Die Genres der härteren Gangart von Hardrock bis Metal mitsamt den zahlreichen Sub-Genres sind vor allem eines: meistens absolut Gitarren-lastig. Die Sounds im Metal sind drückend, meistens laut und stark verzerrt, die Spielweise in der Regel schnell bis zur Highspeed-Performance. Hier unsere Tipps, wenn du mit Volldampf Metal-Gitarre spielen willst.
Check it: Wegweiser fürs Metall-Gitarre spielen
- Nicht in engen Schubladen denken
- Power-Chords als Basics
- Downstroke, Alternate Picking, Sweeping
- Palm Mute für kontrolliertes Dämpfen
- Kompromissloser Sound
Metall-Gitarre spielen ohne beschränkendes Schubladendenken
Die Zeiten, in denen die Eltern bei den Headbangern ihrerseits mit dem Kopf schütteln, sind glücklicherweise geschmolzener Schnee von gestern. Immerhin haben die Fans von Led Zeppelin und Co. inzwischen selbst das Rentenalter erreicht. Der Hardrock war für damalige Zeiten die pure Rebellion und entpuppte sich irgendwann als lautstarker Vorreiter für den noch härteren Metal. Kurioserweise haben sich im Laufe der Zeit etliche weitere Sub-Genres wie Speed-, Black- oder Viking-Metal herauskristallisiert.
Man lässt sich ja trotz aller Unabhängigkeit so gerne individuelle Schubladen einordnen. Tatsächlich aber unterscheiden die Stilrichtungen beispielsweise in der Geschwindigkeit, in den Aussagen und Themen der Texte und in der Performance. Die Spieltechniken auf der Gitarre hingegen sind nahezu identisch. Wenn du Metall-Gitarre spielen willst, kannst du dich also bedenkenlos in sämtlichen Schubladen bedienen.
Weshalb die Power-Chords deine dauerhaften Begleiter sind
Metal ist meistens rasant und in seinen Herausforderungen an die Spielweise nicht zu unterschätzen. Da geht’s mit echt abgefahrenen Riffs in Höchstgeschwindigkeit echt zur Sache. Relativ einfach dagegen sind die Akkorde, gerade weil dabei keine großartig komplexen Harmonien gefordert sind. Die rhythmische Basis schlechthin im Rock, so auch im Metal, sind die sogenannten Power-Chords, ein Ausdruck, den wir kurz erläutern müssen.
Statt drei Akkordtönen gibt’s lediglich zwei
Ein normaler Akkorde besteht aus mindestens drei verschiedenen Tönen, nämlich dem Grundton, der Terz und der Quinte der jeweiligen Tonart. Dabei ist die Terz ausschlaggebend für den tonalen Charakter. Folgt auf den Grundton eine große Terz, dann eine kleine Terz, haben wir einen Dur-Akkord. Sentimentaler klingt der Moll-Akkord, der entsteht, wenn auf den Grundton erst eine kleine, dann eine große Terz geschichtet wird. Diese Akkorde haben eine ganz spezielle Ausdruckskraft. Und exakt darauf wird bei den Power-Chords verzichtet. Die charakterformende mittlere Terz bleibt weg.
Der Akkord, der keiner ist
Der Akkord, der keiner ist, besteht demnach nur aus lediglich zwei Tönen – dem Grundton und der Quinte – und kann keinem Tongeschlecht zugeordnet werden. Dein Vorteil, wenn du Metal-Gitarre spielen willst: Power-Chords lassen sich erstens vergleichsweise einfach greifen, außerdem simpel verschieben und zuordnen. Sobald du das Prinzip einmal verstanden hast, kannst du mit ein- und demselben Griff sämtliche Power-Chors über das gesamte Griffbrett hinweg spielen. Du musst dir nicht wie ein Jazz-Gitarrist mit zahlreichen abstrusen Griffen die Finger verknoten, sondern lediglich wissen, an welcher Stelle des Griffbrettes sich der jeweilige Grundton befindet.
Simpel für sämtliche Tonarten anwendbar
Geradezu mühelos kannst du dich bei der Rhythmusarbeit durch alle beliebigen Tonarten schwingen, ohne mit der blutbeschmierten Metal-Wimper zu zucken. Üblich sind Power-Chords, die mit lediglich zwei Fingern gegriffen werden, und solche mit drei Tönen, für die du wahlweise drei oder nur zwei Finger der Greifhand ansetzt. Bei Power-Chords mit drei Tönen wird ebenfalls auf die sagenumwobene Terz verzichtet, stattdessen ist der dritte Ton die Oktave des Grundtons.
Logischerweise sollen auch nur diese beiden bzw. drei Töne klingen. So simpel die Power-Chords auch erscheinen mögen, folgt damit eine Schwierigkeit auf dem Fuße. Mit dem Plektrum schlägst du nur die gegriffenen Saiten an. Das heißt aber noch lange nicht, dass die anderen Saiten sich gerade bei hohen Lautstärken nicht auch zu Wort melden wollen. Damit die leeren Saiten nicht mitschwingen müssen sie abgedämpft werden. Andernfalls fliegt dir die ganze Suppe schräge und dröhnend um die Ohren.
Pentatonik als Fundament für Riffs und Soli
Nun lebt der Metal allerdings hauptsächlich von Riffs, die teils wie permanente Soli gespielt werden. Das dafür meistens genutzte Tonmaterial ergibt sich aus der pentatonischen Tonleiter, meistens der Mollpentatonik. Die Pentatonik wird auch im Blues häufig genutzt, letztlich einer der Urväter auch des Metal. Die pentatonische Tonleiter besteht aus lediglich fünf verschiedenen Tönen, bei der Mollpentatonik sind das der Grundton, die kleine Terz, die Quarte, Quinte sowie die kleine Septime. Selbstverständlich wird die Pentatonik auch im Metal permanent mit weiteren Töne angereichert. Für die Riffs, wenn du Metal spielen willst, ist die Fünftonleiter aber das ideale Fundament.
