Sie waren einst die bedeutenden E-Gitarren aus deutscher Fertigung schlechthin: Framus-Gitarren wurden sogar von den Beatles und weiteren Stars gespielt. Dann verschwanden sie der Versenkung und hielten Dornröschenschlaf, bis zu wieder zum Leben erweckt wurden. Sie haben es verdient, Framus-Gitarren gehören längst zu den Klassikern: Made in Germany!
Check it: Framus-Gitarren – Klassiker Made in Germany
- Alles begann mit dem Geigenbau 1946
- John Lennon besaß eine Framus „Hootenanny“, Elvis spielte eine Tango und eine Riviera, Keith Richards war auch an Bord, Peter Kraus hatte ein eigenes Modell
- Ende der 1970er-Jahre war Ende, 1995 kam Framus unter dem Dach von Warwick zurück
- Die bekanntesten Modelle sind die Panthera, die Diablo, die Hollywood, die Manhatten oder die Camarillo
- Unter den großen Namen fest etabliert
Framus-Gitarren – Klassiker mit bewegter Geschichte
Es gibt die Gitarren, die scheinbar jeder spielt, und diejenigen, mit dem gewissen Exotenfaktor. Und wenn ein Exot hierzulande direkt aus Deutschland stammt, scheint das durchaus ein wenig paradox. Doch exakt so verhält es sich mit den Gitarren von Framus. Tatsächlich handelt es sich dabei um einen der ersten deutschen Hersteller von elektrischen Gitarren. Einst schon in der Versenkung verschwunden, sind Framus-Gitarren aus dem Legendenkeller wieder auferstanden. Dahinter steckt eine gehörige Portion Geschichte mit reichlich Berg- und Talfahrten.
Anfangs wurden in der Werkstätte Geigen gebaut
Die Lebenslinie der Traditionsmarke Framus begann unmittelbar nach dem Krieg. Die erste Werkstätte wurde 1946 in Möhrendorf eröffnet, bereits zwei Jahre später wurde die Produktion ins nahegelegene Baiersdorf verlagert. Schnell wurden die Kapazitätsgrenzen erreicht. Oder um es bodenständiger auszudrücken: Die Bude wurde schnell zu eng. Bereits 1954 erfolgte der Umzug ins fränkische Bubenreuth, das sich als Ansiedlung der Schönbacher Geigenbauer herauskristallisiert hatte. Dort wurde eine Fabrik mit einer Produktionsfläche von 2.200 qm auf die Beine gestellt, wo 170 Instrumentenbauer rund 2.000 Instrumente im Monat herstellten. Allerdings: mit Gitarren, erst recht E-Gitarren, hatte man damals noch herzlich wenig zu tun. Gebaut wurden Geigen.
Als die Musikwelt auf den Kopf gestellt wurde
Dann stellte der Rock’n’Roll die musikalische Welt förmlich auf den Kopf. Die Ära der Beatles, Stones und Co. war eingeläutet, die Nachfrage nach E-Gitarren schien förmlich zu explodieren. Das Resultat: Aus den Geigenbauern wurden Gitarrenbauer. Und zwar mit großem Erfolg. John Lennon besaß seit 1965 eine Framus „Hootenanny“, auf der auch George Harrison gelegentlich spielte. Paul McCartney begann seine Karriere auf einer Gitarre der Zenith-Line, die Boosey & Hawkes bei Framus-Gitarren bauen ließ. Der King of Rock’n’Roll Elvis Presley spielte eine Tango 5/57 aus den 50er-Jahren und eine Riviera 5/54 von Mitte der 1960er-Jahre. Auch Keith Richards von den Rolling Stones spielte Framus-Gitarren. Ebenso wurden die Gitarren von Volker Kriegel und Jan Akkerman eingesetzt. Dem deutschen Rock’n’Roll-Star Peter Kraus wurde eine leicht zu spielende 4-saitige E-Gitarre auf den Leib geschnitten. Auch Bill Wyman von den Rolling Stones hatte einen Endorsement-Vertrag und spielte über mehrere Jahre den Framus Star Bass. Bis Ende der Siebziger war Framus-Gitarren – die Fränkische Musikinstrumenten-Erzeugung Fred Wilfer KG – der wohl bedeutendste E-Gitarren-Hersteller in Europa.
