Blues auf dem E-Bass – der musikalische Fels in der Brandung

Bodenständig im Tieftonkeller

Foto: Shutterstock von frantsev

Der Blues hat nicht nur endlos zurückreichende Wurzeln, sondern auch noch immer eine riesige Fangemeinde. Der Musikstil lebt von seinen oftmals tiefemotionalen Texten, viel Improvisation und dem sehr speziellen Feeling. Und das fühlt man auch und gerade in der Tieftonabteilung. Hier unser Wegweiser, wenn du Blues auf dem E-Bass spielen möchtest.

Check it: Blues auf dem E-Bass

  • Simpler Einstieg mit viel Luft nach oben
  • Standard-Bluesschema als Basic
  • Ternäre Spielweise am häufigsten
  • Aufteilung in Triolen
  • Mit pentatonischem Tonmaterial
  • Groove und Shuffle

Blues auf dem E-Bass, viel zu oft unterschätzt

Gerade im Bluesbereich wird die Herausforderungen an den Bass zuweilen unterschätzt, was allerdings eine vollkommen verkehrte Perspektive ist. Immerhin bildet der Bass im Blues gemeinsam mit dem Schlagzeug das rhythmisch verlässliche Fundament. Eher selten bis gar nicht wird der Bassist zum Solisten; vielmehr ist er derjenige, an dem sich alle anderen orientieren, der vielzitierte Fels in der Brandung, der sich auch bei abgedrehten und teils vollkommen aus der Struktur laufenden Soli der Mitmusiker nicht aus dem Timing-Kurve werfen lässt.

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Einfacher Einstieg, aber nicht bei seelenlosen Tönen bleiben

Dein Vorteil als Einsteiger, wenn du Blues auf dem E-Bass spielen möchtet. Sicherlich ist es gut und sinnvoll Noten zu beherrschen, wirklich nötig ist es nicht. Anders als beispielsweise in der Klassik gibt es zahlreiche Bluesmusiker, für die Noten eine Fremdsprache sind. Noten-Legastheniker zu bleiben, sollte trotzdem nicht dein erklärtes Ziel sein. Dir unbekannte Töne auf dem Griffbrett zu drücken, kann eine Zeit lang gutgehen und in der Bluesband kannst du damit funktionieren.

Wenn aber etwas schief geht, und du plötzlich keine Orientierung mehr hast, siehst du alt aus. Außerdem wird es irgendwann langweilig – für dich selbst, die Mitmusiker und die Zuhörer. Das will sagen: Auch als Bassist im Blues und selbst dann, wenn du mit rudimentärem Tonmaterial arbeitest, solltest du dir zumindest einen musiktheoretischen Grundstock draufschaffen.

Nein, Blues ist nicht nur was für alte Leute | Foto: Shutterstock von Kucher Serhii

Ein paar Basics vorweg: dDas Standard-Bluesschema

Um Blues auf dem E-Bass zu spielen, musst du zunächst ein paar Basics über diese Musik verinnerlichen. Blues gehört zu den Genres, bei denen viel improvisiert wird. Zumal in der Regel über spezielle Schemata gespielt wird, finden die Musiker sich meistens ohne große Absprachen zusammen. Sobald die Tonart des Songs feststeht, ist der Rahmen auch bereits festgezurrt. Obschon es logischerweise etliche Abweichungen gibt, orientiert man sich zunächst am Standard-Bluesschema, ein 12-taktiges Schema, das grundsätzlich auf jede Tonart angewendet werden kann. Die Grundform sieht folgendermaßen aus:

  • Takt 1 – 4            1. Stufe
  • Takt 5 – 6            4. Stufe
  • Takt 7 – 8            1. Stufe
  • Takt 9                  5. Stufe
  • Takt 10                4. Stufe
  • Takt 11 – 12        1. Stufe 

oder

  • Takt 11               1. Stufe
  • Takt 12               5. Stufe

Die „Stufen“ sind dabei vom Grundton der jeweiligen Tonart abgeleitet. Die erste Stufe ist der Grundton, die vierte Stufe eben der vierte, die fünfte Stufe der fünfte Ton der Tonleiter. Zumal der Blues oftmals Gitarren-lastig ist, wird er eben auch häufig in den instrumententypischen Tonarten gespielt, also beispielsweise E, A, G oder D. Vorteil für die Gitarreros ist, dass sie bei ihren Soli in diesen Tonarten gut die leeren, nicht gegriffenen Saiten ausnutzen können. Unterstützt wird dadurch zugleich der spezielle Blues-Sound.

