Als Erwachsener ein Instrument lernen – so funktioniert‘s

Es ist nie zu spät

Foto: Shutterstock von Monkey Business Images

Der Wunsch ist vorhanden, doch die Überzeugung fehlt: Im Erwachsenenalter trauen sich viele Menschen nicht mehr zu, ein Instrument zu lernen. Dabei kursieren reichlich Thesen, weshalb das nicht mehr funktionieren kann. Hier kommt die gute Nachricht: Die lassen sich nahezu alle widerlegen. Als Erwachsener hast du sogar Vorteile. Lass dich nicht abhalten. Es ist nie zu spät.

Check it: Hilfestellung, um als Erwachsener ein Instrument zu lernen

  • Weshalb Selbstzweifel unbegründet sind
  • Wieso es eine Frage der Zielsetzung ist
  • Warum es ausschließlich um Spaß geht
  • Was inzwischen durch Studien belegt ist
  • Wie dein persönliches Trainingsprogramm aussieht

Als Erwachsener ein Instrument lernen – unbegründete Selbstzweifel

Soviel vorweg: Deine Selbstzweifel sind nicht nur unbegründet, sondern eklatant sinnlose Bremsklötze, wenn du als Erwachsener ein Instrument lernen möchtest. Sie sind wie ein Käfig, der dich davon abhält, deinen Spaß am Musizieren zu haben. Nur sollte dir bewusst sein, dass du dich selbst in diesen Käfig gesperrt hast und folgerichtig auch den Schlüssel in die Freiheit in der eigenen Tasche hast.

Wenn das rationale Hirn die Seele ausbremst

Zunächst ist es wohl angesagt, dass wir die eine oder andere Perspektive zurechtrücken und korrigieren. Im Laufe der Jahre hast du gelernt, zielführend zu denken. Arbeit muss effizient sein, Zeit zu vertrödeln gehört nicht zu deinen Stärken. Beim Lernen bist du ungeduldig, alles muss möglichst schnell gehen. Wenn eine Aktion – Deiner Meinung nach – keine Aussicht auf Erfolg hat, dann packst du sie lieber gar nicht erst an. Schon merkst du, dass dir der rational geschulte Kopf im Wege steht.

Du musst nicht den Profis das Wasser reichen können

Und nun möchtest du innerhalb kurzer Zeit, ausreichend versiert auf dem Instrument sein, um deine Lieblingssongs nachzuspielen. Selbstverständlich so, wie du sie von den Tonträgern deiner Helden kennst. Nun ja, das sind aber in der Regel professionelle Musiker. Realistisch besehen, sind das für deinen jetzigen Status schlichtweg die verkehrten Vorbilder. Zur Wahrheit gehört, dass du denen – wenn überhaupt – nicht allzu schnell das Wasser reichen können wirst. Das muss aber auch gar nicht sein.

Selbstverständlich kannst du noch in die Musikschule gehen | Foto: Shutterstock von franz12

Jeden Augenblick genießen, auch die steinigen

Was würdest du deinem Kind sagen? Vermutlich so etwas, dass es um den Spaß an der Sache geht, um die wunderbar emotionalen Facetten der Musik, darum, dass jeder kleine gegangene Schritt ein guter ist, zufrieden macht und dass alles nun mal eine gute Portion Zeit in Anspruch nimmt. Und mag der Spruch noch so abgedroschen sein; er stimmt: Der Weg ist das Ziel. Ob du also als Erwachsener ein Instrument lernen kannst oder nicht, hängst vor allem von deiner inneren Einstellung ab: Genieße jeden Augenblick, selbst wenn manche davon durchaus steinig sein können.

Freude nicht in der Zukunft, sondern im Hier und Jetzt

Hier kommt der Grund, weshalb du deinen Weg nicht als lästiges Üben empfinden, sondern dich über jeden winzigen Erfolg freuen solltest: Musik soll Spaß machen und zwar sofort. Wenn du dich erst freuen kannst, wenn du etwas Komplexes in letzter Perfektion beherrscht, liegt die Freude immer nur in der Zukunft, aber im Hier und Jetzt erlebst du sie nicht.

