Sauber E-Gitarre spielen – Greiftechnik und Dämpfungsvarianten

Unnütze Töne konsequent unterdrücken

| Foto: Shutterstock von KRIACHKO OLEKSII

Gitarristen stehen vor besonderen Herausforderungen, wenn sie sauber E-Gitarre spielen wollen. Unerwünschte Nebengeräusche und schräge Töne sollen vermieden werden. Bei den elektrifizierten Gitarreros werden auch die ungewollten Töne massiv verstärkt. Das Kuriose: In vielen Fällen entsteht der saubere Ton durch die eben nicht zu hörenden Töne. Hier unsere geräuschlosen Tipps für Dich:

Check it: Sauber E-Gitarre spielen

  • Grundvoraussetzung Töne richtig greifen
  • Alle nicht klingenden Saiten abdämpfen
  • Nach dem Ton ist vor dem Ton
  • Dämpfen per Greifhand
  • Dämpfen per Spielhand

Sauber E-Gitarre spielen – Übungssache, aber kein Hexenwerk

Als Einsteiger auf der Gitarre möchtest du nicht nur deine ersten Songs, Akkorde und Soli spielen können. Vor allem sollen die auch vernünftig und sauber klingen. Eine Herausforderung, die nur solange schwierig zu bewältigen ist, bis du die dafür notwendigen Spieltechniken kennengelernt hast. Ein weitestgehend nebengeräuschfreies Spielen ist zwar Übungssache, aber kein Hexenwerk. Widmen wir uns dem Thema der tönenden Stille, der Anforderung „sauber E-Gitarre spielen“.

Die Banalität: Maniküre für Gitarristen unausweichlich

Eigentlich ist es zu selbstverständlich, um überhaupt darauf einzugehen. Wir machen es trotzdem, zumal gerade bei Einsteigern immer wieder das Gegenteil zu beobachten ist: Wenn du sauber E-Gitarre spielen möchtest, müssen deine „Werkzeuge“ in einem vernünftigen Zustand sein. Deine Werkzeuge sind deine Finger, insbesondere die Fingerkuppen und Fingernägel.

Die Nägel der Greifhand müssen kurz geschnitten sein. Lange Nägel mögen toll aussehen, sind aber der natürliche Feind des sauberen Tons. Was die Spielhand anbelangt, sind Akustikgitarristen mit längeren Fingernägeln für das Zupfen der Saiten gut beraten, die E-Gitarristen nicht.

Kurze Fingernägel sind Grundvoraussetzung für saubere Töne | Foto: Shutterstock von Joaquin Corbalan P

Korrekte Greiftechnik für den runden und schnarrfreien Ton

Wichtig für den wohlklingenden und schnarrfreien Ton ist es, immer so nahe wie möglich am Bundstäbchen zu greifen. Das heißt, gegriffen wird eben nicht mittig zwischen zwei Bundstäbchen, selbstverständlich auch nicht auf dem Bundstäbchen, sondern direkt vor dem Bundstäbchen. Oder um es plakativer auszudrücken: Zwischen Finger und Bundstäbchen soll kaum noch Strecke von der Saite vorhanden sein, wenn du sauber E-Gitarre spielen willst.

Vorstellen könntest du dir das wie einen Draht, der unmittelbar an einer Kante um 90 Grad abgenickt werden soll. Die Saite ist dein Draht, das Bundstäbchen ist deine Kante. Nur dass du sie eben nicht abknickst, sondern an der korrekten Position auf das Griffbrett drückst. Das gilt für einzelne Töne und Akkorde gleichermaßen. Zur Wahrheit gehört auch, dass das nicht immer in absoluter Vollendung möglich sein wird.