Machen wir ein praktisches Beispiel, um das Bluesschema optisch zu verdeutlichen:

A | A | A | A | D | D | A | A | E | D | A | A |

oder

A | A | A | A | D | D | A | A | E | D | A | E |

Die Reduktion gibt Freiraum für Storytelling und Improvisation:

Exakt nach diesem Strickmuster werden die Stufen bzw. Akkorde auch bei anderen Tonarten vom Grundton ausgehend aufgebaut. Angesichts derart weniger Akkorde und beinahe in Stein gemeißelter Harmoniewechsel könnte man leicht glauben, der Blues wäre zu kurz gekommen und somit langweilig. Das Gegenteil ist der Fall. Sicherlich ist er hinsichtlich der Harmoniestruktur aufs Wesentliche reduziert, dadurch aber gibt er den Solisten, beispielsweise an der E-Gitarre, großen Freiraum für ihre Improvisation, den Sängerinnen und Sängern wiederum genügend Platz, um ihre Geschichten erzählen bzw. singen zu können.

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Ternär, binär, punktiert

Liebe Musiker, wir müssen reden! So simpel der Blues manchen auch erscheinen mag, müssen wir ein paar Begriffe klären, die den Blues auf dem E-Bass elementar, geradezu fundamental sind. Die Ton-Länge und die Aufteilung im rhythmischen Kontext geben dem Blues seinen besonderen Drive und Groove. Okay, fangen wir an:

Schnappen wir uns zum besseren Verständnis zunächst den Begriff „binär“. Der Ausdruck steht für die gerade Taktung, das heißt ganz simpel, dass über die acht Achtel eines Taktes gerade gespielt wird. So weit so gut, das entspricht gewissermaßen dem deutschen Schlager oder sogar den Volksliedern. „Das Wandern ist des Müllers Lust“. Achtung, nicht abschweifen. Wir zählen den die Achtel bei der binären Spielweise mit »eins und zwei und drei und vier und“. Das ist korrekt, groovt aber beim Blues wie eine Karre Mist.

Aus zwei mach drei … | Grafik: von Romina Hirschmann

Triolen-Feeling bei der ternären Spielweise

Widmen wir uns der ternären Spielweise, die im Blues als auch Bluesrock so häufig vorkommt. Das Geheimnis lautet aus jeweils zwei Achteln drei zu machen. Kurios allemal, gerade weil dieses Mikrotiming allenfalls mit Hinweisen notiert werden kann. Aus zwei mach drei geht nicht? Geht doch und zwar vollkommen problemlos. Auf den Zeitraum der zwei Achtel wird in einen Dreierzeitraum aufgeteilt, dadurch passt gewissermaßen noch ein etwas kürzeres Achtel mit hinein. Was entsteht, ist eine Triole (und die lässt sich durchaus in Notenschrift festhalten).

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Wenn zwei Zählsilben nicht mehr ausreichen

Logischerweise kommen wir mit den beiden Zählsilben nun nicht mehr aus. Aus dem eben noch genutzten „eins und“ wird nun „einerlei, zweierlei, dreierlei, viererlei“, also jeweils drei Silben für drei Zählzeiten. Oh man, mir wird schwindelig. Jedenfalls haben wir uns damit schon mal von der binären Aufteilung verabschiedet und haben nun eine ternäre Aufteilung. Würdest du so Blues auf dem E-Bass spielen, würde dich die versammelte Blues-Gemeinde vermutlich ziemlich schräg anglotzen. Denn es fehlt noch ein entscheidendes Detail.

Eine Triolenachtel kann nach Hause gehen

Um mit der ternären Aufteilung zum typischen Blues-Shuffle zu kommen, müssen wir uns nun verabschieden. Also nicht wir voneinander, stattdessen verabschieden wir uns von einem Triolenachtel, nämlich dem jeweils mittleren. Richtig gehört, das dumme Ding fällt einfach weg, kann nach Hause gehen und sich schlafen legen. Das mittlere Triolenachtel wird nicht gebraucht. Es soll sich bitte entfernen. Zwar zählst du mit „ein-er-lei“ drei Silben. Aber du spielst nur auf die erste und die dritte Silbe. Und plötzlich nimmt der Zug durch diese gefühlte Verschiebung an Fahrt auf.

