Carl Orff war einer der bekanntesten deutschen Komponisten und zugleich der Begründer des Orff-Schulwerks, einem nahezu weltweit verbreiteten Konzept für die musikalische Früherziehung. Kids soll der frühzeitige und einfache Einstieg in die Welt der Musik auf Basis der Orff-Instrumente ermöglicht werden. Es geht um die Verbindung von Musik, Bewegung und Sprache. Schauen wir näher hin.
Orff-Instrumente und Orff-Schulwerk: Wer war Carl Orff?
Carl Orff gehört zu den bedeutendsten Komponisten und Musikpädagogen des 20. Jahrhunderts schlechthin. Für die Rechenkünstler unter uns: Ja, das 20. Jahrhundert begann im Jahr 1901 und ging bis zur Millenniumswende im Jahr 2000. Ganz so lange ist das also wirklich noch nicht her. Geboren wurde Orff 1895 in München, wo er nach einem abwechslungsreichen Schaffen im Jahr 1982 im Alter von 86 Jahren auch verstarb.
Komponist und Musikpädagoge mit unbezweifelbarem Weltruf
Unvergessliche Spuren hatte er bis dahin in der Opernwelt, aber auch im Bereich der musikalischen Bildung hinterlassen. Seine Opern bzw. szenischen Kantaten werden noch heute vielfach aufgeführt. Das Orff-Schulwerk und die damit im unmittelbaren zusammenhängenden Orff-Instrumente werden inzwischen nahezu weltweit angewandt.

Carl Orff: Opern und sein besonderer Einfluss
Zu seinen herausragendsten und populärsten Werken als Komponist gehören die im Jahr 1937 uraufgeführte szenische Kantate „Carmina Burana“ aus den Jahren 1935/1936, außerdem die beiden Werke „Catulli Carmina“ und „Trionfo die Afrodite“, die er nach der Uraufführung von Carmina Burana als „Trionfi – Trittico teatrale“ zusammenfasste. Nicht zu vergessen, die frühe Oper Gisei, die er auf Basis einer japanischen Sage geschrieben hatte. Tatsächlich erstreckte sich sein Einfluss aber über verschiedene Genres. Orff war immer auch experimentierfreudig. Er strebte über die Grenzen der festgeschriebenen Strukturen hinaus.

Alles bisher Gedruckte einfach einstampfen
Nach der Veröffentlichung von Carmina Burana empfahl Carl Orff seinem Verleger: „Alles was ich bisher geschrieben und Sie leider gedruckt haben, können Sie nun einstampfen.“ Bis dahin war er in der breiten Öffentlichkeit lediglich als Musikpädagoge und Spezialist für alte Musik wahrgenommen worden. Mit Carmina Burana gelang ihm der Durchbruch mit unverwechselbarem Orff-Stil mitsamt der typisch dramaturgisch-szenischen Ausprägung als auch des klar konturierten, auf Bordun und Ostinato aufbauenden Ausdrucks mit insgesamt gewollt statischer Architektonik.
Was ist Ostinato?
Ein Ostinato bezeichnet in der Musik eine sich stetig wiederholende musikalische Figur, so etwa das Basso ostinato, mit dem seit dem 16. Jahrhundert eine gleichbleibende Bassfigur benannt wird, oder das melodische Ostinato. Ebenso gibt es ein rhythmisches Ostinato und diverse weitere Ausprägungen. Prägendes Merkmal ist die kontinuierliche Wiederholung.
Vom Anfang des Orff-Schulwerks
Die Idee des Orff-Schulwerks, der musikalischen Früherziehung und der folglich damit verbundenen Orff-Instrumente entstand als musikpädagogisches Konzept ab etwa Jahr 1920. Es war eine für damalige Zeiten innovative Methode für Musik- und auch Bewegungserziehung, die Orff gemeinsam mit der ebenfalls deutschen Komponistin Gunild Keetmann entwickelte.
Ganzheitliches Erlebnis mit allen Sinnen
Das Prinzip: Musik entsteht aus der Bewegung, dem Spiel und der Improvisation. Das von den beiden herausgegebene Orff-Schulwerk war eine Sammlung von Liedern, Sprechstücken, Tänzen und Instrumentalstücken für Kinder. Insgesamt bestand das Werk aus fünf Bänden, die in relativ kurzer Abfolge veröffentlicht wurden.