Welches Instrument ist im Alter leicht zu lernen?

Für Einsteiger im Erwachsenenalter eignet sich fast jedes Instrument. Zumindest dann, wenn es den körperlichen Voraussetzungen entspricht. Beliebte Instrumente bei Erwachsenen – wie könnte es anders sein, sind beispielsweise die Gitarre, das Klavier oder das Schlagzeug. Auch das Akkordeon oder die Mundharmonika haben ihre Nase bei den vergleichsweise einfach zu erlernenden Instrumenten ziemlich weit vorn.

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Ein wenig problematisch könnte es allenfalls bei den Blasinstrumenten wie etwa Trompete, Tuba oder French-Horn und ihren Artverwandten werden, erst recht beim Fagott oder der Oboe, weil das Instrumente sind, bei denen normalerweise über Jahre die körperlichen Fähigkeiten für den notwendigen Anblasdruck und die korrekte Luftführung aufgebaut werden müssen.

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Was ist das am einfachsten zu erlernende Instrument?

Das am einfachsten zu erlernende Instrument zu benennen, könnte uns leicht in die verkehrte Richtung führen. Bei grundlegend jedem Instrument wird man üben müssen. Man sollte also auch nicht mit rosarot verklärten Augen ins neue Hobby starten, wenn man als Erwachsener ein Instrument lernen möchte. Doch schlussendlich ist es mit den Einsteigerinstrumenten wie bei den Kids auch:

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Die Blockflöte gilt als das Einsteigerinstrument schlechthin. Und zwar nicht nur bei den Blasinstrumenten. Wie beim Keyboard oder Klavier als den beliebtesten Tasten-Einsteigerinstrumenten auch, ist der große Vorteil die übersichtliche Aufteilung. Und wer sich bei den Saiteninstrumenten nicht gleich an die Gitarre wagen möchte, findet ein einfach zu erlernendes Instrument mit der Ukulele.

Kann man mit 40 noch ein Instrument lernen?

Ob 30, 40, 50 oder älter: Als Erwachsener hast du gegenüber Kindern mindestens einen entscheidenden Vorteil, wenn du ein Instrument lernen möchtest. Erstens entscheidest du dich ganz bewusst und auch mit einer guten Portion wohlüberlegter Rationalität, zweitens hast du ein klares Ziel vor Augen, wie auch immer das heißen mag. Fernab verklärter Träumereien weißt du, was du willst.

Wie üblich hat die erforderliche Motivation beim regelmäßigen Üben hohe Bedeutung. Wenn Kinder sich zuweilen nicht aufraffen können, regelmäßig zu üben, übernehmen oftmals die Rolle der „Motivatoren“. Das hat sich erledigt, du bist neben vermutlich einigen anderen Dingen für dich selbst verantwortlich. Aber mal ehrlich, das sollte in deinem Alter auch nicht wirklich ein Problem sein.

Dein Vorteil ist dein rationales Denken, das hilft ungemein | Foto: Pexels von Rene Asmussen

Der Mythos des Anfangszeitpunkts ist entschlüsselt

Gemeinhin kursiert die Meinung, je früher man mit einem Instrument beginne, umso erfolgreicher könne man sein. Obschon die Auffassungsgabe als Kind sicherlich intuitiver ist, entpuppt sich die „Meinung“, Kinder lernen einfach schneller, sogar als Mythos. So hat eine Studie des Karolinska-Instituts in Stockholm ergeben, dass keinesfalls unbedingt das Alter über den Erfolg entscheidend ist. Vielmehr bestimmend den Untersuchungsergebnissen zufolge die Anzahl der Übungsstunden.