Gegriffen wird so nahe wie möglich am Bundstäbchen | Foto: Shutterstock von inwinter

Nach dem Ton ist vor dem Ton – und umgekehrt

Bereits beim Greifen und Spielen eines Tones müssen wir die nächsten Töne im Auge behalten. Die Finger unterstützen sich gegenseitig. Einer für alle; alle für einen. Die Rede ist von dem sogenannten geschlossenen Fingersatz. Konkret: Finger der Greifhand, die sich vor dem greifenden Finger befinden, werden mit aufgelegt, was gleich mehrere Effekte mit sich bringt.

Der „aktive“ Finger wird unterstützt und somit entlastet. Hand und Ton werden stabilisiert. Absteigende Tonfolgen und Pull-offs können aufgrund der kurzen Wege schnell ausgeführt werden. Und für dein Ziel, sauber E-Gitarre zu spielen, bedeutet der geschlossene Fingersatz, dass zunächst ungewollte Geräusche nach dem Ton, also beim Hochheben des aktiven Fingers minimiert werden, zudem die bereits aufgesetzten Finger die Saiten unkompliziert abdämpfen können.

Stabilisieren und unterstützen über den geschlossenen Fingersatz | Foto: Shutterstock von Efired

Problematik Lautstärke und Verzerrung

Das Abdämpfen wird besonders dann wichtig, wenn du mit verzerrtem Sound spielst, außerdem bei höheren Lautstärken. Der Grund: Winzige Nebengeräusche, die Du bei Zimmerlautstärke möglicherweise gar nicht wahrnehmen würdest, werden durch die Verstärkung ebenfalls lauter und entsprechend störend. Wenn du mit anderen gemeinsam spielst, wo es durchaus mal zur Sache gehen kann, ist die saubere Dämpftechnik elementar wichtig. Dein Ziel muss es sein, wirklich keine unerwünschten Nebengeräusche und Saiten klingen zu lassen

Saiten abdämpfen mit dem Zeigefinger

Unterschiedliche Herangehensweisen gibt es beim Abdämpfen der Saiten. Klar ist, dass insbesondere bei der E-Gitarre die Saiten verdammt nahe beieinander liegen, außerdem ungewollt freischwingend überaus unangenehm klingen. Meistens gehören sie nicht mal zur Tonart oder zur Melodie des Songs. Das Resultat: Alles klingt schräg. Das unbedingte Ziel ist es, solche unerwünschten Töne komplett zu vermeiden.

Viele E-Gitarristen gehen hier den Weg, alle höheren Saiten mit dem Zeigefinger abzudämpfen. Dafür wird der Zeigefinger leicht gedreht und mit der knöchernen Seite auf die Saite gelegt. Der Vorteil ist, dass du – etwa bei Powerchords, bei denen du nur zwei oder drei Saiten greifst, locker sämtliche Saiten anspielen kannst, die abgedämpften Saiten aber nicht oder lediglich perkussiv klingen.

Dein Werkzeug für das nebentonfreie Dämpfen: der Zeigefinger | Foto: Shutterstock von Africa Studio

Verschiedene Dämpfvarianten bei Powerchords

Geteilte Meinung herrscht darüber, wie die Saiten abgedämpft werden sollen, wenn man einen Powerchord auf mit Grundton auf der A-Saite – der zweitdicksten – spielt. Indes der Zeigefinger den Grundton greift, ist die E-Saite frei. Manche Gitarristen empfehlen, die E-Saite mit dem Daumen abzudämpfen, der also von hinten über den Hals greift und sich um die in diesem Moment ungewollte E-Saite kümmert. Das funktioniert durchaus. Allerdings ist diese Wechselbewegung angesichts der Geschwindigkeit mancher Songs nicht gerade stabilisierend. Viele empfinden das als bremsend.

Als vor diesem Hintergrund sinnvoller empfiehlt sich, mit dem Zeigefinger, der  in diesem Moment den Ton auf der A-Saite greift, die E-Saite ganz leicht zu berühren und dadurch abzudämpfen. Der Daumen darf auf diese Weise seine stützende Aufgabe auf der Rückseite des Halses beibehalten, zudem bleiben die Bewegungen der Greifhand gleichmäßiger. Das Dämpfen mit dem Daumen sieht lässig und cool  aus. Faktisch aber nimmst du deiner Greifhand die Beweglichkeit.

