Einer der ganz Großen der Klassik war Igor Strawinsky. Stets auf der Suche nach neuen Klängen, Harmonien, Dissonanzen und Auflösungen, war er ein innovativ herausragender Komponist. Nach wie vor gilt er als nichts Geringeres als der bedeutendste Vertreter der Neuen Musik. Eine Erinnerung an Igor Strawinsky zu seinem Todestag vor mittlerweile 50 Jahren.
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Der Feuervogel – Suite (1919) ∙ hr-Sinfonieorchester ∙ Andrés Orozco-Estrada
Strawinsky sprengte Dimensionen und festgefahrene Hörgewohnheiten
Zu seinen berühmtesten Werken gehören die Ballettmusiken „Der Feuervogel“, „Petruschka“ und „Le sacre du printemps“, die allesamt unbestreitbar zu den wichtigsten Kompositionen des Expressionismus gezählt werden. Letzteres – auch bekannt als „das Frühlingsopfer“, zeigt beispielhaft, wie Strawinsky für noch größere Orchester komponierte und damit neue Meilensteine setzte: Es handelt sich um eine Komposition für 103 Musiker, von Bläsern über Streicher bis zu Schlagzeugern.
Seine Musik lebte keineswegs von romantischer Harmonie, stattdessen war sie in vielen Belangen ungewohnt schräg. Das Publikum war von den Dissonanzen vollkommen überfordert, um es vorsichtig auszudrücken. Und so kam es dann auch bei der Premiere von „Le Sacre du Printemps“ zu regelrechten Tumulten. Und das ging bereits gleich zu Beginn los:
Skandalös und ausgelacht: Besser hätte es gar nicht sein können
Als das Fagott mit einem äußerst hohen Ton einsetzte, erntete es – und damit Strawinsky – höhnisches Gelächter aus dem Publikum. Der Skandal nahm seinen Lauf. Dann wurde die Musik ebenso schräg wie laut, das Publikum fühlte sich derart provoziert, dass es sogar Schlägereien gegeben haben soll. Für Strawinsky war das eine Kränkung. Aber Skandale gehören ja zu den besten Werbemaßnahmen schlechthin. Dieser Tumult macht ihn berühmt.
Den eigentlichen Startschuss seiner Karriere machte bereits zuvor ein Telegramm, das er im Sommer 1909 erhielt. Bis dahin war er weitgehend unbekannt. In dem Telegramm erhielt er eine Anfrage, ob er die Ballettmusik zu einem Stoff aus der russischen Märchenwelt schreiben wolle. Der Feuervogel wurde mit seiner Wildheit, seinen außergewöhnlichen Klangcharakteristika und der von östlichen Volksweisen inspirierten Melodieführung ein absoluter Erfolg. Er hatte den Bann des Verständnisses des Konzertpublikums gebrochen.
Grenzüberschreitender Komponist und musikalischer Visionär
Strawinsky war ein Weltmusiker, der sich bei seinen Kompositionen von unterschiedlichsten ländertypischen Volksmusiken inspirieren ließ. Elemente aus dem italienischen Barock ließ er ebenso einfließen wie russische Volksweisen, europäische oder amerikanische Tänze. Dabei orientierte er sich am damaligen Mainstream allenfalls insoweit, dass er permanent Grenzen überschritt und sich in kein Korsett zwängen ließ.
Gerade aufgrund der konsequent durchgeführten Gegenläufigkeit von Dissonanzen zur harmonischen Auflösung führte er die Musikwelt in den Stil der Neuen Musik, der damals – und heute – als Neoklassizismus bezeichnet wurde. Dabei zeichnetet er sich durch immense Stilvielfalt aus; kaum eine kompositorische Technik, die er nicht beherrschte und ebenso unbedarft wie radikal verarbeitete.
Persönlicher und musikalischer Cosmopolitan
Igor Strawinsky darf mit Fug und Recht als Cosmopolitan bezeichnet werden, wenngleich zuweilen ungewollt. Geboren 1882 in St. Petersburg, Russland, reiste er mit 28 Jahren nach Frankreich. 10 Jahre später war er Wahl-Pariser, erhielt später sogar die französische Staatsbürgerschaft. Wegen der Kriegsunruhen floh er in die USA.
Sein neuer Lebensmittelpunkt war New York, wo er auch zum zweiten Mal heiratete. Grund genug für ihn, nunmehr die amerikanische Staatsbürgerschaft anzunehmen und damit seine globale Visitenkarte zu komplettieren. Der so gar nicht angepasste Igor Strawinsky verstarb 1971 im Alter von 88 Jahren in New York. Seine Werke und Einflüsse leben über seinen Tod hinaus.
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Ein ebenfalls besonderes Datum aus der klassischen Musik gab es im vergangenen Jahr 2020. Gefeiert wurden 250 Jahre Ludwig van Beethoven.