Von der Handhaltung bis zum Stopfen beim Horn

Was die Hand im Schallbecher zu suchen hat

Foto: Shutterstock von Panumas Yanuthai

Auch beim Ventilhorn bleibt die Hand im Schallstück. Einerseits um den charmanten Ton zu formen und die Intonation zu korrigieren, auf der anderen Seite für das klangtypische Stopfen beim Horn. Bei beiden Disziplinen ist die Haltung der Hand hochbedeutend. Schauen wir dem French Horn gemeinsam in den Schalltrichter.

Check it: Infos über Handhaltung und Stopfen beim Horn

  • Die Hand ist geblieben
  • Das Ende der Luftsäule
  • Korrekturfreie Hörner gibt es nicht
  • Die Hand gehört in die Mitte
  • Stopfen verändert die Tonhöhe
  • Stopfdämpfer als pragmatische Hilfe

Tonbildung und Stopfen beim Horn – die Hand ist geblieben

Beim klassischen Naturhorn musste die Hand in den Schalltrichter geschoben werden, um die Zwischentöne erzeugen zu können. Zumal die meisten Menschen Rechtshänder sind, wurde eben auch die rechte Hand in das Schallstück gesteckt. Die linke Hand hatte beim Naturhorn somit eine ziemlich simple Aufgabe; nämlich eigentlich gar keine, außer das Horn zu halten. Na ja, ist ja auch was.

Dann entpuppte sich aus dem einstigen Naturhorn das Ventilhorn. Nun könnte man glauben, aufgrund der Ventile hätte die rechte Hand im Schalltrichter nichts mehr zu suchen. Tatsächlich aber blieb sie dort, wo sie immer war. Und endlich bekam auch die vernachlässigte linke Hand eine ehrenvolle Aufgabe: Sie betätigte die Ventile. Herzlich willkommen linke Hand.

Der Grund für die Hand im Schallstück

Tatsächlich ist es so, dass das extrem breite und weite Schallstück auch beim Ventilhorn die „stopfende“ Hand sogar benötigt. Der Grund klingt kurios bis niedlich, ist aber Realität: Im Instrument entsteht beim Anblasen bekanntlich eine Luftsäule und die ist auf sich allein gestellt ein wenig hilflos. Sie weiß nämlich nicht, wo das Instrument zu Ende ist. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Also wird die Hand in das Schallstück geschoben und fungiert dort sozusagen als humanoides Stoppschild.

Ohne einen solchen Widerstand werden insbesondere die hohen Töne problematisch, zumal sie im Becher nicht stehen. Erst mit der Hand im Becher werden aus dem undefinierten Glissando definierte Noten mit ansprechendem Klang. Mit dieser Technik sind wir zunächst bei der Tonbildung. Das ist noch nicht das Stopfen beim Horn.

Das French Horn wird immer mit Hand im Schallstück gespielt. | Foto: Shutterstock von Stokkete

Viel Übung bis das Hornisten-Klischee überwunden ist

Dabei sind die Meinungen über die richtige Haltung der Stopfhand geteilt und werden in French-Horn-Kreisen auch vielfach diskutiert. Tatsache ist: Mit der nicht korrekten Handhaltung kann man einen Ton mühelos zerstören. Es geht bei der Tonbildung zunächst nicht darum, das Schallstück hermetisch abzuriegeln. Außerdem kann es Jahre dauern, bis man mit der richtigen Handhaltung die Tonbildung und das Stopfen beim Horn vernünftig erlernt hat und nicht dem Hornisten-Klischee der quietschenden Töne zum Opfer fällt. Mit der richtigen Handhaltung beim Stopfen auf dem Horn werden die hohen Töne sicherer, der Klang angenehmer; zudem kann damit vernünftig die Intonation korrigiert werden.

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Ein Horn ohne zu korrigierende Töne gibt es nicht

Letztlich ist ja gerade die korrekte Intonation beim Horn der ausschlaggebende Punkt für die Komplexität des Spielens. Von der illusionistischen Vorstellung, es gäbe ein Horn, bei dem keine Töne korrigiert werden müssen, kannst du dich per se verabschieden. Das ist aus physikalischen und bauartbedingten Gründen nicht möglich. Ein solches Ventilhorn will erst noch erfunden werden. Dabei lautet die Faustregel: Je kürzer das Horn, umso bedeutsamer ist die richtige Handhaltung; je länger, umso mehr kann man sich mit Bedacht vernachlässigen. Aber nicht verwirren lassen: Das gilt nur oberflächlich betrachtet für die Länge des Horns. Vielmehr geht es um die Länge der Luftsäule, die ja letztlich auch von den Ventilen über die Ventildrücker beeinflusst wird.

Bb-Horn reagiert gutmütiger als das F-Horn

Und bekanntlich gibt es das Waldhorn ja in unterschiedlichen Stimmlagen, so zunächst das F-Horn und das Bb-Horn als die beiden Basisvarianten. Indes das F-Horn als tieferes Instrument der beiden Instrumente sich in dieser Hinsicht als gutmütiger und pflegeleichter erweist, ist das Bb-Horn aufgrund des deutlich kürzeren Rohres und der höheren Tonlage durchaus anspruchsvoller. Und auch mit einer nicht vernünftigen Handhaltung kann man den Tönen den Garaus machen und ihnen die Konsistenz als auch stimmige Tonhöhe nehmen. Was aber ist die richtige Handhaltung für die Tonbildung und das Stopfen beim Horn?

