Wer sich mit der E-Gitarre anfreunden und darauf austoben möchte, benötigt neben dem Instrument selbst ein wenig Zubehör wie Kabel, Saiten, Stimmgerät. Das wichtigste Zusatzequipment für zukünftige Saitenakrobaten allerdings ist der Verstärker. Andernfalls heißt es: „Wie du hörst, hörst du nix“. Doch welche Features sollte der Gitarrenverstärker für Anfänger haben und welche Leistung macht Sinn? Schauen wir mal!
Gitarrenverstärker für Anfänger: Perspektivisch vordenken?
Als ambitionierter Beginner auf der E-Gitarre wirst du Schritt für Schritt immer besser werden. Und damit stehst du auch in Sachen Equipment vor sich wandelnden Herausforderungen. Anfangs wirst du vermutlich fast ausschließlich zu Hause üben wollen. Dann erweiterst du deine Kreise, spielst mit anderen zusammen, vielleicht mit deiner ersten Band in der Schule oder im Proberaum. Und irgendwann erklimmst du die ersten Bühnen.
Somit stellt sich die Frage, ob du all diese Situationen mit einem Gitarrenverstärker für Anfänger abdecken kannst. Das will sagen: Kann es sinnvoll sein, gleich in einen Verstärker mit gehöriger Lautstärke und sämtlichen denkbaren Features zu investieren, damit du für alle Gegebenheiten zwischen Wohnzimmer und Big-Bühne oder Aufnahmestudio bereits beim Startschuss gewappnet bist?
Die Antwort lautet „glücklicherweise nein“. Das wäre bei einem Gitarrenverstärker für Anfänger der eindeutig verkehrte Ansatz. Ein professionell bühnentauglicher Gitarrenverstärker kostet weitaus mehr als ein Übungsverstärker. Eine Ausgabe, die anfangs schlichtweg nicht nötig ist.
Hinzu kommt, dass du mit einem bühnentauglichen Amp daheim kaum vernünftig üben kannst, ohne die wütenden Kommentare von Familie und Nachbarn herauszufordern. Die verfügbare Power kannst du daheim nicht annähernd ausreizen. Weshalb also solltest du für 100 Prozent Geld ausgeben, wenn du allenfalls 10 Prozent nutzt? Eine Ausgabe, die zum jetzigen Zeitpunkt schlichtweg noch nicht nötig ist. Vor diesem Hintergrund die gute Nachricht: Wirklich sehr vernünftige Gitarrenverstärker für Anfänger werden bereits ab einem Preisbereich von 100 Euro, teils sogar darunter, angeboten.
Wieviel Dampf dein Übungsverstärker benötigt
Beginnen wir mit der Leistung. Ein Gitarrenverstärker für Anfänger, mit dem du vernünftig üben kannst, besitzt üblicherweise eine Ausgangsleistung zwischen 15 und 30 Watt. Die Leistung dürfte reichen, zu Hause in moderater Lautstärke zu üben und sich ebenso im Proberaum durchzusetzen. Wohlgemerkt, wir reden hier zunächst von Transistor-Combos; Röhrenverstärker mit einer Leistung von 30 Watt würden dir daheim bzw. deinen Familienmitgliedern oder Nachbarn bereits die Ohren wegpusten.
Sound wichtiger als Ausgangslautstärke
Weitaus wichtiger als die durchsetzungsfähige Leistung ist bei einem Gitarrenverstärker für Anfänger, dass er bei geringer Lautstärke vernünftig klingt, zumal du nur so ein gutes Spielgefühl entwickeln kannst. Es muss also eine Equalizer-Sektion verbaut sein, wobei du sinnvollerweise Höhen, Mitten und Bässe justieren kannst. Wichtig auch, damit es dir Spaß macht, sind die Regler für Gain, Volume und Master, mit denen du eine Verzerrung erreichst. Umso besser allerdings – in den Kindertagen dieser kompakten Verstärker nicht denkbar – wenn zudem eine digitale Effektsektion mit an Bord ist.
Klingt nach viel Geld; doch der Eindruck trügt. Möglich ist das spätestens seit Aufkommen der Modeling-Technologie auch bei preisgünstigen Amps. Es macht einfach mehr Freude, bereits beim Üben einen vernünftigen Klang mit Modulations- und Raum-Effekten zu garnieren. Schauen wir uns ein konkretes Beispiel an:
Kleines Wildpferd mit integrierter Modeling-Sektion
Seit Jahren sehr beliebt ist der Mustang LT25 von Fender. Der Combo ist mit Features vollgepackt, die bei einem Verstärker dieser niedrigen Preisklasse so nicht vorausgesetzt werden können. Da dürfen wir auch gerne mal schwärmen. Noch mehr für so wenig Geld, kaum vorstellbar. Der E-Gitarren-Combo hat wirklich durchdachte Features mit an Bord:
So ist er mit integriertem Stimmgerät, USB-Anschluss, Kopfhörer-Anschluss sowie AUX-Input ausgestattet. Zudem verfügt der Amp über eine Effektsektion mit 25 Effekten wie Chorus und er Amp-Simulation mit 20 Amp-Typen. Alle Settings lassen sich als Presets speichern und bei Bedarf abrufen.
