Nein, die Harfe kann nicht nur verträumt durch die Gegend plätschern. Tatsächlich kannst du damit von melancholisch bis zu groovend und rockend die unterschiedlichsten Stücke spielen. So beispielsweise auch treibenden Irish Folk. Und dafür eignet sich am besten die keltische Harfe. Hier ein geschichtlich garnierter Ausflug zu den Besonderheiten der auch als Hakenharfe bezeichneten Celtic Harp:
Check it: Hintergrundwissen zur keltischen Harfe
- Zwischen Aristokratie und Rebellion
- Hochanerkanntes Nationalsymbol der Iren
- Diverse Bauformen und Größen
- Besonderheiten beim Stimmen
- Ein paar beispielhafte Instrumente
Keltische Harfe – einst königlich, dann rebellisch
Ihren anerkannt festen Platz hat die keltische Harfe – der Name drückt es bereits eindeutig aus – in den keltischen Ländern. Obschon dieser Satz banaler nicht sein könnte, steckt Erklärungsbedarf dahinter. Zu den besagten Ländern gehören eben nicht nur Irland, Schottland und Wales, sondern auch die Bretagne. Besonders populär war die keltische Harfe im Mittelalter und zwar speziell Irland und Schottland. Dort galt sie als aristokratisches Instrument, das häufig an Königshäusern gespielt wurde.
Im 14. Jahrhundert sollte sich alles wandeln. Es war die Zeit, in der die Iren von den Engländern unterworfen worden. Denn tatsächlich gehörte Irland nicht immer zum British Empire. Und die Iren waren damit auch alles andere als einverstanden. So gab es zahlreiche Widerständler, die sich der Unterwerfung nicht beugen wollten. Und schon sehen wir, was Politik mit Musik zu tun hatte: Etliche der Widerständler spielten die keltische Harfe. Zumal die Harfe Spielenden als Unruhestifter galten, wurden die keltischen Harfen bis um etwa 1600 systematisch beseitigt.
Respekt – Nationalsymbol und immaterielles Kulturerbe der Menschheit
Die keltische Harfe begab sich in einen ungewollten Dornröschenschlaf, der beinahe 400 Jahre dauern sollte. Kein Mensch interessierte sich mehr für das Instrument. Umso erstaunlicher, als die keltische Harfe weiterhin ein typisch irisches Symbol ist. Welche immens geschichtsträchtige Bedeutung das Instrument hat, zeigen beispielsweise die einstigen Pfundmünzen und inzwischen die Irischen Euromünzen.
Darauf prangt sie als Nationalsymbol der Iren. Ach ja, und wer mit dem Billigflieger nach Malle fliegt, findet das Instrument auch auf dem Logo der Dumping-Airline Ryanair. Seit 2019 befindet sich das Spiel auf der keltischen Harfe sogar auf der Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Die Iren sind berechtigterweise ein stolzes Folk. Die keltische Harfe ist ein stolzes Instrument.
Üblicherweise Nachbauten historischer Instrumente
Das spezielle Erkennungsmerkmal der keltischen Harfe ist die typisch runde Form der Säule, obschon es diverse Bauarten und unterschiedliche Größen gibt. Ebenso kommen unterschiedlichste Materialien zum Einsatz, was für gleichermaßen verschiedene Klangfärbungen sorgt. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich vieles gewandelt. Und dennoch bleiben die keltischen Harfen ihren Wurzeln treu. Zumeist sind moderne keltische Harfen Nachbauten historischer Instrumente. Tatsächlich handelt es sich auch bei sogenannten Hakenharfen in vielen Fällen um keltische Harfen.
Material für die Saiten und Tonumfang
Wie gewähnt, es gibt diverse verschiedene Ausführungen. Im Normalfall aber haben keltische Harfen bis zu 38 diatonisch gestimmte Saiten, können auch weniger sein. So weit so gut, aber was bedeutet das? Nun, im Vergleich mit einer Konzertharfe hat die keltische Harfe einen geringeren Tonumfang. Und zwar im Bass. So gibt es beispielsweise auch Schoßharfen mit gerademal 26 Saiten.
Dabei gibt’s ein weiteres spezielles Merkmal, was sich auf die Bespielbarkeit auswirkt. Die Saiten einer Schoßharfe liegen sehr eng beieinander. Heutzutage werden Nylon-, Carbon- oder Darmsaiten verwendet. Das wiederum ist ein Unterschied zu den einstigen Instrumenten. Früher wurden Bronze oder andere Metallsaiten – zuweilen sogar aus Gold – gespielt.
