Am 21. Dezember 2020 wäre Frank Vincent Zappa 80 Jahre alt geworden. Bereits an der Aufzählung seiner unterschiedlichen Betätigungsfelder ist leicht erkennbar, mit welcher immensen Bandbreite er sich in der Öffentlichkeit präsentierte: Er war ein außerordentlich rastloser Komponist, Gitarrist, Arrangeur, Produzent und Regisseur mit immensem Output. Als er 1993 leider viel zu früh verstarb, hatte er bereits 62 Musikalben veröffentlicht. Zum nicht erlebten 80. Geburtstag alles Gute!
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Frank Zappa – The Torture Never Stop
Selbstverständnis als Entertainer ohne Selbstbeschränkung
Dabei könnte man sein Wirken und Leben unkompliziert zusammenfassen. Er war ein Künstler, ein Gesamtkunstwerk. Zappa selbst verstand sich als Entertainer und prägte dafür den Begriff der konzeptionellen Kontinuität. Ein Ausdruck, der verständlicher und greifbarer wird, sobald man gar nicht erst versucht, ihn auf einen bestimmten Song oder die Art seiner Musik zu reduzieren. Jeden Moment in der Öffentlichkeit, musikalisch oder privat betrachtete er als weiteren Mosaikstein seiner Gesamtheit.
Musikalisch und intellektuell wechselbadendes Genie
Zappa war oftmals unbequem, dann wieder herzlich und auch vielschichtig philosophisch. In seinem letzten Interview kurz vor seinem Krebstod wird er gefragt, wie man sich an ihn erinnern soll. Seine Antwort: „Es ist völlig unwichtig, in Erinnerung zu bleiben. Im Gespräch zeichnet er ein Bild von Politikern, die einen Haufen Geld und Arbeit dafür aufwenden, dass die Öffentlichkeit grandios an sie erinnern. Ihm war das gleichgültig.
Leben von und mit pointierten Gegensätzen
Musikalisch lebte Zappa von und mit Kontrasten. Komponieren bezeichnetet er als einen Akt, Klänge zu organisieren, was sich nach einer recht intellektuellen Herangehensweise anhört. Das war es nicht wirklich. Er war aber wie wenige andere imstande, das Bauchgefühl in Worte zu fassen. Andererseits konnte er musikalische Emotionen intellektuell und rational greifen und instrumentalisieren.
Frank Zappa war ein Meister der Klänge und der exakt im richtigen Moment passenden Töne. Nicht weniger als die Dualität des Lebens inszenierte er etwa in seinen Gitarrensoli. Grenzen wurden von ihm nicht akzeptiert. Licht und Schatten lagen unmittelbar nebeneinander. Eine Trennung von U- und E-Musik gab es bei ihm nicht.
Drahtseilakt zwischen Harmonie und Atonalität
So erinnern sich einige betagte Zeitzeugen möglicherweise noch an das Konzert in der Kölner Sporthalle im Jahr 1976. Zappa spielte ein Solo, das derart schön war, dass einige der Zuschauer feuchte Augen bekamen. Unmittelbar nach der puren Harmonie setzte er wieder seinen typisch sarkastischen Blick auf und spielte in der disharmonischen Atonalität. Nur ein Beispiel von vielen, doch ein bezeichnendes für seine musikalische Philosophie. Er spielte mit den Gegensätzen, so wie das Leben mit Licht und Schatten.
Bobby Brown sekundenschnell vom Plattenteller gefegt
Einer seiner bekanntesten Songs ist die 1979 erschienene Single „Bobby Browne“, ein Titel, in dem er mit diversen Anzüglichkeiten provoziert. Der Protagonist des Textes ist ein sexbesessener Lüstling, der es im Lied so gar nicht jugendfrei krachen lässt. Wie für damalige Zeiten üblich landete Zappa damit in einigen Ländern auf dem Index.
Hierzulande war man vielfach nicht so firm im Umgang mit der englischen Sprache. Frank Zappa war bei Thomas Gottschalk in der Radiosendung „Pop nach 8“. Mitgebracht hatte er eine deutschsprachige Version von „Bobby Brown“. Gottschalk legte auf und wenige Sekunden später flog die Single achtkantig wieder vom Plattenteller. Zufriedener hätte Frank Zappa gar nicht sein können. Er selbst gefiel sich in der Rolle des Bürgerschrecks.
Respektlos aus tiefster Überzeugung
Respektlos persiflierte er Legenden wie Bob Dylan, Carlos Santana oder Led Zeppelin. Ständig schöpfte er aus dem Vollen der musikalischen Stilrichtungen. Zappa war vermutlich der Vorreiter des Crossover schlechthin. Ungeniert verarbeitete er Elemente aus Rock, Pop, Jazz, Reggae, Folk, Rhythm ‘n‘ Blues und Klassik zu einem großen Ganzen. Und mit seiner Band „Mothers of Invention“ beeindruckte er hochkarätige Musiker wie John Lennon oder Jimi Hendrix so stark, dass sie gemeinsam mit ihm on Stage spielten.
Verbeugung vor Frank Zappa und seinem Schaffen
Auch wir sind höchst beeindruckt und verbeugen uns vor dem gewollt provokanten Gesamtkunstwerk Frank Zappa, dem musikalisch und intellektuell Wechselbadenden, der keine Grenzen kannte. Die Grenze des Lebens hat er am 04.12.1993 wegen einer Krebserkrankung überschritten. Und obschon ihm nie wichtig war, für irgendwen in Erinnerung zu bleiben, sagen wir zum leider nicht erlebten 80. Geburtstag herzlichen Glückwunsch!
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Die Helden vieler Musiker und Musikfans kommen langsam in die Jahre oder weilen schon nicht mehr uns. Bereits am 09.10.2020 wäre John Lennon 80 Jahre alt geworden. Hier unsere Verbeugung vor dem „genialen Musiker und freiheitskämpfenden Aktivisten“.