Tricks, die du kennen und können solltest
Weitaus mehr als vom Tonmaterial wird das E-Gitarrenspiel im Metal von den Spieltechniken bestimmt. Gerade weil hier oftmals auch abseits der Soli rasante Abfolgen mit solistischer Qualität gefordert sind, die mit kraftvollem Sound über den treibenden Rhythmus zur Doppel-Bass des Drummers laufen, solltest du dir die Techniken Stück für Stück alle draufschaffen, allerdings live nur die einsetzen, die du wenigstens annähernd perfekt beherrscht. Schauen wir, welche das sein können:
Downstroke mit gleichbleibender Dynamik
Darauf, dass die Anschlagshand mit dem Plektrum gespielt wird, brauchen wir vermutlich nicht hinweisen. Das wird für dich eine Selbstverständlichkeit sein, wenn du Metal-Gitarre spielen willst. Sofern du noch am Anfang stehst, verbleibt allerdings die Frage, wie du das Plektrum einsetzt und welches dafür am besten geeignet ist. Bei den Power-Chords ist es üblich, dass du mit sogenannten Downstrokes spielst. Das heißt, die Saiten werden mit Abschlägen nur von oben angespielt. Der Vorteil dieser Spielweise ist die gleichbleibenden Dynamik.
Alternate Picking für schnellere Geschwindigkeit
Spätestens wenn das Tempo zu schnell für Downstrokes wird, wechselst du zum Alternate Picking. Das bedeutet nicht mehr, aber auch nicht weniger, als dass die Saiten mit einer Bewegung von oben und anschließend mit der Aufwärtsbewegung von unten angeschlagen werden. Die Dynamik der beiden Anschlagsrichtungen wird sich leicht unterscheiden, aber bei schnellen Passagen fällt das kaum ins Gewicht. Achte darauf, dass deine Hand sich nicht verkrampft. Wichtig dafür ist es, insbesondere im Handgelenk lockern zu bleiben. Sollten sich beim Üben auch nur die leisesten Anzeichen von Verkrampfung einstellen, lege sinnvollerweise sofort eine Pause ein. Lieber stoppen, kräftig durchatmen, Hände ausschütteln und noch mal von vorne starten.
Sweep Picking für Hochgeschwindigkeitspassagen
Aber wie gesagt, Metal befindet sich permanent auf der Überholspur. Häufig würdest du auch mit dem Wechselschlag nicht annähernd schnell hinterherkommen. Mit dem Sweep-Picking bist du auch auf rasante Passagen bestens vorbereitet. Allerdings ist diese Technik alles andere als einfach und braucht eine gehörige Portion Training. Sweep-Picking bedeutet, mit einer Plektrum-Bewegung mehrere Töne auf unterschiedlichen Saiten kontrolliert aber in High-Speed-Geschwindigkeit anzuschlagen. Die Herausforderung, wenn du Metal-Gitarre spielen willst, lautet, das die Bewegung sehr kontrolliert erfolgen muss, zumal die jeweiligen Saiten im exakt richtigen Moment getroffen werden wollen.
Palm Mute als kontrollierte Stoppfunktion
Stell dir vor, du spielst rasend schnell mit zugleich gehöriger Lautstärke. Metal muss man schließlich im Bauch und in den Knien spüren. Durch die Lautstärke potenzieren sich nicht erwünschte Töne hoch, bis ein absoluter Mulm und Frequenzsalat entsteht. Damit das nicht geschieht, wirst du die jeweiligen Saiten abdämpfen müssen. Die Greifhand ist mit vielen anderen Dingen beschäftigt und deshalb kaum imstande das kontinuierliche Dämpfen der Saiten zu übernehmen.
Deshalb umso wichtiger ist, dass du das Palm Muting beherrscht. Bezeichnet wird damit das Dämpfen der Saiten mit dem Handballen der Schlaghand. Palm Mute wird sowohl für die Feedbackkontrolle als auch für zahlreiche Effekte eingesetzt. Je nachdem, wo und wie stark du den Handballen auflegst, beispielsweise am Steg oder über dem Halstonabnehmer, klingt die Gitarre anders. Ein Stilmittel, das Laien gar nicht sehen, aber deutlich wahrnehmen.
Kompromissloser Sound mit Vollröhre und Humbuckern
Soundtechnisch bist du auf der richtigen Seite, sofern du die E-Saite oder sämtliche Saiten einen Ganzton tiefer als üblich stimmst, damit du im dunkel-düsteren Bereich mehr Druck erzeugen kannst. Klar, dass du für den Metal-Sound auch das entsprechende Equipment benötigst, wobei leistungsfähige Vollröhren-Verstärker und brettharte Oberdrive-Effekte die geeignete Wahl sind. Deine E-Gitarre ist sinnvollerweise mit druckvollen Humbuckern bestückt. Sollten sich auf deiner Gitarre Single-Coils befinden, schmeiß sie einfach weg. Du brauchst sie nicht.
Die passende E-Gitarre ist Pflichtprogramm
Auch bei der Gitarre selbst solltest du keinerlei Kompromisse eingehen. Falls die E-Gitarre von Haus aus auf zu seichte Sounds ausgelegt ist, würdest du mit Effekten und Equalizer-Einstellungen am Verstärker zu sehr dagegen anschrauben müssen, wodurch wiederum das Klangbild verwaschen würde. Das allerdings wäre vollkommen kontraproduktiv. Beim Metal geht es um den unbedingt direkten Sound, unmittelbar auf die vielzitierte Zwölf.
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