Die Hersteller von Gitarrenverstärkern tüfteln seit etlichen Jahrzehnten, um die Ansprüche und Wünsche von Musikern zu erfüllen. Glücklicherweise sind Klang und Feature-Ausstattung eine Geschmacksfrage, sodass es eben auch diverse unterschiedliche gibt. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit kommen hier unsere Top 10 der Verstärker-Marken.
Check it: Top 10 der Verstärker-Marken
- Am Ende geht es ausschließlich um Sound
- Was man sonst noch bedenken sollte
- Klassiker der Vollröhren-Verstärker
- Für das musikerfreundliche Budget
- Modelling-Combos mitten im Zeitgeist
- Keine Wertung – nur eine Orientierungshilfe
Top 10 der Verstärker-Marken von Röhre bis Hybrid
„Englische Einstellung” heißt für Gitarristen: alle Potis nach rechts – voll aufdrehen. Zumindest trifft das auf die Vollröhren-Amps zu. Röhren klingen unter Volllast nun mal am wärmsten. Seit Jahrzehnten lassen geniale Konstrukteure sich weitere innovative Varianten einfallen: Transistor-Verstärker, Hybriden, die mit einer Vorstufenröhre ausgestattet sind, Modeling Amps mit leistungsfähigen Prozessoren. Wer sich einen Amp zulegen möchte, sollte nicht am falschen Ende sparen. Am Ende geht es keinesfalls nur um Lautstärke. Das Hauptargument ist und bleibt der Sound. Welchen auch immer du dir vorstellst, du wirst ihn finden. Lass dich dabei inspirieren von unserer Top 10 der Verstärker-Marken.
Lediglich ein Teil der Signalkette, aber ein unglaublich wichtiges
Bei der Wahl des Verstärkers stehen verschiedene Aspekte im Mittelpunkt: Zunächst sollte man sich darüber Gedanken machen, welchen Musikstil man überhaupt spielen möchte. Wer Metal spielt, braucht Highgain-Amps – ohne Vollröhre geht da gar nichts. Wer eher Mainstream, Jazz oder modernen Pop spielt, kann auch gut einen Modeling Amp oder einen Verstärker mit weniger Gain in der Vorstufe nutzen. Country verlangt nach cleanem Sound. Und so geht es weiter. Zwingend klar muss jedem sein, dass ein Verstärker lediglich ein Verstärker ist – ein Teil des Gesamtsystems. Vorne kommt raus, was die Finger reinspielen. Auf dem Weg dahin gibt es noch viele weitere Komponenten, die für den gewünschten Gesamtsound sorgen. Darüber sollte man rechtzeitig nachdenken – wie auch wir bei unserer Top 10 der Verstärker-Marken.
Top 1 – Marshall
Zu den absoluten Klassikern zählen selbstverständlich die Amps von Marshall. Das klassische Marshall-Setup ist ein Vollröhren-Topteil mit einer 4×12‘‘-er Box darunter. Das puristische 1959er-Top oder das High-Gain-Top JMP 2203, der Verkaufsschlager damaliger Zeiten – das JCM 800 – und viele weitere Verstärker sind mit vollem Recht überaus beliebt und haben sich einen Ehrenplatz in der „Amp-Hall-of-Fame“-gesichert. Selbstverständlich verschwinden solche Vorzeigeverstärker nicht in der Vergessenheit und werden immer wieder als Reissue-Modell neu aufgelegt. Marshall ist Rockgeschichte pur. Long live Rock’n’Roll. Dass bereits die Top-Teile mit um die 20 kg richtig Gewicht auf die Waage bringen, zeigt umso deutlicher, was drinsteckt: Vollröhre!
Top 2 – Fender
Während Marshall eher auf brettharte Sounds im High-Gain-Modus für Humbucker-Klampfen setzte, waren die Verstärker von Fender auch für cleane oder angezerrte Sounds perfekt. Wer einen Fender Twin Reverb, einen Deluxe-Reverb oder Blues Junior spielt, steht auf den direkten Sound mit nostalgischem Vintage-Faktor. Indes bei Marshall vielfach Top-Teile zu finden sind, besteht das Programm von Fender traditionell eher aus Combos, grundsätzlich ziemlich puristisch, immer auch mit einer machbaren harmonischen Zerre. Der Fender-typische Federhall darf dabei natürlich nicht fehlen. Und damit liegt der geneigte Gitarrist voll im Trend. Indes in den 80er-Jahren Riesenracks mit Vor- und Endstufen in waren, tauchen gegenwärtig vermehrt wieder traditionelle Stacks und Combos auf. Fender ist wieder angesagt, ohne jemals in der Versenkung verschwunden zu sein.