Ideal nutzbar als Gitarrenverstärker für Anfänger ist er auch aufgrund seiner Leistung von 25 Watt und des zurückhaltenden Gewichts. Der beschriebene Modeling-Amp von Fender hat den Vorteil, dass du damit auch den nächsten Schritt gehen kannst, den Weg in den Proberaum, sofern die Band nicht zu laut spielt. Andernfalls müsstest du ein Mikrofon davor platzieren.
Und es geht noch kompakter – Übungsverstärker im Reiseformat
Geht es reinweg um das Üben zu Hause oder unterwegs, gibt es noch deutlich kompaktere Lösungen, allerdings auch mit geringerer Leistungsausbeute. Bereits der Name des FLY 3 Bluetooth Mini Amps von Blackstar weist darauf hin, dass du diesen musikalischen Zwerg mit 3 Watt Leistung nicht nur in deiner Bude, stattdessen auch als Reise-Verstärker verwenden kannst.
Anders als der zuvor beschriebene Gitarrenverstärker für Anfänger hat er keine umfassende Effektsektion und ist eher spartanisch ausgestattet. Integriert ist ein Delay. Ausgestattet ist der Mini-Verstärker mit Bluetooth-Schnittstelle und AUX-In, sodass du deine gewünschten Songs zuspielen und dazu üben kannst. Natürlich ist ein Kopfhörer-Ausgang vorhanden; dem Recording-Ausgang wurde sogar eine Speaker-Simulation verpasst. Viel Funktion bei einem Gewicht von gerade mal 1 kg.
Über die unterschiedlichen Bauarten der Gitarrenverstärker
Selbstverständlich ist uns allen bewusst, dass es Amps in äußerst unterschiedlichen Ausführungen und vom Low-Budget-Bereich bis zum High-End-Sektor zu sehr unterschiedlichen Preisen gibt. Um dir eine Entscheidung zu ermöglichen, welcher Gitarrenverstärker für Anfänger wie dich passen kann, ist es sicherlich sinnvoll, wenn wir zum besseren Verständnis einen Blick auf die verschiedenen Arten von Gitarrenverstärkern werfen.
Soundfragen zwischen Röhre, Transistor und digital
Oberbegrifflich unterschieden wird zwischen Röhrenverstärkern, Transistorverstärkern, den sogenannten Hybridverstärkern, die sowohl Röhren aus auch Transistoren mit an Bord haben, und schlussendlich als aktuell besonders angesagte und moderne Variante den Modeling Amps. Die technisch detaillierte Erklärung wollen wir an dieser Stelle nicht übertreiben. Vermutlich würde das den Rahmen sprengen.
Der Sound wird in der Vorstufe geformt
Klar sollte dir aber sein, dass die Amps üblicherweise eine Vorstufe und eine Endstufe besitzen, also einen Vorverstärker und eine für die Leistung verantwortliche Endstufe. Welche Bedeutung das für den Sound hat, ist gut am Beispiel der Röhrenverstärker darstellbar. Für den typischen und insbesondere bei Rockgitarristen so beliebten Zerrsound verantwortlich ist zunächst die Vorstufe.
Entscheidend für Clean oder Zerre ist die Übersteuerung
Wie der Name sagt, ist ein Röhrenverstärker mit Röhren bestückt. Und zwar in der Vorstufe und auch in der Endstufe. Hauptverantwortlich für den Grundsound ist, inwieweit du die Vorstufenröhren in die Sättigung treibst. Wünscht du dir einen rockigen Zerrsound, wirst du das Eingangssignal der Vorstufe übersteuern, indem du den Gain anhebst, andererseits den Gesamt-Output zurückdrehen, zumal auch die Vorstufe einen nicht unbedeutenden Anteil an der Lautstärke trägt.
Denkst du dieses Prinzip umgekehrt, ist das die Lösung für deinen Clean-Sound. Wählst du einen geringen Gain, demgegenüber aber einen hohen Output über das Master-Poti des Amps, bleibt der Sound sauber und unverzerrt. Dazwischen gibt es endlos viele weitere Einstellmöglichkeiten.
Als Gitarrenverstärker für Anfänger meistens zu laut
Der Vorteil der Röhrenverstärker kann zugleich der unpraktische Nachteil als Gitarrenverstärker für Anfänger sein. Diese Teile sind laut, oftmals zu laut. Zumindest dann, wenn du den optimal möglichen Sound aus dem Verstärker kitzeln willst. Röhre bedeutet Volldampf. Die Röhren müssen mit dem entsprechenden Input und beinahe in Volllast angefahren werden, damit sie ihre speziellen Qualtäten überhaupt ausspielen können.