Eine musikpädagogische Idee geht um die Welt
Der spezielle Ansatz das Erlernen eines Instrumentes inklusive der Musiktheorie eben nicht wie einen vereinsamten Trabanten am Himmel stehen zu lassen, sondern die Bewegung mit als verständnisfördernde und spaßbringende Disziplin bei simpel spielbaren Instrumenten zu einem Gesamtkonzept zu verschmelzen, wurde von Pädagogen und Schülern derart gut angenommen, dass das Orff-Schulwerk in den Jahren darauf in etliche Sprachen übersetzt wurde.
Warum Orff-Instrumente für Kinder?
Der Vorteil der Orff-Instrumente ist, dass sie leicht und ohne Notenkenntnisse spielbar sind. Insofern sind sie bestens für die musikalische Früherziehung geeignet. Kids können ohne langes Üben musizieren und unabhängig vom Kenntnisstand teilhaben.
Welche Orff-Instrumente es gibt
Die Orff-Instrumente zeichnen sich grundlegend dadurch aus, dass sie besonders einfach – also kleinkind- und kindgerecht und ohne Notenkenntnisse – spielbar sind. Es geht um den Spaß am Musikmachen, um motivierende Erfolgserlebnisse und um gemeinsames Erleben. Eingeteilt wird das Orff-Instrumentarium traditionell in vier Kategorien, nämlich die Stabspiele, das Kleine Schlagwerk, die Fellinstrumente sowie Erweiterte Instrumente. Okay, die Aufzählung ist aus Laienperspektive wenig erklärend und bringt uns noch nicht wirklich weiter. Steigen wir also ein wenig tiefer ein.
Orff-Instrumente: Kategorie Stabspiele
Unter Stabspiele versteht man nach dem Orff-Konzept Instrumente mit auf einem Resonanzkörper befestigten Holz- oder Metallstäben. Diese Klangstäbe haben verschiedene Längen, sodass eben auch unterschiedlich hohe oder niedrige Töne erklingen, sobald sie mit einem Schlägel angespielt werden. Zur Gruppe der Stabspiele zählen Glockenspiele, Xylophone und Metallophone. Ebenfalls zu dieser Gruppe gehören die sogenannten Klangbausteine.








Was versteht man unter Klangbausteinen?
Der Name verdeutlicht bereits, dass Klangbausteine gewissermaßen wie Bauklötze immer wieder unterschiedlich zusammengesetzt bzw. verwendet werden können. Tatsächlich gehören Klangbausteine innerhalb der Orff-Instrumentariums in der Regel in die Gruppe der Klangstäbe. Nach dem aktuellen Verständnis ist der Übergang zwischen Klangstäben und erweiterten Instrumenten fließend.
Orff-Instrumente: Kleines Schlagwerk
Unter dem Begriff Kleines Schlagwerk vereinen sich aus verschiedenen Materialien bestehende Instrumente, die sich in der Regel dadurch auszeichnen, dass die Kids sie unmittelbar mit den Fingern oder den Händen spielen. Erzeugt werden hauptsächlich perkussive Klänge, wodurch sie in der Regel den Rhythmus vorgeben oder zumindest unterstützen. Dabei ist bereits der Name prägend für die Instrumente. Die sind nämlich vergleichsweise „klein“. Und so gehören zu dieser Kategorie beispielsweise Kastagnetten, Triangeln, Rasseln, Klanghölzer und diverse weitere.




Orff-Instrumente: Fellinstrumente
Nein, Fellinstrumente sind nicht besonders warm eingepackt, auch wächst ihnen kein Fell wie bei einem Schaf, das ab und zu geschoren werden muss. Vielmehr handelt es sich bei Fellinstrumenten um diejenigen mit einem über einen Rahmen gespannten Schlagfell. Gespielt mit dem Schlägel oder den Händen, werden beispielsweise Congas, Djemben, Bongos, Handtrommeln und Co. resonante Klänge aus dem tieferen Klangspektrum entlockt. Theoretisch könnte man sie auch als „großes Schlagwerk“ bezeichnen.
