Es gibt nicht das eine Zeitfenster für den optimalen Beginn

Bereits 2020 wurde die Studie von Laura W. Wesseldijk, Miriam A. Mosing und Frederik Ullén in der Fachzeitschrift Psychological Science veröffentlicht, die zu dem Schluss kommt, dass es nicht den einen Zeitpunkt im Leben gibt, der am besten geeignet ist, ein Instrument zu lernen. Vielmehr gibt es den Forschungsergebnissen zufolge kein bestimmtes Zeitfenster, in dem das Gehirn besonders empfänglich für Musik ist. So widerlegen sie auch die übliche Annahme, Kinder würden aufgrund ihres noch jungen und flexiblen Gehirns besonders gut und schnell lernen. Zumindest auf das Lernen von Musikinstrumenten trifft das ihren Erkenntnissen nach nicht zu.

Hier geht’s zur Studie: https://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/0956797620959014

Die Archive sind prall gefüllt mit Mut machenden Studien

Und wo wir schon mal bei Studien und Forschung angelangt sind: Immer mehr Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass das Spielen eines Musikinstrumentes positive Wirkungen auf die kognitiven Fähigkeiten und die Psyche hat. Die Archive sind prall gefüllt mit geradezu erstaunlichen Untersuchungen und Meldungen. Neueren Untersuchungen zufolge kann das Musizieren die Auswirkungen des Alterns verlangsamen und bisweilen sogar umkehren. Längst belegt ist, dass an Demenz erkrankte Menschen auch in fortgeschrittenem Zustand noch über ihre Lieblingsmusik „von damals“ angesprochen werden können.

Auch das richtige Üben will erlernt sein

Verbleibt allerdings die Frage, wie du richtig übst, wenn du als Erwachsener ein Instrument lernen möchtest. Und auch in dieser Hinsicht bist du gegenüber den Kids weit voraus, da du inzwischen gelernt hast, dich und deine Abläufe zu strukturieren.

1. Aufwärmen als musikalisch-sportliches Pflichtprogramm

Grundsätzlich jedes Instrument ist ein körperliches Instrument. Deine Muskeln und Sehnen werden beansprucht, zumindest bei den etwas größeren Instrumenten dein gesamter Körper. Bereits dann, wenn du nur die richtige Haltung einnimmst, geschieht etwas mit deinem Körper, die Bewegungen sind ungewohnt. Halte dir vor Augen, dass man keinen Sport machen würde, ohne sich vorher aufzuwärmen. Und exakt das ist die sportlichen Komponente, wenn du als Erwachsener ein Instrument lernen möchtest.

Bevor es ans eigentliche Üben geht, wärmst du dich auf, machst ein paar lockere Dehnübungen, spreizt die Hände und Finger usw., machst auch gerne ein paar Situps oder Liegestütze. Der angenehme Nebeneffekt dabei, du treibst deinen Kreislauf an und schiebst eine gute Portion Adrenalin in die Adern, wodurch die Konzentrationsfähigkeit steigt und du also zugleich dein Gehirn aufwärmst.

2. Dauer der Übungssessions und Konzentrationsfähigkeit

Bekannt ist, dass das menschliche Gehirn sich durchschnittlich rund 20 bis 30 Minuten am Stück konzentrieren kann. Alles, was darüber hinausgeht, ist nichts als quälend zermürbende Zeitverschwendung. Kinder können sich meistens noch kürzer konzentrieren, aber die schweben ja förmlich durch ihren Tag. Für dich bedeutet das, dass du aktiv und bewusst Pausen einlegst.

Pausen gehören dazu, um das Erlernte zu verarbeiten. | Foto: Shutterstock von Ko Backpacko

Gib‘ deinem Gehirn die Gelegenheit, dass Erlernte zu verarbeiten. Gib‘ ihm Stille und greife nicht gleich wieder zum hektischen Smartphone. Die Faustregel, die nicht für gilt, wenn man als Erwachsener ein Instrument lernen möchte, lautet: Lieber 15 Minuten täglich konzentriert üben als einmal wöchentlich für fünf Stunden.

