Gibson SG – Geschichte und Hintergründe zum E-Gitarren-Klassiker

Die Ikone für alles, wo auch nur annähernd Rock draufsteht

Foto: Shutterstock von 26kot

Sie gehört zu den berühmtesten E-Gitarren schlechthin und schreibt seit mehr als 60 Jahren eindrucksvolle Musikgeschichte. Etliche Heros wie Eric Clapton oder Angus Young haben sie als ikonische Gitarre in der Welt des Rock positioniert. Dabei sollte sie anfangs lediglich ein Update für die Les Paul sein:  Hier ein paar Hintergrundinfos zur Gibson SG.

Check it: Klassiker und Ikonen – Die Gibson SG gehört dazu

  • Die Gibson SG sollte eigentlich die Les Paul ersetzen
  • Les Paul und Gibson gerieten über das radikal veränderte Design in Streit
  • SG steht ganz einfach für Solidbody Guitar
  • Angus Young machte die Gibson SG zur Legende
  • Die SG-Family reicht von der Junior bis zu Custom-Shop-Modellen

Gibson SG kaufen – Gitarre mit kurioser Entstehungsgeschichte

Das war schon eine wirre bis irre Produktpolitik, die das bereits in frühen musikalischen Jahren arrivierte Unternehmen Gibson mit seinen ersten Solidbody-Gitarren hinlegte. Im Jahr 1952 waren die ersten Modelle der Les Paul auf dem Markt erschienen, kurioserweise damals noch mit zwei P90 Singlecoil-Pickups ausgestattet, obschon Gibson doch insbesondere für die Bestückung mit Humbuckern bekannt war und ist. Die „Paula“ wurde als erste E-Gitarre mit massivem Korpus und ohne Feedback-anfällige F-Löcher ziemlich schnell zum Top Seller des Unternehmens. Soweit noch nichts Kurioses.

Als die Paula förmlich aus der Zeit gerutscht war

Allerdings preschte ziemlich zeitgleich auch Fender rasant nach vorn und besetzte beispielsweise mit der Telecaster die rangoberen Plätze in der Country-Musik, deckte den aufkeimenden Rock’n’Roll schließlich mit Tele- und Stratocaster-Modellen ab und in der Surf-Music war für die als eher konservativ empfundene Gibson Les Paul ohnehin kein angestammter Platz vorhanden.

In der verbliebenen Nische des Jazz und der Unterhaltungsmusik, war die Les Paul noch bedeutend, aber auch in diesem Segment wurde der Wind mit der Jazzmaster von Fender spürbar ungemütlicher. Tatsache der Stunde war: Gibson hatte ein Image- und somit Absatzproblem. Die Paula war förmlich aus der Zeit gerutscht. Tatsächlich war sogar das Renommee der Marke Gibson gefährdet. Es musste eine Lösung her, aber bitte schnell.

Die SG sollte die Lösung gegen der Verlust der Paula-Marktanteile sein | Foto: Shutterstock von agwilson

Radikal verändertes Design zum Ärger von Les Paul

Entschieden wurde, die Gitarre radikal zu überarbeiten, die Produktion der Les Paul Ende 1960 einzustellen und durch ein neues Modell zu ersetzen, nämlich die damals sogenannte Gibson Les Paul SG. Ja, richtig gelesen, die sollte anfänglich als Modell als auch namentlich die Les Paul ersetzen, obschon sie nicht annähernd deckungsgleich designt war. Vielmehr handelte (und handelt) es sich bei der Paula bekanntlich um ein Modell mit lediglich einem Cutaway, während die SG über zwei Cutaways verfügt.

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Gibson SG Special Ebony
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„Diese Gitarre hatte nichts mehr mit meinem Design zu tun“

Dem Namensgeber der Les Paul – Lester William Polsfuss – war die Entwicklung und Entscheidung ebenso offenkundig wie nachvollziehbar ein Dorn im Auge. Inzwischen gibt es zahlreiche Geschichten, deren Wahrheitsgehalt keiner mehr nachvollziehen kann. Allgemein glaubhaft bekannt ist allerdings, dass die Entwicklung der SG einer der Hauptgrund für die Trennung von Gibson und Les Paul war. Das ging sogar soweit, dass Lester sich von der neuen Gitarre, die noch seinen Namen im Konterfei trug, öffentlich distanzierte: „Diese Gitarre hatte nichts mehr mit meinem Design zu tun.“

Vielleicht doch deutlich zu früh aufgeregt

Offensichtlich aber zu frühzeitig und zu unbedacht überhastet. Denn mit ein wenig Geduld wäre das keinesfalls nötig gewesen. Schließlich wurde die Gibson Les Paul SG bereits 1963 in Gibson SG umbenannt, exakter ausgedrückt handelte es sich um eine Gibson SG Standard. Ebenso wurde die Produktion der Paula später – glücklicherweise – wieder aufgenommen. Was aber machte und macht die SG so besonders?