Orff-Instrumente: Erweiterte Instrumente
Keinesfalls grundlos gibt es im Orff-Schulwerk die Kategorie der erweiterten Instrumente. Verstehen können wir die gewissermaßen als Sammelbegriff für diejenigen, die eben nicht zu den bereits genannten zählen. Aufgezeigt wird dadurch, dass das Konzept dynamisch und nicht statisch in Stein gemeißelt begriffen wird. Widerlegt wird damit etwa der Kritikpunkt, das Orff-Schulwerk ziele zu einseitig auf die europäische Musiktradition.
Ist ein Klavier ein Orff-Instrument?
Konzertflügel kommen zwar in jeder Partitur von Carl Orff vor. In „Prometheus“ sind es sogar acht Pianisten an vier Klavieren. Gemäß des Orff-Schulwerks ist das Klavier jedoch nicht originärer Bestandteil der Orff-Instrumente.
Erweiterungen orientiert an der elementaren Musik
So können zur Kategorie „Erweiterte Instrumente“ von anderen Kulturen geprägte Instrumente wie Cajons, Regenstäbe, Guiros, Cabasas und viele mehr gehören. Nicht auszuschließen ist auch, dass im Laufe der Gegenwart und Zukunft weitere Instrumente entwickelt werden, die man momentan noch gar nicht auf dem Schirm hat, aber der Idee der elementaren Musik entsprechen. Und weil sie dann das Klangspektrum „erweitern“ werden auch die als erweiterte Instrumente in diese Kategorie fließen.
















Wie Orff-Instrumente sich kontinuierlich weiterentwickeln
Gerade weil die Musik im Allgemeinen und das Orff-Konzept im Besonderen sich permanent weiterentwickeln, ist auch die Auswahl der Orff-Instrumente nicht statisch in Stein gemeißelt. Die kontinuierliche Fortschreibung würde man heutzutage vermutlich als „Update“ bezeichnen. Doch die Orff-Instrumente orientieren sich vordringlich an den analogen Grundlagen. Nur folgerichtig ist die Rede vom den ursprünglichen Orff-Instrumenten, zu denen beispielsweise Flöte, Fidel und Stimme als Melodieinstrumente und sogar Celli, Gamben usw. als Bassinstrumente gehörten. Heutzutage ist das aufgrund der Komplexität der Spielweise kaum vorstellbar.
Wie werden Orff-Instrumente eingeteilt?
Bei den Orff-Instrumente gibt es verschiedene Einteilungen. So einerseits in die vier Kategorien Stabspiele, das Kleine Schlagwerk, Fellinstrumente sowie Erweiterte Instrumente; andererseits auch beispielsweise die Einteilung nach Klang und Material in den sich ergebenden Untergruppen.
Praktischer Exkurs: Wie sich Orff-Instrumente einsetzen lassen
Bislang haben wir davon gesprochen, dass und weshalb sich Orff-Instrumente für die musikalische Früherziehung anbieten, dafür geradezu prädestiniert sind. Wobei die Instrumente von Orff bis auf Ausnahmen und die heutige Form nicht extra erfunden, sondern wegen ihrer speziellen Eigenarten ausgewählt und zugeordnet wurden. Nicht minder wissenswert ist allerdings, die Frage nach dem „Wie“. Auf welche Weise können Pädagogen Kids musikalisch und spielerisch motivieren?
Freie Fahrt für Einfallsreichtum und interaktives Erleben
Dazu gibt es sicherlich etliche Möglichkeiten. Schon erkennen wir, auch den Lehrenden oder Erziehenden oder Betreuende etwa in Kita sind hinsichtlich ihrer Kreativität keinerlei Grenzen gesetzt. Eine Portion Einfallsreichtum ist beim interaktiven Erleben durchaus angebracht.