Top 3 – Vox – mit der Essenz der Klassiker
Der Vox-Renner aller Jahre: der Gitarren-Combo AC30. Zur Perfektion mit diesem Verstärker hat es Brian May von Queen gebracht: Der Ausnahmegitarrist stellte gleich neun davon neben- und übereinander. Tatsächlich gab es etliche längst legendäre Gitarristen und Bands, die auf den AC30 gesetzt haben. Nicht minder bekannt ist das etwas kleinere Modell, der AC15, der sogar früher das Licht der Welt erblickte. Doch auch der zu den Pionieren der Verstärkertechnik zählende Hersteller geht mit der Zeit und hat inzwischen Modeling-Verstärker wie den 15 Watt starken VX15GT mit im Programm, ein Modeling-Amp der Extraklasse. Wer einen VOX spielt, wandelt fraglos auf den Spuren der Musikgeschichte.
Top 4 – Engl – Vollröhrensound über den Wolken
Engl war von Anfang an kompromisslos. Bereits der erste Combo, der Engl Straight, spielte sich in Herz und Magen der Musiker zugleich. Keine Spur von Zurückhaltung, sondern Volldampf mit angenehmen Mitten im Klangspektrum. Die Gitarrenverstärker sind bestens eingeführt und werden teils schon lange mit unverändertem Konzept angeboten. Aktueller Topseller ist der Engl E606 Ironball Head 20 SE; der Dauerbrenner schlechthin ist der Engl Fireball 100 E635. Ebenfalls schon länger auf dem Markt befindet sich das beliebte Vollröhren-Topteil Powerball II E645/2, ein Gitarren-Topteil mit satten 4 Kanälen und elektronischer Endstufen-Überwachung. Der Markenname soll nicht bedeuten, dass ein elfengleiches Wesen vom Himmel auf uns herabblickt. Vielmehr wurde die Firma 1983 von Edmung Engl in Süddeutschland gegründet. Die Erklärung liegt offensichtlich näher, als im ersten Moment vermutet.
Top 5 – Line6 als Vorreiter der Modelling-Amps
Einer der Vorreiter der Modeling-Amps ist Line6. Das Besondere der Modeling-Verstärker: Sie imitieren mit entsprechenden Presets die Klassiker und lassen sich inklusive Speaker-Simulation und Emulation in vielen Bereichen bearbeiten. Als die Marke den Markt betrat, hat sie für eine Menge Furore gesorgt. Irgendwie war alles ein wenig anders, eben eine Spur moderner. Vielleicht das Geheimnis: Die Verstärker-Presets werden von renommierten Sounddesignern abgestimmt. Da hat ein Modelling-Combo dann mal locker 200 Verstärkertypen, Lautsprecher-Simulationen und Effekte mit an Bord. Die klanghaften Namen der aktuellen Modelle lauten beispielsweise Line6 Catalyst 100, Line6 Spider V 30 MkII oder der kleinere Bruder, der Line6 Spider V 20 MkII.
Top 6 – Harley Benton – für die Preisbewussten
Nicht zwangsläufig muss ein Gitarrenverstärker hochpreisig sein. Die Marke Harley Benton hat sich die besonders faire und leistbare Preispolitik auf die Fahnen geschrieben. Und dabei liefert der Hersteller im Low-Budget-Bereich durchaus erstaunliche Qualität ab. Dabei befinden sich unterschiedlichste Modelle im Programm, von denen die Anforderungen vom Übungsverstärker bis hin solchen für den Proberaum oder die Bühne zwischen Hybrid, Transistor und Vollröhre abgebildet werden. Ein guter Verstärker für Übungssessions ist der Transistorverstärker Harley Benton HB-20R, coolen Sound mit diversen Effekten und einer Class AB Endstufe liefert der Modelling-Combo Harley Benton HB-20MFX. Und für die Fans der druckvollen Sounds hat man beispielsweise mit dem TUBE15 Celestion einen 1-kanaligen Vollröhren-Combo im Programm.