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Gibson SG Special Vintage Cherry
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Wie man einen simplen Namen mystisch verkorksen kann

Zunächst war da mal die wirklich simple Namensgebung. So steht „SG“ ganz einfach für Solidbody Guitar. Immer wieder wurden im Laufe der Jahrzehnte spezielle Bedeutungen in den abgekürzten Namen hineininterpretiert, womit wir wieder mal sehen, dass man mit ein wenig Fantasie auch den letzten Blödsinn in die Fake-Welten schmettern kann. Und nein, die Buchstaben stehen nicht für „Sixties Guitar“ und erst für „Satan’s Guitar“. Die beiden „Hörner“ keinesfalls das Geweih des Teufels, sondern schlichtweg Cutaways. Die Namensspielchen sind witzig, aber nicht ausschlaggebend, wenn du eine Gibson SG kaufen willst.

Nein, SG bedeutet nicht Satans Guitar, sondern einfach Solidbody Guitar | Foto: Shutterstock von Ken Cook

Mehr Platz für den Fuhrmannsgriff durch zweiten Cutaway

Grundsätzlich ist die SG also eine Solidbody-Gitarre mit nicht nur einem, sondern zwei Cutaways, mit dem sich daraus ergebenden Vorteil, dass die hohen der in der Regel 22 Bünde komfortabel bespielt werden können. Auch dafür gibt es eine vom überlieferte Erklärung vom Firmeninhaber. So sei der hauptsächliche Grund für den zweiten Cutaway gewesen, dass die Musiker zunehmend die sechste Saite mit dem Daumen griffen.“

Und tatsächlich waren vermehrt Gitarristen am Start, die sich von der klassisch geschulten Haltung verabschiedeten und als Autodidakten mit dem Fuhrmannsgriff den Daumen auf der tiefen E-Saite einsetzten. Allerdings eher selten in ab dem 12. oder 15. Bund aufwärts. Tatsache jedoch bleibt, dass die Finger einfach in den hohen Bünden spielen können, wenn sie von Hand und Daumen auf derselben Höhe unterstützt werden. Wenn du eine Gibson SG kaufen möchtest, kannst du dich auf beste Bespielbarkeit bis in die höchsten Bünde freuen.

Rockige Bestückung und kurzer Halsansatz

Ein weiterer maßgeblicher Unterschied war die eben nicht vorhandene Wölbung des Korpus. Sowohl auf der Vorder- als auch Rückseite war die Gitarre flach gehalten, lediglich mit vorsichtig ergonomischen Rundungen an den Seiten. Beim Material hatte man sich traditionellerweise für Mahagoni entschieden, das sowohl für den Korpus als auch den Hals zum Einsatz kam. Bestückt waren die Modelle erst mit P90ern, je nach Modell dann auch mit zwei Humbuckern, die für einen markant druckvollen und nicht minder rockig definierten Klang sorgen sollten. Unterstützt wurde die Präsenz auch durch die kurze und sehr spezielle Hals-/Korpus-Verbindung.

Eingeschränkteres Sustain und dadurch direkterer Sound

Im Laufe der jungen Jahre wurden mehrere Verbindungsarten ausprobiert, allesamt mussten der Voraussetzung der kurzen Strecke entsprechen, die sich aus den beiden Cutaways ergab. Die Verbindung musste auf Höhe des 21. Bundes geschaffen werden. In der Folge war das Sustain etwas eingeschränkter als bei der Paula, was bei allem, was annähernd mit Rock zu tun hatte, auch gewünscht war. Die SG hatte fortan einen eigenen, identifizierbaren Sound.

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Gibson SG Standard HC
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Alles auf eine SG-Karte gesetzt, Spiel zum Positiven gedreht

Ein Modellwechsel ist in jeder Branche ein riskantes Unterfangen, bei Musikinstrumenten aufgrund der emotionalen Identifikation erst recht. Doch Gibson hatte mit der SG offensichtlich auf das richtige Pferd gesetzt. Immerhin konnten ab 1961 innerhalb von drei Jahre rund 6.000 vom Modell SG Les Paul verkauft werden. Ab 1963 erlaubte man ihr dann den künftigen Namen. Gibson hatte mit dem Erfolg das – wie Fußballer sagen würden – Spiel gedreht, war wieder ganz vorne mit dabei und konnte die in die neuen Produktionskapazitäten getätigten Investitionen amortisieren. Bis Mitte der 60er-Jahre brachte Gibson 100.000 SG-Gitarren in die Läden.