3. Das Zusammenspiel von Lernen und Merken

Selbstverständlich kannst du dich immer wieder durch YouTube-Videos, Instrumentenliteratur und Lehrhefte wühlen, dich dann wieder in deine Übungsstunden stürzen und unmittelbar danach wieder der Alltagshektik hinterherrennen. Das Problem ist jedoch, dass die Spieltechniken und Lektionen sich schnellstens wieder verflüchtigen würden. Um aber zielgerichtet weiterzukommen ist es wichtig, dass sich die Inhalte in deinem (musikalischen) Gedächtnis verankern.

Schon sind wir wieder bei dem Punkt angelangt, dass du dich selbst strukturieren musst. Und zwar sehr entspannend. Ebenfalls belegt ist, dass erst der Schlaf entscheidet, Gerade für die Verarbeitung von Musiktheorie und Co. sind die Tiefschlafphasen bedeutend, für die von aktiven Handlungsabläufen wie etwa den Fingersätzen sind wiederum die Traumphasen wichtig. Musik zu machen kann so erholsam sein.

4. Bei aller Freude selbstkritisch bleiben

Neben dem Spielen gehört zum Lernen vor allen das Hören. Mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit wirst du nicht permanent einen Musiklehrer neben dir sitzen haben, der dir Feedback zu deinen musikalischen Resultaten gibt. Und du musst dir vor Augen und Ohren halten, dass es um den möglichst schönen Klang geht. Also bitte nicht einfach Ohren zu und durch, sondern mit der gebotenen Portion Selbstkritik nicht nur mit den Fingern kämpfen, sondern hinhören und entsprechend korrigieren.

Das klingt auf Anhieb banal, ist es aber nicht wirklich. Denn tatsächlich haben viele Schwierigkeiten, gleichzeitig konzentrierte zu spielen und zu hören. Das sind eben zwei Prozesse, die auf unterschiedlichen Ebenen ablaufen. Konzentriert man sich auf das eine, fehlt die Aufmerksamkeit für das andere. Eine pragmatische Lösung ist es, wenn du dir ein Aufnahmegerät zulegst, zumindest Teile deiner Sessions mitschneidest und dir die Resultate in einer ruhigen Stunde anhörst. Dann weißt du, wo du nachschärfen musst.

5. Nicht auf dem Erlernten ausruhen

Wenn du die Songs, Akkorde, Melodien und Passagen ständig wiederholst, die bereits perfekt sitzen, ist das vielleicht ein erhebendes Erlebnis. Aber wirklich weiter kommst du nicht. Zielführend übst und lernst du dann, wenn du mit einem sinnvollen didaktischen Plan stets einen Schritt voranschreitest und dir zudem jene Stellen oder Spieltechniken vornimmst, bei denen es noch hakt.

Leider ist bei Kids und Erwachsenen gleichermaßen immer wieder die zwar menschliche aber letztlich unsinnige Unsitte zu beobachten, dass solche Stellen einfach überspielt, gewissermaßen verschluckt werden. Du wirst den Unterschied deutlich und voller Stolz hören, wenn die eben noch schwierigen Dinge dir plötzlich leicht von der Hand gehen und sich der Song richtig rund und schön anhört.

Wenn du von Musik fasziniert bist, leg‘ einfach los

Das Musik Spaß macht, ist uns allen bewusst. Um ein Vielfaches größer ist der Spaß, wenn du mit anderen gemeinsam musizierst. Aber dafür musst du dir jetzt erstmal einen Ruck geben und beginnen: voller Selbstvertrauen und Neugierde auf das, was da kommen mag. Tatsächlich stellt sich die Frage, ob man als Erwachsener ein Instrument lernen kann, einfach nicht. Die einzige Frage, die du nur für dich selbst beantworten kannst, ist, ob du es möchtest. Wenn ja, dann leg‘ los.

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