Oktavreinheit einstellen auch für Einsteiger machbar: Du schaffst das!

Zeitaufwendig, aber wirkungsvoll

| Foto: Shutterstock von Ljupco Smokovski

Die Oktavreinheit deiner E-Gitarre ist höchst bedeutend dafür, dass sie sich überhaupt über das ganz Griffbrett hinweg sauber stimmen und spielen lässt. Ist die nicht gegeben klingt alles grauenvoll schräg. Du kannst nichts dafür; du bist die personifizierte Unschuld. Aber du kannst es ändern. Hier unsere Infos und Tipps, mit denen du auch ohne handwerkliche Begabung die Oktavreinheit einstellen kannst:

Check it: Oktavreinheit einstellen verständlich gemacht

  • Was ist die Oktavreinheit
  • Definition Mensur und Oktave
  • Oktavreinheit messen und nachjustieren
  • Präzise einstellen, Vorsicht walten lassen

Oktavreinheit einstellen: Wofür überhaupt?

Leicht nachvollziehbar, um die Oktavreinheit deiner E-Gitarre einzustellen, musst du zunächst einmal wissen, was das ist. Zugegeben, eigentlich ist das eine Thematik, die absolute Anfänger vermutlich überfordern wird. Gerade weil sie aber so immens wichtig ist und du zudem alsbald zu den Fortgeschrittenen zählen wirst, wollen wir dich damit frühzeitig „belästigen“. Tatsächlich die Oktavreinheit ausschlaggebend dafür, dass dein Instrument überhaupt sauber klingen kann. Aber was bedeutet das Wort?

Nicht von Wortmonstren beeindrucken lassen

Lass dich von diesem für dich auf Anhieb abstrakten Wortmonstrum nicht abschrecken. Wir versuchen es schrittweise zu erklären. Und es ist wirklich deutlich simpler, als du auf den ersten Blick vermuten möchtest. Zudem gehört es zu den Grundlagen für das Gitarre-Spielen schlechthin. Wer nicht Gefahr laufen möchte, konsequent schräg zu klingen, sollte zumindest wissen, wie und weshalb man die Oktavreinheit einstellen kann oder vom Fachmann einstellen lässt. Letztlich beugt das Wissen um die Zusammenhänge unnötigen Selbstzweifeln vor.

Was die Mensur für dich zu bedeuten hat

Der erste Begriff, den wir zu erläutern haben, ist die „Mensur“. Wieder ein möchtegernwichtiger Name für eine grundsätzlich simple Sache. Sei’s drum. Als Mensur bezeichnet wird die Länge der frei schwingenden Saite. Die Saite wird also nicht gegriffen, soviel zum Ausdruck der „frei schwingenden“ Saite. Wir beziehen uns nun auf die Strecke zwischen dem Sattel auf der Kopfseite und dem Steg auf der anderen Seite der E-Gitarre. Diese Länge beträgt – von Ausnahmen abgesehen – beträgt bei  herkömmlichen E-Gitarren (auch Akustikgitarren) zwei Oktaven. Um die geht es, wenn wir die Oktavreinheit einstellen wollen.

Die Mensur ist die Länge der frei schwingenden Saite | Foto: Shutterstock von Mircea Pavel

Was ist nun schon wieder eine „Oktave“?

Okay, noch einen Schritt zurück. Spätestens dann wirst du verstehen. Bislang ist auch die „Oktave“ für dich noch ein Fremdwort. Bei einer Oktave handelt es sich um einen Tonabstand innerhalb einer Tonleiter. Nehmen wir beispielsweise die E-Saite. Das „E“ kehrt 12 Bünde höher wieder, nur eben eine Oktave höher. Dasselbe gilt für alle anderen Saiten. Jede Saite ist exakt zwei Oktaven lang. Komische Recheneinheit, aber so ist es nun mal.

Eine Gitarre hat eine Mensur von zwei Oktaven | Foto: Shutterstock von Ann Kosolapova

Drückst du eine Saite im 12. Bund nieder – oder machst über dem Bundstäbchen einen Flageolett-Ton – hast du sie um eine Oktave verkürzt, allerdings auf beiden Seiten. Und die dafür korrekte Saitenlänge – Mensur – muss bei allen Saiten gegeben sein. Andernfalls hast du keinerlei Chance, irgendeinen Griff sauber zu spielen. Alles hört sich krumm und schief an. Aber jetzt weißt du, dass du unschuldig bist. Wir müssen nur die Oktavreinheit einstellen.