Die Nachteile, wenn du sauber E-Gitarre spielen möchtest, sind, dass sich das Abdämpfen mit dem kompletten Zeigefinger nicht in jeder Situation umsetzen lässt. Außerdem werden die Spielmöglichkeiten des Zeigefingers eingeschränkt. Der Schuh wird erst rund, wenn du diese Dämpftechnik mit weiteren kombinierst.

Dämpfen mit der Spielhand per Daumen

Mit dem Zeigefinger der Greifhand als auch mit dem geschlossenen Fingersatz hast du gelernt, die jeweils  höheren Saiten abzudämpfen. Was demnach fehlt und immer noch unverschämt rumorende Töne erzeugen kann, sind die tieferen Saiten. Diese Aufgabe übernimmt die Spielhand, wofür es ebenfalls unterschiedliche Möglichkeiten gibt.

Zunächst die Variante mit dem Daumen. Federleicht legst du den Daumen auf die tieferen Saiten. Vollkommen ohne Druck; der ist schlichtweg nicht nötig. Durch dieses lockere Auflegen des Daumens dämpfst du nun die Saiten ab, die nicht klingen sollen. Die Technik ist sicherlich nicht ganz einfach, wird dir  aber  alsbald als Selbstverständlichkeit in Fleisch und Finger übergehen.

Die Schwierigkeit dabei ist die Doppelfunktion des Daumens. Üblicherweise wirst du als E-Gitarrist mit Plektrum spielen. Und das hältst du sinnvollerweise zwischen Daumen und Zeigefinger. Der Daumen muss also zugleich über das Plektrum die Saite präzise und sauber anschlagen und die unerwünschten Saiten abdämpfen. Sauber E-Gitarre spielen bedeutet filigrane Übungsarbeit und Koordination.

Die tiefen Saiten werden mit dem Daumen abgestoppt | Foto: Shutterstock von inwinter

Dämpfer mit der Spielhand über den Ballen

Die Spielhand bietet dir eine weitere Variante des Abdämpfens, und zwar mit dem Handballen. Perfekt geeignet ist er dafür, die Saiten kontinuierlich abzudämpfen und wieder freizulassen. Den Ballen legst du am äußersten Ende der Saiten behutsam auf. Exakt dort, wo er die Töne gerade nicht mehr erklingen lässt. Variieren kannst du dabei mit der Position des Handballens, beispielsweise mehr auf den Bass- oder hohen Saiten. Die sinnvolle Position ergibt sich aus dem Kontext des Songs oder Solos.

Der Vorteil dieser Variante ist, dass der Daumen freier bleibt und nicht für zwei Aufgaben gleichzeitig verantwortlich ist. Nachteilig wiederum ist, dass du zuweilen zu viele oder eben zu wenige Saiten abdämpfen wirst, was  nicht im Sinne des Erfinders ist. Vielfach eingesetzt wird diese Dämpftechnik im Blues, bei manchen der typischen Licks lassen sich die anderen Dämpftechniken nicht mehr vernünftig einsetzen. Spätestens dann muss der Handballen her.

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Bei den Konzert- und Akustikgitarristen geht es noch weitaus filigraner zur Sache. Quietschen bei Legato und Lagenwechsel, Geräusche bei Aufsetzen und Ablösen der Finger, Knarzen bei unsauberen Grifftechnik, all das und mehr soll vermieden werden. Ein Thema, das nach einem gesonderten Artikel ruft und das wir in einer gesonderten Folge behandeln werden.

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Wenn du noch tiefer in den Bereich der Spieltechniken auf der E-Gitarre einsteigen möchtest, könnte dich dieser Artikel interessieren: „10 vermeidbare Fehler bei Gitarrensoli – und wie du es besser machst“.

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