Spieltechniken auf der Mundharmonika für Einsteigende und Fortschreitende

Die nächsten Stufen auf der Harp-Leiter

| Foto: Shutterstock von Anastasiia Makarova

Die Mundharmonika gilt als leicht zu erlernendes Instrument. Für den Einstieg mag das stimmen. Aber die Harp auf ihre den rudimentären Anfang zu beschränken, würde ihre außergewöhnliche Vielseitigkeit nicht annähernd abbilden. Vielmehr gibt es etliche unterschiedliche Spieltechniken auf der Mundharmonika, mit denen du ihr den ganz speziellen und so beliebten Sound verleihst. Durchaus komplex, schauen wir mal:

Check it: Spieltechniken auf der Mundharmonika

  • Repertoire und Techniken erweitern
  • Puckering oder Spitzmundtechnik
  • Bending, Cupping & Co.
  • Effekttechniken

Spieltechniken auf der Mundharmonika:

Als Noch-Laie und ambitionierter Einsteiger ist man oftmals verwundert, welche Töne, Klänge und Phrasierungen Fortgeschrittene aus ihren Mundharmonikas zaubern. Okay, das Instrument an die Lippen zu setzen und ein paar simple Töne, möglicherweise auch kleine Melodien zu spielen, wird wohl nahezu jedem gelingen. Das aber ist mehr wie „Alle meine Entchen“ auf dem Glockenspiel und bildet die Facetten des Mundharmonika-Spielens nicht ansatzweise ab. Mit den richtigen Spieltechniken auf der Mundharmonika lässt sich deutlich mehr herausholen. Es wird musikalisch:

Puckering: Spitzmundtechnik ideal für den Einstieg

Üblicherweise die Spielweise, mit der Einsteiger beginnen, ist das Puckering, auch bezeichnet als Spitzmundtechnik, Pfeifmund odeer Lipping. Bei dieser der Spieltechniken auf der Mundharmonika geht es darum, mit spitzem Mund bzw. wie beim Pfeifen gespitzten Lippen auf der Mundharmonika zu spielen. Der entstehende Ton ist vergleichsweise dünn. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass du diese geringe Lautstärke durch entsprechend mehr Kraft und Luft ausgleichen musst, um ausreichend voluminöse Töne zu spielen.

Zumindest als Anfänger. Profis erreichen auch beim Puckering einen starken und fetten Ton. Vielfach wird diese Spitzmundtechnik als überholt bezeichnet. Andere sehen stattdessen als eine der Spieltechniken auf der Mundharmonika, die man für die Vielseitigkeit des Spiels beherrschen sollte.

Die Technik nicht nur für den Anfang | Foto: Shutterstock von Daria Chichkareva

Tongue Block: Mit dem Zungen-Ansatz wird’s anspruchsvoll

Insbesondere im Blues und artverwandten Musikstilen weitaus häufiger ist der Tongue Block die häufiger angewandte der Spieltechniken auf der Mundharmonika. Bereits die Übersetzung verdeutlicht den Unterschied: „Zungen-Block“. Indes die Lippen drei bis vier Kanäle gleichzeitig umschließen, übernimmt die Zunge die Aufgabe, alle bis auf einen wieder abzudecken – und bei Bedarf wieder zu öffnen.

Um diese Technik vernünftig zu beherrschen, wirst du vermutlich einiges an Trainingsfleiß an den Tag legen müssen. So vollkommen simpel ist sie nicht, aber unbedingt sinnvoll. Denn mit dieser Technik kannst du sowohl Einzeltöne als auch Akkorde auf der Mundharmonika spielen und die folglich auch abwechselnd erklingen lassen. Mit der Spitzmund-Technik ist das kaum machbar. Diese Technik benötigst du für das abwechselnde Spielen von Einzeltönen und Akkordeon, außerdem für das Oktavspiel und das sogenannte Splitting.