Im Gegensatz zur Konzertharfe keine Pedale
Keltische Harfen haben im Gegensatz zu ihren deutlich größeren Artverwandten – den Konzertharfen – keine Pedale. Bei der Konzertharfe werden über die Pedale die Saiten um Halbtöne erniedrigt (was für ein gemeines Wort) oder eben erhöht (klingt schon besser). Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei diversen keltischen Harfen um Hakenharfen. Das bedeutet, dass über die Tonhöhe über spezielle Haken verändert wird. Sind solche Haken nicht vorhanden, bleibt das Instrument auf die diatonischen Töne begrenzt. Mit Haken kannst du eben auch die Halbtöne spielen.
Deutliche Größen- und Gewichtsunterschiede bei Celtic Harps
Die Bandbreite der verschiedenen Bauarten wirkt sich auf nicht nur auf die Größe und die Anzahl der Saiten aus, stattdessen auch auf das Gewicht. Immerhin gibt es Instrumente, die unter 2 kg wiegen und andere, die etwa 12 kg auf die Waage bringen. Die Größe und Saitenbestückung sind mit verantwortlich dafür, dass diese Instrumente weniger laut und voluminös als die Konzertharfe klingen. Zu den Vorzügen zählt die größere Mobilität. Immerhin schleppt man eine Konzertharfe nicht einfach auf den nächsten Mittelaltermarkt.
Keltische Harfe auch als Einsteigerinstrument für Kids geeignet
Okay, wir wollen uns nicht darüber auslassen, was mit einer Konzertharfe nicht geht, sondern vielmehr darüber, was mit einer keltischen Harfe machbar ist. Und zu den Vorzügen gehört eindeutig, dass aufgrund der kleineren Dimensionen, der geringeren Komplexität und des niedrigen Gewichtes auch Kids auf der keltischen Harfe lernen und spielen können. So können beispielsweise bereits Kinder ab einem Alter von ungefähr fünf Jahren mit der keltischen Harfe beginnen, ohne mit den für sie riesigen Konzertharfen kämpfen zu müssen.
Definitiv preisgünstiger als die Konzertharfe
Ganz nebenbei gesagt sind sie auch deutlich preisgünstiger. Für den Gegenwert einer ausgewachsenen Konzertharfe kann man locker mal einen Kleinwagen verkaufen. Bei den diversen Bauformen der keltischen Harfe ist das Preissegment weitaus moderater. Wenngleich du die Ausgabe auch nicht unterschätzen solltest. Immerhin wird neben der Hardware eine große Menge hochqualitativer Hölzer verbaut. Aber es lohnt sich allemal. Der Spaß auf und mit dem Instrument macht die Investition ganz sicher wieder wett.
Vor dem Spielen erstmal stimmen: Ein Stimmgerät muss her
Wenn du keltische Harfe spielen möchtest, musst du sie zunächst stimmen. Gerade weil dein Gehör erst noch geschult werden will, benutzt du dafür am besten ein elektronisches Stimmgerät. Aufpassen musst du dabei, dass das Stimmgerät nicht ausschließlich über einen Klinkeneingang für ein Kabel verfügt. Eigentlich brauchst du den überhaupt nicht.
Was du aber – bzw. das Stimmgerät – aber benötigst, ist ein integriertes Mikrofon, um die akustischen Töne überhaupt erkennen zu können. Zupfst du nun die Saite an, wird dir auf dem Display angezeigt, welcher Ton in welcher Tonhöhe erklingt. Am Zeiger siehst du, ob der Ton zu hoch oder zu niedrig ist. Und schon greifst du zum Stimmschlüssel, drehst damit am Stimmwirbel und stellst die korrekte Tonhöhe ein.
Die üblicherweise etwas andere Stimmung der keltischen Harfe
Das scheint doch vollkommen simpel zu sein. Nun ja, eigentlich schon. Wenn da nicht die spezielle Eigenschaft wäre, dass die keltische Harfe etwas anders gestimmt wird, als du eben noch gehofft hast. Zwar werden die Saiten mit einer herkömmlichen D-Dur-Tonleiter bezeichnet, allerdings werden sie davon abweichend gestimmt, nämlich üblicherweise auf Eb-Dur. Das wiederum bedeutet, dass drei Töne einen Halbton tiefer gestimmt werden, und zwar das E, das A und das H. Somit sieht die Stimmung wie folgt aus: C – D – Eb – F – G – Ab – Bb – C.