Was wir benötigen, um die Oktavreinheit einzustellen

Grundsätzlich brauchst du einen frischen Saitensatz. Allein schon aus dem Grund, das ranzige, durchgespielte und korrodierte Saiten bereits Ursache für die nicht korrekte Mensur verantwortlich sein können. Die gemessene Strecke ist zwar noch dieselbe, aber da die Saiten nicht mehr in vollem Umfang klingen, kann sich eine Oktavunreinheit ergeben. Außerdem brauchst du ein Stimmgerät und einen Schraubendreher. Ach ja, auch deine Gitarre muss selbstverständlich mit Anwesenheit glänzen.

Alte Saiten runter, neue rauf

Der erste Schritt, wenn du die Oktavreinheit einstellen willst, ist es, der E-Gitarre einen neuen Satz Saiten zu spendieren. Also nimmst du zunächst die alten Saiten ab. Übrigens ist genau dieser Zeitpunkt eine gute Gelegenheit, das Instrument penibel zu reinigen, das Griffbrett von Rückständen zu befreien usw. Im nächsten Schritt ziehst du die neuen Saiten auf. Bei denen bist du sicher, dass sie noch nicht verbraucht oder überdehnt sind.

E-Gitarre mit Abstrichen bestmöglich durchstimmen

Nun wird’s vermutlich ein bisschen nervig. Du nimmst das Stimmgerät – idealerweise ein digitales mit detailreich präziser Anzeige – und stimmst die Gitarre komplett durch. Das wird rudimentär grobschlächtig funktionieren, aber nicht bis auf die letzte Feinheit genau. Der Grund, weshalb hier noch keine letztgültige Präzision möglich ist, liegt auf der Hand. Wir benennen ihn trotzdem:

Die Oktavunreinheit ist im jetzigen Status noch nicht korrigiert. Du wirst also nur bei den frei schwingenden Saiten ein akkurates Resultat erhalten. Sobald du greifst meldet sich das Problem zu Wort, weshalb wir die Oktavreinheit  einstellen wollen. Doch genau das ist auch die Basis der Fehlersuche.

Oktavreinheit messen: Saite im 12. Bund teilen

Im nächsten Stepp wollen wir herausfinden, wo der Fehler steckt. Dafür müssen wir die die Saitenlänge messen. Nein, das funktioniert nicht mit einem Zollstock oder einem Maßband. Das penible Messen ist die Aufgabe des Stimmgeräts. Stimmgerät angestellt und angehalten oder eingestöpselt. Schlag die Saite einmal leer an. Jetzt drückst du die Saite vorsichtig auf den 12 Bund. Unbedingt achten musst du darauf, dass du die Saite nicht zu stark niederdrückst und sie erst recht nicht durch den Druck deiner Finger verziehst.

Dein Adlerblick wandert auf die Anzeige des Stimmgerätes. Das muss bei beiden Anschlägen centgenau den gleichen Ton anzeigen. Tut es das, stimmt die Oktavreinheit bei dieser Saite; du nimmst dir die nächste vor. Stellst du Abweichungen auch in kleinsten Nuancen fest, hast du einen der Übeltäter gefunden. Du wirst die Oktavreinheit einstellen müssen. Du nimmst den Schraubendreher zu Hand und widmest dich dem Saitenreiter, dem kleinen Bauteil, das die Saite in der Höhe hält.

Ein guter Tuner erleichtert das Ganze | Foto: von Thomann
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Reitende Saiten, interessante Vorstellung

Das Stimmgerät kann dir anzeigen, dass der Ton zu tief ist, was bedeutet, dass die Mensur zu lang ist. Die Lösung ist, dass die Strecke der Saite verkürzt werden muss. Am Saitenreiter befindet sich eine Schraube. Die drehst du nach links. Dabei bleibst du immer schön vorsichtig, machst diesen Vorgang Stück für Stück und kontrollierst das Ergebnis immer wieder mit dem Stimmgerät. Im Resultat wird der Saitenreiter dadurch nach vorne – in Richtung des Halses – verschoben, wodurch die Mensur verringert wird.

