Ein Beispiel, das als Blaupause bundesweit Schule machen könnte, geht in Bremen gerade in die Testphase. Veranstalter und weitere Vertreter der Eventbranche haben sich zum Projekt Club 100 zusammengeschlossen und zeigen große Solidarität. Eine Idee, die vom Land Bremen gefördert wird: Livekonzert ohne Publikum, die virtuell gegen Eintrittskarten gestreamt werden.
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Bremer Kulturszene wird zum solidarischen „Club 100“
Die Branche liegt am Boden und sucht nach Ausweichkonzepten
Dass die Eventbranche inklusive sämtlicher Beteiligten von den Beschränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie besonders betroffen ist, ist hinlänglich bekannt. First in, last out. Keine Konzerte und sonstige Veranstaltungen möglich. Zwischendurch gab’s leichte Lockerungen mit massiv reduzierten Zuschauerzahlen. Dann wurden die Zügel wieder deutlich angezogen; erneuter Lockdown. Nichts geht mehr. Zumindest nicht mit physischer Publikumsanwesenheit.
Seit Frühjahr 2020 suchen allesamt händeringend nach Möglichkeiten, wirtschaftlich zu überleben, irgendwie. Hatte man anfangs noch Hoffnung, der Spuk sei bald vorüber, ist diese Hoffnung längst der großen Unsicherheit gewichen, dass die unsäglich erschwerten Bedingungen noch weitaus länger anhalten können, als jemals vermutet.
Solidarität, gerade weil ein Ende nicht annähernd vorhersagbar ist
Ob wir wollen oder nicht, wir müssen uns schon seit Langem und vermutlich auch noch auf unabsehbare Zeit mit den gegenwärtigen Rahmenbedingungen abgeben. Und vor allem müssen wir im positiven Sinne umdenken. Wir das auch in diesen schwierigen Zeiten funktionieren kann, zeigen aktuell die Veranstalter in der Hansestadt Bremen, die sich zum Club 100 zusammengeschlossen haben:
In der Großeventlocation „Pier 2“ gab es einen Live-Abend zuletzt Anfang März des vergangenen Jahres. Seither befindet sich die Eventbranche im Corona-Schlaf, inzwischen seit rund 10 Monaten. Nun scheint der Wecker zumindest wieder kontaktfrei zu klingeln. In einer Kooperation zusammenschlossen zum Club 100 haben sich Veranstalter, Clubbetreiber, außerdem der Interessenverband „Clubverstärker“ sowie eine lokales Medienunternehmen.
Blaupause auch für andere Städte?
Die Idee: Kulturelle Events wie Konzerte, Lesungen und weitere Disziplinen ohne Zuschauer zu veranstalten und anschließend gegen virtuelle Eintrittskarte live zu streamen. Und dabei kämpft oder leidet eben nicht ein Veranstalter allein auf weiter Flur. Vielmehr geht es um ein Gemeinschaftsprojekt, das auch vom Land Bremen unterstützt wird. Eine solidarische Idee, die bislang ihresgleichen sucht, aber mit vermutlich auch in anderen Städten als Blaupause dienen könnte, damit überhaupt wieder etwas geschieht.
Bereits 40 Streaming-Veranstaltungen bis Mai vorgeplant
In der ersten Ideenfindungs- und Bewerbungsphase konnten inzwischen bereits 40 Veranstaltungen bis etwa Ende Mai vorgeplant werden. Darunter etwa ein Metal-Konzert, ein Poetry-Slam oder ein DJ-Set. Eine Lesung mit dem Autor Wladimir Kaminer ist bereits durchgeführt worden. Anschließend berichtet der Bestseller-Autor von der ungewohnten Atmosphäre während der Lesung vor leerem Saal. Was uns allen bewusst ist, sagt auch er; nämlich, dass eine Live-Veranstaltung von der Interaktion mit dem Publikum lebt.
Na ja, das ist nichts Neues. Er sagt aber auch, dass man nun mal mit den Gegebenheiten umgehen müsse. Es sei einfach so. Etliche Künstler wie Helge Schneider sehen das anders. Das ist uns bewusst. Auch bleibt fraglich, was an der Idee des Online-Streamings neu ist. Etliche Künstler machen das seit Monaten. Und ebenso sehen viele diese Initiative auch mit mindestens gemischten Gefühlen. Aber das Projekt soll keinesfalls zu einer dauerhaften Lösung werden, allenfalls zum rettenden Strohhalm. Vom Bundesland Bremen werden neben den Betriebskosten die Infrastruktur vor Ort und das Streaming gefördert.
Hoffen wir, dass die Förderungen wenigstens diesmal rechtzeitig ankommen, wie auch die November-, Dezember- und Januarhilfen und viele mehr, bei denen Location-Betreiber, Soloselbstständige und viele weitere noch auf Auszahlungen der vollmundig angekündigten Unterstützungen warten.
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Die Branche hat absolutes Verständnis für die Notwendigkeit der Hygienemaßnahmen und Kontaktbeschränkungen; fühlt sich aber weitestgehend vergessen. So auch mit der Bezeichnung Lockdown Light; die ist „Für die Branche ein zynischer Begriff“.