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Für einen schönen Klang gehört die Hand in die Mitte

Zunächst wird die Hand nicht einfach wie eine halboffene Faust in den Schallbecher gelümmelt. Der erste Ansatz sollte sein, dass sie locker, aber gerade und mit ausgestreckten Fingern in den Trichter geschoben wird. Nun verändern sich die Töne. Die mittleren Töne werden tiefer, die hohen werden höher. Das ist schon mal ein Anfang, zumindest dann, wenn die Tonhöhenverschiebung um exakt einen Halbton erfolgt. Die wirkliche Lösung haben wir damit für das Stopfen bei Horn noch nicht in der Hand.

Die Lösung lautet, dass die Hand flach und gerade in den Becher geschoben wird, damit den Austritt verengt und der Handballen letztlich den Zielpunkt der Luftsäule bildet. Die Regel bei der Handhaltung sollte sein, dass eben nicht der Handrücken oder gar die Handfläche direkt an den Becher gelegt wird. Das Resultat wäre, dass ein Bereich für den Luftstrom komplett dichtgemacht wird. Das ist keineswegs beabsichtigt. Für einen schönen Klang gehört die Hand in die Mitte.

Durch die mittige Hand wird der Luftstrom nicht völlig abgebremst. | Foto: Shutterstock von furtseff

Variationen der Handhaltung jederzeit erlaubt

Selbstverständlich gibt es auch diverse Variationsmöglichkeiten, so etwa das Spielen mit im Becher anliegender Handfläche. In der Regel aber sollten die tonalen Korrekturen über den Veränderungen der Haltung des Handballens und insbesondere der Fingerspitzen erfolgen. Die Haltung der Hand für das Stopfen beim Horn könnte mit der beim Kraulen verglichen werden. Also nicht damit, wenn du jemandem den Nacken kraulen willst, sondern mit der Schwimmart, dem Kraulen. Somit waren wir nun bei der grundlegenden Handhaltung. Widmen wir uns nun detailliert dem Stopfen beim Horn.

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Durch das Stopfen beim Horn wird dichtgemacht

Der Effekt des Stopfens, der für den so charmanten, Horn-typischen Klang sorgt, entsteht, indem die Hand komplett abgewinkelt und somit der Handballen nach innen geklappt wird. Der Trichter wird nunmehr – was bis eben noch unerwünscht war – mit der Hand inklusive Handteller und Handballen komplett verschlossen. Beim Übergang vom offenen auf den gestopften Ton, sollte die Position der Hand möglichst wenig bis gar nicht verändert werden, was nicht mit Vollkommenheit möglich ist, aber zumindest der Anspruch sein sollte.

Das Problem beim Stopfen mit der Hand ist, dass manche das Horn nicht wirklich dicht bekommen und der Ton sich somit nicht angenehm, stattdessen gewissermaßen unvollkommen anhört. Solange es nicht gelingt, das Horn abzudichten, bleibt der Klang muffig und mulmig. Das war nicht das Ziel. Ebenso schwierig ist der Umstand, dass das Stopfen beim Horn für einen stärkeren Luftwiderstand sorgt. Ambitionierte Horn-Schüler müssen insofern unbedingt ihre Atemtechnik trainieren und schulen.

Erst beim Stopfen wird der Trichter abgedichtet. | Foto: Shutterstock von furtseff

Stopfen beim Horn verändert die Grundstimmung

Durch das Stopfen beim Horn – dem abgedichteten Spiel – wird die die Grundstimmung des Instrumentes verändert. Beim F-Horn bedeutet das eine Veränderung um einen Halbton, beim Bb-Horn sogar um einen Dreiviertelton. Es wird komplex: Bei gestopften Passagen wird die Veränderung auf dem F-Horn korrigiert, in dem die Töne transponiert, nämlich einen Halbton tiefer als notiert gegriffen werden.

Auf dem Bb-Horn gibt es häufig die Möglichkeit, das vierte Ventil – das Stopfventil sofern vorhanden hinzuzuschalten. Korrigiert wird über das Stopfventil die Länge der Luftsäule. Allerdings ist nicht jedes Instrument mit einem Stopfventil ausgestattet. In solchen Fällen werden die durch das Stopfen beim Horn veränderten Tonhöhen durch spezielle Griffe ausgeglichen.

Stopfdämpfer als akzeptiert komfortable Möglichkeit

Eine Möglichkeit, das Stopfen beim Horn komfortabler zu gestalten und den Schallbecher wirklich komplett dicht zu kriegen, besteht darin, einen Stopfdämpfer zu verwenden. Das funktioniert bestens. So perfekt dicht, ohne dir die Hand zu verbiegen, wirst du das ohne Dämpfer kaum hinbekommen. Allerdings bergen die Stopfdämpfer auch einen ganz pragmatischen Nachteil: Es kostet schlichtweg Zeit ihn anzubringen. Und die fehlt einfach manchmal.

Bedenken solltest du jedoch, dass das Resultat für sich spricht. Auch professionelle Musiker verwenden diese „helfenden Becher“. Und die Komponisten werden kaum in schneller Abfolge nach offenen und gestopften Tönen abwechselnd verlangen. Außerdem haben solche Dämpfer einen wirklich immensen und äußerst beachtlichen Vorteil: Die Intonation wird vollkommen simpel über eine Stellschraube oder hölzernen Stecker am Dämpfer korrigiert.

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