Szenische Arbeit am Beispiel der Jahreszeiten
Zunächst gilt es, sich ein Szenario vorzustellen, das musikalisch, mimisch, sprachlich oder gesanglich dargestellt werden kann. Typisch wäre beispielsweise die Thematik der Jahreszeiten. Klar, die sind gefühlt alle unterschiedlich und das wissen auch die Kids. Zumal wir meistens – manche sind sich da ja nicht mehr so sicher – vier aufeinanderfolgende Jahreszeiten haben, bietet es sich an, die Kinder eben auch in vier Gruppen zu unterteilen.

Die Gedanken nicht einschränkend vorwegnehmen
Nun überlegen sich die Kinder erstens, welche Geräusche oder Stimmungen für welche Jahreszeit typisch sind, so etwa der Wind, der Donner oder die herabfallenden Blätter im Herbst, das Fallen von Regen, Hagel und Schnee im Winter, vielleicht auch die erwachenden Vogelstimmen im Frühling, das sehr sanfte Rauschen des Ozeans oder das nervige Rasenmähen des Nachbarn in der glühenden Hitze im Sommer. Es dürfte reichlich weitere Assoziationen geben; nehmen wir den Kids die Gedanken nicht vorweg.
Orff-Musik mit Geräuschen, Stimmungen und Assoziationen
Nachdem sie bereits eine Geschichte, ein Lied oder ein passendes Gedicht zum Thema gelernt haben, wählen sie die Instrumente, mit denen man eben diese Geräusche, Stimmungen und Assoziationen passend wiedergeben könnte. Wird der Donner mit einer tiefen Trommel komponiert? Werden das Herabfallen der Blätter mit Kastagnetten oder Rasseln interpretiert? Wie wird das Watscheln frisch geschlüpften Entenküken zum Ende des Frühjahrs klanglich umgesetzt?
Eigeninitiative: Keine musikalische Bedienungsanleitung
Die Pädagogen haben lediglich die Aufgabe, den Enthusiasmus der Gruppen zu koordinieren und altersgerechte Hilfestellungen und Anregungen zu geben. Das darf keinesfalls in eine musikalische Bedienungsanleitung, Struktur oder gar Regulierung ausarten. Die jeweiligen Gruppen entwickeln ihre klanglichen Vorstellungen eigenständig, mit kindlicher Spielfreude, Unbedarftheit und Perspektive. Denn die kindliche Perspektive eine erfrischend andere als die der Erwachsenen.
Die Pädagogen bleiben bei Orff in der Rolle der Lotsen
Wer hat behauptet, man könne nicht mit weit ausgebreiteten Armen durch einen Türrahmen gehen? Jedes Kind kann das. Man muss doch nur den Körper um 45 Grad drehen und seitlich hindurchschreiten. Kinder finden Lösungen – auch und gerade bei Klängen – mit für uns Erwachsene außergewöhnlichen Ansätzen. Die Pädagogen werden zu geleitenden Lotsen, mehr nicht.
Jedes Blütenmeer hat seinen eigenen Rhythmus
Zu den weiteren Szenarien, die wunderbar mit Orff-Instrumenten interpretiert werden können, gehört etwa ein farbenfrohes Blumen- und Blütenfeld. Die Kids können sich vorstellen, wie eine bestimmte Blume klingt, jedes wählt für sich seine Lieblingsblüte und dann spielen sie beispielsweise mit Glockenspielen oder Xylophonen die „Melodie der Blumenwiese“. Immer auch – eine Aufgabe, bei der die Pädagogen unterstützen können – hat das Blumenmeer einen ureigenen Rhythmus. Der ergibt sich meistens von selbst. Die „Lotsen“ sind lediglich dafür zuständig, dies ein wenig zu koordinieren.

Weshalb Kritik am Orff-Schulwerk meistens konstruktiv ist
Zur Wahrheit gehört auch, dass es immer wieder Kritik am Orff-Schulwerk gegeben hat und weiterhin gibt. Die sollte man allerdings aus der richtigen Perspektive begreifen. Schon der Ausdruck „Kritik“ ist heutzutage ja meistens negativ konnotiert. So ist es in diesem Fall eher nicht. Vielmehr will die Kritik als positive Anregung verstanden werden, um das pädagogische Konzept der musikalischen Früherziehung weiterhin zu internationalisieren, die Ansätze zeitgemäß aktuell zu halten und somit bei aller kindgerechter Bodenständigkeit nicht im ewig Gestrigen zu verstauben.