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Präzises Timing ist und bleibt Übungssache

Wenn du Blues auf dem E-Bass spielen möchtest, kannst du relativ simpel beginnen und dich zunächst lediglich auf die Grundtöne der jeweiligen Akkorde konzentrieren. Das richtige Feeling und eine gute Portion Timing vorausgesetzt, sollte damit eigentlich so ziemlich jeder ambitionierte Bassist bereits als Einsteiger motivierende Erfolge erzielen können. Wichtig für das Zusammenspiel im Bandgefüge ist es, dass du die ternäre Aufteilung verinnerlichst und Timing-fest bist. Und nein, das kommt nicht wie von alleine aus dem Himmel auf die Erde geflogen. Das muss man wirklich präzise üben. Immerhin trägst du als Motor der Band große Verantwortung für den Zusammenhalt.

Als Bassist darfst du dich als Uhrwerk der Band nicht verspäten | Foto: Shutterstock von Erta

Sinnvollerweise zum digitalen Metronom trainieren

Sinnvollerweise nutzt du für deine Übungssessions ein digitales Metronom. Der Vorteil solcher Geräte ist die absolute Präzision und Emotionslosigkeit. Die Taktgeber klicken auch dann noch unbeirrt korrekt weiter, wenn du längst aus der Spur geflogen bist. Korrektes Timing ist Trainingssache, da beißt der Faden keine Maus ab. Oberflächlich mag man denken, dass der Mensch für Timing geradezu geschaffen, sogar geboren ist. Die alltagsübliche Koordination ist in uns seit der Geburt angelegt. Tatsächlich aber ist er das nicht; wenigstens nicht für die unterschiedlichen Geschwindigkeiten, zumal die unter anderem vom Herzschlag, der Atmung und weiteren Faktoren bestimmt werden.

Abschied vom Grundton: Ansetzen zu den ersten Bassläufen

So, die erste Bassbegleitung hast du reinweg über die Grundtöne und mit der ternären Aufteilung hinbekommen. Logisch allerdings, dass das nicht alles ist, wenn du Blues auf dem E-Bass spielen willst. Vielmehr wirst du diverse Bassläufe entdecken und erlernen, mit denen du dein Spiel anspruchsvoller und abwechslungsreicher gestaltest. Von denen gibt es reichlich, aber wir wollen es am Anfang nicht übertreiben. Widmen wir uns der Aufteilung der akkordeigenen Töne.

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Fingersatz für sämtliche Dur-Tonarten übertragbar

Die jeweiligen Akkorde auf der ersten, vierten und fünften Stufen bestehen grundsätzlich aus drei verschiedenen Tönen, dem Grundton, der Terz und der Quinte. Bei C wären das der Grundton C, die Terz E und die Quinte G. Das C liegt auf der E-Saite im 8. Bund und wird von dir mit dem Mittelfinger gegriffen. Das E wiederum greifst du mit dem Zeigefinger im 7. Bund auf der A-Saite, das G mit dem kleinen Finger im 10. Bund der A-Saite. Merke dir den Fingersatz, denn den brauchst du für andere Harmonie bzw. Tonarten mit einheitlichem Fingerabstand lediglich verschieben.

Und schon wird gegroovt und geshuffelt

Nun haben wir drei Töne; der Takt besteht aber aus vier Vierteln. Dumm gelaufen? Im Gegenteil, genau diese Töne nutzt du nun für deinen ersten Walking Bass. Jeweils auf die Viertel spielst C – E – G – E und wiederholst die Tonfolge. Dem Standardbluesschema folgend schwingst du dich für die vierte Stufe mit demselben Fingersatz eine Saite höher, für die fünfte Stufe verschiebst du den Fingersatz auf der A-Saite um zwei Bünde nach oben. Jetzt noch shuffeln. Und schon hast du entscheidende Fortschritte beim Blues auf dem E-Bass gemacht.

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Auch auf dem Kontrabass gibt es verschiedene Spiel- und Anschlagstechniken. Falls du dich dafür interessiert, schauen doch mal auf unseren Artikel zum Thema „Slappen auf dem Kontrabass“.

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