Die ebenso häufig vorkommende Variante ist, dass das Stimmgerät dir einen zu hohen Ton anzeigt. Die Saite ist also zu kurz. Das Prinzip, nach dem du nun vorgehst, ist identisch, nur eben in eine andere Richtung. Wiederum nimmst du den Schraubendreher – üblicherweise mit Inbus-Profil – und drehst ihn vorsichtig, diesmal nach rechts. Der Saitenreiter geht wieder auf Wanderschaft, in diesem Fall in die entgegengesetzte Richtung. Die Saite wird verlängert.

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Unbedingt vor der Reiterbewegung die Saiten entspannen

Eigentlich ist das bislang wenig kompliziert, aber wir müssen dir die Arbeit leider noch ein wenig erschweren, im Sinne der Gesundheit und Langlebigkeit deiner Gitarre. Tatsächlich solltest du die betreffende Saite vor grundsätzlich jeder Bewegung des Saitenreiters lockern. Die Zugkräfte und Zugwiderstände sind immens. Im Worst-Case-Szenario könnten sich die Schrauben verziehen. Gerade günstigere Instrumente bestehen oftmals aus weniger widerstandsfähigen Bauteilen. Damit wäre die E-Gitarre ein Reparaturfall. Die Saiten mehrfach runter- und wieder raufzustimmen, kostet zugegebenermaßen viel Zeit. Eine umständliche Reparatur von ausgefransten Schrauben kosten Geld.

Die Unreinheit betrifft selten alle Saiten

Wenn du mit diesen Tipps die Oktavreinheit einstellen willst, bist du fast am Ende angelangt. Tatsächlich musst du den Vorgang bei allen Saiten einzeln wiederholen, was sich sehr zeitintensiv anhört. Normalerweise werden jedoch in sämtliche Saiten oktavunrein sein. Mal ist es eine, mal sind es zwei oder drei. Dementsprechend schnell sollte das Justieren möglich sein. Falls wirklich alle Saiten abweichen, muss man sich schon fragen, ob nicht eventuell der Hals verzogen ist. Auch den kann man korrigieren, aber das überlässt du dann doch lieber der Fachwerkstatt.

Die korrekte Mensur von Zeit zu Zeit erneut prüfen

Nun könnte man sich darüber ärgern, dass sich die Oktavreinheit im Laufe der Zeit immer mal wieder verändern und verschlechtern kann. Sollte das etwa ein Signal für mangelnde Qualität des Instrumentes sein? Keineswegs, der Grund dafür ist lediglich, dass dein Instrument zum größten Teil aus Naturmaterialien besteht: Holz. Das arbeitet bekanntlich bei unterschiedlichen raumklimatischen Bedingungen und Temperaturen. Feuchtigkeit mag es ebenso wenig wir trockene Heizungsluft oder Sonneneinstrahlung. Holz ist und bleibt nun mal ein Sensibelchen.

Zu diesen äußeren Einflüssen wie Hitze, Kälte und Luftfeuchtigkeit kommen die mechanischen Beanspruchungen. Den teils brachialen Umgang mit dem Vibrato-System muss die E-Gitarre erstmal verkraften. Auch wenn es unromantisch emotionslos klingt, bleibt es eine Tatsache: Die Gitarre ist ein Gebrauchsgegenstand mit zwangsläufiger Abnutzung. Und so muss eben auch bei der E-Gitarre von Zeit zu Zeit der Schraubendreher bzw. Inbus angesetzt werden. In unserem Fall wollen wir die Oktavreinheit einstellen und nachjustieren.

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Auch interessant: „Kopfplatte der E-Gitarre: Durchdachte Ästhetik mit Markenaussage“.

Keine Kommentare zu “Oktavreinheit einstellen auch für Einsteiger machbar: Du schaffst das!”
  1. Jürgen Boxberger

    An und für sich ein guter und nützlicher Ratgeber, dazu noch verständlich geschrieben. Mir fehlt allerdings der Hinweis, frische Saiten beim Aufziehen richtig zu dehnen. Das Dehnen wird sehr oft, meist aus Unwissenheit, unterlassen. Wenn sich die Saiten dann immer wieder verstimmen – trotz korrekter Oktavreinheit – fördert das den Frust zusätzlich und die Bereitschaft, sich mit Gitarrentuning zu beschäftigen, nimmt wieder ab. Ansonsten: Daumen hoch!

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