Überproportional auf die musikalische Praxis konzentriert
Kritisch gesehen werden interessanterweise Aspekte, die eigentlich zu den anthroposophischen Vorteilen des Orff-Schulwerks zählen. So heißt es beispielsweise, das Schulwerk fokussiere sich zu sehr auf die musikalische Praxis, wobei Disziplinen wie Musiktheorie und Musikanalyse vernachlässigt werden. Mag sein; aber exakt der simple Zugang zu Musik und Bewegung ist doch einer der elementarsten Ansätze von Carl Orff schlechthin. Würde Musiktheorie die Früherziehung nicht unnötig verkomplizieren?
Mit voller Absicht auf die Improvisation ausgerichtet
Unmittelbar damit im Zusammenhang steht der häufig geäußerte Kritikpunkt, das Orff-Schulwerk sei zu sehr auf die Improvisation ausgerichtet. Auch das lässt sich nicht von der Hand weisen. Und auch hier wird wieder das Positive ins Negative verkehrt. Schließlich soll das Orff-Schulwerk die musikalische Kreativität der Kinder fördern. Ihnen allzu früh ein Korsett aus statischen und nicht minder komplexen Regularien zu schnüren, könnte die kreativ freie Entfaltung im Keim ersticken. Notenkenntnisse, Harmonielehre, musikalische Formenlehre und all solche Dinge können doch später immer noch kommen, sobald die rationale Wahrnehmung altersgemäß geschärft ist.
Unbezweifelbar auf die kindliche Entwicklung fokussiert
Immer wieder zaubert die Bemerkung ein Lächeln quer durchs Gesicht, „(…) Das Orff-Schulwerk fokussiet sich zu sehr auf die kindliche Entwicklung und hält im Umkehrschluss zu wenige Herausforderungen für ältere Schüler bereit.“ Öhm, ja. Stimmt. Es ist schließlich ein Konzept der musikalischen Frühförderung. Ebenso könnte man einer Kindertagesstätte vorwerfen, dass die Kids nicht innerhalb von zwei Jahren ihren Doktortitel in Quantenphysik machen können. Der Vorwurf scheint leicht absurd.
Gruppenarbeit als Basis für die soziale Kompetenz
Und nicht zuletzt sehen nicht nur manche Pädagogen die Tatsache mit kritischen Augen, dass das Orff-Schulwerk stark auf die Gruppenarbeit ausgerichtet ist und die individuell differenzierte Förderung auf der Strecke bleibt. Das stimmt zweifellos, aber kann auch nicht als negativer Kritikpunkt gelten. Im Zentrum der musikalischen Früherziehung nach Carl Orff stehen das gemeinsame Erleben und die Entwicklung des eigenen Selbstwertgefühls in sozialer Kompetenz. Niemand hat behauptet, die Arbeit mit dem Orff-Schulwerk schließe andere, daran anschließende Konzepte aus.
Kritik der Orff-Community ist konstruktiv gemeint
„Kritik“ wird ja vielfach als Streit empfunden. So ist es beim Orff-Schulwerk nicht oder allenfalls selten. Vielmehr sind Musikpädagogen und erst recht die Orff-Gesellschaft – weltweit – darum bemüht, die Vorzüge kontinuierlich mit zeitgemäßen Erkenntnissen weiterzuentwickeln. Das Orff-Schulwerk ist kein starres Konzept und war auch niemals in der Form angedacht. Vielmehr sollen die Kids durch Freiraum für Improvisation, Experimentieren und Gestaltung gefördert werden. Den Kindern werden unter Anleitung Wege eröffnet, die Fußspuren sollen sie selber setzen, ohne an feste Regeln gebunden zu sein.
Vorteile des Orff-Schulwerks im Vergleich zu anderen Methoden
Das Orff-Schulwerk nutzt die natürliche Verbindung von Musik, Bewegung und Sprache, die allen Menschen innewohnt. Durch den umfassend natürlichen Ansatz wird die Musik zu einem ganzheitlichen, alle Sinne ansprechenden Erlebnis.