Und wenn du ohnehin nur bei moderater Lautstärke üben und spielen kannst, macht ein Vollröhrenverstärker deshalb eben kaum Sinn. Zwar gibt es technische Möglichkeiten, die Lautstärke bei voller Soundausbeute zu reduzieren, so beispielsweise Powersoaks, Attenuatoren und Leistungsreduzierer. Die aber kosten zusätzlich Geld und die Vollröhrenverstärker sind ohnehin nicht die preiswertesten Kameraden.
Hybrid-Verstärker: Das Beste aus beiden Welten
Hybrid-Verstärker waren vor etlichen Jahren gewissermaßen die Antwort auf reine Transistorverstärker. Den Markt betraten Transistor-basierte Amps übrigens bereits vor den Vollröhrenverstärkern. Die frühen Hersteller hatten eigentlich den Clean-Sound im Sinn. Die Musiker hingegen, standen eher auf die rockigen Zerr- und Brat-Sounds, was die Pioniere des Verstärkerbaus ziemlich verwunderte. Aber sie reagierten.
Irgendwann kamen findige Köpfe auf die Idee, das Beste aus beiden Welten miteinander zu kombinieren. Die Quintessenz waren die Hybridverstärker mit Vorstufenröhren und Transistor-Endstufe, bei denen insbesondere die Endstufe nicht mehr in die Sättigung getrieben werden musste. Diese Modelle klingen sehr authentisch, wobei die Endstufe nicht mehr für den Sound, sondern wirklich nur für die Lautstärke verantwortlich ist. Der Rest ist Geschmackssache.
Die Innovativen: Modelling-Amps
Bei den sogenannten Modelling Amps handelt es sich um die moderne und derzeit besonders belliebte Variante. Dabei dürfen wir von einem aktuellen Siegeszug sprechen, der vielfach sogar im unmittelbaren Zusammenhang mit der Digitalisierung steht. Neben diversen innovativen und zeitgemäßen Features wie etwa USB-Anschlüssen einer der bedeutendsten Aspekte ist die digitale Effektsektion mit speicherbaren Effektkonstellationen und vielem mehr.
Diese Verstärker klingen erstaunlich gut und scheinen bisweilen sogar den Klassikern den Rang abzulaufen. In kompakten Versionen sind das gute Gitarrenverstärker für Anfänger. Ein gutes Beispiel dafür ist beispielsweise der Boss Katana 50 Gen 3. Ein Amp mit 50 Watt, den du aber auch bei voller Soundausbeute bis auf 0,5 Watt runterregeln kannst.
Multieffekt mit Headphone-Ausgang als Ersatz für Gitarrenverstärker für Anfänger?
Eine pragmatische Alternative für den Übungsverstärker kann ein Multieffektgerät mit Kopfhörerausgang sein. Davon gibt es etliche vernünftige Modelle. Bewusst sein sollte dir allerdings der Nachteil, den du keinesfalls den Multieffekten zuschreiben kannst, sondern eben nur der Tatsache, dass du ohne physischen Gitarrenverstärker übst:
Spielst du ausschließlich (!) über einen Multieffekt, den du per Kopfhörer abhörst, badest du möglicherweise in einer beeindruckenden Sound-Suppe. Letztlich aber sorgt die meist ausschließlich digitale Rückmeldung dafür, dass du eine andere Anschlagtechnik entwickelst. Auch können sich Fehler einschleichen, die du über die offene Akustik der Gitarrenverstärker fürAnfänger nicht zulassen würdest.
Und bevor das jemand falsch verstehen möchte: Ja, Effekte und Multieffekte sind grundsätzlich eine gute Sache. Jedenfalls sofern du nicht zu den absoluten Puristen gehören möchtest. Doch sie sind üblicherweise lediglich ein Teil des Setups, werden zwischen Gitarre und Verstärker oder in den Einschleifweg des Amps geschaltet, und eben kein Ersatz für Gitarrenverstärker für Anfänger. Niemand versucht hier, an der Ehre von Multieffekten zu kratzen.
Einsteiger- oder Übungsverstärker auch langfristig eine gute Sache
Zurück zu deinen Kreisen, die du als werdender Gitarrist immer weiter ausdehnen wirst: Durchaus denkbar ist es, einen für die heimischen vier Wände gedachten Übungsverstärker so zu wählen, dass er auch den Schritt in den Proberaum mitmacht. Dadurch würdest du dir die nächste folgerichtige Investition sparen. Die Ausgabe für einen kleinen, kompakten Übungskameraden wirst du auch langfristig nicht bereuen. Schließlich ist es auch so, dass Profis und andere gestandene Gitarristen oftmals einen „großen“ Verstärker für Proberaum und Bühne und eine handlichere Lösung als Übungsverstärker besitzen.
Du möchtest mehr Praxis-Tipps zu E-Gitarre und Equipment-Fragen? Dann schau doch mal auf den Artikel zum Thema „Wieso du einen Umschalter für Bodeneffekte benötigst“.