Manche Aktions- und Feiertage kommen uns vermutlich nur deshalb kurios bis absurd vor, weil wir den Hintergrund nicht kennen. So auch der Tag der Checkliste. Weshalb sollten wir Hobbybürokraten gerade Checklisten feiern? Fühlen wir uns nicht ohnehin schon bis in die letzte Faser unserer irdischen Existenz in Kontrollmechanismen festgezurrt? Ist es nicht so, dass wir durch zuweilen pathologische Selbstkontrolle der erlebenswerten Spontaneität einen Strich durch die Rechnung machen? Und jetzt, wie alljährlichen am 30. Oktober, sollen wir den Tag der Checklist feiern. Ah ja.
Kurioser Feiertag mit überaus ernstem Hintergrund
Tatsächlich aber hat dieser Tag einen ernstzunehmenden Hintergrund. Zurück geht er auf die 1930er Jahre. Es war die Zeit, als die Pioniere der Luftfahrt noch nicht mit beiden Beinen fest in der Luft standen, sondern gerne mal vom Himmel fielen. Knapp 30 zuvor waren die Gebrüder Wright mit einem Motorflugzeug abgehoben. Und immer wieder gab in den Dreißigern technische Probleme und letztlich auch Abstürze. Die meisten Probleme traten beim Start auf.
Simpler und zugleich lebensrettender Ansatz: Checklisten
Logischerweise wollten die frühen Piloten einen Weg finden, um die Probleme zu vermeiden und den Start sicherer zu machen. Es gab reichlich Fehlschläge, offensichtlich war die strukturierte Selbstkontrolle noch nicht weit entwickelt. Dann aber – für uns heutzutage schwer vorstellbar – kam der Durchbruch mit einer Banalität:
Eine Gruppe von Piloten kam auf die naheliegende Idee, eine Checkliste einzuführen. Sie nahmen also eine Liste, führten darin all jene Dinge auf, die sie vor dem Start kontrollieren mussten und hatten damit einen für heutige Szenarien selbstverständlichen, für damalige Zeiten aber wegweisenden Mechanismus entwickelt, sich selbst das Leben zu retten. Vorbildlich, das sollte man feiern.
Und weshalb sollte uns Musiker das interessieren?
Tja, und schon stellt sich die Frage, was das mit uns Musikern zu tun haben sollte. Wir fliegen ja vergleichsweise selten. Okay, mal von der Schule, dann aus einem Job und – wenn wir Pech haben – auch mal nach Malle oder so. Aber nein, darum geht es nicht. Vielmehr haben die Piloten vorgemacht, dass eine Checkliste der doppelte Boden gegen schusselige Vergesslichkeit ist. Und wir vergessen ja einiges, weil unsere Gedanken mal wieder irgendwo anders durc h die Hemisphären geistern.
Vergesslichkeit der Kreativen rechtzeitig einkalkulieren
Der Gitarrist vergisst seine Ersatzsaiten. Der Keyboarder vergisst, dass er vergesslich ist. Der Saxophonist muss noch mal nach Hause, weil er sein Saxophon vergessen hat. Und der Bassist hat vergessen, was er hier überhaupt verloren hat. Nicht zu vergessen, dass der Drummer mal wieder den Unterschied zwischen 6/8– und 4/4-Takt vergessen hat und die ganze Band mitten im Song aus der Kurve schmeißt.
Jede Menge Krempel, der unbedingt dabei sein will
Tatsache bleibt, dass erstens zum bühnentauglichen Equipment endlos viele Kleinteile gehören, die jeweils einzeln betrachtet vollkommen unscheinbar erscheinen. Wenn dir aber ein Kabel fehlt, hast du kein Kabel. Hast du dein Mikro nicht eingepackt, wird man dich nicht hören. Sind die Akkus für den Sender nicht geladen, musst du doch wieder Kabel nutzen, aber deine Kabel liegen zu Hause.
Hätte doch alles so einfach sein können, wenn du vor dem „Abflug“ zum Gig alles strukturiert kontrolliert hättest. Schon seit über 90 Jahren machen uns die Piloten vor, wie man Vorbereitung schreibt: Eine Checklist ist deine Lösung. Lasst uns feiern!
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Mit zu viel Schusseligkeit kannst du dir den nächsten Gig und auch die Karriere verbauen. Das geht rasant. Hier die Storys von „Pop-Stars, die sich innerhalb von Sekunden die Karriere verbaut haben“.