zur Alicia Keys werden. Das muss auch nicht sein. Und es geht eben nicht immer um Starrummel oder Virtuosität. Vielmehr ist das Spielen eines Musikinstrumentes für sich bereits eine Belohnung. Schließlich geht es um nichts Geringeres als die Freude an der Sache. Unbestrittene Tatsache ist es zudem, dass Musik nicht nur per se eine emotionale Kraft besitzt, sondern das wohldosierte Spielen eines Instrumentes hohen Nutzen für die körperliche und mentale Gesundheit haben kann.

Einfach wieder anfangen, der beste Zeitpunkt ist jetzt

Tatsächlich aber können wir aus der Studie auch etliche positive Aspekte ableiten. Der erste wäre, dass das Bedauern überhaupt vorhanden ist. Daraus lässt sich ja nur das vorhandene Interesse daran folgern, den lange schlummernden Wunsch nun doch noch in die Realität umzusetzen. Einfach wieder anfangen oder erstmals anfangen. Dem steht nichts im Wege. Lediglich der innere Schweinehund und das möglicherweise mangelnde Selbstvertrauen müssen überwunden werden.

Welches Instrument darf’s denn sein, wenn der Wunsch vorhanden ist

Ganz oben auf der Liste der empfehlenswerten Instrumente steht exakt das, von dem du am meisten fasziniert bist. Weshalb solltest du dich jetzt mit einem herumquälen, von dem du nicht wirklich fasziniert bist. Du hast im wahrsten Sinne des Wortes die Qual der Wahl, aber die wirst du ertragen und dich für das passende Instrument entscheiden. Als Wiedereinsteiger wirst du vermutlich zu dem Instrument greifen, mit dem du schon mal Bekanntschaft gemacht hattest. So etwa zur Gitarre, zum Klavier, zum Schlagzeug. Es gibt diverse weitere, an denen du deine ausgiebige Freude haben kannst. Einfach machen, es gibt nichts Gutes, außer, man tut es.

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Auch interessant: „Top 5 der Ukulelen für Einsteiger“.

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