Angeschlagen durch den fernöstlichen Copyshop
Doch trotz aller teils weltweiten Erfolge war die Fima angeschlagen. Auch der immer prominenter werdende Markenname konnte das Unternehmen Ende der 1970er-Jahre nicht vor dem Konkurs bewahren. Die Gründe dafür sind nicht wirklich bekannt, zumal das Framus-Archiv verlorenging. Die Gerüchteküche reicht von innerbetrieblichen Differenzen bis zu finanziellen Problemen, verbunden mit der damals zunehmend aufkeimenden Konkurrenz aus Japan. Die Rede ist sogar davon, dass Industriespionage dem Unternehmen letztlich den Dolchstoß versetzt haben soll.
So wurde in einer TV-Dokumentation berichtet, es habe in der Blütezeit von Framus-Gitarren eine Besichtigung einer japanischen Besuchergruppe im Framus-Werk gegeben, während der die Arbeitsabläufe ohne Wissen der Unternehmensführung detailliert fotografiert wurden. Später kamen dann die ersten Gitarren und Bässe aus dem fernöstlichen Copyshop auf den Markt, die den deutschen Instrumenten merkwürdigerweise äußerst ähnlich sahen, nur eben weitaus preisgünstiger waren. Framus-Gitarren hatte sich unter der Leitung des Firmengründers Fred Wilfer zwar einen Legendenstatus erarbeitet. Doch plötzlich wurde es still; die Marke war tot. Die Produktion wurde letztlich Anfang der Achtziger eingestellt.
Wiederauferstehung unter dem Dach von Warwick
Hans-Peter Wilfer, der Sohn von Fred Wilfer, hatte seine gesamte Kindheit in der Firma seines Vater verbracht. 1982 gründete er im Alter von gerademal 24 Jahren die Firma Warwick mit heutigem Sitz in Markneukirchen im sächsischen Vogtland nahe der tschechischen Grenze, die hauptsächlich mit ihren E-Bässen ähnliche Erfolge wie zuvor Framus mit akustischen und elektrischen Gitarren feiern sollte. 1995 gab’s dann die Wiederauferstehung von Framus unter dem Dach der Warwick GmbH & Co. Music Equipment KG.
Unterschieden in drei Preis- und Ausstattungskategorien
Zu allererst wird bei Framus E-Gitarren zwischen Masterbuilt, Teambuilt und der Standard-Dragon-Serie unterteilt, die sich insbesondere durch die verwendeten Hölzer, Mechaniken und weitere Komponenten unterscheiden. Jede Framus Masterbuilt Gitarre ist einzigartig. Die Teambuilt-Gitarren sind der Königsklasse wiederum sehr ähnlich, dabei allerdings hinsichtlich der Auswahl an Finishs, Hardware und Korpus-Farben auf Standards beschränkt. Die Dragon-Pro-Serie ist die preisgünstigste, wobei die Instrumente in China hergestellt und anschließend von den Framus-Gitarrenbauern in Deutschland eingestellt, getestet und bei Bedarf überarbeitet werden.
Panther, Diablo und Hollywood und weitere Spezialitäten
Zu den bekanntesten Framus-E-Gitarren gehören die Panthera, die Diablo, außerdem die Hollywood, die Manhatten oder die Camarillo. Bei der Diablo handelt es sich um ein ST-Modell, bei der Panthera um ein Single-Cut-Modell. Geradezu als selbsterfüllende Prophezeiung präsentiert sich die Idolmaker, die mit ihrem außergewöhnlichen Design jeden Gitarristen zum Idol auf der Bühne machen will. Komplettiert wird das Programm durch die Mayfield als ES-Modell in Hollow-Body-Ausführung und die Signatur-Modelle wie die WH1.
