Ein Thema für bereits Fortgeschrittene ist die ideale Intonation auf dem Instrument zu erreichen. Es gibt diverse Schritte, mit denen die Stimmbarkeit optimiert und verbessert werden kann. Auf der anderen Seite sind Saiteninstrumente mit Intonationsproblemen schlichtweg nicht vernünftig spielbar. Wir schauen uns gemeinsam an, wie du auf der Gitarre die Oktavreinheit einstellen kannst:
Check it: Oktavreinheit einstellen für optimale Stimmbarkeit
- Was bedeutet Oktavreinheit
- Prinzip der beiden Mensur mit zwei Oktaven
- Stolpersteine einkalkulieren
- Saiten und Hals kontrollieren
- Saitenreiter und Sattel als zielführende Problemlöser
Oktavreinheit einstellen: Was das überhaupt bedeutet
Die Mensur einer Gitarre beträgt pro Saite zwei Oktaven. Das bedeutet, dass die frei schwingende Saite zwischen dem Steg auf der einen und dem Sattel auf der anderen Saite in exakt diese beiden Oktaven aufgeteilt werden kann und aufteilbar sein muss. Ist dieses korrekte Verhältnis nicht auf sämtlichen Saiten gegeben, kann das Instrument nicht korrekt gestimmt werden. Die Oktavreinheit ist erreicht, wenn die geteilte Saite präzise doppelt so schnell schwingt die freischwingende Saite.
Immer diese Fremdworte: Was ist schon wieder eine Oktave?
Um eine Oktave einzustellen, musst du zunächst einmal wissen, was dieses Wort bedeutet. Nun, dabei handelt es sich um ein Intervall, um einen Tonabstand. Die Oktave bezeichnet den innerhalb der Tonleiter den Abstand von acht Tonstufen, also den Abstand von einem Ton zum nächsten gleichlautenden Ton. Spielst du zunächst ein c‘ und anschließend ein c‘‘, hast du damit eine Oktave gespielt. Jede Saite deiner Gitarre hat einen Tonumfang von zwei Oktaven.
Prinzip der zwei Oktaven auf einer Saite
Nehmen wir beispielsweise die A-Saite, die frei mit 55 Hz, also pro Sekunden 55 Mal schwingt. Halbierst du die Saite, indem du sie im 12. Bund greifst oder – besser noch – per Flageolett über dem Bundstäbchen des 12. Bundes den halbierten Ton anschlägst, muss sie nun mit 110 Hz schwingen. Analog muss dieses halbierte Verhältnis der beiden Oktaven ab dem jeweiligen Grundton auf sämtlichen Saiten korrekt erscheinen. Insbesondere bei E-Gitarren ist der Vorteil, dass sich die Oktavreinheit relativ einfach einstellen lässt, zumindest in einem gewissen Umfang. Und zwar auch von Laien, ohne das Instrument zu beschädigen oder zu gefährden.
Stolpersteine von Anfang an mit einkalkulieren
Wenn du die Oktavreinheit einstellen willst, gibt es allerdings diverse Stolpersteine, die du beachten oder zumindest bedenken solltest, um Enttäuschungen und unbeantwortbare Fragezeichen zu vermeiden. Lediglich ein Teil der Problematik liegt in dem Abstand der Saiten zu den Bünden über den gesamten Gitarrenhals hinweg.
Die wird im Normalfall vom zweiten und dritten Bund bis zu den hohen Bünden immer höher, wobei der erste Bund noch eine Ausnahme darstellt, zumal das Niederdrücken der Saiten aufgrund der direkten Nachbarschaft des Sattels sich hier schwieriger oder zumindest intensiver gestaltet.