Mit dem Zungenblock wird’s anspruchsvoll | Foto: Shutterstock von LightField Studios

Cupping – mit den Händen den Luftraum formen

Beim Cupping stehen deine Hände im tonformenden Mittelpunkt. Den „Cup“ bildest du zunächst aus der üblicherweise linken Hand, mit der du die Mundharmonika hältst und der freien rechten Hand, mit der du nun ebenfalls die Harp abdeckst. Die Außenseite mit den Tonöffnungen versteckt sich gewissermaßen vollständig in deinen Händen. Der Cup sollte vollständig geschlossen sein. Die daraus entstehende Problematik ist ein relativ kleiner Resonanzraum. Solange die Hände geschlossen sind, entsteht bei dieser der Spieltechniken auf der Mundharmonika ein dumpfer Ton mit gedrosselter Lautstärke.

Der eigentliche Reiz liegt allerdings darin die Mundharmonika nicht dauerhaft abgedeckt zu spielen, stattdessen den Cup immer wieder leicht bis ganz zu öffnen, was für die die typisch rollende Klangfärbung wie beispielsweise bei Trucker-Songs, Country, Western und Bluegrass sorgt.

Deine Hände formen und variieren den Resonanzraum | Foto: Shutterstock von pinholeimaging

Bending – komplexe Disziplin für Fortgeschrittene

Eine der interessantesten Spieltechniken auf der  Mundharmonika und für Genres wie Blues, Rock und Country unverzichtbar ist das Bending. Wichtig zu wissen: Das Bending funktioniert nur auf Harps, mit Kanälen, die sich nicht gegenseitig beeinflussen. Per Bending kannst du Töne nach unten beugen, also in der Tonhöhe absenken. Resultat ist, dass du auf deiner Harp Töne spielen kannst, die eigentlich gar nicht vorhanden sind.

Die Basis für das Bending ist, dass zwei Stimmzungen in einem Kanal vorhanden sein müssen. Üblich ist das etwa diatonischen Mundharmonikas wie der Blues-Harp, bei denen sich jeweils ein Zieh- und ein Blaston – also zwei zwei Stimmzungen – im selben Kanal befinden. Den höheren der beiden Töne kannst du maximal um einen Halbton tiefer benden.

Abhängig von den Kanälen stehen dir weitere Töne zur Verfügung. Zusammen hängt das damit, das beispielsweise bei der Blues Harp in den Kanälen 1 bis 6 immer ein tiefer Blas-Ton auf einen höheren Zieh-Ton folgt, was sich ab dem 7. Kanal aufwärts aber umkehrt. Faktisch bedeutet das, dass im unteren Tonbereich nur die Zieh-Töne, im oberen Bereich nur die Blas-Töne gebendet werden können.

Grundsätzlich ist das Bending einer der Spieltechniken auf der Mundharmonika, die schon eine gute Portion Erfahrung voraussetzen und ausgiebig geübt werden wollen. Erzeugt werden gebendete Töne durch einen veränderten Mund-/Rachenraum und die veränderte Zungenstellung oder durch erhöhten Luftdruck. Mit verändertem Anblas- oder Zieh-Druck kannst du etwa einen Halbton runterbenden, mit der Veränderung des Resonanz- und Schwingungsraumes schaffst du sogar bis zu drei Halbtöne.

Overblow / Overdraw – der Physik ein Schnäppchen schlagen

Noch etwas anspruchsvoller ist Technik der Overbends. Das Prinzip ist ähnlich, wenn nicht sogar identisch. Auch für die überblasenen Töne musst du den Mundraum verändern. Was hier blockiert, ist die Blasszunge Der höhere der beiden Töne lässt sich um einen Halbton nach ober verändern. Hast du auf deiner diatonischen Mundharmonika das C und D in einem Kanal, kannst du mit dem richtig geformten Mundraum aus dem D ein Dis machen.