Framus-Gitarren waren Zielscheibe des Designdiebstahls
In einer Welt, die inzwischen von kopierten Gitarren nur so wimmelt und in der die Copyshop-Instrumente aus Fernost den Markt längst überflutet haben, darf man sich die Eigenständigkeit der E-Gitarren von Framus wirklich auf der geneigten Zunge zergehen lassen. So ist sind insbesondere die Diablo als auch die Panthera eben nicht von anderen Klassikern der Geschichte abgekupfert. Vielmehr sind diese und weitere der Framus-Gitarren selbst zur Zielscheibe des Ideen- und Designdiebstahls geworden.
Konzipiert mit größter Eigenständigkeit und Identifizierbarkeit
Die Gitarren punkten allesamt mit erstens individuellem und zweitens äußerst ästhetischem Design. So sind die Farben in der Regel keinesfalls Mainstream und die speziellen Shapings bei der Diablo, Panthera und Idolmaker schon beinahe zum Markenzeichen geworden. Bereits auf den ersten Blick merkt man, dass die Entwickler nicht lediglich irgendwelche Maschinen in der Serienfertigung bedienen, stattdessen wissen, mit welcher Korpus-Form Gitarristen sich wohlfühlen und dass Musiker ihre ganz eigenen Vorstellungen von bühnentauglichen Designs und Farbkombinationen haben.
Keine Lust auf Einheitsbrei aus dem Windkanal
Letztlich gehört heutzutage auch eine gute Portion Mut und Selbstbewusstsein dazu, sich seine Eigenständigkeit zu bewahren und von der finanziellen Verlockung der Billigproduktion fernzuhalten. Framus macht es ganz offensichtlich keine Freude mit anderen Marken vergleichbar zu sein. Mit einem Blick auf die Straßen sehen wir, dass die durch den Windkanal geschickten Autos unterschiedlicher Marken letztlich alle gleich aussehen, also gähnend langweilig. Framus-Gitarren haben mit dem Windkanal-Faktor herzlich wenig zu tun. Vielmehr ist beispielsweise der Headstock einzigartig und macht die Instrumente bereits auf Anhieb erkennbar.
Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit im Fokus
Die Nachhaltigkeit in der Produktion steht bei Framus-Gitarren ganz weit oben auf der Fahnenstange. Seit 2011 arbeitet das Unternehmen nach den Vorgaben des Eco Management and Audit Scheme, einem System der EU, das auf eine ständigere Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes abzielt. Das Umweltmanagement- und Umweltbetriebsprüfungssystem ist streng, aber auf freiwilliger Basis. Durch die Teilnahme zeigt Framus Verantwortung für die Umwelt.
Unter dem Dach von Warwick den Karriereknick überstanden
Die Geschichte von Framus war unterbrochen durch den einstigen Konkurs bis zur Neugeburt. Aber mit dem handwerklichen Können der Gitarrenbauer, der konsequenten Qualitätsfertigung als auch einer guten Portion Marketing hat die Marke sich als echte Hausnummer längst wieder etabliert. Unter dem Dach von Warwick gehört sie zu den Boliden unter den Gitarrenherstellern und beweist Marktmacht Made in Germany. Klar ist, dass Framus es nie zu solchen Verkaufszahlen wie Fender oder Gibson bringen konnte. Aber wenn ein Unternehmen aus Deutschland sich derart prominent auf Augenhöhe der weltweit führenden Marken einordnet, ist das eine mehr als bemerkenswert Tatsache.
Nicht nur Instrumente, sondern auch Kunden „produzieren“
Ein besonderes Statement, dass auch die heutige Firmenphilosophie spiegelt, kam übrigens bereits vor vielen Jahren vom ehemaligen Framus-Firmengründer Fred Wilfer: „Es kann nicht nur darum gehen, Instrumente herzustellen. Langfristig muss auch dafür gesorgt werden, Kunden zu produzieren.“ Bei Framus gestern und heute gab und gibt es immer wieder Projekte, die darauf abzielen Menschen für Musik und Instrumente zu begeistern. Allein die Webseite mit Forum, Bildergalerie und Second-Hand-Marktplatz ist die vermutlich interaktivste, unter den Herstellern und Vertrieben überhaupt. Wie bei Warwick setzt man auch bei Framus auf den Community-Gedanken. Musiker sind eben eine große Familie.
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