Die Saiten als bremsende Übeltäter
Vernünftig stimmen lassen sich nur Saiten, die sich in einem ebenso vernünftigen Zustand befinden. Korrodierte oder durch von Fingerschweiß und sonstigen Rückständen beeinträchtigte Saiten können kaum mehr gestimmt werden. Irgendwann sind die Drähte einfach durchgerockt und durchgespielt. Das wirkt sich gleichermaßen aus, wenn du die Oktavreinheit einstellen willst. Eine defekte Saite wird dir kaum noch die beiden notwendigen Oktaven zur Verfügung stellen, die du dafür benötigst.
Damit du nicht in die verkehrte Richtung schraubst, sollte dein erster Schritt immer sein, die Aktion mit frischen Saiten zu beginnen. Allerdings sollten diese Saiten ausreichend gedehnt und zu einem gewissen Teil eingespielt werden, andernfalls würdest du die Oktavreinheit einstellen und dabei zu bereits kurzfristig falschen Resultaten gelangen.
Hals darf weder verzogen noch zu konvex sein
Ein weiterer Aspekt ist, ob und inwieweit der Hals überhaupt gerade ist. Und nein, die Rede ist nicht von deinem Hals oder deinem aufrechten Gang, wir vom Hals deines Instrumentes. Bei einem zu konvexen oder gar verdrehten bzw. verzogenen Hals wirst du kaum die Oktavreinheit einstellen können. Der Zustand des Gitarrenhalses ist höchstbedeutend dafür, dass die rein mechanischen Schritte überhaupt ineinandergreifen können.
Bundreinheit einstellen als ebenso bedeutender Schritt
Hinzu kommt die für Noch-Laien auf Anhieb ebenso schwer verständliche Bundreinheit. Die steht zwar im unmittelbaren Zusammenhang mit der korrekten Intonation und Oktavreinheit, geht aber faktisch noch eine Stufe weiter. Die Bundreinheit ist dann gegeben, wenn die gegriffenen Töne über das gesamte Griffbrett hinweg mit präziser Tonhöhe erklingen. Es geht hier demnach nicht darum, ob die Töne überhaupt erklingen, ob die Saiten schnarren oder sich irgendwelche Dead-Notes bemerkbar machen.
Vielmehr besagt die Bundreinheit, dass die jeweiligen Bundstäbchen entsprechend der Tonhöhe präzise aufeinander abgestimmt sein müssen. Je höher die Töne, umso näher liegen die Bundstäbchen beieinander. Die Problematik dabei: Du kannst die Oktavreinheit einstellen, die Bundreinheit nicht bzw. – wenn überhaupt – nur mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand. Solltest du an dieser Stelle eine Fehlkonstruktion feststellen, kannst du lieber einen neuen Hals auf das Instrument schrauben, die Gitarre umtauschen, sie an die Wand hängen oder in den Müll schmeißen.
Die Saitenreiter als erste Problemlöser
Werden wir praktisch und pragmatisch. Die im Raum stehende Frage lautet, wie du die Oktavreinheit einstellst. Was sich bei Akustikgitarren zumeist als sehr schwierig erweist, ist bei E-Gitarren kein Hexenwerk, allerdings ein Spielchen für Geduldige. Um die Mensur auf die doppelte Oktave zu justieren, wirst du die frei schwingende Saite entweder verkürzen oder verlängern müssen. Dafür dienen dir die Saitenreiter. Zugegeben, ein komisches Wort, aber die Assoziation passt, zumal die Saiten auf dem Reiter reiten wie ein Surfboard auf den Wellen.
Du nimmst die Gitarre in die Hand spielst die Saite zunächst leer, dann im zwölften Bund gedrückt und anschließend per Flageolett über dem Bundstäbchen des zwölften Bundes. Die präzise Tonhöhe kontrollierst du mit einem möglichst digitalen Stimmgerät. Insbesondere der gegriffene und der Flageoletton müssen identisch sein. Falls nicht, musst du die Oktavreinheit einstellen. Dafür setzt du das Werkzeug am Saitenreiter an. Ist die Mensur der Saite zu kurz, drehst du den Saitenreiter weiter nach hinten; ist sie zu lang, drehst du ihn weiter nach vorne.