Analog zum Bending lässt sich diese Spieltechnik auf der Mundharmonika abhängig von der Position der Töne in beide Richtungen erzeugen: überblasen oder überzogen. Interessant daran ist, dass du mit dieser der Spieltechniken auf der Mundharmonika zusätzlich zum Bending noch weitere Töne erzeugen. Genau gesagt, sind es die Töne, die dir für die Chromatik noch fehlen. Grundsätzlich hängt die korrekte Ausführung auch immer mit der richtigen Atemtechnik zusammen.

Effekte für den gezielten Einsatz – bloß nicht übertreiben

Außer den Basis-Spieltechniken auf der Mundharmonika gibt es weitere, mit denen du klangverschönernde Effekte spielen kannst. Wichtig dabei ist, dass du sie wirklich sparsam, bewusst und zielgerichtet einsetzt. Ein permanent tönender Effekt ist nun mal kein Effekt mehr. Stattdessen wird er zur kuriosen Normalität, die sich dann irgendwo zwischen albern und nervig bewegt.

Vibrato – mit dem zitternden Ton haarscharf dem Kitsch nähern

Insbesondere gehört dazu das Vibrato, dass du auf unterschiedliche Weise aus deinem Instrument kitzeln kannst. Verstehen kannst du das als Zittern. Und nein, nicht du sollst zittern, es gibt keinen Grund für Schreck- oder Angstmomente, Zittern soll der Ton. Vermutlich am einfachsten zu erlernen ist das sogenannte Hand-Vibrato.

Für diesen Effekt nutzt du die freie Hand, mit der du den Cup gebildet hast. Die Harp wird nicht gekippt, der Ton gleichmäßig geblasen oder gezogen. Nun hebst und schließt du die Hand, öffnest und schließt dadurch den Resonanzraum. Diese Bewegung wird schnell wiederholt, wodurch das Vibrato erklingt. Nicht übertreiben, andernfalls könnten deinen Melodien leicht kitschig klingen.

Tremolo – der fette und an das Akkordeon erinnernde Sound

Eine weitere Effekttechnik ist das Tremolo. Erreichen kannst du das mit unterschiedlichen Spieltechniken auf der Mundharmonika. Zunächst mit dem Hand-Tremolo, auch per Kehlkopf oder Zwerchfell. Übrigens gibt es spezielle Tremolo-Mundharmonikas, bei denen die beiden Zungen leicht gegeneinander verstimmt sind. Als Resultat entsteht eine leichte Schwebung mit an- und abschwellender Lautstärke.

Aus diesem Grund wird dieses spezielle Tuning auch als Schwebeton-Stimmung bezeichnet. Der Klang der Tremolo-Mundharmonika erinnert ein wenig an den eines Akkordeons. Außerdem zeichnet sie sich durch im Gegensatz zur chromatischen oder Richter-Mundharmonika volleren Ton aus.

Tremolo-Mundharmonikas besonders beliebt in Asien

Kurioserweise ist die Tremolo-Mundharmonika, die weltweit am meisten gespielte Vertreterin der Mundharmonikas. Hierzulande hauptsächlich in Schlager und Volksmusik im Einsatz, ist sie im asiatischen Raum besonders beliebt, was sicherlich auch mit den fernöstlichen Klangvorstellungen zu tun hat. Japanische Musiker beherrschen die Tremolo-Mundharmonika oftmals virtuos. Gespielt wird sie dort über sämtliche Musikstile hinweg von traditionell über die asiatische Popmusik bis zur komplex-anspruchsvollen Klassik.

Ein beliebtes Beispiel kommt mit der Echo Mundharmonika 96 C-G von Hohner. Das doppelseitige Modell der Tremolo-Serie ist auf der einen Seite in C-Dur, auf der anderen in G-Dur gestimmt und hat somit gegenüberliegende Tonarten im Quintabstand mit  an Bord. Insgesamt ist die Mundharmonika mit 96 Stimmplatten ausgestattet, pro Tonart jeweils 48. Detailliertere Informationen findest du auf dieser Produktseite auf thomann.de.

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