Top 7 – Boss – die Effektspezialisten
Boss ist ja eher für die Bodentreter, Effekte und Multieffekte bekannt und genießt in dieser Disziplin einen mehr als beachtlichen Ruf. Im Verstärkerbereich war die Marke deutlich weniger präsent. Nun allerdings ist der Hersteller auch diese Sparte konsequenter angegangen und hat dabei mit der Katana-Serie echte Meilensteine hingelegt. So sind etwa die Combos mit unterschiedlichsten Verstärkertypen ausgestattet, haben unabhängig und gleichzeitig nutzbare Effekte mit an Bord. Außerdem ist die aktualisierte Boss Tone Studio Software mit über 60 Boss-Effekten, Kanal- und globalen EQs, anpassbarem Routing und vielem mehr integriert. Nun ja, das klingt alles verdammt teuer. Und exakt das ist angesichts der Lautstärke und der Soundvielfalt der Hammer: Von „teuer“ keine Spur; ganz im Gegenteil.
Top 8 – Hughes & Kettner – Boutique-Sounds zum attraktiven Preis
Hughes & Kettner Verstärker haben gerade deutschlandweit für Furore gesorgt. Das Beeindruckende: Sie waren die ersten, die Transistor-Amps hierzulande bühnen- und proberaumtauglich machten. Der Hersteller hatte den Mut zum eigenen Klangbild und hat auf ganzer Linie gewonnen. Unbesehen dessen sind auch die Vollröhren-Verstärker mittlerweile legendär und liefern reichlich Pfund. Waren die ersten Modelle für Normalanwender noch nahezu unerschwinglich, hat sich das mittlerweile deutlich gewandelt. Auf alle Fälle hat sich die Marke ihren eigenen identifizierbaren Sound erhalten, so beispielsweise mit dem kompakten TubeMeister Deluxe 20, dem stärkeren TubMeister Deluxe 40 oder dem 4-kanaligen Vollröhrentop mit Smart-Rotary-Control-Technik GrandMeister Deluxe 40: Röhrentechnik auf dem Stand der Zeit.
Top 9 – Blackstar – reich an Features
Stark im Segment der Modelling- und Transistor-Verstärker ist die Marke Blackstar. Die Firmengründer sind einstige Mitarbeiter von Marshall und lassen ihr gesamtes Know-how ebenso in Vollröhren-Verstärker wie den St. James 50 6L6 212 Black, den HAT-20R MkII Valve Combo oder das kompakte Topteil HAT-1RH MkII Tube Top einfließen. Allemal interessant bei Blackstar ist, dass das Unternehmen immer wieder frische Modelle auf dem Markt bringt und sich damit am aktuellen Zeitgeist orientiert. Die meisten Röhrenteile haben zudem einen Schalter für die Leistungsreduzierung mit an Bord, damit der Sound auch bei moderaten Lautstärken in die singende Sättigung getrieben werden kann.
Top 10 – Roland – der Clean-Sound-Spezialist
Der Spezialist für Clean-Sounds ist Roland. Der Hersteller profitiert von den digitalen Kenntnissen der Keyboard-Abteilung und ist vor allem in der Unterhaltungs- und Tanzmusik angesagt. Insbesondere der Jazzchorus-Clean-Sound und der Stereo-Chorus-Effekt haben den Verstärkern der Marke großen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad verschafft. Der JC-120 konnte sich in seinem speziellen Segment sogar gegen diverse Highgain-Marken behaupten. So punktet auch der Roland JC-22 mit glasklarem Sound und kann gegebenenfalls auch als Keyboard-Verstärker genutzt werden. Wer’s etwas lauter und voluminöser mag, setzt auf den JC-40 als Combo-Verstärker mit weiterentwickelten Möglichkeiten für den modernen Gitaristen. Aber auch die Blues-Freunde werden von Roland bedient, beispielsweise mit dem Roland Blues Cube Artist.
Weshalb diese Liste nicht annähernd vollständig sein kann
Die Anzahl der Verstärkertypen als auch Markt ist glücklicherweise immens groß, wodurch sich schlichtweg für jeden Geschmack und Geldbeutel das richtige Teil finden lässt. Einher geht damit natürlich auch, dass das Angebot für Einsteiger recht unübersichtlich ist. Erst recht deshalb, da die Auflistung unserer Top 10 der Verstärker-Marken keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben und auch keine wirkliche Wertung darstellen kann. Wenn der individuelle Geschmack entscheidet, ist eine Rangfolge eigentlich blanker Unsinn. Aber vielleicht dient die Aufzählung zumindest als kleine Orientierungshilfe.
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