Sofern keine grundsätzlichen Probleme mit deinem Instrument existieren, sollte diese Feinjustierung in ausreichendem Maße möglich sein, der Spielraum der Saitenreiter sollte genügend vorhanden sein, damit du die Oktavreinheit einstellen kannst. Sei dir jedoch dessen bewusst, dass du diesen Vorgang über sämtliche Saiten hinweg durchführen und vermutlich auch wiederholen musst. Der Saitenzug einer Saite wirkt sich automatisch auch auf die anderen aus.
Nachjustieren über den korrekt gefeilten Sattel
Wenn du Bundreinheit und Oktavreinheit einstellen willst, machst du das nicht nur über die Saitenreiter. Nicht minder ausschlaggebend ist der Sattel; das Bauteil am Kopf der Gitarre über das die Saiten laufen und das irrigerweise auch als Nullbund bezeichnet wird. Der Sattel – das gilt für akustische und elektrische Gitarren gleichermaßen – muss die Saiten in spielbarer Höhe halten, was bedeutet, dass die Kerbungen nicht zu tief gefeilt sein dürfen. Andererseits dürfen die Saiten nicht zu hoch über den Bünden schweben. Besonders auffällig ist dies bei Tönen, die unmittelbar im ersten Bund gegriffen werden.
Durch einen filigran und vorsichtig nachgefeilten Sattel lassen sich diverse Intonationsprobleme ausgleichen, wenn du die Oktavreinheit einstellen und die Bundreinheit optimieren willst. Jedoch ist das ein Thema für Fachleute. Falls du selbst die Feile ansetzt, sollte dir klar sein, dass zu viel gefeilt gleichbedeutend mit nicht mehr vorhanden ist. Solche handwerklichen Fehler zu revidieren ist kaum möglich. Üblicherweise muss dann der Sattel ausgetauscht werden. Da hättest du dich auch gleich beim Gitarrenbauer oder Reparateur deines Vertrauens betreuen lassen können.
Wohltemperierte Stimmung auf der Gitarre nicht letztgültig möglich
Die perfekte Stimmung nach dem Strickmuster des wohltemperierten Klaviers ist auf einer Gitarre physikalisch und bauartbedingt nicht möglich. Erfahrene Gitarristen wissen, dass sie hinsichtlich der Intonation stets einen Kompromiss bezogen auf die jeweilige Tonart eingehen müssen. So wird die Gitarre etwa so gestimmt, dass G-Dur sauber klingt und die damit im Zusammenhang stehenden Akkorde korrekt ertönen.
Ändert sich die Tonart, beispielsweise auf E-Dur, muss die Stimmung gerade bei den offenen Akkorden nachjustiert werden. Das liegt in der Natur der Sache, lässt sich über den optimal gefeilten Sattel in Maßen kompensieren, hat aber nichts damit zu tun, dass du zunächst die Oktavreinheit einstellen und sicherstellen musst.
Nichts ist für die Ewigkeit justiert
Tatsächlich musst du von einer Momentaufnahme ausgehen, wenn du die Oktavreinheit einstellen willst. Deine Gitarre besteht aus einem Konstrukt von Naturmaterialen und Hardware, was bedeutet, dass die Teile auf äußere Einflüsse wie Hitze, Kälte und raumklimatische Unterschiede reagieren. Etwaige Feuchtigkeit folgt auf Trockenheit, die Materialien arbeiten. Und wenn du den Wimmerhaken ausgiebig betätigst, werden Schrauben, Federn und Co. Maßgeblich beansprucht. Um ein gleichmäßiges Teilungsverhältnis der Saiten beizubehalten, wirst du von Zeit zu Zeit immer wieder die Oktavreinheit einstellen müssen. Letztlich ist es ein Thema der Instrumentenwartung.
Mit dem Sattel kannst du bei der Oktav- und Bundreinheit noch einiges rausholen. Hier ein paar Beispiele:
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