Irgendwie politisch arrangiert, es bleibt rätselhaft
Klar lebte und arbeitete Orff in einer krisenhaften und kritischen Zeit. So war auch später sein Verhältnis zum Nationalsozialismus umstritten. Obschon er kein Mitglied der NSDAP war, fehlte den Kritikern doch die Abgrenzung. Irgendwie arrangierte er sich mit dem Regime, um seine künstlerische Freiheit zu bewahren. Seine Geschichte bleibt in diesem Kontext etwas rätselhaft. Obschon eigentlich erwartet wurde, dass er als Komponist ein weitere Opfer der unterdrückenden Kulturpolitik wurde, schaffte er es, seine Musik in der damaligen Zeit zu etablieren.
Vielleicht war er aufgrund der Kontraste wenig greifbar
So ganz greifbar oder nachvollziehbar war das nicht. Er hatte viele jüdische Freunde, arbeitete mit Berthold Brecht zusammen und war zugleich ein gefundenes Fressen für diejenigen, die gegen die angeblich entartete Kunst vorgingen. Konträr dazu betonte er öffentlich seine Abneigung etwa gegen den damals staatlich verpönten Jazz. Andererseits hatte er Kontakte zu Nazi-Beamten. Die Konstellation ließ weder in die eine noch die andere Richtung wirklich deuten. Tatsache ist, dass die Uraufführung von Carmina Burana 1937 äußerst umstritten war.
Zwischen Überzeugung, Kalkül und Überlebenswillen
Kein Mensch konnte mit Gewissheit sagen, ob Orff aus politischer Überzeugung handelte oder seine Statements einfach nur ein Kalkül des musikalischen und auch persönlichen Überlebens waren. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er von den Alliierten mit einem Aufführungsverbot belegt und auf eine schwarze Liste gesetzt. Als das wenig später wieder aufgehoben wurde, zumal ein amerikanischer Freund ihm half, seinen Namen wieder reinzuwaschen, widmete er sich verstärkt der musikpädagogischen Arbeit.
Vielfach ausgezeichnet – ein Leben mit der Musik
Carl Heinrich Maria Orff hatte an der Akademie für Tonkunst in München studiert. Mit gerademal 20 Jahren wurde er Kapellmeister bei den Münchner Kammerspielen. Bereits im Alter von 16 Jahren hatte er Lieder zu Texten von Heine und Hölderlin geschrieben. Sein ganzes Leben dreht sich um Musik und damit verbunden eben auch um Musikpädagogik. Für sein Wirken wurde er später mit diversen Ehrungen ausgezeichnet, darunter das Bundesverdienstkreuz und das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.
Orffs Werk ist auch heute lebendig wie selten zuvor
Und Orffs Idee lebt auch nach seinem Tod im Jahr 1982 weiter. Gepflegt wird sein Nachlass durch die Carl-Orff-Stiftung; zudem gibt es etliche Veranstaltungen, Konzerte, Festivals und vieles mehr, bei denen seine Musik in unterschiedlichsten Interpretationen aufgeführt wird oder beispielsweise die Musik von Komponisten, die für das Orff-Instrumentarium komponiert haben. Nicht zu vergessen, die Carl-Orff-Tage oder die Carl-Orff-Kompositionswettbewerbe. Beispielsweise zum Orff-Jahr 2020 gab es in ganz Bayern mehr als 50 Veranstaltungen.
Was ist das Orff-Schulwerk?
Das Orff-Schulwerk ist ein nach Carl Orff benanntes musikpädagogisches Konzept für Kinder. Grundlage des Orff-Schulwerks ist der kreative Umgang mit den Elementen Musik, Sprache und Bewegung. Das Orff-Schulwerk kennt erstens die Orff-Instrumente und zweitens die Orff-Kompositionen, also einfache Musik für Kinder.
Wie hat das Orff-Schulwerk die Musikpädagogik beeinflusst?
Der pädagogische Ansatz von Carl Orff verfolgt des Leitgedanken, dass Musik im Menschen selbst beginnt, in seinem Herzschlag und Atem. Im Umkehrschluss war er davon überzeugt, dass Musik und Bewegung in jedem Kind unverstellt vorhanden sind. In der Musikpädagogik nach Orff lernen Kinder lernen Kinder im selbstständigen Lernen und vitalen Erleben.
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