Wenn die Familienmitglieder streiten und allesamt gewinnen

Interessant in dem Zusammenhang ist, welche Auswirkungen innerfamiliäre Machtkämpfe haben können. Zunächst hatte die SG ab etwa 1961 erst recht ab 1963 die Les Paul verdrängt. Dann aber wurde im Jahr 1968 die Produktion der Les Paul wieder aufgenommen. Die kam nun genau zum richtigen Zeitpunkt im populärer werdenden Blues sowie der psychedelischen Musik. Die Gründe sind vielschichtig, spätestens als Jimmy Page mit einer Les Paul die Bühne betrat, war es Zeit, das alte Modell wieder in die Familie aufzunehmen.

In der Folge passierte der Umkehrschluss, die SG wurde jetzt von der Les Paul ausgebremst, beinahe bis zum zwischenzeitlichen Todesstoß. Problematisch waren in dem Zusammenhang ebenfalls Qualitätsprobleme der SGs, die etwa um 1970 produziert wurden. Das vermutlich unerfreulichste: Der Halsansatz wurde verändert, dadurch verlor die Gitarre ihre Ursprünglichkeit. Es sollte nicht lange dauern, bis man die Fehlentscheidung revidierte.

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Gibson SG 61 Standard VC
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Über Jahre wollte jeder sein und spielen wie Angus

Wesentlich dazu beigetragen, dass die SG eben nicht den Bach hinunterging hatte logischerweise ein gewisser Angus Young. Der ebenfalls mittlerweile legendäre Gitarrist und Mitgründer von AC/DC turnte ab 1973 mit dem Schulranzen auf dem Rücken über die Bühnen dieser Welt, erlebte Mega-Erfolge und ist bei seinen Fans untrennbar mit der Heritage-/Cherry-farbigen SG verbunden. Es gab Zeiten, da wollte jeder spielen wie Angus. Und natürlich musste für die im wahrsten Sinne des Wortes schweißtreibenden Riffs auch die passende Gitarre her: Wenn du eine Gibson SG kaufen möchtest, weißt du, was dich erwartet.

Auch der Schulranzen wurde zum Markenzeichen der SG | Foto: Shutterstock von Photography Stock Ruiz

Vom zwischenzeitlichen Desaster zur qualitativen Ikone

Selbstverständlich hatte es im Lauf der mittlerweile mehr als 60 Jahre seit den ersten Entwürfen der SG zahlreiche Versionen und Produktbezeichnungen gegeben. Manche Modelle waren genial, andere auch aufgrund von wechselnden Produktionsstätten und Inhaber-Verhältnissen schlichtweg unsäglich. Doch diese Qualitätsprobleme wurden in kleinteiliger Tüftelei behoben, wodurch die heutigen Instrumente mit verlässlichen Eigenschaften überzeugen. Die vier grundlegenden Modelle der SG-Familie unterscheiden sich vordringlich durch die verwendeten Bauteile und somit auch preislich.

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Gibson SG Standard EB
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Sortimentsaufbau nach Qualitäts- und Preisklassen

Den Einstieg in die heutige Gibson SG-Familie bildet die SG Junior. Die Elektronik zeichnet sich bei diesem Modell durch die Bestückung mit einem P90 Dog Ear Bridge-Pickup aus. Die nächste Stufe, wenn man das so ausdrucken darf, ist die SG Special, ausgestattet mit einem zweiten P-90-Tonabnehmer in der Halsposition. Eine qualitativ höherwertige Variante ist dann die SG-Standard, die hinsichtlich ihrer Ausstattung weniger eingeschränkt ist. Vielmehr werden je nach Modell unterschiedliche Tonabnehmer verbaut. Dabei wird – wie in der modernen Gitarrenwelt üblich – längst mit allem Denkbaren aus dem Vollen geschöpft.

Unbedingt mal anklopfen und die SG-Family kennenlernen

So werden etwa Modelle mit Tremolo angeboten, was in den ersten Baureihen noch nicht vorgesehen war. Ebenso wird bei den Standards und erst recht den Custom-Shop-Modelle mit kältebehandelten Bünden experimentiert und vielem mehr. Wer nach einer schlichten E-Gitarre mit druckvollem und gleichermaßen individuellem Sound sowie klassischem Look sucht, die sich für alles eignet, was auch nur annähernd mit Rock zu tun hat, sollte unbedingt mal anklopfen und die SG-Familien kennenlernen.

Die SG sollte die Nachfolgerin der Les Paul werden. Hier gibt’s mehr Details: „Les Paul – Klassiker-Modell der musikalischen Dreifaltigkeit“.

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